Mahou Shoujou

Riko grinste in sich hinein. Sie sah ihn an, das ihm selbst klar war, das "nicht schlecht" der Torte nicht mal annähernd gerecht war - doch fand sie es immer wieder aufs neue süß, wie er es sich nicht anmerken lassen wollte.
"Nicht wahr~? Da vergisst man auch fast die kitschige Aufmachung. Früher war ich viel öfter hier, aber zu viel Zucker ist nicht gut für mich." Sie aß selbst ein Stück ihrer Torte. Seit sie angefangen hatte, regelmäßiger zu trainiern, hatte sie peinlichst auf ihre Ernährung geachtet, demnach war es viel zu lange her gewesen das sie das letzte Mal hier gegessen hatte. Ob sie diesbezüglich vielleicht wieder etwas runterfahren sollte, jetzt wo sie einen Freund hatte?

Er nahm noch einen Bissen und gab sich wieder mürrisch. "Die hatte ich schon fast vergessen", sagte er mit sarkastischem Unterton. Dann ließ er fast unbemerkt den Blick schweifen. Bis auf ihn und noch ein, zwei weitere waren nur Mädchen in diesem Café, viele sogar jünger als er.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich dir nicht zugetraut dass du sowas magst.“
Tatsächlich war er überrascht gewesen, als sie ihm zum ersten Mal auch gezeigt hatte, wie gern sie niedliche Dinge mochte. Gleichzeitig fand er diesen Gegensatz in ihr auch seinerseits unheimlich… süß? Es fiel ihm trotz ihrer Beziehung immer noch schwer, diese Gedanken zuzulassen, also blickte er wieder aus dem Fenster.

Riko wurde sofort rot.
"Das soll ja auch eigentlich keiner wissen." meinte sie nur, etwas kleinlaut. "Das passt einfach nicht zu meinem Image, weißt du?"
Sie hatte es anfangs zwar versucht zu verstecken, doch je mehr Zeit sie mit Takashi verbrachte, desto schneller kam er dahinter, das sie sehrwohl eine Schwachstelle für niedliche und 'mädchenhafte' Dinge hatte, auch wenn sie nachwievor der Meinung war, dass das gar nicht wirklich zu ihr passte. Deshalb hasste sie es auch, wenn er dahingehend Andeutungen machte - es war ihr viel zu peinlich, und er wusste, das er sie gut damit ärgern konnte. Bisher war Megumi die Einzige gewesen, die das wusste, und das lag auch nur daran, dass die zwei seit Kindheitstagen miteinander befreundet waren.

Seine Mundwinkel hoben sich leicht, kaum merklich. Er mochte es, wenn sie kleinlaut wurde. Irgendwie war da doch noch eine gewisse Rivalität zwischen ihnen, wenn auch eine freundschaftliche. Wenn sie ihn ärgerte, musste er darauf reagieren und umgekehrt. Auch wenn manche Situationen häufig ungeplant entstanden.
„Also… ich finde das niedlich“, murmelte er leise, sodass nur Riko ihn hören konnte. Wer wusste, wann gewisse andere Personen wieder dazu kamen…

Riko's Gesicht wurde noch eine Spur roter, und sie bemühte sich, ihn nicht in die Augen zu sehen. "Du bist ja auch komisch." sagte sie nur leise, und merkte, wie sehr sie das aus der Bahn geworfen hatte. Wie schaffte es ein Mann einerseits so eine Tsundere zu sein, und dann haut er auf regelmäßiger Basis Dinge raus, die sie komplett sprachlos ließen?
Er wusste genau wie sie, dass sie sich rächen würde, wenn die beiden unter sich wären - und sie erwischte sich bei dem Gedanken, wie sehr sie gerne mit ihm alleine wäre, was ihr noch mehr Blut in den Kopf stiegen ließ.

Takashi erwischte sich dabei, wie er weiter nach seinem Kuchen picken wollte, obwohl er bereits das letzte Stück schon gegessen hatte. Vielleicht war ihm der Zucker etwas zu Kopf gestiegen. Warum sonst sollte er gerade jetzt Gefallen daran haben, sie so zu ärgern?
Schließlich bemerkte er im Augenwinkel, dass Megumi zurückkam.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie zunächst freundlich, sah dann aber zu Riko. „Oder komme ich… ungelegen?“

Einerseits war Riko dankbar, dass Megumi sie auf dieser Situation rettete - andernfalls war immernoch das Bedürfnis da, mit Takashi alleine zu sein.
"Ah, nein, nein, alles gut!" sagte sie schließlich und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Die Torte war auf jeden Fall wieder der Wahnsinn! Shiori-san hat sich diesmal wieder selbst übertroffen."

„Das wird sie bestimmt freuen“, kicherte Megumi. „Ich wollte mir ja auch das Rezept geben lassen, vielleicht kann ich sie ja auch nachbacken.“
„Ehrlich?“, schoss es aus Takashi heraus. Als die Blicke auf ihm ruhten, lief er leicht rot an und räusperte sich. Für einen Moment hatte er vergessen, dass er ja nicht mehr mit Riko alleine war. Und genau so wie es ihr peinlich war, ihre niedliche Seite zu zeigen hasste er es, anderen zu zeigen wie sehr er eigentlich auf Süßigkeiten stand.
„Ich bezweifle aber, dass du das so gut hinbekommst“, murmelte er, um vom Thema abzulenken.

"Oh, das wäre eine super Idee, Megu-chan!" erwiderte Riko freudig und ignorierte Takashis Einwurf. Sie wusste zwar, dass er es nicht so meinte, aber trotzdem wünschte sie sich, er könnte sich ein bisschen zurückhalten - zumindest bei ihrer besten Freundin.
Die zwei mussten keine Freunde werden, aber Riko wollte trotzdem nicht, dass Megumi schlecht über ihn dachte. Wobei, eigentlich müsste sie ja schon verstanden haben was für eine Tsundere er war. Hoffentlich würde sie es sich nicht zu Herzen nehmen. "Wenn du das tust lädst du mich auf jeden Fall ein, ja~?"

Takashi wollte selbst noch etwas dazu beipflichten, entschied sich aber doch lieber zu schweigen. Er wusste selbst, dass ihm die Aussage nur so raus gerutscht war.
Megumi wiederum lachte nur beschämt. „Klar, gerne. Aber Takashi-Kun hat wahrscheinlich nicht Unrecht, meine Variante wird vielleicht nicht so schmecken, wie Shiori-Sans“, sagte sie ohne Ärger oder Enttäuschung in der Stimme. "Immerhin habe ich noch nicht das Können von Shiori-San, sie wird wahrscheinlich mehr meinen Touch haben. Aber ihr seid dann gerne eingeladen!“
Er blickte im Augenwinkel zu ihr. War das Mädchen wirklich so leichtgläubig, dass sie kein bisschen Wütend wegen ihm war? Oder schaffte sie es einfach nur, das gut zu verbergen? Er wurde aus ihr einfach nicht schlau. Aber gut, musste er auch gar nicht. Sie war nur Rikos beste Freundin, mehr würde er mit ihr – außer dem Wunderland – wahrscheinlich nicht zu tun haben.

"Ach Megu-chan, lass dich davon nicht entmutigen! Ich bin mir sicher der wird super~ Tsundere-kun hier muss nur wieder stänkern." sagte sie, und zwinkerte ihr zu.
Takashi war hoffentlich klar, dass Riko sich Zuhause nun zwei Mal rächen würde. Sie wusste zwar noch nicht wie, aber ihr würde definitiv was einfallen.

"Ach, schon gut. Ich weiß ja, dass er es nicht so meint."
Takashi spürte, dass er auch wieder leicht rot anlief. Und wünschte sich zunehmend, Megumi würde verschwinden. Ihm gefiel nicht, in welche Richtung das Gespräch nun abdriftete. Und noch mehr, dass er sie - anders als Riko - absolut nicht einschätzen konnte. Kein Mensch war so unheimlich Naiv, dass er alles ins Positive umwandelte. Kurz überlegte er, ob es vielleicht noch eine Möglichkeit gab, sie zu reizen, entschied sich aber doch dagegen. Vor allem wollte er Riko nicht unnötig weiter verärgern.
"Ich werde ihn zumindest Mal versuchen", gestand er schließlich, ohne Megumi in die Augen zu schauen.
Diese klatschte plötzlich in die Hände. "Oh, ich habe eine super Idee!" Sie begann das Geschirr zusammen zu räumen und grinste dabei. "Wie wäre es, wenn wir eine kleine Weihnachtsfeier mit allen veranstalten?"

"Oh, du meinst mit Wichteln und lecker Essen und so? Ich wäre sowas von dabei!" erwiderte Riko aufgeregt, und erinnerte sich an die letzten Jahre. Weihnachten war eigentlich die Festivität gewesen, die sie am meisten gehasst hatte - es war viel zu kalt um draußen zu übernachten, und normalerweise gab es mindestens ein großen Streit Zuhause, und sie hatte sich danach meistens nur in ihrem Zimmer eingesperrt. Dieses Jahr wollte sie bei Takashi verbringen - wenn sie zusätzlich noch eine kleine Feier mit ihren Freunden veranstalten würde, wäre das wirklich mal sowas wie ein schönes Weihnachten gewesen.

"Euer Ernst?", murmelte Takashi und ließ dabei nicht wirklich durchleuchten, ob ihm die Idee gefiel oder nicht. Aber Rikos Freude steckte ihn ein wenig an. "Aber gut, meinetwegen."
Auch Megumi grinste. "Sehr gut! Wir können ja bei Gelegenheit noch Mal schauen, dass wir mit allen abklären." Sie nahm das Tablett mit dem Dreckgeschirr und wandte sich ab. "Sagt Bescheid, wenn ihr noch etwas wollt, ich habe noch ein bisschen was zu tun", mit diesen Worten wandte sie sich ab und widmete sich wieder ihrer Arbeit.
Takashi warf einen Blick zu Riko. Eigentlich hatte er geplant zu zahlen, wollte aber abwarten ob Riko noch etwas bestellen wollte.

"Also von mir aus können wir!" sagte Riko, lächelnd.
Als die beiden schließlich bezahlt hatten, verließen sie das Café und machten sich auf dem Heimweg.
"Du musst da nicht mitmachen wenn du nicht magst." sagte sie schließlich zu ihm, seine Hand fest umschlossen. "Also, bei der Weihnachtsfeier meine ich."
Sie wusste, das er nicht sonderlich gut mit Menschen konnte, vorallem mit vielen auf einem Haufen nicht - und da gerade diese bestimmte Gruppe sehr laut sein konnte, wollte sie nicht, dass er sich zu irgendwas gezwungen sah.

Er kratzte sich mit der freien Hand am Hinterkopf. "Ich werde es versuchen. Kyo wird ja auch da sein", sagte er. Jetzt, wo sie das Café verlassen hatten, konnte er langsam endlich wieder ein wenig entspannen.
"Außerdem sind das doch Dinge, die man 'normalerweise' tut, oder nicht?"

"Schätze schon?" antwortete Riko. "Ich hab bisher auch kein 'normales' Weihnachten verbracht, also musst du mich nicht fragen." Sie grinste.
"Ich bin schon froh, wenn ich die Tage mit dir verbringen kann."

"Hm", machte er nur und überlegte für einen Moment, wie Weihnachten für ihn war. Eigentlich hatte er sich nie großartig dafür interessiert. Klar, die Familie hatte zusammen gesessen und sein Vater war mal für mehr als nur ein paar Tage zu Hause, das war aber auch alles gewesen.
"Dann bleibt uns also wohl nur abwarten", schlussfolgerte er. Dann warf er einen Blick auf die Uhr und wurde schlagartig wieder ernst. "Wir haben schon wieder fast den ganzen Nachmittag verschwendet. Sobald wir zurück sind geht's wieder an die Bücher."

"Muss das sein?" seufzte Riko, ließ seine Hand dann aber los und klammerte sich an sein Arm.
"Dir ist aber schon klar, dass ich mich noch rächen werde?" fragte sie ihn schließlich frech und gab ihn einen Kuss auf die Wange.

Der Kuss kam für ihn so unerwartet, dass er für einen Augenblick zurückweichen wollte, sie dabei allerdings mit sich zog, wodurch sie beinahe stolperten. Schnell stützte er sich an einer Mauer ab und tastete vorsichtig nach seiner Brille.
„Sofern du dich danach wieder konzentrieren kannst“, sagte er kleinlaut und wusste doch, dass er keine Chance mehr haben würde, sie dazu zu motivieren.
„Oh man, du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall.“

"Heh, wir wissen doch beide das du da genauso wenig Lust drauf hast wie ich." erwiderte Riko nur, grinsend, und die zwei setzen ihren Weg fort.
Als sie schließlich bei Takashi Zuhause angekommen waren, und Riko sich kurz mit seiner Mutter unterhalten hatte, hatten sie sich wieder in sein Zimmer verkrochen - und obwohl Riko wirklich guten Willen gezeigt hatte, und versuchte, wirklich noch was in ihren Schädel reinzubekommen, hatte es nur 10 Minuten gedauert ehe sie dieses Vorhaben wieder aufgegeben hatten und sich wieder auf seinem Bett vorfanden, Takashi mit Controller in der Hand.
"Immerhin hab ich's versucht." sagte Riko grinsend, und machte es sich in seinen Armen bequem, so das er noch ungestört zocken konnte. "Aber du hast auch jedes bisschen Konzentrationsfähigkeit zunichte gemacht." fügte sie als eher schwache Entschuldigung dazu, wie immer mit einem Grinsen auf den Lippen, wenngleich das natürlich nicht ganz gelogen war.

„Was soll das schon wieder heißen?“, empörte er sich auf seine leise, kalte Art, legte den Controller zur Seite und stupste sie leicht vor die Stirn.
Obwohl er es mittlerweile gewöhnt war, dass sie ihm so nahe kam, merkte er, dass ihre Anwesenheit ihm momentan doch seine Konzentration nahm. Ungewöhnlich oft lief er in Fallen oder war zu unfähig, ruhig zu bleiben. Lag das am Zucker?
Er seufzte und ließ den Kontroller schließlich sinken. „Also wirklich, was ist heute los mit dir?“ Eigentlich hätte er die Frage anders stellen sollen, aber er wollte nicht zugeben, dass es ihm im Grunde ähnlich wie ihr ging.

"Was soll schon los sein?" Erwiderte Riko und sie merkte, wie ihr wieder das Blut in den Kopf stieg. "Oder ist das verboten das ich dir nah sein möchte?" Fügte sie noch hinzu, leise, mit einem beschämten Unterton.
Der Junge wusste wirklich nicht, wie sehr er sie durcheinander brachte und wie nah sie im Wirklichkeit sein wollte.

„Nein, das nicht“, sagte er fast schon zu schnell und rückte sich seine Brille zurecht. Verdammte Macke. Dabei merkte er, dass ihm irgendwie heiß wurde. Dieses Mädchen brachte ihn echt um den Verstand hier.
Schließlich hielt er ihr den Controller hin. „Versuch du Mal, ich kann mich nicht konzentrieren.“

"Heh, mach ich dich etwa nervös~?" Erwiderte sie frech, nur um zu überspielen das es ihr nicht groß anders ging.
Sie übernahm schließlich den Controller, und obwohl ihr das um einiges besser gelang als Takashi, merkte auch sie das sie kopftechnisch nicht zu Höchstleistungen in der Lage war.
"Stört dich das eigentlich, dass ich nicht so... Mädchenhaft bin?" Fragte sie schließlich, nach dem sie eine Weile so saßen und versucht hatten ihre Hormone in den Griff zu bekommen. Den Gedanken hatte sie länger, und sie hielt nichts davon, sowas lange in sich hineinzufressen. "Also, vom Körper her meine ich. Und so. Du weißt schon." In dem Moment, in der sie die Frage gestellt hatte, bereute sie es sofort.
Es war nicht so, als hätte ihr Körper keine weiblichen Merkmale, im Gegenteil - sie war selbst stolz auf ihren trainierten Hintern gewesen, aber sie hatte definitiv mehr Muskelmasse als Takashi oder irgendein Mädchen was sie kannte. Und sie wusste, das viele Jungs das abschreckend finden würden. Wenn sie... Gewisse Dinge mit Takashi machen sollte, wäre das vielleicht gut, das im Vorhinein abzuklären, oder nicht?
Gott, diese Gedanken warfen sie wieder aus der Bahn. Manchmal wünschte sie sich das er sie nicht so wahnsinnig Durcheinander bringen würde - ohne ihn hätte sie das alles wahrscheinlich auch nie hinterfragt, aber jetzt... Liebe war etwas fieses.