Mahou Shoujou

"Ich weiß..." Sie fiel ihn in die Arme. "Ich will mich nur nicht nochmal mit dir streiten, Yuu. Reicht schon das ich mich genau aus den selben Gründen mit Kimiko gestritten habe, und sie... sich seitdem nicht mehr gemeldet hat. Einerseits denke ich, das ist besser für sie, aber andererseits tut es mir trotzdem so unglaublich leid." Sie lachte leise. "Ich glaub am Meisten nervt mich das es mir nicht so egal ist wie ich gerne hätte."
Er streichelte ihr wieder sanft über den Kopf, und sie genoss diese Berührung gerade mehr als alles andere.
"Außerdem hat mein Vater wieder versucht, Kontakt aufzunehmen... Jetzt weiß ich wenigstens auch wieso. Und wieso ich allgemein so angespannt war die letzten Tage... Nur wie konnte ich sowas wichtiges einfach vergessen?" Sie vergrub ihr Gesicht in seine Brust.

Er hörte ihr geduldig zu, während sie ihr Herz ausschüttete und fuhr dabei fort, sie auf seine Art zu beruhigen. Ihm war schon länger aufgefallen, dass es ihr gut tat, wenn er sie einfach nur sanft berührte, Nähe schenkte. Genau das wollte er ihr in solchen Situationen, wie es sie gerade gab, nicht verwehren.
"Wahrscheinlich war dein Kopf zu viel mit verschiedenen Gedanken", erklärte er. "Die Dinge, die dich schon seit Jahren beschäftigen, der Streit, jetzt noch dein Vater... Da ist das vollkommen normal." Er senkte den Blick. "Wenn ich ehrlich bin, damals als mein Vater seine Neue angeschleppt hatte... Habe ich auch an vieles nicht mehr gedacht und das leider auf die falsche Art ausgelassen."

"Wir sollten beide an unserer Problemlösung arbeiten, meinst du nicht auch?" Sie lachte leise. "Das schlimmste ist... ich weiß das an so vielen negativen Gedanken Nana Schuld hat, aber... ich krieg sie nicht raus. Egal wie sehr ich das versuche und egal wie oft ich noch zur Therapie gehe. Aber sie ist immer da, wie ein Parasit der sich fest in mein Hirn gefressen hat und mir immer noch erzählt wie wertlos ich bin."

"Diese Dinge brauchen Zeit", er wusste, dass sie diese Antwort wahrscheinlich nicht hören wollte - schon allein weil sie es selbst besser wusste als jeder andere. "Und vielleicht hilft es auch schon, wenn wir dieses ganze Wunderland-Chaos in den Griff bekommen. Nana ist in der Hinsicht doch etwas... spezieller." Er hielt es auch nicht für ausgeschlossen, dass sie immer noch bewusst in Sayokos Gedanken eingreifen konnte.
"Aber versprich mir bitte, dass du nicht noch einmal versuchst dich umzubringen."

"Ich hab das bisher niemanden erzählt." gab Sayoko zu, und der Gedanke an die Zeit kam ihr so weit weg, so fremd vor - als wäre es gar nicht sie gewesen, die damals mit Nanashi auf dem Dach stand, die Schuhe ausgezogen und kurz davor, jeden Moment zu springen. "Das war kurz nachdem Ma gestorben ist.. und ich... nicht weiter wusste." Sie schluckte kurz. "Das war Nana's Idee. Wir wollten das wirklich durchziehen, hatten Abschiedbrief und alles fertig, nur... im letzten Moment hab ich gekniffen. Irgendwas in mir wollte doch leben. Und ich bin eigentlich wirklich froh, das ich mich für das Leben entschieden habe. Nur.. ich glaub das hat sie mir nie verziehen. Und deshalb fühle ich mich ihr gegenüber wahrscheinlich auch so schuldig."
Und wahrscheinlich war auch das der Grund, wieso sie so grausam zu ihr geworden war.

"Du solltest dich nicht schuldig fühlen, weil du dich für's Leben entschieden hast." Er versuchte sich daran zu erinnern, wie Nanashi damals war. Selbst war er nie so eng mit ihr befreundet gewesen wie Sayo, hatte sogar oft den Eindruck gehabt, dass sie eine gewisse Abneigung gegen ihn hatte. Damals wusste er den Grund dafür nicht, weshalb er sich auch recht wenig mit ihr auseinander setzen wollte. Doch zu sehen, was sie in der Zeit aus Sayo gemacht hatte... Er schluckte die wieder aufkeimende Wut herunter. Sie würde schon früh genug dafür bezahlen müssen.
"Und was Nana angeht... Für sie werden wir auch noch eine Lösung finden. Ich meine, du hast doch genug Leute um dich herum, die dich unterstützen."

"Ich hoffe." Sprach sie leise. "Das Schlimmste ist einfach... das ich nie weiß, ob sie wieder kommt. Wann sie wieder kommt. Das allein setzt mich aktuell so unter Druck..." Sie seufzte, und hob ihr Gesicht, um ihn anzusehen. Sanft legte sie ihre Hand an sein Gesicht. "Ich... werde versuchen in Zukunft über Dinge zu reden, egal wie schwer es mir fallen wird. Und... es tut mir wirklich Leid, das ich all die hässlichen Sachen zu dir gesagt habe. Mir ist egal, was ohne Nana wäre und was nicht. Wichtig ist nur, das du jetzt da bist." Sie lächelte und küsste ihn schließlich, lang und innig.
Es waren auch gute Dinge geschehen, die ohne diese Wunderland-Sache garantiert nie passiert wären. Immerhin hatte Riko jemanden gefunden, und auch Akito war endlich das erste Mal richtig verliebt. Und für sie? Sie hatte endlich den Mann an ihrer Seite, nach dem sie sich all die Jahre, eigentlich schon seit Kindheitstagen, so sehr gesehnt hatte. Selbst wenn es ohne Nana nicht so wäre - würde das was ändern? Es war wie es ist, und sie wollte versuchen, irgendwie den Kopf oben zu halten. Immerhin hatte Yuu Recht. Egal was war, jetzt hatte Sayoko genug Leute um sie herum, die sie unterstützen, denen sie wichtig war. Die ihr wichtig waren. Und es war definitiv besser geworden, oder nicht? Immerhin konnte sie wieder lachen, und vielleicht, vielleicht würde sie es auch schaffen endlich zu reden und ihre Gefühle zu zeigen. Vielleicht konnte sie endlich heilen. Sie war sich zwar nicht sicher, was passiert, wenn Nana sie wieder aufsuchen würde, ob sich dann all die guten Vorsätze nicht sofort in Luft auflösen würden - aber daran wollte sie jetzt noch nicht denken. Sie wollte weiter an der Hoffnung festhalten, die seit Sommer in ihrem Kopf eine kleine Saat gesät hatte.

Kimiko mochte die kalte Luft auf ihrer schwitzenden Haut, wen sie ihre abendlichen Joggingrunden drehte. Die letzten Tage ihrer Ferien hatte sie viel Zeit mit Kyo verbracht, was ihrem Kopf letztlich doch geholfen hatte, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Zwar hatte sie sich die ganze Zeit nicht ein Mal bei ihren Freundinnen gemeldet, geschweige denn auf die vielen Nachrichten von Megumi und Riko geantwortet. Mittlerweile hatte sie sich damit abgefunden. Es war vielleicht besser so, gerade nachdem sie ihre Mutter kennen gelernt hatten, die ihnen ja mehr als eindeutig gezeigt hatte, was sie von ihnen hielt. Sollten sie lieber diejenigen sein, die auch weiterhin für Sayo da waren, ihr die Hand reichten und versuchten sie wieder aufzubauen, wenn es ihr schlecht ging. Dinge, mit denen Kimiko schon immer Probleme hatte. Oder sich diese einredete. Insgeheim wusste sie dabei selbst zu gut, dass sie die Zeit mit Sayoko eigentlich vermisste und mit ihr über das Problem reden wollte, in der stillen Hoffnung, dass ihre Freundschaft doch noch nicht verloren war.
Sie bog gerade in eine Straße Richtung Heimat ab, als sie in einen jungen Mann lief. "Pass doch auf", grummelte er, der es sehr eilig hatte weg zu kommen.
Im nächsten Augenblick hörte sie einen Passanten, nicht weit vor ihr verzweifelt wegen seiner verschwundenen Geldbörse schreien. Kimiko war direkt klar, dass nur der junge Mann von eben der Täter gewesen sein konnte. Doch noch ehe sie sich umwenden und ihm nachlaufen konnte, änderte sich schlagartig ihre Umgebung. Autos und Straßen wurden zu fleischigen Gestalten, an denen Blut herab tropfte, der Boden nichts weiter als schwarzer Matsch. Und überall an den Ecken erkannte sie Spielkarten. Kimiko stutzte und nahm ihre alternative Form als Diamond Messenger an. Wie hatte das Wunderland so schnell und so plötzlich erscheinen können?
Ihr blieb keine Zeit lange zu überlegen, als auch schon die ersten Monster auftauchten und sie angreifen wollten. Sie seufzte und zückte ihren Degen. "Oh man, was gibt es für ein besseres Workout als Monster im Wunderland, nach einer Jogging-Runde", murmelte sie und warf sich direkt ins Getümmel.
Obwohl die meisten Gegner kleine Fische waren, tat sich Kimiko allein durch die schiere Menge an Monstern schwer und so kassierte sie auch den ein oder anderen Schlag, den sie ignorierte. Die paar Kratzer würde sie ohne Probleme wegstecken und am Ende behaupten, dass sie unglücklich gestolpert war oder dergleichen. Alles kein Problem von ihrer Seite aus.
Der Kern manifestierte sich, wie sie vermutet hatte, direkt dort wo der arme Passant festgestellt hatte, dass seine Geldbörse fehlte. Tatsächlich erinnerte er auch indirekt an eine solche, aus schwarzem Leder, zusammen gehalten durch Knochen und Sehnen. Zungen dienten als "Geldscheine" und versuchten alles zu verschlingen, was ihnen in den Weg kam. Kimiko tauchte unter den Angriffen hinweg, kassierte noch den einen oder anderen Kratzer im Gesicht, bis sie die Schwachstelle ausmachen konnte. Mit einem gezielten Hieb ihres Degens durchtrennte sie die leuchtende Sehen und besiegte damit den Kern, woraufhin sich das Wunderland wieder auflöste.
Auch sie hatte ihre normale Form wieder angenommen und sah in die Richtung, in die der junge Mann verschwunden war - doch von ihm war natürlich keine Spur mehr.

Es war der Abend von Yuudai's Geburtstag, und es hatte überraschend wenig Überzeugungskraft gebraucht, ihn dazu zu bringen, diesen Tag zusammen zu verbringen, so wie früher.
Akito hatte keine Ahnung, was der Junge die letzten Jahre an diesen Tag gemacht hatte; er war schon früher nicht groß der Typ dafür gewesen, groß zu feiern, aber gegen einen gemeinsames Abendessen konnte er nichts einwenden, vorallem nicht als Sayoko den Wunsch äußerte, mal wieder Hot Pot zu machen.
Und so kam es, das die drei, mit Einkaufstüten beladen und sogar recht guter Stimmung, auf den Weg zu Yuu's Wohnung waren; über dieses und jenes quatschen, ehe ihnen ein seltsames Gefühl durch die Magengegend zog.
Die drei tauschten besorgte Blicke aus und machten sich sofort auf den Weg in die Richtung, aus der das Gefühl - das Wunderland - zu kommen schien, nur um dann festzustellen, dass es sich schon wieder aufgelöst hatte.

Sayoko war die Erste, die den Grund dafür bemerkt hatte. Sie sah Kimiko, mit der sie seit sie bei Megumi war, nicht ein einziges Wort gesprochen hatte, zerkratzt und ein wenig außer Atem.
Ein Teil von ihr wollte zu ihr gehen, fragen ob alles in Ordnung ist, ob es ihr gut ging - doch gleichzeitig ist so viel Zeit vergangen, das sie regelrecht Angst hatte; Angst davor, zurückgewiesen zu werden.
"Lasst uns gehen." sagte sie schließlich leise zu den Jungs. "Ich glaube nicht, dass sie mich sehen möchte... Und anscheinend ist sie nicht schwer verletzt, zum Glück."

Zunächst beachtete Kimiko die Leute um sich herum nicht. Erst als sie sich vergewissert hatte, dass der Fremde definitiv weg war und sie ihren Weg fortsetzen wollte, bemerkte sie die drei Personen die nicht weit von ihr waren und sich gerade selbst zum gehen umgewandt hatten - Sayoko, zusammen mit Yuudai und Akito. Sie ballte kurz die Hand zur Fast. Wie lange waren sie wohl schon dort gewesen? Hatten sie ihren Kampf beobachtet und nicht eingegriffen? Oder waren sie schlichtweg zu spät gekommen?
Kurz überlegte Kimiko, ob sie nach ihnen rufen, sie ansprechen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Zwar hatte sie ein paar Kratzer abbekommen, aber sie konnte auch alleine kämpfen. Sie brauchte keine Sayoko oder die Jungs, um sich gegen das Wunderland zu behaupten.
Nachdem die drei Benannten aus ihrem Blickfeld verschwunden waren, machte sich auch Kimiko auf den Heimweg. Sie wollte einfach nur noch unter die Dusche und sich vielleicht mit Kyo über diesen jungen Mann unterhalten, den sie bemerkt hatte. Er war der einzige, auf den sie sich momentan noch verlassen wollte, verlassen konnte. Zusammen würden sie die Person bestimmt finden und stellen können.

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Kaum hatte er das Wunderland gerufen, hatte Jiro sich schnell wieder in Nebel gehaucht und war auf das Dach eines der Gebäude gesprungen. Eigentlich hatte er das Wunderland nur als Fluchthilfe nutzen wollen, bevor der alte Typ bemerkte, dass er ihm seine Geldbörse gestohlen hatte. Konnte er wissen, dass er dabei direkt in eine der verdammten Weiber rennen musste, die Alice bekämpften? Er raufte sich das Haar und zündete sich kurz darauf eine Zigarette an. Zur Beruhigung. Er konnte nur hoffen, dass sie ihn nicht gesehen hatte, zumindest sein Gesicht nicht.
Schnell zückte er sein Handy, ein älteres Modell, das aber wenigstens schon Internetfähig war, und schrieb eine hastige Nachricht an seinen Bruder. "Scheiße Mann, ich sitze in der Klemme. Musste natürlich gerade in die gelbe von den Mädels rennen, die gegen Alice kämpfen. Scheint aber mein Gesicht nicht gesehen zu haben, hoffentlich. Mann Alter, ich brauch 'nen Rat von dir."
Nachdem er die Nachricht verschickt hatte, drückte er die nicht einmal zur hälfte gerauchte Zigarette aus - ihm war der Geschmack vergangen - und suchte sich einen möglichst unauffälligen Weg nach unten.

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"Bist du sicher, dass du nicht mit ihr reden möchtest?", fragte Yuudai kaum dass sie um die Ecke und somit definitiv außer Hörweite waren. Seit ihrem Streit wusste er, dass Sayoko eigentlich nicht mehr wütend auf ihre Freundin war und eigentlich die Aussprache suchte. Das wäre eigentlich eine mögliche Gelegenheit gewesen, selbst wenn sie sich nur nach dem Kampf erkundigt hatten.

Ichijo seufzte schwer, als er die Nachricht von seinem Bruder las.
"Junge, ich hab dir gesagt du sollst kürzer treten. Verhalt dich erstmal unauffällig und bete, dass die Tuse dich wirklich nicht gesehen hat. Sonst haben wir 'n riesiges Problem." schrieb er als Antwort, fügte aber noch schnell hinzu:
"Wo war'n das? Vielleicht können wir vermeiden denen zu begegnen wenn wir wissen wo die sich rumtreiben."

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"Einerseits schon, aber..." Sayoko zögerte. "Das ist jetzt über einen Monat her, da kann ich nicht einfach zu ihr gehen und so tun als wäre nichts gewesen." Sie seufzte. "Aber genug davon, schließlich haben wir heute noch was zu feiern und ich will mir den Hot Pot nicht unbedingt dadurch vermiesen lassen."
Akito wuschelte ihr mit seiner freien Hand durchs Haar.
"So gehört sich das." erwiderte er, grinsend. Ihm war aufgefallen, das Sayoko nun viel offener war, was ihre Gedanken anging. Wenn der Preis dafür seine blutige Nase war, hatte er diesen gern gezahlt - auch wenn sie immer noch sehr unsicher damit wirkte, er hoffte, sie würde das beibehalten. "Und keine Sorge, ich bin mir sicher du kriegst noch die Chance mit ihr zu reden."

"Verdammt, die hat mich beim Klauen erwischt, da hab ich im Reflex gehandelt. Konnte ja nicht ahnen, dass es gleich eine von DENEN ist... Ich glaub die schwarzhaarige die Alice so mag hab ich vorhin auch hier gesehen." Jiro warf einen kurzen Blick auf das Straßenschild, als er an einem vorbeikam und gab die Adresse davon auch noch dazu, ehe er seine Nachricht absendete.
"Scheiße man...", murmelte er und ärgerte sich. Wahrscheinlich würde er sich von Alice was anhören dürfen, wenn sie wieder einen Lagebericht wollte.
Dann kam ihm noch ein Detail, das er in einer zweiten Nachricht sendete. "Bro, mir fällt gerade ein, es kam mir irgendwie so vor dass die Gelbe vom Rest der Gruppe ausgegrenzt wurde." Er grinste in sich hinein. Sein Bruder wusste bestimmt etwas mit der Information anzufangen, wodurch auch Jiro wieder in Alice' Gunst aufsteigen könnte.

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Frisch geduscht setzte sich Kimiko auf ihr Bett, die ganzen Schulbücher zur Seite schiebend und dachte noch einmal über die Situation am Nachmittag nach. Verdammt, warum hatte sie das Gesicht des Kerls nicht gesehen? Gerade so ein wichtiges Detail... Dennoch schrieb sie eine kurze Nachricht an Kyo, in der sie ihm von den Geschehnissen erzählte, vermied es dabei jedoch die kurze Begegnung mit Sayoko und den anderen beiden zu erwähnen. Es ging ihr in diesem Fall nur um die Fakten.
"Vielleicht können wir uns demnächst noch Mal treffen und über die Details reden", fügte sie am Ende hinzu bevor sie abschickte. Denn selbst wenn sie das Gesicht nicht kannte - so hatten sie nun wenigstens eine kleine Spur, wie sie Nanashis Diener finden konnten. Damit war auch schon viel gewonnen, hoffte sie.

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Auch Yuudai grinste in sich hinein. "Das ist auch wieder ein Argument", sagte er schließlich. Insgeheim freute er sich schon auf Sayokos Hot Pot. Die letzten Jahre hatte er seinen Geburtstag vielleicht mit einem Mädchen verbracht, das ihm gefallen hatte. Oder eine der Opfer, die seinen Geburtstag ausnutzen wollte, um sich an ihn heranzuschmeißen ohne zu wissen, wie es Enden würde. Insgeheim war er froh darüber, das nicht mehr zu tun.
Und auch er war froh, dass Sayoko nach ihrem Streit nun offener mit ihren Gefühlen umging und mehr mit ihnen redete. Auch hatte er das Gefühl, dass Sayokos Lachen nun ehrlicher war und seltener aufgesetzt wirkte.
Er selbst hatte am Folgetag noch ein Gespräch mit Akito geführt, der ihm angeraten hatte, etwas gegen seine Wutanfälle zu tun. Yuudai war ihm deswegen nicht undankbar gewesen, auch als er ihm gesagt hatte dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er sich doch nicht mehr zurückhalten und auch gegen Sayoko handgreiflich wurde. Daraufhin hatte auch er sich nach einem Therapieplatz umgesehen. Es dauerte zwar noch, bis er seine erste Sitzung hatte, hatte aber seinen Freunden direkt davon berichtet, auch als Zeichen dafür, dass auch er bereit war, an sich zu arbeiten - damit ihre Beziehung nicht wieder zerbrach.

Normalerweise gab Ichijo nicht viel auf das, was sein Bruder sagte, oder gar vermutete - seine Intelligenz war nicht sonderlich hoch, und manchmal schien es ihn, als wäre seine Menschenkenntnis noch schlecht.
Doch diese Information schien vielversprechend zu sein.
"Könnte man vielleicht nutzen." schickte Ichijo als Antwort ab. "Vielleicht sollten wir sie zu zweit abfangen? Das sollte eigentlich 'n Kinderspiel werden."

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Gerade, als die drei in Yuudais Wohnung angekommen waren und dieser mit Sayoko die Einkäufe verstaute, hatte Akito sein Smartphone gezückt, und tippte eine Nachricht an Megumi.
"Hey, Megu-chan, sorry falls ich störe, aber meinst du nicht du kannst irgendwie mal mit Kimiko reden? Sayo ist immer noch ziemlich down deswegen. Wünsche dir noch einen schönen Abend~! /ᐠ｡ꞈ｡ᐟ\"
Kaum hatte er die Nachricht abgeschickt, hörte er auch schon Sayo's Stimme aus der Küche rufen.
"Was machst du so lange, Akito? Wer essen will muss auch arbeiten!" rief sie, und er hörte ein Grinsen in ihrer Stimme, was ihn glücklich machte. Seine beiden besten Freunde, welche eigentlich eher Familie für ihn waren, wieder mit guter Laune zu erleben freute ihn mehr als alles andere.
"Ja ja, ich komm' ja schon." erwiderte er, und ging in die Küche, um den beiden zu helfen.

Jiro kratzte sich am Kopf. "Zu zweit Abfangen? Hab zwar ne grobe Ahnung, in welche Richtung sie gelaufen ist, aber ich weiß nicht ob das so leicht wird." Dann jedoch setzte er ein diabolisches Lächeln auf. "Die Idee gefällt mir. Und Alice wird auch sehr glücklich sein, wenn wir ihr eine von denen servieren können", schrieb er und machte sich dann selbst auf den Heimweg - schließlich erwartete seine Pflegefamilie, dass ihr neuer guter "Pflegesohn" bald von seiner "Arbeit" zurückkehrte. Er streifte Handschuhe über, leerte die Geldbörse - die erstaunlich wenig Geld hatte - und warf sie unachtsam in den nächsten Mülleimer.

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Wie so oft in letzter Zeit stand Kimiko in Kyos Wohnung und ließ ihren Blick über die angefangenen Gemälde schweifen, während er Getränke vorbereitete, ehe sie sich zusammen auf die Couch setzten. Schnell erzählte sie ihm noch einmal genau was vorgefallen ist. "Leider habe ich sein Gesicht nicht gesehen", endete sie schließlich, "aber er schien im Oberschulalter zu sein, vielleicht so alt wie Takashi vermute ich."

Kyo hatte ihrer Erzählung gespannt gelauscht, und nahm erst einen großen Schluck, ehe er ihr antwortete.
"Scheint fast so als wäre das eines der Übeltäter." erwiderte er. "Es würde mich nicht wundern, wenn er auch was mit den Vorfällen in den Schulen zutun hat, ehrlich gesagt. Wobei es dahingehend zum Glück auch recht ruhig zu sein scheint..."
Er beäugte sie, begutachtete die einzelnen, kleinen Kratzer und Wunden die sie vom Kampf davon getragen hatte.
"Ich kann nur von Glück sprechen dass dir nichts weiter passiert ist."

"Die Vermutung habe ich auch. Jemand, der Geld stielt hat mit Sicherheit auch kein Problem damit, in eine Schule einzubrechen", sie versuchte seine andere Aussage zu ignorieren, auch wenn es sie irgendwie glücklich machte, dass er scheinbar um sie besorgt war. Ein wenig begann ihr Gesicht tatsächlich zu glühen.
"Das war doch nichts großes, mit den paar Monstern komme ich schon klar", sagte sie dann doch schließlich. "Und es wäre vielleicht anders gewesen, wäre ich nicht gerade nach dem Joggen gewesen." Sie lächelte ihn an, wurde dann aber wieder ernst.

"Trotzdem, du solltest auf dich aufpassen." erwiderte er, sein sanftes Lächeln auf den Lippen. "Es ist die letzten Monate viel zu ruhig gewesen, vergiss das nicht. Wenn wir Pech haben wird es noch viel schwieriger als vorher werden, und deshalb..." Er wusste, sie würde das, was er jetzt sagen würde, gar nicht gut heißen. "...wäre es eigentlich besser wenn wir wieder als Team fungieren, alle zusammen. Und uns vielleicht bald einen Plan ausdenken wie wir das Ganze endgültig beenden können."
Erneut schoß in ein Gedanke in den Kopf: Wenn es wirklich stimmt, was er vermutete... ob es wohl enden würde, wenn sie nicht mehr wäre?

Ihr Lächeln erstarb für einen kurzen Augenblick. Sie hatte ihm ihn letzter Zeit öfter gesagt, dass sie auf die anderen verzichten möchte, ohne wirklich Gründe zu nennen. Dann seufzte sie.
"Eigentlich wollte ich es dir nicht erzählen", sagte sie mit einem leicht traurigen Unterton. "Nach meinem Kampf habe ich Sayo mit Yuudai und Akito gesehen. Sie haben wohl gemerkt, dass das Wunderland da war, aber wohl abgedreht, nachdem sie mich gesehen haben." Ein trauriges Lächeln auf den Lippen nahm sie noch einen Schluck, ehe sie dann wieder ernster wurde.
"Aber ich möchte dir nicht im Weg stehen, wenn du mit den anderen zusammen etwas planen möchtest."

Kyo seufzte. Wieso waren alle seine Freunde eigentlich so stur?
"Wieso versuchst du nicht einfach nochmal mit ihr zu reden? Ich weiß, ich hab dir gesagt, dass man einige Menschen auch gehen lassen muss, aber damit meinte ich gewiss nicht das du es gar nicht erst probieren sollst."'
Er lächelte. "Und wenn aus eurer Freundschaft wirklich nichts mehr werden sollte... wäre es nicht besser mit einem 'Danke und Auf Wiedersehen' auseinander zu gehen? So werdet ihr das beide garantiert nur bereuen."
Er erinnerte sich noch zu gut an die letzten Worte, die er ihr an den Kopf geworfen hatte, und welche ihn bis heute mit Reue zurückließen.

Sie seufzte. "Wollten wir uns nicht eigentlich mehr über ihre Nanashis Diener unterhalten?" Natürlich wusste sie, dass Kyo Recht hatte. Dass sie vielleicht den Kontakt suchen sollte. Doch sie konnte auch nicht abstreiten, dass sie nicht irgendwo Angst hatte - gerade nachdem sie auch ihre anderen Freundinnen so hart zurück geschlagen hatte.
Und ihre Reaktion nach dem Kampf hatte ihre Angst nur weiter bekräftigt. Riko hatte ihr zwar gesagt, sie glaube Sayoko tut es Leid, aber dennoch... Diese Angst lähmte sie irgendwo. Genauso, wie sie sie damals auch schon gelähmt hatte, wodurch sie sich überhaupt unbewusst so sehr von ihr distanziert hatte.
"Außerdem hat sich bisher keine Gelegenheit zu einem Gespräch ergeben", log sie schließlich.

"Es gibt nie eine Gelegenheit." erwiderte er, und in seiner Stimme lag auf einmal sehr viel Bitterkeit. "Ich will nur nicht, dass du diesen Fehler begehst, Kimiko." Er lehnte sich zurück, und sein Blick leer, auf die Decke gerichtet. "Ich ... bin mal mit jemanden sehr hässlich auseinander gegangen. Sehr hässlich. Ich hab Dinge gesagt, die weitaus schlimmer waren als du und Sayoko euch wahrscheinlich gegen den Kopf geworfen habt oder jemals werfen werdet." Er machte eine kurze Pause, war sich nicht sicher, ob er darüber reden konnte. Wie viel er darüber reden wollte.
"Das war das letzte Mal das ich diese Person gesehen habe, und es gibt quasi keinen Tag, an dem ich es nicht bereue."
Es war auch der Grund gewesen, wieso er sich und seinen Traum aufgegeben hatte. Nur für die Familie lebte. Wenn sie so weggeworfen wurde, dann war es nur fair, das er sich auch selbst so wegwarf. Auch wenn es wohl kein Unterschied machte - es hatte ihn zumindest das Gefühl gegeben, er würde was zurückgeben. Auch wenn sein Leid wohl niemals mit ihrem vergleichbar war.

Sie schwieg einen Augenblick und sah ihn an und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter. War die Person von der er redete gestorben? Das würde zumindest am meisten Sinn ergeben, auch seiner Reaktion zufolge.
"Das... tut mir Leid", sagte sie leise, mitfühlend. Bisher hatten sie nicht allzu viel über die dunklen Seiten ihrer Vergangenheit geredet. Vielleicht sollte sie zumindest ihm Zuliebe... Ein schlechtes Gewissen breitete sich in ihr aus. Nun bereute sie ihre kleine Lüge von eben doch. Und dennoch regten seine Worte sie zum Denken an.

Er sah sie an lächelte. "Das muss es nicht. Ich will nur, dass du dir das vielleicht zu Herzen nimmst. Außerdem... meinst du nicht, dass Alice nur davon profitiert wenn die Gruppe auseinander driftet? Vorallem jetzt, wenn Alice Diener wirklich wissen könnten, wer du bist."

Manchmal wurde sie aus diesem Mann einfach nicht schlau. Doch diese Sorge die er an den Tag brachte rührte sie irgendwie und wärmte ihr Herz. Sie erwiderte sein Lächeln. "Ich werde schauen, was ich machen kann", sagte sie schließlich. "Aber ich kann nicht versprechen, dass das schnell passieren wird."
Sie seufzte schwer und lehnte sich auf der Couch zurück, den Blick für eine Weile ins Leere gerichtet.

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Megumi lag auf ihrem Bett, starrte die Decke an und überlegte. Ihr Handy lag noch auf ihrer Brust, der Bildschirm war zwar gesperrt und doch hatte sie die Nachricht von Akito noch geöffnet. "Ich schau Mal, was ich da machen kann, Kimi-Chan reagiert nur seit einer Weile nicht mehr auf meine Nachrichten", war ihre Antwort gewesen. Sollte sie vielleicht doch noch einmal vorbei gehen und versuchen mit ihr zu reden? Vielleicht keine gute Idee, vielleicht würde Kimiko diesmal nicht kommen um von sich aus mit ihr zu reden und ihre Mutter würde sie garantiert sofort wieder weg jagen.
Sie seufzte schwer. Irgendwas musste man da doch machen können... Sie rollte zur Seite und fing ihr Handy gerade noch auf, bevor es auf die Matraze rutschen konnte. Mit schnellen Fingern suchte sie Rikos Nummer und schickte ihr eine schnelle Nachricht. "Hast du morgen Zeit? Vielleicht auch in der Schule? Würde gerne nochmal mit dir wegen Kimi-Chan und Sayo-Chan sprechen." Nachdem die Nachricht abgeschickt war, entschied sie doch noch einmal ihre Karten zu legen. Zwar sagte sie immer, dass sie nicht an das glaubte, was die Karten ihr sagten - dennoch nutzte sie sie gerne bei schwierigen Fragen. Als Helfer und Entscheidungsfinder. Deshalb mied sie oft auch die großen Legeschemen und legte sich lieber das sogenannte Deier-System. Ob es ihr auch bei dieser Frage helfen konnte? Sie wusste es nicht. Aber einen Versuch war es Wert.

Schließlich kam der nächste Schultag und Megumi machte sich die ganze Zeit Gedanken darüber, wie sie die Problematik lösen konnten. In der Mittagspause dürften sie ausreichend Zeit haben um sich zu beraten und im Zweifelsfall würde sie vielleicht auch Akito darum bitten ihr zu helfen, sofern er nicht blau machte. Schließlich klingelte die Schulglocke dann auch zur großen Mittagspause.

Die beiden Mädels hatten sich an ihren Standartplatz eingefunden, und Riko war dankbar, das Ayaka es aktuell aufgegeben hatte sie in Beschlag zu nehmen. Sie war ein nettes Mädchen, aber Riko hatte manchaml ein komisches Gefühl bei ihr. Und gerade jetzt, wo es um Sayoko und Kimiko ging, war es umso besser, dass es unter Ihnen blieb.
"Also, fassen wir zusammen." sagte Riko schließlich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Das geht jetzt schon wie lange? Fast zwei Monate? Und die zwei haben seitdem nicht mehr miteinander geredet und Kimi-chan geht uns auch aus dem Weg." Sie gähnte. "Wenn du mich fragst steckt da doch mehr hinter als nur der Streit mit Sayo, wieso sollte sie uns sonst aus dem Weg gehen? Wir haben ihr immerhin nichts getan."