Central Hell Goddess - NEW

Rhea ignorierte das Schwächeln der Prinzessin. Es war ihre eigene Schuld, dass sie sich beeilen mussten, und obwohl der Zauber, den sie wirkte, praktisch war, so war er für Rhea selbst nutzlos gewesen. Sie musste ihren bereits schnellen Schritt noch mehr zügeln, und das nervte sie.
"Du hast wahrscheinlich Recht." gab sie zu und warf einen Blick auf Lumeia. Sie war wirklich am Ende ihrer Kräfte gewesen, das sah man ihr an. Und dennoch wollte Rhea ihr aufgrund ihres törichten Verhaltens keine Pause gönnen.
'Ich wusste gar nicht, dass du so sadistisch veranlagt bist.' höhnte die Stimme aus ihren Kopf, welche all die Zeit über angenehm still gewesen war.
'Verwechsel meinen Ärger nicht mit deinen kranken Spezialgebiet, Ares.' erwiderte sie genauso spöttisch, und der Dämon in ihr lachte.
'Mein Spezialgebiet nennst du das?' Er grinste, und obwohl sie ihn nicht vor Augen hatte, so wusste er, das er es tat. Sein sarkastisches und spöttisches Grinsen. 'Dabei bist du doch diejenige, die das arme Ding dahinten leiden lässt.'
'Sie tut dir nur Leid, weil sie in dein Beuteschema passt, das ist alles.' 
Damit war die Diskussion für sie beendet, doch sie wusste, Ares wäre nicht Ares, wenn er das auf sich sitzen lassen ließe. Also merkte sie, wie er wieder die Kontrolle an sich riss - dabei sah sie sein unschuldiges Lächeln vor ihrem geistigen Auge.
"Wir sollten uns sowieso etwas überlegen." sagte er schließlich mit ihrer Stimme und blickte zurück zu Lumeia. "Prinzesschen scheint das nicht mehr lange mit zu machen, wie mir scheint."
Rhea fluchte innerlich. Sie fluchte und tobte und hasste Ares dafür, denn er wusste, sie hatten keine Zeit. Sie konnten sich keine Rast erlauben. Und dennoch, obwohl er selbst nur von ihren Zielen profitieren konnte, so schien ihn das Leid seiner Trägerin wichtiger und weitaus amüsanter.

Er nickte ihr knapp zu. Ihm selbst behagte es gar nicht, aber irgendwas mussten sie unternehmen, wenn sie nicht wollten, dass sie ihnen auf der Straße zusammenbrach. Er seufzte innerlich und ärgerte sich wieder darüber, dass sie das Mädchen überhaupt mit schleiften. Natürlich würde sie nützlich werden, wenn er auch nicht genau wusste wie. Im Kampf behinderte sie sie nur und nun hatte sie die beiden auch in eine missliche Lage gebracht...
"Ich schlage vor wir legen eine kurze Rast ein und Kundschaften die Gegend aus.", sagte er schließlich. "Vielleicht finden wir einen anderen Pfad der schneller geht. Die Grenze sollte schließlich nicht mehr weit sein."

Ares grinste, das konnte Rhea sehen. Er grinste und genoss es, dass Caleb ihm auch noch zustimmte und seiner Meinung war. Oh, wie sehr sie ihn verfluchte.
'Ohne mich würdest du noch immer unten in der Hölle schmoren, denk dran.' Dessen war sie sich bewusst, aber dennoch. Niemand hatte ihr gesagt wie lästig das Leben mit einem Dämon doch war. Wobei er natürlich nur ein Mittel zum Zweck für sie war, so wie alle anderen Bekanntschaften, die sie seid ihrem Entkommen aus der Hölle machen durfte. So auch eben ihre beiden neuen, genauso anstrengenden Reisegefährten. Aber das war es ihr wert gewesen. Rhea wollte in der Regel nur eines, Rache an den Mann, der für all ihr vergangenes Leid verantwortlich war - und wenn sie dafür am Ende sterben musste, es war ihr Recht gewesen.
Ares führte ihren Körper in ein nahestehenden, vertrockneten und ausgestorbenen Wald. Die Bäume, welche einst wohl in einer vollen Blättertracht standen, waren nun ausgedörrt, einige waren komplett abgebrochen und lagen auf den Wegen.
"Nicht weit von hier müsste eine Höhle sein." merkte Ares an, jedoch war es ihre Stimme, die sprach. "Dort könnten wir uns ausruhen, fürs erste."

Rhea war ihm irgendwie ein Rätsel. Er hatte zwar selbst vorgeschlagen eine Pause einzulegen, aber dass sie so locker zusagen würde hatte er nicht erwartet. So kühl sie auch wirkte, im gleichen Maße konnte sie auch ziemlich zuvorkommend sein. Vielleicht interpretierte er aber zu viel in die Sache rein...
Es dauerte nicht lange, bis sie die Höhle erreicht hatten. Die Prinzessin ließ sich ziemlich direkt erschöpft auf den Boden sinken, sagte aber sonst kein Wort. Seit dem Kampf war sie erstaunlich schweigsam gewesen, wenngleich sie ihre Distanz nach wie vor wahrte. Er selbst postierte sich am Eingang der Höhle, sicher hinter den Felsen versteckt und beobachtete den äußeren Bereich, entspannte aber nach einiger Zeit selbst ein wenig seine Knochen. Dann blickte er wieder zu Rhea und setzte ein leicht spöttisches Lächeln auf. "Möchtest du auf das Prinzesschen achten, oder soll ich das übernehmen?", fragte er, auch wenn er sich die Antwort schon denken konnte.

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Lumeia bekam von den ganzen Gesprächen nichts mehr mit. Sie war am Ende ihrer Kräfte, vollkommen durchgeschwitzt und würde jetzt wirklich alles dafür tun, ein heißes Bad genießen zu können. Natürlich war ihr klar, dass ihr das so schnell nicht vergönnt sein würde. Und sie war auch viel zu erschöpft. Nur für einen Augenblick die Augen schließen... Ohne dass sie es bemerkte schlief sie schließlich vor Erschöpfung ein, sodass sie überhaupt nichts mehr vom Rest mitbekam. Zumindest für's Erste.
Kaum dass sie eingeschlafen war begann sie zu träumen. Dunkelheit umfing sie und sie spürte eisige Kälte in ihren Gliedern aufsteigen. Sie rieb sich die fröstelnden Arme und doch brachte es nichts. Nur einen Augenblick. Dann erkannte sie ein heftiges Schneegestöber, dass sie umfing. Sie selbst trug ihre normale Reisekluft, die alles andere als geeignet war, um durch den Schnee zu waten. Sie blickte sich um, doch egal wo sie hinsah nur eine Mischung aus schwarz und weiß. Schwarzer Himmel, weißer Schnee. Sie wollte rufen, doch kein Wort kam von ihren Lippen. Und dann brach auf einmal der Boden unter ihren Füßen auf. Leuchtende rote Augen empfingen sie, begleitet von einem hämischen Grinsen. Sie spürte, wie sie den Halt verlor und direkt auf das seltsame Gesicht unter sich stürzte.

Kaum waren sie in der Höhle angekommen, war Rhea auch wieder Herrin ihrer Sinne gewesen. Verdammter Ares. 
Obwohl selbst die Schwertkämpfern müde und angespannt war, da sie selbst tagelang keine richtige Rast machen konnte, so wollte sie ihre Reise nicht noch länger hinauszögern. Gerade dann nicht, wenn ihnen der Orden so nah auf den Fersen sein konnte.
"Mir egal.", sagte sie schließlich zu Caleb und setzte sich selbst hin, den Rücken gegen die Wand gelehnt, die Augen geschlossen.
Auch wenn sie es ungern zugab, so war ihr doch bewusst geworden, wie sehr sie menschlichen Kontakt, der nicht auf reines Töten beruhte, eigentlich vermisst hatte.
Wie lange war es her gewesen, dass sie richtig mit Menschen, nicht mit Dämonen, kommuniziert hatte? Die Zeit in der Hölle war eh relativ, aber sie wusste, es musste eine Ewigkeit gewesen sein.
Natürlich, sie waren einander allesamt zu unterschiedlich, als das sie engeren Kontakt mit Ihnen suchen könnte, wenn sie denn gewollt hätte. Aber allein ihre Anwesenheit, ihre menschliche Präsenz, die für Rhea etwas schrecklich beruhigendes hatte, war genug gewesen, um sich selbst für einen kurzen Moment wieder vollends 'menschlich' zu fühlen. 
Die Schwarzhaarige erinnerte sich noch zu gut an die Zeit, wo sie selbst der Kirche gedient hatte. An ihre Familie. An ihren Vater. An die Zeit, wo Rhea noch ahnungslos und naiv war, die Grausamkeit dieser Welt nicht erblicken wollte. Das waren schöne Zeiten, die ihr mittlerweile nur noch wie eine süße Lüge, ein wunderschöner Traum vorkamen.
"Was für ein Befehl war es, denn du dich widersetzt hast?" fragte Rhea den ehemaligen Ordensritter plötzlich. Ihre Stimme war ruhig, fast schon gebrechlich und auch war ihr nicht bewusst, weshalb sie Ihn das fragte - gerade Ihn, den sie noch weniger trauen sollte als der aufmüpfigen Prinzessin, welche bei hellen Tageslicht sich dem süßen Schlaf hingegeben hatte. Trotzdem, ihr war nach Kommunikation, nach Unterhaltung, nach dem Gefühl des Menschseins - nach einem Stück der Illusion, die sie sich lange Zeit nicht traute aufrecht zu erhalten.
Egal, wie viel Missgunst, Verrat und Hass ein Mensch auch empfinden mochte - am Ende bleibt ein Mensch nur ein Mensch mit entsprechenden Bedürfnissen.

Er saß immer noch auf seinem Wachposten und beobachtete die Gegend, während die Sonne immer höher stieg. Durch die dicke Wolkendecke drangen nur wenige Sonnenstrahlen, was ihnen zugute kam. Es war ohnehin nichts ungewöhnliches, dass hier in der Nähe des Kraters tiefe Dunkelheit herrschte. Die wenigen, vertrockneten Sträucher, die Bäume, die alle ihre Blätter verloren hatte... Er hatte sich noch immer nicht dran gewöhnt, obwohl er seit seiner Befehlsverweigerung schon längere Zeit hier war.
Als Rhea plötzlich ihre Stimme erhob zuckte er unwillkürlich zusammen. Er war irgendwie davon ausgegangen, dass auch sie sich ausruhen würde, während er einen passenden Zeitpunkt abwartete um zu erkunden. Er schaute zu ihr herüber und betrachtete sie eine Zeit lang eingehend. Dann blickte er kurz unauffällig zur Prinzessin. Konnte er Rhea trauen? Sollte er ihr trauen? Alle Details sollte er ihr nicht erzählen. Zumindest nicht hier.
Er stand auf. "Das sollten wir nicht hier besprechen.", sagte er schließlich, klang dabei fast schon so kalt, wie Rhea normalerweise. Dabei schaute er wieder zur Prinzessin. "Sie sollte es lieber nicht hören", fügte er leise hinzu. Dann verließ er die Höhle, wartete noch einen Augenblick auf Rhea und suchte dann einen nahen Ort, der tief in Schatten gehüllt war.

Rhea war verwundert, dass der Rothaarige Junge ihrer Frage tatsächlich Antwort geben wollte. Es war keine Frage gewesen, die man einem Fremden stellte, das wusste sie - dennoch, es gab etwas an Caleb, in dem sie sich selbst erkennen konnte - oder wollte, wobei das keine Rolle spielte - etwas, was sie neugierig werden ließ.
Sie folgte dem Jungen und hoffte innerlich, das keine Dämonen oder Ordensritter ihren Weg zur Prinzessin finden würden. Denn egal wie unausstehlich sie auch sein mochte - Rhea war sich sicher, sie würde sie brauchen.

Er wartete bis sie bei ihm war und platzierte sich zur Sicherheit so, dass er auch die Höhle beobachten konnte. Zunächst schwieg er sie an. Wog ab, wie viel er ihr preisgeben konnte. Er konnte es nicht erklären warum, aber zu Rhea hatte er nun doch erstaunlich schnell Vertrauen gefasst. Aber die ganzen Details sollte er vielleicht vorerst nicht erklären. Er kratzte sich am Kopf, ehe er sich schließlich Rhea zuwandte, den Blick immer noch in Richtung der Höhle.
"Ich war im Windreich stationiert", erklärte er schließlich. Das musste als Erklärung dafür reichen, weshalb sie die Höhle verlassen hatten. Zwar schlief die Prinzessin, doch wenn sie das hörte, was er erzählen würde... Selbst sie würde das nicht einfach so hinnehmen. "Wir haben kurz vor Beginn der Revolution einen Hinweis erhalten, was passieren würde. Dabei war auch ein geheimer Auftrag für mich." Er hielt kurz inne. "Darin stand, dass ich eine bestimmte Person töten sollte. Es sollte wie ein Unfall wirken." Dann grinste er kurz und schielte zu Rhea. "Nein, ich rede nicht von unserem Prinzesschen hier. Madame habe ich heute auch zum ersten Mal getroffen.", dies fügte er vor allem hinzu, um dieser unangenehmen Frage auszuweichen.

"Die Königin." stellte Rhea fest, ihre Stimme absichtlich leise gehalten. Sie war erstaunt darüber, dass der ehemalige Ordensritter gewillt war, ihr solch etwas wichtiges preis zugeben; immerhin kannten die beiden sich kaum, und auch so wäre es töricht von ihm gewesen, ihr zu vertrauen. Oder erzählte er ihr dies absichtlich? Um eben ihr Vertrauen zu erlangen? Hatte er vielleicht Verdacht geschnappt und würde sie der Kirche ausliefern wollen?
Nein, das glaubte sie nicht. Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte bei diesem Jungen das Gefühl, ihn vertrauen zu können - wobei sich das natürlich auch nur auf das menschliche Bedürfnis nach Nähe zurückführen lassen könnte.

Im stillen verfluchte er sich dafür, dass er es doch nicht besser hatte verschleiern können. Aber gut, das war noch nie seine Stärke gewesen. Er nickte knapp. "Exakt", sagte er und starrte wieder zur Höhle. Das Prinzesschen schien sich nicht zu regen und das war auch gut so. "Bitte behalte das für dich. Es wäre nicht klug, wenn sie davon erfährt. Zumindest jetzt noch nicht." Er vermied es, ihr weitere Details über seinen Besuch dort zu berichten. Dass es sein Befehl gewesen war musste reichen, alles weitere würde er ihr vielleicht zu einem gegebenen Zeitpunkt berichten. Aber nicht jetzt. Nicht hier. Dafür war ihre Zeit zu knapp bemessen. Und wer sagte ihm, dass er ihr wirklich vertrauen konnte? Allein diese Information war schon riskant genug. Zumindest für ihn.

"Keine Sorge." sagte Rhea schließlich, ihre Stimme gewohnt kühl. "Ich habe keinerlei Interesse an derlei Intrigen."
Sie wandte ihren Blick ab und überlegte. Das war der Befehl gewesen, den er verweigert hatte? Eigentlich wirklich ein Wunder, das der Junge nicht in der Hölle gelandet war. Wobei sie dies sowieso niemanden wünschen würde. Sie kannte diesen Ort, und die Erinnerungen dahingehend verfolgten sie bis in ihre Träume.
Rhea würde sie rächen, sie alle. All die gequälten, gepeinigten Seelen - alle, die wie sie mal an diese Welt geglaubt hatten. 
Das Mädchen warf einen flüchtigen Blick auf ihre Verbände. Sie selbst hätte auch zu so einem Ding werden können.
"Ich schätze, jetzt bin ich an der Reihe, was?" sagte sie schließlich, die Gedanken beiseite schiebend. Sie verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf und lehnte sich zurück. Sie würde ihm nicht alles erzählen. Aber sie musste sein Vertrauen haben.

Jetzt endlich drehte er sich zu ihr und sah ihr direkt in die Augen. Mit vor der Brust verschränkten Armen. Was sie wohl vor ihm zu verbergen hatte? Eigentlich wusste er nichts von ihm. Sie war eine Ausgestoßene, wie er. Doch wie war sie eigentlich entkommen? Er hatte das Glück gehabt, dass seine Wachen unfähige Mistkerle waren, die es nicht geschafft hatten, ihn bis zur Durchführung des Urteils zu halten. So hatte er fliehen können. Sonst hätte man ihn, so wie die vielen Magier vor ihm, mit Sicherheit in die Hölle gestoßen. Und das würde noch viele andere erwarten, die sich gegen die Kirche stellten. Das hatte er zumindest begriffen.
Schließlich lächelte er doch. "Das wäre zumindest nicht schlecht. Man sollte seine Verbündeten schließlich kennen." Beim letzten Satz wurde er schlagartig wieder ernst.

Rhea ignorierte das Wort 'Verbündete', ehe sie ihre Augen schloss und sich an die damalige Zeit erinnerte. An ihren Vater. An ihre Mutter. Und an ihn, an den sie selbst damals mehr geglaubt hatte als alles andere.
"Ich .. habe versucht Ethan zu ermorden." sagte sie schließlich, und obwohl ihre Geschichte so viel länger war als dies, so wusste sie, wenn Caleb sie komplett hören würde, würde er Verdacht schöpfen. Das sie nicht mehr ganz menschlich war. Das sie, trotz ihres jungen Aussehens, um einiges älter war, als das es vermuten ließ. Das sie die komplette Wahrheit über Ethan, seine Religion und der Hölle kannte. Aber das waren alles Dinge, die er nicht wissen sollte. Nicht, solange sie nicht wusste, inwiefern sie ihn vertrauen kann - wenn sie ihn denn überhaupt vertrauen konnte.
Sie öffnete ihren Blick, und sah dem ehemaligen Ordensritter direkt in seine goldenen Augen. Sie wusste, das würde als Erklärung nicht reichen.
"Natürlich war ich auch erst eingesperrt." murmelte sie, und erinnerte sich noch genau an die widerlichen Zellen im tiefe der Ordensburg. An die widerlichen, nach Schweiß und Alkohol riechenden Männer. An ihre widerlichen Gesichter - an die lüsternen Blicke, die sie ihr zuwarfen, als sie sahen, was Ihnen denn zum Fraß vorgeworfen wurde.
"Aber.. sagen wirs so. Die Lüsternheit eines Mannes ist gleichzeitig auch seine größte Schwäche."
Rhea erinnerte sich noch genau, wie die Typen, die sie einst bewachen sollten, Nachts in ihre Zelle gekrochen kamen. Wie sie ihre lechzenden Fratzen nach ihr gafften. Ihre widerlichen, fetten Finger, die nach ihr gegriffen hatten, versucht hatten, ihr die Kleidung vom Leib zu reißen.
Aber genauso erinnerte sie sich, was sie mit den Männern gemacht hatte. Es war ihr Fehler gewesen, das sie Rhea nicht angekettet haben - etwas, aus dem die Kirche wohl nach all den Jahren hoffentlich gelernt hatte - denn als sie den ersten bewusstlos geschlagen und seine Waffe entwendet hatte, war der zweite ein leichteres, nicht weniger blutiges Schauspiel gewesen.
Sie erinnerte sich noch zu gut an die beiden Männer, die mit heruntergelassener Hose leblos auf dem Boden lagen - an ihre aufgeschlitzten Bäuche und der Farbe vom wunderschönen, doch grausamen Scharlachrot, was den Boden benetzte. 
Das war das Erste mal für Rhea gewesen, dass sie Menschen getötet hatte. Und wenn man seinen ersten Mord hinter sich hatte, so waren die nächsten einfacher, erträglicher; bis es einem irgendwann gar nicht mehr kümmerte, ja, man sogar Gefallen daran fand.

Er hatte ihr zugehört. Jedes einzelne Wort. Und war, wie man anhand einer hochgezogenen Augenbraue auch erkennen konnte, ziemlich überrascht über ihre Worte. "Nicht schlecht, einen Mordversuch an Ethan überleben nicht viele", sagte er mit einem Hauch von Anerkennung. "Du scheinst ein hohes Tier gewesen zu sein", ergänzte er schließlich. Tatsächlich hatte er schon von ein paar wenigen Fällen gehört, in denen jemand versucht hatte den Ordensführer umzubringen, meist irgendwelche Magier die sich ihrem Urteil nicht stellen wollten. Ganz selten Ordensritter, wobei diese Fälle meistens unter den Tisch gekehrt wurden. Aber egal um welches Verbrechen es sich handelte, es waren immer die Bekannteren, die etwas längere Schonfrist erhielten. Bei ihm selbst war es auch nicht viel anders gewesen.
Er selbst erinnerte sich nicht mehr an den Mord der Königin. Es war in einem der wenigen Momente geschehen, in denen er komplett Kontrolle über sich selbst verloren hatte, oder vielmehr alles vor seinem geistigen Auge schwarz war. Er wusste nur, dass es alles andere als nach einem Unfall ausgesehen hatte, also hatte man ihn wegen Befehlsverweigerung verurteilt - denn nach außen hin hatte er, trotz der Haltung der Kirche gegenüber allen Magiern, den Befehl sie bei dem Aufstand zu beschützen. In gewisser Weise war er so also Schuld am Fall des Windreiches gewesen. Na ja, es war nicht so als kümmere es ihn diesbezüglich.
Selbst an die Zeit im Gefängnis erinnerte er sich kaum, obwohl nur wenige Tage vergangen war. Irgendwann war die Zellentür auf einmal offen gewesen und er hatte es geschafft heraus zu schleichen. Mit ein paar gestohlenen Vorräten und einer Waffe hatte er sich aus dem Staub gemacht und war jetzt bis hierher gekommen. Aber das waren Details, die er ihr zunächst noch ersparen wollte. Sie wusste, was sein Auftrag gewesen war. Das musste vorerst reichen.
Schließlich streckte er sich und lockerte seine Schultern. "Der Orden ist auch nicht das, was sie einem immer versprechen", sagte er schließlich. "Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich mich gegen ihn entschieden habe." Er vermied es, diese Aussage genauer zu treffen. Sie konnte sich schließlich denken, was genau gemeint war. Mord an einer Königin war nur einer der vielen unliebsamen Aufträge, die an Ordensritter verteilt wurden, wenn man sie sich vom Hals schaffen wollte.

Rhea amüsierte sich innerlich über die Unwissenheit ihres Gegenübers. Wenn er doch nur die gesamte Wahrheit kennen würde - wenn er doch nur wüsste, was sie mit all der Magie die letzten Jahre angestellt haben - und wie lange sie ihre kranken Praktiken bereits produzieren, so würde er verstehen, weshalb es so wichtig für die Ordensverräterin war, diesen auszulöschen.
Schließlich blickte sie gen Himmel. Es schien zu dämmern, was man dank des anhaltenden Nebels jedoch nur fade ausmachen konnte.
"Wir sollten bald aufbrauchen." sagte sie schließlich. "Wenn es dunkel wird, haben wir weniger Gefahr, das uns der Orden auflauert."
Rhea stand auf und streckte ihren Körper. Sie konnte ein heißes Bad gut gebrauchen, dazu was Richtiges zu essen und eine Mütze voll Schlaf. Doch sie wusste, das all dies Luxus war, etwas, was ihr wohl fürs Erste erspart bleiben würde. Sie würde nur dringend ihre Verbänder wechseln müssen, dachte sie sich. Sie würden sich gewiss bald lösen.
Rhea blickte Caleb an, ihr Blick ein wenig neckisch.
"Einer von uns wird das Prinzesschen wecken müssen, schätze ich."

"Sieht ganz so aus", sagte Caleb und zuckte mit der Schulter, ehe er Rhea grinsend anschaute. "Ich denke das übernimmst besser du. Dich scheint Prinzesschen zumindest etwas mehr zu mögen." Außerdem kann ich mit Frauen nicht allzu gut umgehen, wenn sie so schwierig sind, fügte er in Gedanken hinzu. Er hatte schon die eine oder andere Freundin gehabt, so war es jetzt nicht. Aber die meisten von ihnen waren typische Ordensschwestern gewesen, zahm und freundlich. Und keineswegs so zickig wie ihm die Prinzessin bisher erschienen war. Auch wenn seine Beziehungen meistens nicht lange gedauert hatten, weil sie sich meist beschwert haben er würde sich nicht zu sehr bemühen. Frauen...
Allerdings schien sich die Frage danach, wer sie wecken sollte ziemlich schnell erledigt zu haben. Als sie die Höhle betraten saß die Prinzessin aufrecht da, die Arme fest um ihren Körper geschlungen. Auch wenn er ihr Gesicht nicht sehen konnte, hatte er den Eindruck dass sie ins Leere starrte. Es dauerte einige Herzschläge, bis sie die beiden bemerkt hatte. Als sich ihre Blicke trafen senkte sie ihre Arme und bemühte sich, stark zu wirken.

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"Wo wart ihr?", fragte Lumeia mit einem harschen Unterton und hoffte, dass man ihre Angst nicht allzu sehr heraushörte. Sie hatte es nicht verstehen können, wie sie an diesem Ort hatte schlafen könne. Der Marsch war wohl doch zu anstrengend und ihr Wille zu schwach gewesen. Gerade ihren beiden Begleitern hatte sie unter keinen Umständen irgendeine Schwäche zeigen wollen! Wer wusste, was sie sonst mit ihr machten, wenn sie nicht auf der Hut war? Fremden Männern konnte man sowieso nicht trauen, die begrabschten einen, wenn man schon weg schaute. Bei Hof hatte sie wenigstens ihre Leibwächter um sich.
Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, als sich der zweite Traum den sie gehabt hatte wieder in ihre Gedanken stahl. Sie hatte sich an den Start der Revolution in dem Dorf erinnert, in dem sie zuletzt gewesen war. Das ganze Blut, die hasserfüllten Gesichter... Sie zwang ihre Gedanken, sich wieder anderen Dingen zu widmen. Noch einmal durfte sie ihnen keine Schwäche zeigen! Sie wirkte auch so schon schwach genug, das musste einfach aufhören! Sie war Lumeia! Die Prinzessin des Windreiches! Gefallene Prinzessin... Wie dem auch sei, gerade in solchen Zeiten durfte sie sich nicht unterkriegen lassen. Egal wie verängstigt sie war, sie würde durchhalten. Sie musste durchhalten.

"Oh, wie passend." merkte Rhea an, ihre Augen starr auf das Gesicht der Prinzessin gerichtet, ein wenig erleichtert. Sie hatte nun wirklich keine Lust die verzogene Göre aus ihrem Schlaf zu wecken. Obwohl man Lumeia ansah, dass ihre Arroganz und ihr zickiges Benehmen nur Selbstschutz für sie waren, so waren das dennoch Eigenschaften, die Rhea nicht ausstehen konnte. Aber sie war eh nur Mittel zum Zweck gewesen, und nicht jemand, der ihre neue beste Freundin werden sollte.
"Wir sollten bald aufbrechen. Es wird Nacht." sagte sie schließlich kühl, die Frage der Prinzessin ignorierend. Es war ihr egal, ob sie einen Verdacht schöpfte oder nicht. Sie mussten die Zeit einholen, die sie gestern Nacht verschwendet hatten - Rhea hatte das ungute Gefühl, das der Orden ihnen dicht auf den Fersen sein war, und somit sollte jedes Gespräch, was die Abreise verzögerte, gar nicht erst begonnen werden.

Ohne ein Wort zu sagen stand Lumeia auf und stolzierte an ihnen vorbei, blieb jedoch beim Höhleneingang zunächst stehen. Caleb rollte nur mit den Augen und war innerlich wirklich froh, wenn sie das Prinzesschen endlich abgesetzt hatten. Insgeheim hoffte er, allein für seine Nerven, dass sie sich ihrer kleinen Rebellion nicht anschließen würde. Er wusste sowieso nicht, was sie von ihr an Hilfe erwarten konnten. Aber gut, Rhea wusste schon was sie tat, sagte er sich. Oder er hoffte es vielleicht. Er war zu leichtgläubig, was die Kriegerin betraf. Oder vielmehr zu vertrauensselig. Seine Sinne sagten ihm, dass er ihr lieber nicht zu sehr vertrauen sollte, dennoch hatte er ihr bereits zu viel von sich verraten. Gut, sie hatte ihm auch Geheimnisse über sich erzählt, aber er sollte dennoch vorsichtig sein. Er würde ihr auch weiterhin die Führung überlassen und die Nachhut bilden, sie konnte im Dunkeln anscheinend besser sehen als er und das mussten sie für ihre Zwecke ausnutzen. Und die Prinzessin würde er weiterhin im Auge behalten, damit sie nicht wieder irgendwelche Dummheiten tat.

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Sie blickte vorsichtig aus der Höhle und sah nur dichten Nebel. Der Gestank hier in der Nähe war nach wie vor unerträglich und sie hatte den Eindruck, dass es bei Nacht sogar noch widerlicher geworden war. Was war sie doch froh, wenn sie diesen trostlosen Platz endlich verlassen konnten und sie wieder frische Luft atmen konnte. Auch wenn sie nicht wusste, wie lange es überhaupt dauern würde... Von ihrer Heimat aus waren es etwa fünf Tage gewesen, wenn sie zur Hauptstadt des Feuerreiches gereist war. Von ihrer momentanen Position aus konnte sie es jedoch nicht bestimmen. Was würde sie nicht alles dafür geben, wenn sie wenigstens Pferde hätten... Wobei die wahrscheinlich wieder zu viel Krach machen würden.
Sie schaute kurz zu ihren Begleitern, die sich noch einen kurzen Augenblick berieten und ihr dann bedeuteten ihnen zu folgen. Das Mädchen war ihr unheimlich, der Kerl ein ungehobelter Klotz. Aber dennoch das Beste, was sie hatte finden können. Und solange sie ihre Maske aufbehalten würde, hätte sie vor ihnen Ruhe. Auch wenn sie irgendwo schon die Aufmerksamkeit vermisste, die sie sonst immer genossen hatte. Nein, jetzt war nicht die Zeit für Sentimentalitäten. Sie folgte den beiden in die sich herabsetzende Dunkelheit und wünschte sich still, dass sie ihre Reise möglichst bald beenden konnten.

Der Mond stand hell am Himmel, als die Gruppe schließlich aufgebrochen war. Es war ungewöhnlich klar heute Nacht, gerade für das Grenzgebiet, was Rhea ein wenig verunsicherte. Aus diesem Grund behielt sie ihr normales Reisetempo, ohne darauf zu achten, ob ihre Reisegefährten mithalten konnten oder nicht.
Dafür hatten sie nämlich schlicht weg einfach nicht die Zeit. Sie mussten untertauchen, alle drei, und so, wie gerade Caleb und sie derzeit aussahen, waren sie gefundenes Fressen für die Kirche. Innerlich hoffte sie nur, dass man nach dem ehemaligen Ordensritter nicht suchen würde. Denn gerade das Feuerreich war es gewesen, was sich der Kirche auch damals schon recht schnell loyal gezeigt hatte - das sie gerade dieses als ihr erstes Reiseziel ansteuerten war gefährlich gewesen.
Dennoch, sie musste den herrschenden König treffen. Die Königsfamilie in dem Reich war von der Monarchie überzeugt gewesen und Rhea hoffte inständig, das sich dies in den letzten Jahrzehnten auch nicht geändert hatte. Sie würde ihn, oder zumindest einige seiner loyalen Männer gebrauchen können.

Sie würden ihr Ziel bald erreicht haben, das wusste Rhea. Je länger sie liefen, desto mehr verzog sich der Nebel, und auch einzeln grüne Bäume und Büsche fanden sie auf ihren Weg - ein Anzeichen dafür, dass sie sich vom Ödland entfernt hatten und sich den Grasflächen näherten.
Sie mussten sich was ausdenken, wenn sie Rast finden wollten, immerhin war der Aufzug von Caleb und ihr nicht gerade vertrauenerweckend gewesen. Zudem sie nicht wusste, ob man nicht sogar schon nach ihm suchen würde... für den Fall brauchten sie einen Plan, das war gewiss.

Die ganze Zeit über waren sie parallel zum Weg gereist, Mal weiter weg, mal näher dran gelegen um ihre Richtung nicht zu verlieren. Dennoch war sich Caleb ziemlich sicher, dass sie die Grenze allmählich überschritten hatten. Ein Glück hatten sich die Kämpfe mit Ordensrittern in Grenzen gehalten, nur hin und wieder war ihnen einer begegnet, den Rhea oder er ohne Probleme hatte auslöschen können. Dennoch würde der weitere Weg nicht wirklich leichter werden.
"Nicht weit von hier dürfte ein Dorf sein", bemerkte er schließlich, als er sich allmählich hatte orientieren können. Er erinnerte sich daran, dass der Ort erst vor wenigen Jahren gegründet wurde. Die Details waren ihm jedoch nicht mehr bekannt. Er hoffte nur, dass es nicht unbedingt ein gottesfürchtiges Dorf war, andererseits... Ihm kam ein Gedanke. Auch wenn seine Kleidung mittlerweile teilweise zerfetzt und mit Blut bedeckt war, könnte sie ihnen vielleicht helfen einen Ort für eine Rast zu finden. Gerade Dörfler waren häufig nicht so gut gebildet und wussten auch nicht alles über die Zustände der Kirche, obwohl sie fest daran glaubten. Hinzu kommt, dass dieser Ort, wenn sie Glück hatten, vielleicht auch keine Kirche besitzen würde. Trotzdem sollten sie das überprüfen.

Es dauerte nicht lange, und Rhea konnte auch schon die ersten Häuser vernehmen. Ein Dorf, wie sie erwartet hatte. Hier würden sie hoffentlich Rast machen können, auch wenn das Mädchen selbst sich noch keinen Plan ausgedacht hatte.
Sie wartete einen kleinen Moment an Anfang des Dorfes, welcher mit einer niedrigen, steinernen Mauer und einem Wegweiser gekennzeichnet war, auf ihre Begleiter. Sie hatten es also tatsächlich geschafft mit ihr Schritt zu halten, womit Rhea wirklich nicht gerechnet hatte.
Als die beiden schließlich gleichauf mit ihr waren, hatte sie ihren Blick auf das Dorf gerichtet, ehe sie sprach.
"Wir werden uns was ausdenken müssen." meinte sie, eher an Caleb als an Lumeia gerichtet. "So wie wir aussehen wird uns garantiert keiner dort freundlich gestimmt sein."

"Das ist noch ein recht junges Dorf... Vielleicht haben wir Glück und zumindest die Dinge, die mich betreffen sind bisher nicht hierher durchgedrungen.", sagte er schließlich und ließ seinen Blick über das Dorf schweifen. Zu seiner Erleichterung konnte er unter den Hausdächern kein Gebäude entdecken, das an einen heiligen Ort erinnerte. Zumindest nicht für Ethans Religion. Dennoch wäre es riskant. Dabei vergaß er ganz die Blutflecken, die sich bereits in Rheas und seine Kleidung gefressen hatten. Wobei er es vielleicht noch erklären könnte, nach den letzten Ereignissen, die generell hier vor sich gingen. Andererseits wusste er immer noch nicht, was nach seiner Flucht aus dem Orden passiert war. "Am besten ist es vielleicht, wenn wir zuerst versuchen mehr über die Gesinnung der Dorfbewohner zu erfahren", ergänzte er. "Dann können wir uns weiter Gedanken machen, wie wir weiter vorgehen können."

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Lumeia stand ein wenig abseits, hielt ihre beiden Führer dennoch im Blick. Sie hielt es nicht für notwendig, sich in ihre Gespräche einzumischen. Wahrscheinlich würde man ihr ohnehin nicht zuhören. Sie blickte selbst zum Dorf. Es war ihr völlig unbekannt. Tatsächlich hatte sie bisher nur die Hauptstadt des Feuerreichs und vielleicht maximal ein paar der größeren Städte besucht. Aber sonst wusste sie eigentlich nicht viel davon. Still hegte sie die Hoffnung, dass sie sich vielleicht wenigstens nicht mehr würde verschleiern müssen. Sie seufzte innerlich. Wenigstens waren sie jetzt etwas weiter von der Basis der Kirche entfernt. Da würde es, so hoffte sie, zumindest etwas leichter werden, wenn sie sich nicht direkt in die größeren Städte zurück zogen. Auch wenn sie es schon sehr gut heißen würde, Mal wieder in einem Bett zu schlafen oder eine ordentliche Mahlzeit zu sich nehmen zu können. Das waren Dinge, auf die sie wohl für einige Zeit noch verzichten musste.

Rhea nickte. Es dämmerte bereits. Der Morgen war bald angebrochen, und sie sollten eine kurze Rast machen, sich vielleicht ein wenig umhören, Informationen sammeln.. Ob dieser Ort hier eine Gaststätte oder dergleichen besaß? Schließlich war dies das erste Dorf, was im Reich des Feuers lag, und sie waren gewiss nicht die ersten Reisenden, die hier Unterschlupf suchten.
"Wir sollten eine Gaststätte suchen." sagte sie schließlich entschlossen. "Dort werden wir garantiert ein wenig was erfahren." Sie blickte Caleb an. "Und für den Fall, das man uns verdächtigt - du wurdest von deiner Gruppe getrennt und hast uns vor einem Dämon bewahrt, während Prinzessin und ich uns vom Wasserreich aus durchgeschlagen haben."
Rhea wandte ihren Blick ab und seufzte kurz, ehe sie sich erneut an ihre beiden Begleitern wandte. "Und außerdem..." Sie druckste ein wenig, und schielte leicht zu Lumeia. "Es wäre mir willkommen, wenn ihr Zwei das Reden übernehmen würdet."
Kaum hatte sie das gesagt, hatte sich die Schwertkämpferin auch schon umgedreht. Es war ihr unangenehm, ihre Schwäche anzuerkennen. Sie hatte lange nicht mehr mit Menschen geredet, selbst im Abgrund der Gesellschaft nicht. Und wenn, war es Informationsaustausch gewesen, geschäftliches, aber hier... hier ging es darum, in der Oberwelt Informationen zu sammeln, und Rhea war bewusst gewesen, das hier die Dinge anders geregelt wurden, wenn man denn nicht auffallen wollte.

Caleb betrachtete den restlichen Weg, der zum Dorf führte. Sie wurden von weiten Feldern begrüßt und in den ersten Häusern wurde Licht entfacht. Bald würden die ersten Menschen auf die Felder gehen und ihrem Tagewerk nachgehen. Vermutlich würden ihnen bereits einige entgegen kommen, wenn sie die ersten Häuser erreicht hatten. Dennoch konnte das geschäftige Treiben für sie auch hilfreich sein um sich gegebenenfalls zu verstecken.
Er wandte sich noch einmal kurz an Lumeia. "Ich hoffe dir ist klar, dass es zu auffällig wäre, wenn du weiterhin so gehoben sprichst?"
Unter ihrer Kapuze blitzten ihre roten Augen auf. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Das ist mir schon klar. Du musst mir nicht jedes Wort einzeln sagen." Das kleine Wort "du" betonte sie dabei noch einmal extra, wohingegen ihre Stimme nachwievor herablassend klang. Warum genau redete er noch einmal mit ihr? Ach ja genau, weil es notwendig war.
Insgeheim hoffte er, sie würde sich bei den Gesprächen nicht ganz so zickig verhalten, wie sie es ihm und Rhea gegenüber tat. Im Idealfall überließ sie ihm das Reden komplett, aber er war sich ziemlich sicher, dass das nicht passieren würde.
Schließlich schlossen sie beide zu Rhea auf und erreichten die ersten Gebäude des Dorfes, begleitet von den ersten Sonnenstrahlen die am Horizont erstrahlten. Nur wenige Menschen kamen ihnen auf den Straßen entgegen, wobei die meisten von ihnen nur flüchtige Blicke zuwarfen. Hin und wieder verbeugten sich einzelne vor Caleb und flüsterten leise Worte, aber niemand von ihnen sprach sie direkt an.

Rhea war die Situation unangenehm. So sehr, dass sie hoffte, man würde es ihr nicht anmerken - bloß keine Schwäche zeigen, gerade Fremden nicht. Oder sonst irgendjemanden. Das war etwas, was die Schwarzhaarige sehr schnell lernen musste. Vertraue niemanden und zeige niemanden, wer du wirklich bist.
Die drei gingen weiter, und es beunruhigte Rhea, das keiner der Dorfbewohner miteinander sprach, sondern sie einfach nur anstarrten. Was natürlich kein Wunder war, bei ihren Aufzug. Dennoch, Rhea hoffte innerlich, das einer endlich mal nach einer Gaststätte fragen würde oder, und das gab sie sich nicht mal selbst gerne zu, dass Ares die Kontrolle übernehmen und ihr Leid ersparen würde. Doch meldete er sich nicht. Verdammter Sadist.
Es war schließlich ein kleiner Junge gewesen, der die drei angesprochen hatte. Er schien ebenfalls für die Feldarbeit zuständig zu sein - sein Gesicht war voller Schmutz und seine Kleidung war zerrissen. Dennoch zeigte er keinerlei Angst oder Ehrfurcht, als er das ungleiche Trio ansprach. "Wer seid ihr?" fragte er neugierig, seine großen Augen leuchteten regelrecht vor Neugier. "Hier sind schon ewig keine Fremden mehr vorbei gekommen! Seid ihr von der Kirche?"
Rhea antwortete nicht, sondern blickte suchend zu Caleb und Lumeia. Sie konnte mit Menschen schon nicht sonderlich gut, aber Kinder waren ganz besonders schlimm gewesen. Sie fragten einfach zuviel.