Central Hell Goddess - NEW

Caleb schaute überrascht zu dem Jungen, dann ging er vor ihm in die Hocke um auf einer Höhe mit ihm zu sein. "Das sind aber viele Fragen", sagte er und versuchte dabei sanft zu klingen. Er hatte bisher nicht viel mit Kindern zu tun gehabt. Meistens mit Waisen, die vom Orden aufgegabelt und groß gezogen wurden. Nach seiner Versetzung ins Windreich war das jedoch eingefroren, da er dort anderweitige Arbeit zu erledigen hatte. "Wir sind nur auf der Durchreise. Weißt du zufällig, ob es hier ein Gasthaus gibt?" Er versuchte zu vermeiden auf irgendwelche Details zu ihrer Reise einzugehen. Es war zwar nur ein Kind, aber solange es nicht zwingend notwendig war sollten sie sich auf die für sie wichtigen Informationen stützen.

Das Kind, welches die Gruppe immer noch mit großen Augen ansah, nickte eifrig. "Natürlich!" Er zeigte auf ein Gebäude, welches nur wenige Meter von Ihnen entfernt gewesen war. "Dort drüben! Aber ich muss jetzt wieder los, sonst schimpft mein Papa mit mir." Dann strahlte er Caleb an. "Der wird stolz auf mich sein, wenn ich ihm erzähle, das ich Leute von der Kirche geholfen habe!"
Gerade, als der Junge wieder losstürmen wollte, hielt Rhea in fest, was ihn verwundert aufsehen ließ.
"Das solltest du besser nicht tun." sagte sie, und versuchte, nicht ganz so kühl und monoton zu klingen wie sonst. Sie überlegte kurz. "Wir.. äh.. wir sind nämlich auf einer geheimen Mission, weißt du?"
Der Junge nickte und hielt seine Finger an die Lippen. "Dann ist das unser Geheimnis!" Damit war der Junge auch verschwunden.
Rhea seufzte. Natürlich, es war abzusehen das Caleb definitiv zur Kirche gehörte. Dennoch hatte die Kriegerin die Befürchtung, der Junge würde zu viel reininterpretieren und am Ende würden sie doch gesucht werden. Sicher ist sicher gewesen.
Sie sah dem Jungen noch hinterher, wie er freudig aufs Feld lief, ehe sie sich umdrehte und das Gasthaus ansteuerte. "Worauf wartet ihr noch?" sagte sie, ihre Stimme wieder gewohnt kühl und ruppig.

Das Gasthaus war zu dieser Tageszeit noch erstaunlich leer. Nur vereinzelt saßen Trunkenbolde laut schnarchend an den Tischen und beachteten das Trio nicht. Es wirkte erstaunlich gepflegt, dafür dass es ein einfaches Dorf war. Ein paar Tische waren im Schankraum aufgestellt und an den Wänden waren vereinzelte Kerzen angebracht, die zu dieser Tageszeit jedoch nicht angefacht waren.
Hinter dem Bartresen stand ein kleiner, bärtiger Mann der sogar Calebs Körpergröße unterbot. Als sie den Raum betraten blickte der Mann auf und schaute überrascht in ihre Richtung, während er eines der Gläser polierte. Er grinste, als sie sich ihm näherten und endblößte dabei eine Zahnlücke. "Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass sich um die Zeit hier Fremde einfinden. Womit kann ich dienen?", wollte er wissen und bedeutete den Dreien sich zu setzen.
Caleb orderte zunächst Getränke für alle Drei und begann dann ein Gespräch mit dem Barkeeper. Zunächst hielt er sich locker, ehe er schließlich mit den für sie eigentlich wichtigen Fragen begann. Hin und wieder mischte sich sogar das Prinzesschen ein und klang für ihre Verhältnisse erstaunlich freundlich, wenngleich sie immer noch etwas Unnahbares an sich hatte. Sie erfuhren einiges über die Verhältnisse im Feuerreich, dass viele der Kirche folgten und ihre Lehren mochten, wohingegen sich vor allem in der Hauptstadt noch vereinzelte Gruppen gegen sie stellten. Er erzählte ihnen dass sie Gerüchte von einer Revolution im Windreich gehört hatten und sämtliche weitere Dinge. Anschließend war der Mann sogar so nett, ihnen noch Proviant mitzugeben und bot ihnen auch Zimmer an, in denen sie sich ausruhen konnten, wobei Caleb bei der Frage noch einen kurzen blick auf Rhea warf, bevor er antwortete. Bis sie ihr Gespräch beendet hatten stand die Sonne bereits weit oben am Himmel und bedeutete ihnen, dass die Mittagszeit bereits angebrochen war.

Rhea nahm das Angebot des Wirts dankend an. Sie wollte sich zwar nicht ausruhen, aber sie musste dringend ihre Verbände wechseln. Sie waren mittlerweile nur noch eher dürftig befestigt - zwar hielten sie noch das versteckt, was versteckt bleiben sollte, dennoch musste schnell ein neuer her.
Also nahm sie sich das Zimmer, sperrte sich in das anliegende Badezimmer und wusch ihre Kleidung, ehe ihr Blick auf die Waschschüssel fiel, die sich im Raum befand. Es war zwar kein Bad, aber es würde zumindest für den Anfang genügen.
Also entledigte sie sich ihrer Verbände und wusch ihren Körper, ihren Blick auf die schwarzen Tätowierungen, die ihre Arme und ihr rechtes Bein verzierten.
Eine Erinnerung, an die Sünden, die sie begannen hatte. Und eine Erinnerung an das, was beinah aus ihr geworden war. Sie schluckte die aufkommenden Emotionen herab. Auch, wenn Rhea nie wirklich Zeit hatte, die Geschehnisse der letzten Jahre irgendwie zu verarbeiten... es war Schwäche gewesen. Und Rhea hatte sich an jenem Tag geschworen, all ihre Schwäche abzulegen, die sie seid Anbeginn ihres Daseins mit sich herumschleppte.
'Und doch zeigst du Fremden wie angreifbar und nervös du doch bist.'  ertönte die ihr bekannte Stimme aus dem Hinterkopf gehässig.
'Jetzt zeigst du dich endlich mal?' erwiderte Rhea, entnervt ihre Arme verbindend. 'Tut mir Leid, aber mir ist gerade nicht nach Reden.'
Ares kicherte. 'Natürlich nicht. Dabei sagte ich mit keinem Wort, dass es was schlechtes sei, menschlich zu sein.' Typisch Ares. Er kam immer dann, wenn sie keine Lust hatte, mit ihm zu reden, und gerade mit den Themen, die sie nicht besprechen wollte. Aber das wusste er, und sie konnte es ihm irgendwo auch nicht verübeln. Es muss auf Dauer ermüdend sein, sie als einziges Hobby zu haben. 'Du hast gesehen, was aus mir geworden ist, oder?' 
'Ja, und deine Geschichte war bisher nur nützlich für mich~. Und sieh es so. Solltest du es wirklich schaffen, die Kirche zu stürzen, so steht dir allerlei Ruhm und Ehre offen.' Er grinste höhnisch, das wusste sie. 'Der interessiert mich aber nicht.'
Der Dämon seufzte. 'Manchmal bist du ganz schön langweilig, weißt du das? Dabei wollte ich dich doch nur aufmuntern. Ich merk doch, wie sehr du dich dagegen sträubst, den Rotschopf an dich ran zu lassen, obwohl du dich in Wahrheit doch auch nur nach sowas menschlich törichten wie Freundschaft sehnst.'
Rhea antwortete nicht mehr. Anders als sie hatte er Zugang zu allem, was in Rhea vorging. Ihre Emotionen, Gedanken, sogar ihr Unterbewusstsein - während er für sie nur eine lästige Stimme im Hinterkopf gewesen war. Es war unfair gewesen. Unfair, das sie nach all den Jahren nicht eine Sache von Ihm wusste, und unfair, das er alles, was sie betraf, gegen sie verwendete, nur um sich zu amüsieren. Rhea biss sich auf die Lippe. Und selbst wenn es so war. Selbst wenn sie Freunde wollte. Sie wollte nicht verraten werden, nicht nochmal.

Das schwarzhaarige Mädchen zog sich schließlich an und verließ das Badezimmer. 
"Du kannst jetzt rein." sagte sie, betrübter als gewollt, zu Lumeia, die sich auf eines der Gästebetten breit gemacht hatte.

Lumeia war froh, ihren Umhang endlich ablegen zu können. Sie lag auf einem der Betten und starrte aus dem Fenster, betrachtete den strahlend blauen Himmel und genoss die Sonnenstrahlen. Zwar musste sie sich hier nicht direkt verstecken, aber sie war dennoch nicht frei. Immer wieder fragte sie sich, warum es so weit gekommen war. Was hatte sie falsch gemacht? Doch eine Antwort darauf fand sie nie. Sie streckte sich, woraufhin das Bett leicht knarzte. Es war nicht unbedingt die beste Qualität, aber immer noch besser als auf dem harten Boden zu schlafen. Sie schloss kurz ihre Augen. Ihr fehlte ihr eigenes Bett, ihre Heimat, die sie innerhalb weniger Tage verloren hatte.
Mit einem leisen Knarzen öffnete sich die Tür des Badezimmers und Rhea kam heraus. Sie nickte ihr kurz dankend zu und stolzierte dann an ihr vorbei, wobei sie durch die kurze Pause so erschöpft war, dass sie den Eindruck hatte, dass es ihr nicht wirklich gelingen wollte.
Das Bad war klein, musste aber für's erste genügen. Auch wenn sie sich ein richtiges warmes Bad gewünscht hätte. Sie seufzte. Nicht einmal um ihr Aussehen konnte sie sich kümmern. Sie fühlte sich regelrecht nutzlos. Zugegeben, Rhea und Caleb waren für sie auch nur Mittel zum Zweck geworden, aber als sie die beiden Kämpfen gesehen hatte... Lumeia hasste Kämpfe und unnötige Gewalt, sie hatte es schon immer gehasst. Aber wären diese Beiden nicht gewesen, wäre sie mit Sicherheit längst tot gewesen. Und sie wusste nicht, was das für Auswirkungen gehabt hätte. Zumindest wollte sie glauben, dass es irgendwelche Nachwirkungen mit sich gezogen hätte, zumindest für gewisse Personen. Auch wenn es auf dieser Welt nur noch eine Person gab, der sie sich wirklich vollkommen anvertrauen konnte.
Sie schüttelte den Kopf um ihre Gedanken weg zu werfen. Jetzt war nicht die Zeit um nostalgisch zu werden. Gerade jetzt musste sie stark sein, auch wenn ihr gewiss nicht danach war. Sie warf sich einen Schwall Wasser ins Gesicht und begann sich zu waschen. Wenigstens würde sie endlich nicht mehr stinken! Es war zwar immer noch weit entfernt von dem, was sie eigentlich gewöhnt war. Aber wenigstens musste sie ihren Geruch dann nicht mehr ertragen.
Es dauerte eine Weile, bis sie soweit wenigstens halbwegs mit sich zufrieden war und sie das kleine Badezimmer wieder verließ. Ihr Blick fiel direkt unbewusst zu Rhea, mit der sie ihr Zimmer teilen musste. Wobei sie zugegebenermaßen schon froh war, dass der Kerl ein eigenes Zimmer hatte. In der Nähe von Männern fühlte sie sich generell nicht wohl, außer bei ein paar wenigen. Und bei ihm wusste sie noch nicht, ob sie ihm nun trauen konnte oder nicht.

Rhea selbst hatte Lumeia keinen weiteren Blick mehr gewidmet, als diese aus dem Badezimmer gekommen war. Verdammt, sie hatte nicht mal mehr mitbekommen, dass sie aufgestanden ist. Viel zu aufgewühlt war sie von Ares' Worten gewesen und viel zu sehr darauf bedacht, nicht darüber nachzudenken und sich abzulenken.
Dennoch, es kamen vermehrt Bilder ihrer Vergangenheit hoch. Ihre Mutter. Ihr Vater. Die beiden widerlichen Männer, die sie umgebracht hatte. Den verübten Anschlag. Und der Tag, der ihr ganzes Leben noch widerlicher und unerträglicher machte.
Rhea seufzte und kauerte sich auf die Seite. Manchmal wünschte sie, sie wäre vollends dämonisch geworden. Dann würde sie all diese Menschlichkeit, die sie plagte und die sie nicht ablegen konnte, nicht mehr quälen. Dann wäre sie ein Monster, ohne jegliche Emotionen oder irgendwelche Reue.
Ein weiterer Seufzer entfuhr Rheas Kehle. Sie würde sich rächen, das war ihr Ziel gewesen. Sie würde sich rächen und wenn es das letzte ist, was sie auf der Welt tun würde. Man nehme ihr beide Arme, beide Beine, das Augenlicht, ihre Stimme - Rhea würde einen Weg finden, diesen Bastard umzubringen, das schwor sie sich. 
Das war der Gedanke, der sie immer weiter machen ließ, seid dem Tag, als sie alles verloren hatte. Das war ihr Grund zum Leben, ihr raison d'être. Und den würde sie sich von niemanden nehmen lassen, selbst von ihrem törichten menschlichen Selbst nicht.

Das Seufzen der Kriegerin machte Lumeia plötzlich stutzig, ebenso die Art, wie sie auf dem Bett lag. Ob sie überhaupt gemerkt hatte, dass sie wieder zurück war? Sie betrachtete die Frau eingehender und fragte sich still, ob sie sie ansprechen sollte. Sie wirkte auf einmal so anders, ja fast hatte Lumeia den Eindruck als wollte sie sich verstecken. Vor einem unbekannten Feind oder dergleichen. Unschlüssig darüber, was Lumeia tun sollte, beobachtete sie Rhea zunächst noch ein wenig. Sie hatte die Frau schon die ganze Zeit gruselig empfunden, aber jetzt wo sie auf einmal so schwach wirkte, war sie ihr fast noch gruseliger. Bestimmt hatte sie auch viel durch gemacht, schoss es ihr durch den Kopf. Sofort versuchte sie den Gedanken wieder zu verdrängen. Ob sie Mitleid mit dieser Frau haben sollte?
Zögernd stand sie auf. Sie waren Gefährten. Auch wenn sie Rhea nicht trauen konnte, ebenso ihrem Begleiter, irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie atmete tief Luft ein und trat dann an Rheas Seite, ging neben ihr in die Hocke und berührte sanft, ja fast zögernd ihre Schulter. "Ist alles in Ordnung?", fragte sie, darum bemüht nicht allzu besorgt zu wirken.

Rhea zuckte unwillkürlich zusammen, als sie die Berührung der Prinzessin spürte. Sie drehte sich rasch um, die Panik in ihrem Gesicht geschrieben, die Hand an der Klinge. Als sie jedoch Lumeia erblickte, seufzte sie erleichtert.
"Erschreck mich bitte nicht so." sagte sie schließlich. Sie hatte nicht damit gerechnet, das die Windprinzessin sie auf einmal ansprechen würde - sie wie es für Rhea schien, war sie eher weniger die Art von Mensch, die sich um andere sorgte.
"Und .. äh.. ja, alles in Ordnung, schätze ich. Ich war nur in Gedanken versunken." Rhea wich ihren Blick aus. Sie sollte nicht merken, wie unangenehm diese Situation für sie war. Und wie unangenehm es war, das sie so offen ihre Schwäche gezeigt hatte.

Die Prinzessin wich kurz leicht erschrocken über die heftige Reaktion zurück, fand aber ziemlich schnell wieder ihre Fassung. "Verstehe", sagte sie fast schon erleichtert, klang aber im nächsten Augenblick wieder so herablassend, wie sie bereits die ganze Zeit den Eindruck hinterlassen hatte. "Entschuldige, dass ich mir Sorgen gemacht habe."
Sie wandte sich wieder von Rhea ab und trat ans Fenster, erneut heraus blickend, während sich die Sonne langsam dem Horizont zu wandte.

"Du musst dir keine Sorgen um mich machen." antwortete Rhea und setzte sich auf, ihren Blick selbst gen Fenster gerichtet. "Mach dir lieber Sorgen um dich selbst."
Daraufhin schwieg Rhea eine Weile, ehe sie auf eine Idee kam. Sie mochte die Prinzessin nachwievor zwar nicht sonderlich, aber da sie selbst Teil einer Monarchie ist, müsste sie dahingehend doch gewiss einige Informationen haben.
"Aber mal was anderes." sprach die Kriegerin schließlich erneut. "Das Feuerreich.. der König. Ist er noch am Leben?" Auch, wenn diese Frage verdächtig wirken konnte - das war etwas gewesen, was Rhea dringend wissen musste. König Gaston war damals eiserner Vertreter der Monarchie gewesen und hatte sich mit allen Mitteln gegen die Kirche gewehrt, das wusste sie noch. Wenn er noch am leben war... Einen Mann wie Ihn brauchte sie, zumindest seine Unterstützung.

Sie wandte sich leicht vom Fenster ab und blickte in Rheas Richtung. Versuchte in ihrem Gesicht zu lesen. "Er starb bereits vor einigen Jahren", sagte sie schließlich und wirkte dabei ein wenig überrascht. "Sein Sohn übernimmt seitdem einen Großteil seiner Aufgaben." Sie konnte Rhea einfach nicht einschätzen. Der Tod des Königs war eigentlich relativ weit verbreitet gewesen, kaum dass Alec seine Aufgaben übernommen hatte. Aber gut, sie wusste nicht was Rhea in ihrem Leben durch gemacht hatte und ob sie sich überhaupt für solche Dinge interessiert hatte. Ein wenig merkwürdig wirkte das auf sie aber schon.

Rhea merkte die zweifelnden Blicke, die Lumeia ihr entgegen brachte. Natürlich, es war verständlich gewesen, wenn es wirklich schon so lange her war. Ob die Kirche ihn letzten Endes doch geschnappt hatte? Zu ihrer Zeit war das Feuerreich noch aufständisch gewesen, und das dank der guten Leitung von König Gaston. Sein Tod schien wohl auch die Bewohner entmutigt zu haben.
"Ich war lange Zeit auf der Flucht." sagte Rhea schließlich. "Habe mich viel in den Grenzgebieten rumgetrieben, daher war mir die politische Lage nicht bewusst." Auch das war nicht gelogen. Nachdem sie aus der Hölle entkommen war hatte sie sich tatsächlich eine Weile in den Grenzgebieten rumgetrieben. Tatsächlich.. tatsächlich war heute das Erste mal seid dem gewesen, das sie wieder grünes Land zu Gesicht bekam.
"Du sagtest, sein Sohn würde nun herrschen... Wie steht der zur Kirche?" fragte die Schwarzhaarige wieder. Sie musste wissen, ob sie ihn als Verbündeten gewinnen konnte, oder ob das letzten Endes doch nur verschwendete Zeit war.

Jetzt wandte sich Lumeia ihr endgültig zu. Natürlich, sie war die ganze Zeit auf der Flucht, da war es gutaus möglich... Wobei es Lumeia dennoch merkwürdig vorkam. Nun ja, es würde schon stimmen. Was hätte Rhea auch davon sie anzulügen? Genauso viel wie davon, wenn sie ihr etwas anvertraute... Für einen Augenblick überlegte sie, ob sie ihr antworten sollte. Nicht dass sie damit Alec in Gefahr brachte. Andererseits... Sie würde ihn sowieso fragen wenn sie erst am Schloss ankamen. Und dann würde Lumeia sich auch entscheiden müssen, ob sie sich ihnen anschloss oder nicht.
Etwas unsicher berührte sie ihren Arm, ehe sie antwortete. "Alec... sein Sohn selbst ist gegen die Kirche.", sagte sie schließlich. Das war die einzige Aussage, die sie wirklich sicher treffen konnte. Zwar hatten sie sich über viele Dinge unterhalten, aber Politik hatten sie häufig außen vor gelassen.

Rhea legte die Hand ans Kinn, ein Zeichen dafür, das sie nachdachte. Er war also auch gegen die Kirche... konnte aber dennoch nichts gegen das Einmarschieren der Ordensleute tun. Er würde gewiss was unternehmen wollen, und selbst wenn er sich nicht persönlich anschloss. Es gäbe bestimmt genug Menschen die ihn loyal genug waren, sich Rhea anzuschließen, zumindest hoffte sie dies.
"Wir sollten überlegen, wie wir weiter vor gehen." sagte die Kriegerin plötzlich und war selbst überrascht, wie viele Worte sie mit der zickigen Prinzessin doch gewechselt hatte. "Ich persönlich habe keine Probleme damit, bei Nacht zu reisen, aber... soweit ich mich recht entsinne wären es bei zügigen Tempo sowieso zirka 2 Tagesmärsche bis zur Hauptstadt."
Rhea sah Lumeia schließlich direkt an. "Meint ihr, ihr schafft es euch weiterhin bedeckt zu halten? Ob bei Tag oder Nacht, das überlasse ich euch und Caleb."

Sie schaute zu ihrem Umhang, den sie über die Bettkante gelegt hatte und seufzte schließlich. "Mir wird ja nichts anderes übrig bleiben, bis wir dort sind." Schließlich setzte sie sich wieder auf das Bett und schaute zu Rhea. Dass sie sie auf einmal respektvoll angesprochen hatte machte Lumeia ein wenig stutzig, doch ließ sie es sich nicht anmerken. Es waren nur noch zwei Tage, bis sie bei Alec war. Das würde sie schon noch aushalten.
Sie setzte sich wieder aufs Bett und zog ihre Stiefel aus. Persönlich wäre es ihr lieber jetzt am Tag zu reisen. Jede Nacht durch zu laufen ging ihr langsam an die Substanz, auch wenn sie sich allmählich daran gewöhnt hatte. Sie mochte dennoch das Sonnenlicht lieber als das Mondlicht, auch wenn es bei Nacht vielleicht doch klüger gewesen wäre.

Fast zwei Tage lang war die Gruppe gereist. Rasten bei Tag, reisten bei Nacht. Das Klima wurde deutlich heißer und beinahe unerträglich; ein gutes Zeichen dafür, das die Gruppe tiefer ins Feuerreich eingedrungen waren.
Da, wo zuvor grüne Wiesen und weite Felder ihren Platz hatten, wurden die Reisenden nur noch von trockenen, steinernen Boden und brennender Hitze begrüßt.
Es dämmerte bereits, als die Gruppe vor der riesigen Mauer der Hauptstadt stand. Vor dem Tor, was in die Stadt selbst hineinführte, waren zwei Wachposten positioniert, das Tor selbst war verschlossen.
"Das ist also xxx..." murmelte Rhea, die massiven Mauern vor sich bestaunend. Ob sie einfach so hineingelassen wurden? Immerhin waren es drei Fremde, und gerade zu Zeiten der Kirche war man Fremden gegenüber nicht sonderlich offen gewesen..
Die Kriegerin sah zu ihren Begleitern. "Werden sie uns hineinlassen?" fragte sie schließlich, eher an Lumeia gerichtet, die sich nachwievor verdeckt gehalten hatte.

Lumeia zögerte mit ihrer Antwort. Es war nicht das erste Mal, dass sie die Hauptstadt betrat, doch es war das erste Mal, dass sie nicht zumindest mit Leibwächtern unterwegs war, die das alles klärten. Geschweige denn als gesuchte Verbrecherin. Sie fragte sich still, ob diese Männer nun gegenüber Alec oder der Kirche loyal waren. "Es... kommt darauf an, ob sie Alec oder der Kirche die Loyalität geschworen haben", sagte sie schließlich. Wären das Männer, die der Prinz postiert hatte, wäre das alles kein Problem andernfalls...

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"Wir könnten es einfach versuchen und auf unser Glück hoffen", meinte Caleb, wirkte aber auch wie in Gedanken. Er war noch nie in der Hauptstadt gewesen, auch nicht im Auftrag der Kirche. Zwar war allgemein bekannt, wie die Loyalität des Feuerreiches stand, doch sicher sein konnte man nicht. "Andererseits glaube ich nicht, dass jemand, der gegen die Kirche ist einfach Spitzel von ihnen aufstellen würde, oder vielmehr genehmigen."

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Sie blickte kurz zu Caleb und nickte dann kaum merklich. Er hatte Recht. Alec würde es bestimmt nicht einfach so erlauben, vielleicht waren sie auch einfach zu misstrauisch... Ohne direkt auf Rhea und Caleb zu warten stiefelte die Prinzessin schließlich vor, den Blick stur nach vorne gerichtet. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, eine Mischung aus Angst, Aufregung und Freude. Angst vor dem, was sie möglicherweise erwarten könnte, Aufregung und Freude darüber, dass sie ihren besten Freund bald sehen würde. Und dann vielleicht endlich die Möglichkeit hatte, ein wenig herunter zu kommen und ihre Gedanken zu Ordnen, die seit einigen Tagen schon ein pures Chaos war. Sie schluckte schwer und konzentrierte sich. Nur nichts anmerken lassen.
Einer der Wachmänner stellte sich ihr direkt vor sie, als sie eintreten wollte. "Halt. Zeigt mir Eure Papiere.", herrschte er sie mit strenger Stimme an.
Lumeia blieb jedoch ganz ruhig und gelassen. Sie stellte sich vor, sie wäre bei einem ernsten Gespräch bei Hofe, mit einem der ungeliebten Berater ihrer Mutter gewesen. "Wem gehört eure Loyalität?", fragte sie, ohne auf seine Forderung einzugehen.
Wenn die Frage den Wachmann verwirrt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen stellte er sich straff vor sie. "Ich bin nicht hier um Fragen zu beantworten."
Sie seufzte schwer. Natürlich. Als Wächter würde man auf solch eine Frage nicht antworten. Also alles oder nichts. Ohne lange zu zögern zog sie ihre Kapuze leicht zurück, sodass man gerade so ihre beiden rosafarbenen Locken und ihre roten Augen erkennen konnte, zumindest wenn man direkt vor ihr stand. Zusätzlich zückte sie ein Taschentuch, auf dem, versteckt unter Blut, das Wappen der Königsfamilie des Windreichs aufgesteckt war.
Sofort weiteten sich die Augen des Wächters. Er wirkte leicht panisch und unsicher, wie er reagieren sollte. Doch ehe er etwas sagen konnte, hatte sie ihm das Wort mit einer harschen Handbewegung abgeschnitten. "Bleibt ganz natürlich", sagte sie in einem befehlsgewohnten Tonfall. Sie zückte ihre Kapuze wieder zurecht und verbarg damit ihr Gesicht.
Er nickte ihr stattdessen knapp zu. "Verzeiht, Prinzessin. Ich hatte nicht damit gerechnet, Euch hier zu treffen."
"Nennt mich nicht so", sagte sie knapp. Unter ihrer Kapuze lächelte sie, auch wenn er es nicht sehen konnte. "Lasst meine Gefährten und mich passieren. Wir kommen in friedlicher Absicht."
Er nickte knapp und trat dann zur Seite. Lumeia spürte wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. Ein Glück gehörte er zu Alecs Männern... "Oh und noch etwas." Sie blickte den Mann an. "Sagt bitte niemandem, dass Ihr uns gesehen habt." Erneut lächelte sie, ehe sie ihren Weg fortsetzte.

Ein wenig verduzt sah Rhea der Prinzessin hinterher, ehe sie einen kurzen Blick zu Caleb warf und selbst ihren Schritt beschleunigte, um Lumeia einzuholen.
Das ging einfacher, als sie erwartet hatte. Aber es war auch töricht von ihr gewesen, ihre Identität einfach zu offenbaren. Wären die Wachen dem Prinzen nicht loyal gegenüber gewesen, dann hätten sie ein Problem gehabt. Ein verdammt großes, dem war sie sich sicher.
Dennoch, Rhea kannte den Mut der Prinzessin an und war irgendwo erleichtert. Sie hatten ihr Zeit erspart, eine Menge Zeit. Zeit und unnötige Erklärungen.
Die Schwarzhaarige trat in die Hauptstadt des Feuerreiches ein und war fasziniert, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ. Die Stadt war riesig - riesig und wunderschön. Die Gebäude waren allesamt aus Stein und in jedes einzelne waren verschiedene Muster eingemeißelt, die alle an ein kleines, eigenes Kunstwerk erinnerten. An jeder Ecke standen tropische Bäume, die Rhea so selbst auf ihren Weg zur Stadt selbst bisher noch nicht gesehen hatte. 
Sie selbst war nie so weit in dem Reich des Feuers eingedrungen gewesen. Die Hitze, die hier herrschte, war unerträglich und ungewohnt für sie gewesen - doch es faszinierte, begeisterte sie. Hier war es wirklich ganz anders gewesen als da, wo sie herkam.

Caleb hatte keinen Blick für die Schönheit des Ortes. Die ganze Zeit hielt er die Augen offen nach Leuten, die ihm bekannt vorkamen. Treue Anhänger der Kirche und dergleichen. Er wusste, dass sich manche versteckt in der Hauptstadt aufhielten um sie zu beobachten oder im geheimen ihre Lehren zu verbreiten. Jedenfalls mussten sie weiterhin vorsichtig bleiben, selbst oder viel mehr gerade weil das Ziel direkt vor Augen lag.
Kaum dass sie die Stadt betreten hatten, hatte die Prinzessin ihren Schritt beschleunigt. So sehr sie sich bemühte, ihre Gefühle zu verbergen, allmählich schien ihre Maske zu zerbröseln. Selbst er merkte, wie eilig sie es hatte, das Schloss zu erreichen. Er hatte sich nie wirklich für die Beziehungen zwischen den Reichen interessiert, aber er fragte sich, ob sie nicht vielleicht einen guten Draht zu dem Regenten hier hatte. Warum sonst hätte sie das Feuerreich dem Wasserreich bevorzugen sollen? Von der Fahrt abgesehen, wie ihm anschließend klar wurde.

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Die Sonne erstrahlte in einem sanften Orange, als sie endlich vor den Schlossmauern stand. Ihr Herz schlug wieder wie wild und sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie waren hier! Endlich, nach all der Zeit! Es fiel ihr zunehmend schwerer ihre Gefühle zu unterdrücken. Zu stark war die Freude darüber, endlich einen Ort zu erreichen den sie kannte. Wieder Menschen zu sehen, die sie kannte und denen sie vertraute! Am liebsten würde sie direkt losstürmen, aber sie wusste, dass sie sich diese Blöße nicht geben durfte. Sie musste sich gedulden.
Ihr Blick wanderte zu ihren Begleitern, die das Schloss betrachteten. Fast hatte Lumeia den Eindruck, sie waren noch nie hier gewesen. Aber gut, das hatte nichts zu bedeuten. Nur wenige Menschen reisten heutzutage durch die Welt und nicht jeder hatte das Glück, Kontakte zu den Königshäusern zu halten.
Sie wartete noch einen Augenblick, bis sie sich vom Anblick des Schlosses lösen konnten und wandte sich dann dem Schlosstor zu. Erneut stellten sich ihnen Wachen entgegen, die sie auf die selbe Art beruhigen konnte, wie am Tor. "Ich bin Prinzessin Lumeia", sagte sie zu ihm. "Meine Begleiter und ich wünschen eine Audienz bei Prinz Alec."
Einer der Männer bedeutete ihnen direkt zu folgen. Lumeia kannte ihn, er hatte sie schön öfter am Tor empfangen. Und wie auch dem Wächter am Stadttor sah auch er überrascht aus, als er sie gesehen hatte. Anscheinend hatte man sie tatsächlich für Tot gehalten. Sie spürte einen Stich im Herzen, schluckte aber die aufkommenden Tränen direkt herunter. Nicht mehr lange, sagte sie sich. Nicht mehr lange, dann brauchte sie nicht mehr die Starke zu spielen.

Rhea war noch immer fasziniert. So fasziniert, das sie mittlerweile gar nicht mehr merkte, wie müde und erschöpft selbst sie nach der Reise war. Das Feuerreich war wirklich das komplette Gegenteil von dem, was sie bisher gekannt hatte. Es war heiß, unerträglich heiß; aber allein die Architektur, das Klima, die Umgebung waren für sie eine völlig neue Welt gewesen - eine Welt, die sie faszinierte und in ihr etwas erweckte, was sie schon für längst tot geglaubt hatte.
Die Kriegerin folgte Lumeia und den Wächtern den langen Gang entlang, der vom Haupteingang aus ging, ehe sie an zwei atemberaubenden, aus Stein gemeißelten Treppen Halt machten. Unter Ihnen befand sich die massive, verschieden verzierte Tür, die wohl zum Thronsaal führte und fest verschlossen war. 
Der Wächter, dem sie gefolgt waren, tauschte kurz einige Worte mit einem anderen, vor dem Thronsaal stationierten Wächter aus, ehe er sich wieder den drei Reisenden zuwandte.
"Prinz Alec befindet sich derzeit in seinem Zimmer. Ich werde ihn holen."
Damit war der Wächter auch schon die riesigen Treppen nach oben stolziert.

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Er war gerade fertig mit dem Ankleiden gewesen, als es urplötzlich an seiner Tür klopfte. Um die Uhrzeit schon? Alec, der Prinz des Feuerreiches, wunderte sich zwar, ließ seinen Besucher aber mit einem "Ja?" gewähren.
Eines seiner Wächter öffnete schließlich die Tür, sein Gesicht war voller Begeisterung, aber auch gleichzeitiger Verwirrung gewesen.
"Mein Prinz." sprach er höflich. "Prinzessin Lumeia, sie .. sie lebt. Und sie verlangt nach Eurer Audienz."
Dieser Satz war es gewesen, was den sonst so kühlen Alec aus der Fassung brachte. Lumeia? Hier? Am Leben? "Was sagt ihr da?"
Er hatte beinahe die Hoffnung aufgegeben, sie je wiederzusehen, denn seid dem Anschlag auf das Windreich schien sie wie vom Erdboden verschlungen.
"Ja, mein Prinz, wir hielten es auch nicht für möglich, aber.. sie hat uns ihr Wappen gezeigt. Sie ist es tatsächlich. Sie wartet unten auf euch, mit zwei Begleitern."
Alec, der schnell wieder seine Fassung zurückerlangt hatte, nickte. "Gut, gebt mir einen Moment." antwortete er reserviert. "Ich werde sie gleich empfangen."
Die Worte des Prinzen anerkennent, nickte der Wächter und verließ den Raum.
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Es dauerte eine Weile, ehe die Drei, welche mittlerweile in den Thronsaal geordert wurden, von einem jungen, dunkelhaarigen Mann mit roten Augen empfangen wurden. Er war groß, schlank gebaut und hatte eine kühle Ausstrahlung - komplett das Gegenteil von dem, was Rhea als Prinz des Feuerreiches eigentlich erwartet hatte.
Er nickte Rhea und Caleb zu, ehe er direkt auf Lumeia zuging.
"Du lebst tatsächlich." sagte er sanfter, als das der kühle Gesichtsausdruck es hätte vermuten lassen.

Tränen füllten ihre Augen, als er den Raum betrat. "Alec!" Sie lief auf ihn zu und umarmte ihn kurz, freundschaftlich. Jegliche Etikette vergessend, ebenso die Tatsache, dass noch andere anwesend waren. Ihre Kapuze hatte sie zurück geschlagen, kaum dass sie das Schloss betreten hatten, damit er sie auch ja wieder erkannte. "Ich bin ja so froh dich zu sehen", flüsterte sie so leise, dass nur er sie hören konnte, als sie sich von ihm löste. Ihre Hände zitterten und das Lächeln, um das sie sich bemühte, wirkte mehr als falsch. So sehr sie die letzten Tage ihre Gefühle versucht hatte zu verbergen, so schwer fiel es ihr, jetzt ihre wahren Gefühle zu verheimlichen. Sie war froh, unendlich froh, aber gleichzeitig auch unheimlich erschöpft und ausgemergelt, wie man ihr mit Sicherheit auch ansah.
Sie trat ein paar Schritte von ihm Weg und deutete schließlich auf ihre Begleiter. "Das sind Rhea und Caleb", sagte sie, um einen sachlichen Ton bemüht. "Sie haben mich hierher begleitet."

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Caleb wusste nicht, was ihn mehr erstaunte. Die Tatsache, wie kühl der Prinz wirkte oder die Tatsache, dass ihre zickige Prinzessin doch auch ganz anders wirken konnte. Er erwiderte den Blick des Prinzen und nickte ihm ebenfalls zu, als das Mädchen ihn vorgestellt hatte. Ein wenig aufgeregt war er ja schon. Zwar hatte war er schon öfter zum obersten Führer des Ordens, Ethan, gerufen worden, aber solche Treffen waren doch ganz anders als mit einem königlichen Oberhaupt. Wenngleich er das Gefühl hatte, dass sich der Prinz recht wenig für ihn oder Rhea zu interessieren schien.

"Dafür danke ich euch." sagte Alec, die beiden musternd. Das Mädchen, welches vor ihm stand und ihn kühl und abwertend anblickte, schien eine Kriegerin zu sein - er erkannte es zu gut an ihrem Blick, ihrer Klinge und ihre Ausstrahlung. Sie wirkte wie ein Mädchen, welches einen eisernen Willen hatte - und die so, wie sie ihn ansah, garantiert etwas von Ihm verlangen würde, dafür, dass sie Lumeia hierher eskortiert hatte.
Den Jungen neben ihr konnte er weniger einschätzen. Obwohl auch er ein Schwert bei sich trug, wirkte er weniger wie ein Krieger für Alec - er schien aufgeregt zu sein. Seine goldenen Augen verrieten, das auch er aus dem Reich des Feuers stammen musste.
Alec wandte sich erneut Lumeia zu, welche sichtlich erschöpft und emotional fertig gewesen war. "Du wirst dich ausruhen müssen." sagte er, und strich ihr sanft eine aufkommende Träne aus dem Gesicht. "Ich werde dir ein Zimmer herrichten lassen. Wir können später immer noch reden." Er lächelte. "Du hast bestimmt sehr viel durchgemacht, die letzten Tage. Es tut mir Leid, das ich nicht nach dir suchen lassen konnte."
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Rhea musterte das Schauspiel vor sich kritisch. Es war interessant zu sehen, wie die sonst so zickige Prinzessin ihre Maske hat fallen lassen - doch auch gleichzeitig war der Prinz des Feuers, Alec, ganz anders gewesen, als das sie seinen Vater in Erinnerung hatte. Auch wenn sie König Gaston nur durch offizielle Besuche in ihrer Heimat kannte - der Mann wirkte leidenschaftlicher, feuriger, intensiver - eben das was man von dem hitzigen Volk des Reiches hier erwarten würde.
Aber der Prinz? Er wirkte kalt, eisig, reserviert - selbst die Zärtlichkeit und Fürsorge, die er Lumeia gegenüber zeigte, wirkte nicht 'komplett'. Natürlich, das konnte auch nur Einbildung sein, dennoch. Rhea wusste, sie musste vorsichtig walten lassen. Und genauso wusste sie, das sie seine Unterstützung brauchte.
"Das trifft sich gut." sagte Rhea schließlich. "Ich habe nämlich ein Anliegen an euch, mein Prinz." sagte sie, den dunkelhaarigen Mann entschlossen anschauend.

Sie schüttelte schwach den Kopf, um ihn darauf hinzuweisen, dass es in Ordnung war, zu müde und erschöpft zu reden wandte sie sich direkt den Dienern zu, die Alec hatte kommen lassen. Doch ehe sie ein Wort des Dankes an ihre Begleiter richten konnte, hatte Rhea auch schon das Wort erhoben. Sie würde später auf sie zukommen müssen, entschied sie. Es wäre keine gute Idee, die Kriegerin, vor der Lumeia sowohl Angst als auch Respekt hatte, zu unterbrechen. Sie wusste ohnehin, was ihr Anliegen wäre. Und bestimmt würde sie auch von ihr noch eine Antwort verlangen, wenn sie denn überhaupt noch Interesse an Lumeias Hilfe hatte. Dankbar folgte sie den Dienerinnen, die sie direkt in eines der freien Zimmer brachten. Erschöpft ließ sie sich auf das Bett sinken. Endlich wieder ein weiches Bett, dachte sie und schloss ihre Augen, nur um binnen weniger Augenblicke einzuschlafen. Sie merkte nicht einmal mehr, dass ihr Tränen die Wange herab liefen.

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Wie immer direkt mit dem Kopf durch die Wand, dachte Caleb, behielt aber seinen gleichgültigen Gesichtsausdruck bei. Das war ein Anliegen, dass er Rhea überlassen würde. Er fragte sich nur, ob der Prinz ihr Zusagen würde. Er wirkte so kühl, unnahbar. Und er war schwer zu lesen. Still fragte er sich, ob Rheas Bitte bei ihm überhaupt anschlagen würde. Eine Verstärkung für ihre Gruppe wäre er auf alle Fälle.

Alec zog eine Augenbraue hoch. "Ist dem so? Dann sollten wir dies wohl nicht besser hier klären." sagte er schließlich und führte die beiden Fremden in ein Nebenzimmer, und deutete Ihnen, sich zu setzen.
"Ich nehme mal an das ihr nicht unbedingt Lumeias Freunde seid." sagte er feststellend und begutachtete weiterhin seine Gesprächspartner genau. Jede Mimik, jede Bewegung, jede Veränderung im Gesicht zog er regelrecht in sich auf. Er hasste es, Leute nicht einschätzen zu können, weshalb er schnell lernte, Gesichter zu lesen - ohne selbst eine Mine dabei zu verziehen.
"Ihr verlangt etwas. Und aus diesem Grund habt ihr sie her eskortiert, habe ich Recht?" sprach er weiter, ohne auf die Antwort des Mädchens zu warten, welche seinem Blick nach wie vor entschlossen standhielt. Sie nickte.
"Ja." antwortete sie, ehe sie kurz schwieg und anschließend tief einatmete. Sie war nervös, das merkte er. Obwohl sie darauf bedacht war, ihr Gesicht hart und kalt zu lassen, ihre Augen verrieten es Ihm. Sie waren lebendig und voller Emotionen, die das Mädchen selbst wahrscheinlich nicht mal bewusst wahrnahm.
"Und zwar möchte ich, dass ihr uns anschließt, um gemeinsam die Tyrannei der Kirche zu stürzen." Das Mädchen wirkte noch immer sehr entschlossen, ihre Augen blitzten hasserfüllt auf, als sie von der Kirche sprach. 
"Das ist ein ziemlich großes Anliegen." antwortete Alec, die Hände zusammenfaltend. 
"Dessen bin ich mir bewusst. Aber ich bin mir auch bewusst, das ihr als Gastons Nachfolger selbst noch sehr von der Monarchie überzeugt seid." Das Mädchen war zumindest nicht dumm, dachte er.
"Das stimmt."
"Und ich brauche Männer wie euch. Es wäre töricht, das Oberhaupt der Kirche allein stürzen zu wollen - aber wenn ich die Hilfe einiger euch loyalen Männer bekommen würde..."
"Nun." Alec unterbrach sie. Sie wirkte nicht naiv, auch nicht dumm. Sie war fest überzeugt von dem was sie sprach, und das faszinierte den Prinzen ein wenig. Sie schien die Art Mensch, die für ihre Ideale einstand - selbst, wenn sie dadurch sterben würde. "Ich gebe zu, die Zeiten als Prinz sind schwierig geworden, seid die Kirche hier ihre Propaganda gestreut hat." Er sah Rhea an. "Ihr kommt aus dem Wasserreich, nicht wahr?" fragte er, ein leichtes Grinsen kam über seine Lippen. Das Mädchen vor ihm war verdutzt, dann aber verstand sie. "Meine Augen." Alec nickte.
"Die Lage im Wasserreich scheint euch von daher bewusst, nehme ich an. Daher ist euer Vorliegen verständlich."
Die Schwarzhaarige Kriegerin schüttelte den Kopf. "Nein, leider nicht. Es ist eine Weile vergangen, seid ich mich das letzte Mal dort aufgehalten hatte. Ich.. war auf der Flucht."
"Nun, ich habe von Gerüchten gehört, dass die Kirche das gleiche Unterfangen plant wie das, was sie bereits im Windreich angewendet hatten."
Die Kriegerin war erschrocken. Er konnte erkennen, wie sich ihre Augen für einen Moment vor Panik weiteten - ehe sie wieder ihre steinerne Maske aufsetzte.
Alec wartete nicht auf ihre Antwort, ehe er weiter sprach. "Ich selbst wollte mich dorthin begeben, um die Königsfamilie zu warnen, doch konnte ich nicht fort ehe ich keine Gewissheit über Lumeias Schicksal hatte." Es gab schließlich jemand anderen als sie, den er schützen musste - jemand, der gewarnt werden musste, selbst wenn er Alecs Anblick nicht willkommen heißen würde.
"Ich nehme an, ihr wollt, dass wir euch begleiten?" fragte die Kriegerin feststellend. Alec grinste. Das Mädchen war wirklich nicht dumm. 
"Ganz Recht. Und wer weiß, vielleicht findet sich dort wer für eure kleine Revolte." 
Alec hatte schon beschlossen, das er sich den beiden Fremden anschließen würde. Er hatte schon viele Revolutionäre kennen lernen dürfen - alles törichte, idealistische Männer, denen die Schwere dieser Aufgabe nicht bewusst gewesen war. Aber dieses Mädchen war anders. Er konnte Schmerz in ihrem Blick erkennen, Schmerz und ungeheure Entschlossenheit, die ihn beeindruckte.
Wenn er sich Ihnen anschloss, konnte er einen Teil seiner Schuld vielleicht begleichen. Auch wenn ihm wohl niemands endgültig vergeben werden würde.

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Rhea war erstaunt, wie einfach die Sache doch war. Obwohl der Prinz des Feuers nicht lesbar war, und auch das Grinsen, welches er ihr schenkte, so unglaublich nichtssagend schien - so war sie doch erleichtert, einen weiteren Verbündeten für ihre 'Revolte' gefunden zu haben.
Der Prinz stand schließlich auf. "Gebt mir noch einen Tag Vorbereitungszeit." sagte er schließlich. "Ich werde euch ein Zimmer herrichten lassen, solange könnt ihr euch ein wenig ausruhen. Wenn ihr mich also entschuldigen würdet..." Damit verließ der Prinz den Raum, Rhea und Caleb alleine zurücklassend.
"Was hälst du von ihm?" fragte Rhea ihren Begleiter schließlich, den Blick auf die Tür gerichtet, durch die Alec soeben getreten war. 
Obwohl Rhea sich immer noch bedeckt halten wollte, so hatte sie beschlossen, dem ehemaligen Ordensritter fürs Erste zu vertrauen - er war klug und schien ihr immer noch vertrauenswürdiger als die beiden Monarchen, zudem war ihr bewusst, wenn sie zusammen reisen würden würde sie ihn brauchen, auch wenn sie das nicht gerne zugab. Dennoch, dies war eine Sache, die man so alleine nicht bestreiten konnte. Auch wenn Rhea noch immer die Möglichkeit des Verrats im Hinterkopf hielt.

Caleb verschränkte die Arme vor der Brust. "Er ist schwer einzuschätzen" sagte er schließlich. "Aber er wird definitiv eine gute Verstärkung für uns sein." Dennoch war er sich nicht ganz sicher, ob man ihm wirklich trauen konnte. Monarchen konnte man sowieso nicht trauen und er hatte irgendetwas ansich, was Caleb nicht geheuer war. Ob das dieses unnahbare war? Es behagte ihm zumindest nicht, dass er in ihm nicht lesen konnte. "Ich glaube aber es wäre besser, ihm vorerst nicht allzu sehr zu vertrauen."
Er überflog im Kopf die Dinge, die er bezüglich des Feuerreiches gehört hatte, als er noch beim Orden war. Dummerweise hatte er nie viel über es erfahren, das einzige was er wusste, war dass das Reich gute Verbindungen zum Windreich gehalten hatte. Und auch das wusste er nur, weil er selbst dort stationiert war. Insgeheim war er sich sicher, dass die vier Reiche generell gute Beziehungen zueinander pflegten, denn Kriege gab es erstaunlich selten.