Central Hell Goddess - NEW

Sie grinste ihn an. "Was meinst du denn?" fragte sie neckisch, überrascht über sich selbst. Es war, als würde dieser Mann ein Stück weit ihre Menschlichkeit zurückbringen - und sie wusste nicht, ob sie ihm deshalb dankbar sein, oder ihn verfluchen sollte.
Entweder er hatte die wenigen Male bemerkt, wo Ares sie übernommen hatte, oder dieser verfluchte Dämon spielte seine Rolle wirklich verdammt gut. Egal was es war, sie war gespannt, wie aufmerksam Caleb wirklich war.

Ein wenig überrascht war er ja schon über ihre Reaktion, doch dann lächelte er sie an, wirkte dennoch tief in Gedanken. "Na ja... Wie soll ich sagen..." Er strich sich mit der Hand durch die Haare, wie er es immer tat, wenn er die richtigen Worte suchte. "Ich frage mich einfach, ob ich nicht vielleicht auch... von einem Dämon besessen bin.", gestand er schließlich. Er schaute ihr ernst in die Augen, während er ihr erzählte, dass er hin und wieder Gedächtnislücken hatte und dann selbst nicht wusste, was er in diesen Momenten tat. Er verschwieg jedoch zunächst, dass es einer solcher Momente war, in denen er sein eigenes Schicksal besiegelt hatte. "Ich weiß, es klingt verrückt.", sagte er schließlich. "Gerade jetzt, wo du mir deine Geschichte erzählt hast." Er traute sich seltsamerweise nicht, sie anzuschauen. Er hatte Angst vor ihrer Reaktion. Wollte das gewonnene Vertrauen nicht wieder zerstören. Aber er musste es ihr einfach erzählen. Vielleicht wusste sie ja Rat, sie, die so viel mehr erlebt hatte als er.

Sie beugte sich zu ihm, und sah ihm in die Augen, während sie ihn aufmunternd anlächelte. "Tja, dann musst du wohl in Zukunft damit rechnen, das ich dich einfach töten werde, wenn du mir komisch vorkommst."
Dann lehnte sie sich zurück in ihren Stuhl, und betrachtete den Anblick vor sich. Es wirkte fast so, als wäre er das geworden, aus was man ihr früher machen wollte. Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber sie würde ihn im Auge behalten, so viel war sicher. Aber sollte dem wirklich so sein.. Rhea konnte nicht anders, als sich ein Stück weit verantwortlich dafür zu fühlen. Dennoch, den Gedanken behielt sie für sich. Sie wusste nicht, wie Caleb auf ihre Vermutung reagieren würde, und sie wollte ihn nicht noch mehr verunsichern.
"Wenn's wirklich ein Dämon wäre", sprach sie schließlich, während sie die Beine überschlug. "Dann hättest du ständig eine widerliche, abartig nervende Stimme in deinem Hinterkopf, die das meiste was du tust unnötig kommentiert." Erzählte sie, und hörte schon Ares' innerliche Proteste. Sie musste schmunzeln. 'Du weißt, das ich dir die Tour ganz einfach versauen könnte?' grinte er in ihr.
'Dabei ist es doch das was du wolltest. Das ich endlich wieder menschlicher werde.' antwortete sie ihm.

Er lachte leise. "Ich glaube damit könnte ich leben.", sagte er schließlich und schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Auf seltsame Art und Weise beruhigte ihn ihre Aussage tatsächlich. So wusste er, dass er in einem solcher Momente nicht wieder irgendwas anstellen würde. Und er wusste sich lieber Tot, als dass er den Gedanken ertragen könnte, dass er sie angreifen würde in so einem Fall. Auch wenn er nicht glaubte, dass er eine Chance gegen sie haben würde, er wollte es nicht riskieren.
Schließlich grinste er schelmisch. "Aber eins muss man dir lassen, Rhea", sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. "Für eine Frau, die fast 40 ist hast du dich gut gehalten."

Rheas Augen weiteten sich überrascht, als er diese Worte gesprochen hatte. Das war eine Aussage, mit der sie tatsächlich nicht gerechnet hatte. Zuerst ein wenig sprachlos grinste sie dann aber. "Tja, das habe ich wohl." antwortete sie, ehe sie lächelte.
"Danke übrigens." sagte sie schließlich sanft und sah dabei zu, wie einzelne, rosane Blüttenblätter vom Baum fielen.

"Keine Ursache", sagte er und tat es ihr gleich. Eigentlich war er es, der sich bei ihr bedanken müsste. Wenn sie nicht gewesen wäre, dann würde er wohl noch immer ziellos durch die Gegend streifen und versuchen, nicht vom Orden gefasst zu werden. Ohne Ziel. Doch nun hatte sie ihm eines gegeben. Ein gemeinsames Ziel. Den Tot Ethans. Er seufzte innerlich. Jetzt war nicht die Zeit an solche Dinge zu denken. Wenigstens für diesen Moment wollte er diese Gedanken vergessen, ignorieren. Bevor sie am nächsten Tag wieder aufbrachen um ihrem Ziel näher zu kommen.

Sie lächelte ihn noch einmal aufrichtig an. Sie genoss diesen Moment der Ruhe sehr. Es war viel zu lange her gewesen, das sie so vertraut und offen mit jemanden sprechen konnte. Zudem es jemand war, dessen Anwesenheit und Nähe sie sehr schätzte. Jemand, der an sie glaubte. Und an dem sie glauben konnte. Ihr Ziel, welches früher so unerreichbar schien, war nun greifbar gewesen. Real. Alleine hätte sie das nie geschafft, gewiss nicht.

Sie wusste nicht, wie lange sie so zusammen gesessen hatten, doch als Caleb schließlich ihr Zimmer verlassen hatte, dämmerte es bereits. Sie hatten die meiste Zeit nichts gesagt, sondern nur ihre eigene Anwesenheit genossen - diese, und die Ruhe, die so gewiss die letzte sein würde, bevor sie ins Wasserreich kamen.
Rhea stand schließlich auch auf und streckte sich. Sie sollte schlafen gehen, morgen würde eine lange Reise anstehen, und - es graute ihr ein wenig davor - eine Schiffsfahrt.

Nur wenige Tage später befand sich die Gruppe schließlich auf dem Schiff, das sie letztlich zum Wasserreich führen sollte. Einen Tag lang hatten sie beobachtet, wie die Schiffe den Hafen anfuhren und verließen, nur um herauszufinden, auf welchem sie einchecken konnte. Obwohl das Wasserreich sich strikt gegen die Kirche stellte, hatten sie trotz allem vereinzelte Schiffe entdecken können, die im Auftrag Ethans ausliefen. Vermutlich Schiffe, die heimlich Ordensritter transportieren sollten. Die Idee sich eines davon zu kapern war schnell begraben worden, schon allein aus Zeitgründen und weil sie jetzt noch nicht zusätzlichen Aufruhr verursachen wollten. Und so hatten sie sich, wie es sich gehörte, normal auf einem Schiff eingeschleust.
Caleb stand an der Reling und betrachtete den Horizont, der nichts weiter als blaugraues Wasser zeigte. Wie lange die Überfahrt wohl dauern würde? Das Wasserreich hatte er, ebenso wie das Erdreich, noch nie betreten. Nun ja, war ja auch kein Wunder, wenn man einen Großteil seines Lebens im Zentrum verbracht hatte, genauer in der Ordensburg. Er kannte das Reich nur aus Erzählungen, schon allein durch seine Ex-Freundin. Seufzend schüttelte er den Kopf. Warum musste er schon wieder an sie denken? Er hatte sie doch eigentlich längst vergessen glaubte er. Sein Blick heftete sich wieder auf das weite Meer.

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Blitze huschten über der gewaltigen Kuppel seines Zimmers hinweg. Schwere, dunkle Wolken hatten den sonst so kargen Himmel bedeckt und Regen prasselte auf das milchige Glas. Das Leben hier im Zentrum nahe des Kraters war wirklich trist, wie der oberste Anführer der Kirche immer wieder feststellen durfte. Sein Blick wanderte auf das Pergament, das vor ihm auf seinen Schreibtisch lag. Eine seiner schwarzen Haarsträhnen ruhte auf diesem. Erste graue Strähnen zierten das sonst so stolze Haar. Er wurde alt, das musste er mit jedem Tag, der verging feststellen. Vorsichtig streifte er sein Haar zur Seite und ließ seinen Blick wieder über das Blatt schweifen. Ein Befehlsschreiben, an dem er soeben gearbeitet hatte. Es fehlte nur noch seine Unterschrift und dann würde es gültig sein. Wenn er denn einen Boten fände...
Ein leises Klopfen schreckte ihn aus seinen Gedanken. "Herein!", rief er. Seine Stimme klang kratzig. Er sollte wirklich mehr reden. Aber das würde seinem Plan nur im Weg stehen.
Die Tür wurde geöffnet und er vernahm klackernde Laute von Stiefeln auf dem marmorierten Boden. Er brauchte sich nicht umzudrehen um die Kriegerin zu sehen, die soeben eingetreten ist.
"Lord Ethan", sie hielt kurz inne und er wusste, dass sie salutierte. "Uns ist zu Ohren gekommen, dass eine Gruppe Abtrünnige eine Kirche im Feuerreich zerstört hat."
"Aha", war alles was er sagte. Er faltete die Hände ineinander. Diese Information hatte ihn schon vor wenigen Tagen erreicht und war damit nichts neues. "Ist das alles?", fragte er.
Die Frau zögerte einen Augenblick. "Wir haben ebenfalls erfahren, dass sie wohl auf dem Weg ins Wasserreich sind.", fuhr sie schließlich mit starker Stimme fort.
Er nickte. Auch das überraschte ihn nicht. Zwar hatte er nur wenig über diese Gruppe gehört, aber er war sich ziemlich sicher, dass er ein Teil von ihnen war. Diesen Verräter. Er konnte nicht anders als zu Schmunzeln über diese Ironie. Da zog man ihn zwanzig Jahre lang auf und schon spürte man die Klinge im Rücken.
"Sirene", sagte er ruhig und rollte das Pergament zusammen, dass er soeben geschrieben hatte. Er jetzt wandte er sich zu der Kriegerin um, die hinter ihm stand. Sie hatte kurzes, aquamarinfarbenes Haar und leuchtend blaue Augen. Für eine Kriegerin war sie relativ klein, aber unglaublich geschickt mit ihrem Speer. Er hielt ihr das Pergament hin. "Als eine der vier Hände erteile ich dir hiermit den Befehl, ins Wasserreich vorzurücken."
Die Frau nahm das Pergament entgegen und salutierte. "Wie Ihr wünscht, Lord Ethan!"
Sie wandte sich zum gehen, als sie die Tür erreicht hatte hielt Ethan, der oberste Herrscher der Kirche sie jedoch zurück. "Und noch etwas.", sagte er und betrachtete sie mit seinen leuchtend violetten Augen. "Wenn du auf den Verräter triffst... Bring ihn mir. Lebend. Ebenso seine kleinen Freunde."
Für einen kurzen Augenblick glaubte er ein funkeln in ihren Augen zu sehen, doch sonst ließ sich die Frau nicht anmerken, dass seine Worte sie berührt hatten. Sie verbeugte sich knapp. "Wie Ihr befehlt.", sagte sie und verließ den Raum.
Ethan lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete erneut die Hände. Er war gespannt, ob sie es schaffen würde.

Rhea war die einzige gewesen, welche kontinuierlich über die Reling des Schiffes hing und gegen ihre Übelkeit zu kämpfen hatte. Ihr Körper war immun gegen Hitze und Kälte gewesen, aber nicht gegen soetwas banalem wie Seekrankheit? Sie fluchte innerlich. Das war ein Teil von Ihr, den sie gerne los geworden wäre, als sie zum Teil Dämon wurde.
'Zum Teil' erinnerte sie Ares, doch sie fühlte sich nicht gut genug, um mit ihm zu streiten. 'Die meisten deiner menschlichen Eigenschaften hast du trotzdem behalten.'
'Ja ja, vielen Dank.' dachte sich Rhea nur, und hoffte, die Fahrt würde bald zu Ende sein, denn sie konnte die amüsierten Blicke des Feuerprinzen in ihrem Rücken spüren.

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Alec hatte nur einen kurzen Blick auf die seekranke Kriegerin geworfen, aber der allein hatte gereicht, um so etwas wie Amüsement in ihm zu wecken. Sie wirkte nun wirklich nicht wie die Art Mensch, die so eine simple Schwäche wie Seekrankheit hatte. Zudem es für Menschen aus dem Wasserreich sowieso sehr ungewöhnlich war, doch... kam sie wirklich aus dem Wasserreich? Seid ihren letzten Überfall hatte er seine Zweifel. Die Flamme, die sie ihnen als Zeichen gesendet hatte, sprach nun wirklich nicht für ihre Abstammung. Wobei ihm das im Grunde auch egal war.
Alec richtete sein Blick gen Horizont. Sie würden bald das Wasserreich erreichen, das wusste er. Denn mit jedem Meter, dem sie sich näherten, fühlte er sich unwohler. Als zog sich ein Klumpen in ihm zusammen, der ihm die Luft zu atmen raubte. Was für ihn sehr ungewöhnlich war.
Der Prinz zog seinen Mantel enger zusammen, als der erste, kalte Wind gegen seinen Körper peitschte, während sein Blick wieder auf die Kriegerin fiel, die noch immer an der Reling hing. Sie schien die Kälte, trotz ihrer knappen Kleidung, kein bisschen zu stören. Wenn sie was zu verbergen hatte, dann war sie nicht wirklich gut da drin - oder es war ihr schlichtweg einfach egal.

"Alles in Ordnung mit dir?", Lumeia klang besorgt, als sie an Alecs Seite trat. In der letzten Stadt hatte sie sich extra etwas dickere Kleidung besorgt, weil sie befürchtet hatte, mit ihrem kurzen Kleid würde sie möglicherweise erfrieren. Dennoch hatte sie ihren Umhang fest um ihren Körper geschlungen um der Kälte zu widerstehen. Bisher hatte sie weder Rhea noch Caleb bemerkt, was ihr allerdings auch nicht allzu wichtig war. Sie sorgte sich um ihren Freund, um Alec. Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, sie ahnte dass etwas mit ihm nicht stimmte. Auch wenn sie es nicht genau benennen konnte. Vielleicht bildete sie es sich auch nur ein, aber sie wollte sicher gehen.

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Caleb lehnte sich ein wenig zurück und schaute weiter gebannt auf den Horizont, als er im Augenwinkel Rhea bemerkte. Er konnte nicht anders als zu grinsen. Nach außen die harte Kriegerin, die selbst in dieser Kälte sich nicht scheute ihre kurze Kleidung zu tragen, dann aber ihre Seekrankheit. Das konnte dieser Dämon wohl nicht zurückhalten. Er überlegte für einen Augenblick ob er zu ihr gehen sollte, als ihn ein merkwürdiges Knarzen aufhorchen ließ.

'Kannst du nicht meinen Körper übernehmen?' fluchte Rhea innerlich, und hoffe inständig, das der Dämon in ihr Gnade zeigen würde. Doch dieser war nach wie vor amüsiert. 'Um mir diesen Anblick entgehen zu lassen? Ich bitte dich.' Die Kriegerin gab einen unglücklichen Laut von sich, ehe sie sich erneut übergeben musste. Zum wie vielen Mal wusste sie nicht. Sie war sich nur sicher, das ihr Magen gar keinen Inhalt mehr haben konnte.

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Alec schrak auf, als Lumeia ihn so plötzlich aus seinen Gedanken gerissen hatte, dann lächelte er jedoch. "Ja, keine Sorge." antwortete er ihr. "Ich hab mir nur ein wenig Gedanken über unsere Rebellin gemacht." 
Das war zumindest nicht ganz gelogen. Den Gedanken an das Treffen mit Glenn wollte er sowieso verdrängen, ganz weit hinter sich lassen - auch wenn er wusste, das es dies am Ende nur schlimmer machen würde für ihn.

So ganz wollte sie dem Feuerprinzen nicht abkaufen, dass das wirklich alles war, beließ es allerdings dabei, als sie Rhea bemerkte. Fast schon hatte die Windprinzessin Mitleid mit ihr, konnte sich ein leises Kichern jedoch nicht verkneifen. "Dass ausgerechnet sie Seekrank wird", murmelte sie. Es war schon beruhigend zu sehen, dass sie doch recht menschlich sein konnte. Sie warf noch einen kurzen Blick auf Alec, ehe sie sich dazu entschied zu Rhea zu gehen.

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Das Knarzen wurde zunehmend lauter und Caleb bekam zunehmend das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Erst dann bemerkte er die spitzen Felsen, die aus dem Wasser ragten - und auf die das Schiff direkt zusteuerte. "Vorsicht!", brüllte er, doch da war es schon zu spät. Mit lautem Krachen rammte das Schiff den Felsen, eine gewaltige Erschütterung erfolgte, der Caleb nur entgehen konnte, weil er sich in eben diesem Moment an der Reling festhalten konnte. Panik breitete sich unter der Besatzung aus, als sich immer tiefere Risse in den Boden des Schiffes fraßen. Caleb löste sich von der Reling und taumelte in die Richtung, in der er Rhea zuletzt gesehen hatte, rief ihren Namen. Und dann gab der Boden unter ihm nach und kaltes Wasser umschlang den ehemaligen Ordensritter.

"Uh.." Rhea hielt sich schmerzend den Kopf, als sie die Augen aufschlug. Die Übelkeit war weg. So war auch das Schaukeln. Moment.. sie waren auf einen Felsen zugesteuert, und das Schiff hatte sich geteilt.
Rhea sah sich um. Um sie herum lagen einzelne Schiffsteile, aber weit und breit war kein anderer außer ihr in Sicht. Sie musste von den anderen getrennt wurden sein... Ob es Caleb gut ging? Wahrscheinlich, so viel Vertrauen hatte sie in ihn. Dennoch konnte sie nicht anders, als sich Sorgen zu machen.

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Alec war bei Bewusstsein, als er mitsamt einer Kiste, an die er sich verzweifelt geklammert hatte, gestrandet war. Er würde lügen, wenn er behaupten würde, das ihm nicht kalt war - im Gegenteil, er erfror regelrecht. Doch das war ihm egal. Es war nur ein Gedanke, der ihn durch den Kopf schoss, immer und immer wieder - und zwar Lumeia finden, sicher zu gehen, das sie am Leben war, das es ihr gut ging - also rappelte er sich auf, die Kälte ignorierend, die durch seine Gliedmaßen floss.

Laut keuchend zog sich Caleb an einem Felsen hoch und sah sich ungläubig um. Er zitterte am ganzen Leib und war sichtlich erstaunt, selbst noch am Leben zu sein. "Rhea!", seine Stimme war kaum mehr als ein krächzen, als er nach ihr rief. Verdammt... Er betrachtete die vereinzelten Schiffstrümmer, die um ihn herum im Wasser trieben. Vereinzelt erkannte er auch tote Körper. Zu seiner Erleichterung erblickte er aber niemanden, den er kannte. Verdammt, verdammt, verdammt. Sie hätten niemals auf dieses verdammte Schiff gehen sollen!
Er entledigte sich seines Umhangs, der schwer um seine Schultern lag. Zuerst musste er die anderen finden. Oder wenigstens einen Ort, an dem er sich aufwärmen konnte. Danach konnte er sich immer noch Gedanken darüber machen, wie er weiter vorgehen sollte.
Vorsichtig kletterte er die Felsen entlang, stürzte mehrmals beinah zurück ins kalte Wasser, bis er endlich den Strand erreichte. Nicht weit erblickte er eine Gestalt, gehüllt in einen Mantel, die ebenso ziellos wie er umher irrte. Er wusste sofort wer das war. Der Prinz des Feuers. "Hey!", rief er, hoffte, dass er ihn hören konnte. Als es keinen Anschein machte, dass der hochgewachsene Mann überhaupt auf ihn reagierte versuchte er, zu ihm aufzuschließen. Wenn er noch lebte, dann galt das auch für Rhea. Dessen war er sich ganz sicher.

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Langsam rappelte sich Lumeia auf. Sie hustete und erbrach einen schwall Wasser. Aber sie war am Leben. Wie auch immer sie es geschafft hatte, aber sie lebte. Und fror erbärmlich, nicht zuletzt weil sie sich beim Sturz vom Schiff ihres Umhangs entledigen musste, der sich in den Trümmern verfangen hatte. Sie schluckte schwer bei dem Gedanken, dass sie ohne diese Reaktion vermutlich wirklich ertrunken war. Was für eine Ironie. Erneut war sie dem Tot entkommen.
Um sich herum erblickte sie nur Trümmer und vereinzelte Stofffetzen. Sonst keine Menschenseele. Ihr Herz schlug mit einem Mal schneller. Was war mit den anderen? Sie mussten doch auch überlebt haben... oder etwa nicht? In der Ferne glaubte sie weitere Gestalten zu erblicken, stämmige Männer. Teile der Besatzung. Sie atmete erleichtert aus. Sie war nicht die einzige Überlebende. Und dennoch... Was sollte sie tun, wenn ihre Kameraden... Wenn Alec etwas passiert war? Langsam rappelte sie sich auf, die Hände eng um den Körper geschlungen. Sie musste ihn finden. Wenigstens ihn. Nicht noch einmal... nicht noch einmal wollte sie jemanden verlieren, der ihr wichtig war.

Alec überhörte die Rufe des Ordensritters, viel zu sehr waren seine Gedanken auf Lumeia fixiert, und das er sie finden musste. Er würde es sich niemals im Leben verzeihen können, sie zu verlieren - nicht, nachdem es irgendwo seine Schuld gewesen wäre, wieder einmal. Er brauchte sie. Sie war schließlich das Licht in seiner Dunkelheit.
"Lumeia?!" rief er schließlich, in der Hoffnung, sie bald zu finden. Als er sich jedoch umsah, und Caleb hinter sich erblickte, seufzte er, ein wenig enttäuscht. "Wenigstens du bist hier." sagte er ihm schließlich, während er auf ihn zuging.

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Rhea war erleichtert darüber, das dieser Körper nicht frieren konnte - ansonsten wäre sie wahrscheinlich schon lange erfroren, und ihr Traum von Rache geplatzt. Sie musste nur entnervt feststellen, das sich ihre Verbände im Wasser gelöst hatten, und ihre sonst so gut verstecken Körperverzierungen nun offen sichtbar waren. Sie seufzte schwer. Wieso versteckte sie die überhaupt noch. Soll die Kirche doch wissen, wer sie war. Vielleicht würde Ethan dann merken, dass nicht alle seine Opfer so leicht kleinzukriegen waren.
Entnervt stand die junge Kriegerin auf. So oder so, sie würde jemanden finden müssen - es war ewig her, das sie im Wasserreich war, und an diesem Teil des Landes konnte sie sich nicht erinnern. Zudem die Natur, so wie alles andere auch, unter stetigem Einfluss der Zeit stand.
Sie seufzte. Hoffentlich ging es Caleb gut. Auch wenn sie das Gefühl hatte, dass er definitiv noch am Leben war ... sie konnte, und sie durfte ihn nicht verlieren, und dieser Gedanke beunruhigte sie. Anscheinend war ihr doch wieder jemand wichtig geworden. Welch seltsame Ironie, wenn man bedenkt, was ihre eigentlichen Pläne nach ihrer Vergeltung gewesen waren.
"Caleb?" rief sie schließlich, und bahnte sich ihren Weg dem Ufer entlang. Wenn sie irgendwo gestrandet waren, dann wäre es am Klügsten, hier zu suchen. "Alec? Lumeia?"

"Entschuldige, dass ich nicht sie bin", antwortete Caleb mit einem sarkastischem Unterton. Er ließ seinen Blick über die Küste schweifen. Überall Trümmer, so weit das Auge reichte. Und auch keine Spur von Rhea. "Vielleicht wurden sie weiter abgetrieben", murmelte er und überblickte noch einmal den Strand. Er war sich ziemlich sicher, dass sie am Leben sein mussten. Zumindest Rhea. In einer Hinsicht waren er und der Prinz sich zumindest dieses Mal einig, sie mussten die beiden Frauen finden. Und wenn es nur um die Gewissheit geht, ob sie überlebt hatten oder nicht.

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"Alec?", rief die Prinzessin des Windreiches, deren Stimme noch immer viel zu schwach gegen das tosende Rauschen der Wellen, die stetig weitere Trümmerteile an Land brachten. Sie brauchte ein Feuer, musste sich wenigstens irgendwie aufwärmen und die Kleider trocknen. Sonst würde sie am Ende doch noch erfrieren. Sie seufzte und wünschte sich innerlich, sie würde nicht aus dem Wind-, sondern aus dem Feuerreich stammen.
In der Ferne glaubte sie eine Stimme ihren Namen rufen zu hören. Zunächst erkannte sie diese nicht, bis sie schließlich schwarze Haare erkannte. Rhea. Zum ersten Mal, seit sie diese Kriegerin kannte freute sie sich wirklich, sie zu sehen. Dabei bemerkte sie ihre Tätowierungen nicht einmal, sie war einfach froh, dass noch jemand überlebt hatte. Auch wenn Rhea kein Maßstab war, so gab ihr das doch Hoffnung, dass auch Alec den Fluten entkommen war. "Rhea!", rief sie, räusperte sich schließlich und legte noch mehr Kraft in ihre Stimme. "Rhea!"

Alec nickte. Er hielt zwar nicht sonderlich viel von dem Ordensritter, so wie von den meisten Menschen nicht, aber er schien verlässlich und intelligent. Außerdem weckte er ein Stück weit die Hoffnung in ihm, Lumeia ebenfalls lebend wieder zu sehen. "Wir können nur beruhigt sein, das noch kein Schneesturm aufgezogen ist." sagte er schließlich kühl. "Das würde das Suchen um einiges erschweren."
Die einzigen Erinnerungen, die der junge Prinz an das Wasserreich hatte, waren niemals endende, grausame Winter gewesen und Schneegestöber, welches die Rückreise nach einem Besuch oft auf Tage hinaus gezögert haben.

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Rhea drehte sich um, als sie eine ihr bekannte Stimme vernahm. War das die Prinzessin? Rasch eilte sie zu ihr hin, und war überraschenderweise erleichtert, sie unversehrt zu sehen. "Lumeia!" sagte sie schließlich, ein Stück dieser Erleichterung durch ihre Stimme klingen lassend. "Alles in Ordnung mit dir?" Die sonst so harte Miene der Kriegerin zeugte eine gewisse Sanftheit, und auch Freude. Wenn sie am Leben war, dann war Caleb das gewiss auch. Es würde sie wundern, wenn gerade er sich von sowas wie einem Schiffsbruch das Leben nehmen lassen würde.

Da war er wieder, der kühle Prinz des Feuerreichs. Bevor er auf ihn aufmerksam geworden war, hatte Caleb den Eindruck gehabt, dass er für einen kurzen Moment seine Kälte hatte fallen lassen. Und genau das war es, was ihn in seinen Augen unsympathisch machte. Er war so undurchschaubar, schien aber alle anderen zu durchschauen. Vor ihm etwas zu verbergen schien schier unmöglich, wohingegen man in ihm nur schwer lesen konnte. Nun gut, für's erste war er auf ihn angewiesen. Oder vielmehr, sie waren auf ihn angewiesen.
Er nickte knapp. "Hoffen wir, dass es auch so bleibt", murmelte er. Und hoffen wir, dass es noch eine weile hell bleibt. Bei Nacht würden ihre Chancen nur noch weiter sinken, die Mädchen zu finden. Und, auch wenn er es nicht gern zugab, die Sorge um Rhea beunruhigte ihn doch mehr als er erwartet hatte.

[JUST MARRY HER ASAP! *shot*]

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"Davon abgesehen, dass ich das Gefühl habe zu erfrieren, ist alles in Ordnung", sagte Lumeia und zeigte Rhea dabei ein ehrliches, freundliches Lächeln. Etwas, was sie Fremden sonst nicht zeigte. "Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen.", fügte sie noch hinzu und schaute sich dabei leicht unruhig um. Außer ihnen schien sich niemand hier zu befinden. Sollten sie lieber hier bleiben und warten oder selbst suchen?

"Ich denke es ist am sichersten, wenn wir die Küste absuchen." murmelte der Prinz eher zu sich selbst, als zu Caleb. Er interessierte ihn nicht sonderlich - in diesen Moment zählte nur Lumeia, und ihre Sicherheit. Er schwor sich, wenn ihr irgendwas zugestoßen sein sollte, dann...
Diesen Gedanken wollte er jedoch nicht weiter ausmalen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren - gleichzeitig aber versuchen, die ihn umgebende Kälte zu ignorieren. Er merkte, wie sehr er dieses Klima doch verabscheute.

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Rhea war ein wenig erstaunt über die Aussage, lächelte dann aber. "Ist das so?" fragte sie. "Nun, ich würde aber lügen, würde ich behaupten das es mir anders gehen würde. Ich hoffe nur, Caleb und der Prinz sind genauso unversehrt.." Rhea sah sich auch um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden, und wie weit die anderen von Ihnen weggetrieben sein konnten - da sich das Schiff aber lediglich teilte, hoffte sie, nicht allzu weit.
"Ich bin dafür, wir halten nach weiteren Schiffsteilen Ausschau." schlug Rhea schließlich vor. "Vielleicht finden wir ja so die anderen beiden."

Caleb nickte knapp, auch wenn er sich bewusst war, dass der Prinz in Gedanken ganz woanders war. "Ich hoffe wir finden sie möglichst bald", murmelte er. Diese Kälte setzte auch ihm sehr zu, solange die Sonne noch schien sollten sie aber die Möglichkeit nutzen. Sein Blick wanderte gen Himmel, in der Hoffnung den Stand der Sonne ausfindig zu machen, was ihm jedoch verwehrt blieb, durch die dichten Wolken die aufgezogen waren. Wie viel Zeit blieb ihnen noch? Er wusste es nicht. Sein Blick wanderte zu den Trümmern im Wasser, die sich über den ganzen Strandabschnitt verteilt hatten.

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Die Prinzessin nickte knapp. "Möglich...", murmelte sie. Dann kam ihr ein Gedanke, wenn es dunkler wäre... "Ob ich vielleicht... versuchen sollte ein magisches Zeichen zu hinterlassen? Wenigstens um sie wissen zu lassen, dass noch jemand am leben ist..." Sie blickte in den Himmel und fluchte leise. Selbst wenn sie ihre ganze Magie mobilisieren würde, das Licht würde nicht ausreichen um überhaupt von jemanden gesehen zu werden.

Auch Alecs Blick wanderte gen Himmel, und auch ihm blieben die Wolken nicht unbemerkt. "So ungern ich das auch sage." sagte er kühl an Caleb gerichtet. "Ich habe das ungute Gefühl, wir sollten viel mehr eher ein Unterschlupf für uns finden."
Die Wolken, die bedrohlich dunkel waren, kündigten nichts Gutes an. Verdammt, dachte er sich im Stillen. Er musste Lumeia finden - und ein Schneesturm waren gewiss nichts, was ihre Überlebenschance nun erhöhen würden.
Obwohl der Prinz des Feuers nach Außen immer noch reserviert, kühl und anteilnahmelos wirkte, so tobte in diesen Moment in ihm ein Sturm, wie der, der sich ihnen langsam zu nähern schien. Er hätte besser auf sie aufpassen müssen. Er hätte sie gar nicht erst mitnehmen sollen. Wenn er Lumeia heute wirklich verlieren sollte... Nein, er mochte diesen Gedanken gar nicht erst wagen. Er musste sie finden, und auf die Ungewissheit hoffen, das es ihr gut ging - und das sie es auch schaffen würde, den kommenden Sturm zu überstehen.

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"Ich denke, dazu ist es eh zu spät." sagte Rhea feststellend, während sie die Hände in die Hüfte gestemmt gen Himmel blickte. Sie hatten heute wirklich Glück, was? Erst ein Schiffsbruch und nun auch noch ein aufkommender Sturm. Besser hätte sie ihre Heimat nun wirklich nicht begrüßen können. Wobei, auch wenn es komisch kommen mochte, sie sich wirklich wieder heimisch fühlte. Das Wasserreich war bekannt für seine unbändigen Schneestürme, und auch die hier leben Menschen waren für ihre Robustheit dahingehend bekannt. Da die Dörfer größenteils aus Fischerfamilien bestanden, so kannte keiner von Ihnen die Furcht vor einem Sturm oder gar einen Schiffsbruch. Das waren Dinge, die hier passierten, und mit denen man leben lernte - und sich der Unbarmherzigkeit der Natur anpasste.
Sie schmunzelte ein wenig, ehe sie sich dann abwandte. "Komm." sagte sie. "Wir suchen uns am Besten etwas, wo wir eine Weile unterkommen können."

Caleb fluchte leise. Er hatte schon davon gehört, von den vielen unangekündigten Stürmen. Aber der Zeitpunkt jetzt war erdenklich schlecht. Auch wenn er sich sicher war, dass er sich um Rhea recht wenig Sorgen machen brauchte, sie würde diesen Sturm schon überleben. Wenn sie denn den Schiffbruch überlebt hatte. Es war schon seltsam, seit ihrem Gespräch im Erdreich war sie ihm so unendlich wichtig geworden, dass er am liebsten die ganze Zeit in ihrer Nähe war. Aber er wusste, dass das ihrer Mission möglicherweise im Weg stehen konnte. Vorerst sollte er sich darauf konzentrieren, dass sie alle sicher an ihrem Ziel ankamen.
"Du hast Recht", murmelte er.

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Es dauerte nicht lange, bis die beiden Mädchen einen halbwegs geschützten Platz zwischen den Felsen gefunden hatten, der sogar überdeckt war. Lumeia hatte versucht mit zitternden Händen ein Feuer aufzuschichten, jedoch fiel es ihr merklich schwer sich darauf zu konzentrieren. Sie verfluchte sich selbst dafür, so unfähig zu sein und versucht ein ihrer Sturheit nur noch intensiver ein Feuer zu entzünden, bis es ihr schließlich auch gelang. Dass sie dabei auf feuchtes Holz zurückgreifen musste hatte sie einfach ignoriert, ihnen war sowieso nichts anderes übrig geblieben. Aber ohne Wärmequelle würde sie früher oder später erfrieren. Und das wollte sie verhindern.
Als das Feuer aber endlich brannte, traute sie sich endlich wieder zu Rhea aufzuschauen. Gerade vor ihr wollte sie keine Schwäche zeigen, sie sollte nicht wissen, wie zerwühlt Lumeia noch immer war. Auch wenn sie ihre Gefühle langsam im Griff hatte. Erst jetzt bemerkte sie die Tätowierungen an Rheas Arm. "Diese Zeichen", begann sie vorsichtig. "Das sind magische Symbole, oder?"

Der Wind fing an zu peitschen, und die beiden Männer kämpften sich eine Weile an der Küste entlang, ehe sie eine kleine, leer stehende Fischerhütte fanden, in der sie sich nieder lassen konnten. Auch wenn Caleb erst Zweifel anmerkte, ob diese auch stabil und sicher genug sei, so hatte Alec in daran erinnert, wo sie sich befanden - im Wasserreich hatte man gelernt, mit den Ungewissheiten der Natur zu leben, und so hatten sie nach und nach ihren Lebensstil angepasst, so also auch eine einfache Fischerhütte.
Kaum waren sie sicher in dieser angekommen, konnte Alec auch schon aus den steinernen Fenstern erkennen, wie draußen der Sturm tobte. Oh, wie sehr er hoffte Lumeia wäre am Leben.

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Rhea war nicht wirklich kalt gewesen, also sah sie auch nicht den Sinn darin, sich ebenfalls am Feuer aufzuwärmen. Sie saß eher, etwas abseits an eine Wand gelehnt - den Arm locker auf ihr Knie gelehnt, den Blick starr aufs Feuer gerichtet. Sie hoffte wirklich, Caleb war in Sicherheit. Sie glaubte nicht, das er jemals zuvor einen Fuß ins Wasserreich gesetzt hat. Der Sturm würde ihn überraschend treffen, wenn nicht sogar töten... Nein, daran wollte sie nicht denken. Auch wenn sie nicht wusste wieso, dieser Gedanke, den Ausgestoßenen eventuell nicht wiederzusehen, missfiel ihr. Auch wenn sie sich einredete, das dies nur daher kam, weil sie ihn in Zukunft noch brauchen würde.
Plötzlich vernahm Rhea jedoch die Stimme der ebenfalls anwesenden Prinzessin, und sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. Ein wenig verdutzt über die Frage, sah sie sie erst mit verwirrten Blick an, ehe sie antwortete. "Genau." murmelte sie, ehe ihr ein Grinsen über die Lippen kam. Wieso versteckte sie diese eigentlich noch? Soll doch jeder wissen, wer sie war. Sollte jeder wissen, das sie aus der Hölle entkommen war, und vorallem sollte Ethan wissen, das sie zurückgekehrt war und nur noch nach eins dürstete - seinem Tod. "Das sind Symbole die Ausgestoßenen auf ein Körperteil tätowiert werden, bevor man sie in die Hölle schmeißt."

Die Prinzessin hob eine Augenbraue und sah Rhea zunächst schweigsam an, ehe sie ihren Blick auf das Feuer wandte, die Knie fest an ihren Körper gezogen. "Also wie die Leute in dieser Stadt", schlussfolgerte sie. Das erklärte auch, warum Rhea so scharf darauf gewesen war, sie zu befreien. Ob sie wohl das gleiche Schicksal ereilt hätte, wäre sie nicht entkommen? Sie bemerkte nicht, wie sich ein trockenes Lächeln auf ihren Lippen bildete. Wahrscheinlich nicht. Sie war nicht nur Magierin, sie war auch Prinzessin. Eine Adlige. Sie wäre auf der Stelle hingerichtet worden, da brauchte sie sich keine Hoffnung zu machen.
"Ich frage mich", begann sie schließlich nach einer kurzen Zeit des Schweigens, "wie viele der verbliebenen Magier meines Volkes dieses Schicksal ereilt haben." Sie redete mehr mit sich selbst als direkt mit Rhea, als ihre Gedanken wieder abzuschweifen drohten. Fern von dieser Hölle aus Eis und Schnee, zurück zu den Steppen und den Stürmen ihrer Heimat. Sie vergrub ihr Gesicht unter ihren Armen. Wenn wenigstens Alec hier wäre. Wenn sie wenigstens wüsste, dass es ihm gut ging.

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Das Holz knarzte und quietschte. Jedes Mal wenn ein solches Geräusch erklang fuhr Caleb unruhig herum um die Richtung zu begutachten, aus der das Geräusch kam. Schließlich wandte er sich seufzend wieder davon ab und setzte sich wieder auf den Boden. Ein Glück stammten sowohl er, als auch der Prinz aus dem Feuerreich, so war es für sie nicht notwendig ein Feuer zu entfachen, da ihnen die Kälte nicht allzu viel anhaben sollte.
Sein Blick wanderte zu dem Prinzen. Er wirkte erstaunlich ruhig, dafür dass er davon ausgehen musste, dass seine Freundin tot war. Generell, dieses kalte und distanzierte beunruhigte Caleb noch immer. Außer der Prinzessin gegenüber zeigte er kaum eine Gefühlsregung und das machte es ihm zu schaffen, obwohl Caleb schon mit viel schlimmeren Leuten zu tun hatte. Er wandte seinen Blick wieder von ihm ab und schielte durch die Bretter nach draußen. "Sieht nicht so aus, als würde es nicht schnell aufhören", sagte er schließlich als ihm die Stille zu unangenehm wurde. In der Hoffnung, der Prinz würde vielleicht auch ein wenig auf ihn eingehen.

"Wahrscheinlich die meisten." antwortete Rhea ehrlich, und bewusst taktlos. Beschönigende Worte würden nichts bringen. Das Mädchen musste die Wahrheit akzeptieren und daran wachsen - so wie Rhea es tat. "Und wahrscheinlich ist ihnen allen kein sonderlich schönes Schicksal erfahren." Sie seufzte. Ein wenig tat ihr diese Taktlosigkeit schon leid. Aber die Prinzessin musste lernen - lernen, das die Welt kein Märchen ist, das die Welt grausam ist, das dass Leben schmerzt, einem verzweifeln lässt - und dennoch auf eine seltsame Art und Weise trotzdem wunderschön ist, etwas, für das man kämpfen sollte, nie aufgeben sollte. So wie Rhea es nie tat. Wenn sie aufgegeben hätte, wäre sie gewiss nun vollends ein Dämon gewesen - ohne eigenen Verstand, ein Monster, welches wahllos nach Nahrung giert.
"Hör zu. Ich war dort. Und nun bin ich hier. Und ich werde diesen Bastard Ethan für all das bezahlen lassen, was er mir und allen anderen Unschuldigen angetan hat. Auch deinem Volk."
Ein wenig verwundert war Rhea schon über sich selbst. Wollte sie die Prinzessin etwa aufmuntern? Innerlich grummelte sie ein wenig, denn auch das war eine Eigenschaft, die sie abgelegt und nun wohl dank Caleb wieder erfahren hatte. Verdammter Caleb, dachte sie sich. Wenn er wenigstens hier wäre.

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"Das ist normal." antwortete Alec, und lehnte sich schließlich zurück, gegen die Wand, und verschränkte die Arme hinter sich. "Den längsten Sturm den ich hier mitmachen durfte hat ganze drei Tage gedauert. Ich hoffe..." Er sah aus dem Fenster, und sein Blick war besorgt, und ungewohnt ehrlich. "...Ich hoffe wirklich, das er innerhalb weniger Stunden vorbei ist."