Mahou Shoujou

Riko hörte Kimikos Gemurmel und folgte sofort ihrem Blick - als sie Ichijo und Ayaka zusammen sah, welche wohl ebenfalls zusammen unterwegs waren konnte sie nicht anders als Grinsen.
"Oh, das ist Ayaka aus meiner Klasse und Ichijo-kun." Erklärte sie. "Ich und Takashi haben die zwei neulich auf der einen Convention getroffen. Lass uns kurz Hallo sagen!"
Mit den Worten war sie auch schon aufgestanden und lief auf die beiden zu.
"Was für ein Zufall!" Grinste sie freudig und als Ichijo sie wahrnahm wirkte er auch erfreut - zumindest war es das was sie sich bei seiner geringen Mimik einreden wollte.
"Oh. Hi, Riri." Begrüßte er sie, monoton wie eh und je.

Ayaka zuckte zunächst zusammen und wirkte, soweit Kimiko erkannte, zunächst alles andere als glücklich darüber, dass sie angesprochen wurde. Doch hielt diese Mimik so kurz an, dass sie sich nicht sicher war, ob sie es wirklich so gesehen hatte. Mit einem freundlichen Lächeln ging auch sie ein paar Schritte auf Riko zu.
„Ricchi, was für ein Zufall“, sagte sie freundlich. „Ich wusste gar nicht, dass du auch hier bist.“ Ayakas Blick blieb auf Kimiko hängen, die nun auch dazu kam.
„Hi, ich bin Kimiko“, meinte sie schnell und hielt ihnen beiden die Hand hin, wobei sie gerade bei Ayaka den Eindruck hatte, dass ihr der Händedruck zuwider war. „Freut mich, euch kennenzulernen.“

Ichijo nahm die Hand entgegen, verzog jedoch keine Mimik dabei.
"Freut mich." Erwiderte er knapp.
"Was macht ihr hier?" Fragte Riko, grinste verschwörerisch. "Oder stören wir etwa bei einem Date?"

„Wie kommst du darauf?“, protestierte Ayaka und machte eine wegwerfende Geste. „Wir waren zum Lernen verabredet und haben noch ein paar Snacks besorgen wollen.“
Kimiko runzelte die Stirn. Und dafür ging man extra ins Einkaufszentrum? Nun ja, jeder wie er mag. Ihr Blick ruhte wieder auf Ichijo. Diese ausdruckslose Art war ihr irgendwie unangenehm, dennoch… Jetzt von der Nähe her.
„Sag Mal, kann es sein dass du auch an der XXX-Oberschule bist?“, fragte sie ihn schließlich, während die anderen beiden diskutierten.

Ichijo nickte.
"Mhm. Ich bin im Technik-Kurs, drittes Schuljahr." Erwiderte er knapp, schien Kimiko genau zu mustern.
"Du bist in der Parallelklasse, richtig?"

„Das stimmt“, meinte sie. „Ich bin im Wirtschafts-Kurs, ebenfalls dritte Klasse.“
Noch immer war Kimiko unschlüssig, ob sie ihn gesehen hatte oder nicht. Andererseits erinnerte sie sich daran, dass es in einer der Parallelkassen wohl einen Schüler gab, der sehr groß war aber um den sonst alle einen riesen Bogen machten. Allmählich verstand sie auch warum. Dieses monotone, ausdruckslose von ihm war regelrecht gruselig.

Riko grinste. "Die Welt ist klein, was? Ich wusste gar nicht das du auch auf die Schule gehst, Ichijo-kun."
Er lächelte leicht, und Riko bildete sich ein das es bestimmt an ihrem ansteckenden Grinsen lag.
"Das stimmt wohl. Was macht ihr denn hier, Riri?"
"Oh, wir machen nur ein paar Weihnachtseinkäufe, quasi. Für eine kleine Party unter Freunden." Antwortete sie freudig und deutete auf die vielen Einkaufstüten die die beiden mit sich schleppten.
"Das klingt spaßig."
"Nicht wahr~?"

„Eine Weihnachtsfeier?“, fragte Ayaka skeptisch, wobei Kimiko auch nicht sicher war, ob da nicht irgendwo Neugier mitschwang. „Ich wusste gar nicht, dass das hier üblich ist. Ist das nicht eigentlich so ein amerikanisches oder europäisches Ding?“
„Nicht zwingend“, erklärte Kimiko. „Wobei wir das hier natürlich anders feiern. Bei uns wird es beispielsweise ein kleines Beisammensein unter Freunden.“

"Wobei der 24. Selbst für romantische Zwecke gedacht ist, zumindest habe ich das so gehört. Manche meinen es wäre der romantischste Tag des Jahres sogar." Sagte auch Riko und zwinkerte Ayaka zu.
Ichijo schien den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden zu haben - fragend, fast schon verwirrt sah er Riko an, sagte aber nichts dabei.

Ayakas Gesicht wurde eine Nuance röter.
„Als wenn mich das interessieren würde“, meinte sie etwas lauter und schriller, als angebracht wäre.
Kimiko musste schmunzeln. Sie verstand genau, warum Riko das gesagt hatte.
„Aber du wärst doch bestimmt nicht abgeneigt, würde Ichijo-San dich einladen?“, fragte sie. Direkt wurde sie noch roter.

Rikos Grinsen wurde noch breiter und gerade liebte sie Kimiko dafür, direkt eingestiegen zu sein. Nur Ichijo tat ihr etwas leid - in seiner Unbeholfenen Art schien er nicht wirklich zu merken was die beiden andeuten wollten.
"Wie auch immer, wir wollen euch nicht länger vom lernen abhalten, oder Kimi-chan?" Fragte sie ihre Freundin schließlich.

„Ganz deiner Meinung“, schloss Kimiko sich an und zwinkerte Riko zu. „Also dann, Ichijo-San, Ayaka-San, viel Erfolg beim Lernen.“
In Ayakas Gesicht sah sie noch wie sich gefühlt hundert Emotionen spiegelten – Wut, Entsetzen, Verwirrung. So sehr sie sich auch bemühte klar zu bleiben, so sehr fiel es ihr auch schwer. Genauso wie Kimiko Schwierigkeiten hatte, nicht laut los zu lachen.

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Noch während Riko und Kimiko on ihrem Blickfeld waren, wandte sich Ayaka Ichijo zu und begann ihn weg zu schieben. „Lass uns gehen, Ichi“, murmelte sie genervt. Was bildeten sich diese Weiber ein? Sie einfach so bloß zu stellen? Und überhaupt, was sollten diese ganzen Andeutungen? Nicht, dass sie etwas dagegen hätte, wenn er sie einladen würde. Abweisen würde sie ihn bestimmt nicht. Aber überhaupt davon auszugehen, dass sie es möchte!
Sie seufzte schließlich, als die anderen außer Sichtweite waren und blieb stehen.

Ichijo war immer noch verwirrt über die Situation, doch noch verwirrter war er, als Ayaka plötzlich stehen blieb.
"Alles in Ordnung, Ayaya?" Fragte er und drehte sich zu ihr um.

Ayakas sah ihn an und seufzte erneut. Was machte sie sich auch für Sorgen? Ichijo würde es eh nicht verstehen, solange man es ihm nicht direkt sagte. Auch wenn sie fast ein wenig enttäuscht darüber war, dass er nicht auf den Zug aufgesprungen war.
Seit der Convention hatten sie sich noch einmal getroffen, er hatte ihr seine Switch mit diesem Spiel… Animal Crossing mitgegeben. Bisher hatte sie keine wirkliche Zeit gehabt es anzufangen, hatte die Geste aber doch als sehr niedlich empfunden. Und auch wenn sie es nicht zugab, irgendwie wünschte sie sich schon dass er sie einladen würde. Oder sollte sie es tun? Schließlich war das heutige Treffen zum Lernen auch schon ihre Idee gewesen. Verdammt, warum beherrschte auch ausgerechnet ein Kerl wie er ihre Gedanken?
„Alles gut“, meinte sie nach einer Weile und schloss wieder zu ihm auf. „Lass uns gehen, solange die Bibliothek noch offen hat.“

Ichijo beugte sich, nachdem sie zu ihm aufgeschlossen war, zu ihr runter. Skepsis lag in seinem emotionslosen Blick, fast sogar sowas wie Sorge. Hatte er wieder etwas nicht verstanden und sie unglücklich gemacht? Oder wollte sie vielleicht doch Weihnachten mit ihm verbringen? Er war sich unsicher.
"Wir können auch bei mir lernen wenn du magst. Da haben wir vielleicht mehr Ruhe." Antwortete er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. Egal wie sehr er es versuchte, er wurde aus ihr nicht schlau.

„Bei dir?“, sie sah ihn skeptisch an. Sie hatte die Bibliothek vorgeschlagen, da Jungs in ihrem Wohnheim verboten waren. Gleichzeitig hätten sie genug Bücher um sich herum. Dann bemerkte sie seinen Blick und fragte sich, ob dieses Mal tatsächlich ein Hauch von Emotionen mitschwang.
„Warum nicht“, seufzte sie letztlich. „Nicht dass ich so wild darauf bin, deine Eltern kennenzulernen, aber wahrscheinlich ist’s angenehmer als in einer Bibliothek, in der man sowieso nicht reden darf.“

Ein stechender Schmerz machte sich in seiner Magengegend breit als Ayaka das Wort "Eltern" erwähnte.
"Meine Pflegeeltern wird das egal sein ob wir da sind oder nicht." Sagte er knapp und zuckte mit den Schultern. "Außerdem rede ich lieber mit dir als in der Bibliothek zu sitzen und nichts sagen zu müssen. Zudem liegt das näher."
Innerlich hoffte er das sein Zimmer einigermaßen aufgeräumt war, war fast sogar ein wenig aufgeregt. Er hatte noch nie Besuch, vor allem nicht seit er bei den Personen lebte die bis zu seiner Volljährigkeit Unterhalt für ihn einkassierten - daher war umso glücklicher das Ayaka einfach so zugestimmt hatte.

Ayaka horchte auf. Pflegeeltern? Dann waren das also tatsächlich nicht seine echten Eltern…
„Verstehe“, sagte sie dazu nur.
Sie kannte selbst den Schmerz, von den eigenen Eltern sitzen gelassen zu werden nur zu gut. Schließlich waren die der einzige Grund, weshalb sie in einem Wohnheim leben musste – auch wenn sie ihre Eltern zugegebenermaßen nicht vermisste. Vorsichtig tastete sie nach seiner Hand, ließ aber nach einer direkten Berührung direkt wieder ab. Stattdessen rang sie sich ein Lächeln ab.
„Dann lass uns gehen, ich habe langsam genug von diesem vollen Einkaufszentrum.“

Als Ayaka seine Hand berührte verspürte er eine komische, angenehme Wärme in sich und es kam das Bedürfnis auf, diese festzuhalten und nicht wieder loszulassen. Er nickte schließlich nur und die beiden machten sich auf den Weg zu dem Ort, den er momentan sein Zuhause schimpfte.

Dort angekommen war wie zu erwarten keiner Zuhause - selbst wenn hätten sie ihnen eh keines Blickes gewürdigt, mit Glück wäre vielleicht eine knappe Begrüßung rausgekommen. Ichijo hatte schon lange aufgehört, das zu hinterfragen; vielleicht lag es auch einfach an ihn und seiner eigenen Art weswegen auch seine Pflegefamilie nichts mit ihm anfangen konnte.
Als die beiden schließlich sein Zimmer betraten war er erleichtert das er kein komplettes Chaos hinterlassen hatte: sein Technikkram hatte er fein säuberlich zurück in die Kisten geräumt, und auch die Regale, die voller Nerdkram wie Figuren, Spiele und Filme bestückt waren hatte er einigermaßen ordentlich hinterlassen.
Nachdem er ein Stuhl aus der Küche geholt hatte nahm er schließlich an seinem Schreibtisch Platz und fühlte sich überraschend verunsichert.
"Also Ayaya, worum ging die nächste Klausur nochmal?" Fragte er schließlich, monoton wie immer, und sah sie an.

Ein wenig unwohl war Ayaka schon, als sie das ansonsten leere Haus betraten. In ihrer alten Schule – einer reinen Mädchenschule – hatte man den Mädchen immer eingetrichtert, dass sie nicht einfach zu einem Jungen gehen sollten. Es war gefährlich und unrein. Oder irgendwas die Richtung. Jedenfalls erwischte sie sich bei Gedanken über gewisse Dinge, die geschehen könnten wenn ein Mädchen und ein Junge alleine waren. Dann blickte sie jedoch zu Ichijo und entschied diese Gedanken zu verdrängen. Dieser Junge war viel zu langsam, viel zu rein um auf solche Gedanken zu kommen. Verdammt noch mal, er verstand nicht einmal die einfachsten Andeutungen die sie gab. Also warum machte sie sich deshalb Gedanken?
In seinem Raum fühlte sie sich für den ersten Moment ein wenig erschlagen. All die Figuren, Games und Filme die die Wände und Regale dekorierten, sie erkannte sogar einige Konsolen älterer Generation die fein säuberlich aufgereiht waren. Gleichzeitig beneidete sie Ichijo ein wenig um diese Leidenschaft, hatte sie selbst nie wirklich eine entwickelt.
Für einen Moment wirkte sie enttäuscht, als er sie nach ihrer Klausur fragte. Entschied aber dabei, dass es schlichtweg typisch für ihn war und wühlte in ihrer Tasche nach ihren Unterlagen. Sie würde vielleicht anders andeuten müssen… was dachte sie hier eigentlich? Das einzige was sie wollte, war sein Wissen ausnutzen um ihre Noten zu verbessern. Nicht mehr!
„In erster Linie ist Mathe mein Problem“, gestand sie und setzte sich auf den freien Stuhl, legte ihren Block auf den Tisch und blätterte bis zu den Aufgaben, mit denen sie Probleme hatte. „Gezielt das hier.“

Ichijo beugte sich zu ihr rüber um einen genauen Blick auf die Unterlagen werfen zu können und wurde irgendwie das Gefühl nicht los, das sie unzufrieden war.
"Ich bin wahrscheinlich nicht der beste Lehrer, ich werde aber mein bestes Geben." Sagte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, in der Hoffnung das sie dann wieder etwas zufriedener mit ihm war.
Die nächste halbe Stunde bemühte er sich wirklich, die Formeln verständlich und nicht ganz so monoton zu erklären als was es bei ihm die Norm war und beantwortete geduldig alle aufkommenden Fragen die sie hatte. Und trotz allem wirkte sie irgendwie anders und Ichijo fragte sich still ob es daran lag was Riko und ihre Freundin gesagt hatten - schließlich hatte sie sich seitdem erst so verhalten.
"Du, Ayaya?" Fragte er plötzlich inmitten der vielen Zahlen und Buchstaben. "Willst du Weihnachten mit mir verbringen?" Die Frage selbst stellte er wie immer ohne eine Wimper zu zucken, monoton und doch sanft. Er spürte wie sich eine gewisse Aufregung in ihm breit machte, während er ihre Antwort abwartete, die ihn noch mehr verwirrte als was es Ayaka mit ihrem Widersprüchlichen Verhalten eh schon tat.

Die Frage kam erstaunlich unerwartet und sie wusste nicht genau, wie sie empfand. Auf der einen Seite freute sie sich, auch wenn sie diesen Gedanken nicht zuließ. Gleichzeitig fragte sie sich aber auch, warum verdammt noch mal er erst jetzt darauf kam! Hatten Riko und ihre Freundin nicht genug Andeutungen gemacht? Und eigentlich wollte sie das doch eigentlich nicht... oder? Ebenfalls ignorierte sie ihren Herzschlag und das Blut, das ihr ins Gesicht schoss.
"Das hätte dir ruhig früher einfallen können", murmelte sie leise und wandte den Blick von ihm ab, spielte dabei mit der Kette, die sie sich heutee umgelegt hatte. "Aber wenn du mich so darum bittest, können wir gerne den Tag miteinander verbringen."

Er war mehr als verwirrt über ihre Reaktion und wusste selbst nicht so ganz wie er damit umgehen soll.
Freute sie sich jetzt darüber? Oder war sie doch wieder verärgert? Menschen waren in so oder so ein Rätsel, aber dieses Mädchen nochmal besonders schwierig zu lesen.
"Das würde mich freuen." Erwiderte er schließlich lächelnd, bis ihn auffiel das er ja eigentlich gar keine Ahnung von Weihnachten hatte, geschweige denn was man an diesem Tag machte. Er wusste aber das diese Frage sie wohl am Ende auch nur verärgern würde, demnach hatte er eine andere Taktik.
"Gibt es etwas was du an diesem Tag gerne machen möchtest?"

„Hmm“, machte sie laut und überlegte, versuchte sich dabei nicht anmerken zu lassen dass es ihr erstes Weihnachts-Date war. Konnte man das überhaupt Date nennen? Im Grunde schon oder? Auch wenn Ichijo wahrscheinlich nicht annähernd begriff, was das zu bedeuten hatte.
„Wir könnten schauen ob das Aquarium offen hat“, schlug sie vor. „Und vielleicht einen Kaffee trinken.“ Sie räusperte sich und bemühte sich wieder um eine gleichgültige Stimme, obwohl sie sich schon irgendwo darauf freute. Verdammt, dieser Typ hatte irgendetwas, was sie doch anziehend empfand. Oder war es vielleicht gerade seine gleichgültige Art?

Ichijo lächelte erneut. Die Idee gefiel ihm sehr - er war noch nie in einem Aquarium und gleichzeitig wirkte Ayaka zufrieden.
"Okay, dann Machen wir das." Stimmte er ihr zu. "Dann lade ich dich ein."