Mahou Shoujou

Es war nur ein Tag vergangen, nachdem Sayoko ihnen die Nachricht von Alice‘ Rückkehr geschrieben hatte. Megumi konnte nicht anders, als wieder an ihre Legung zu denken, an das drohende Unheil, das ihre Karten angekündigt hatten. Gab es da einen Zusammenhang? Hatten sie Alice gemeint? Oder noch etwas, was noch weiter in der Zukunft lag? Die Tatsache, dass zudem auch noch Dinah plötzlich wieder zu ihr gekommen war, beunruhigte sie zusätzlich. Wobei sie eher enttäuscht darüber war, dass die Katze mittlerweile gelernt hatte und ihr sehr schnell ausweichen konnte, wenn sie sie streicheln wollte. Trotzdem war sie irgendwie froh, nicht mehr alleine in der Wohnung sitzen zu müssen.
„Sie ist also wirklich stärker geworden?“, fragte Megumi und tat dabei so, als würde sie in ihr Handy sprechen. Dinah lag auf ihrer Schulter. Sie hatte aus irgendeinem Grund plötzlich darauf bestanden, sie zumindest auf dem Weg zum Café zu begleiten.
„Das ist anzunehmen. Wenn sie Diener hat, wird sie vermutlich stärker sein.“
„Hmm“, meinte Megumi und überlegte. „Dann sollten wir vielleicht auch einen Weg suchen, stärker zu werden…“
Dinah gähnte nur und sprang ihr plötzlich von der Schulter, als sie schließlich das Café erreicht hatten. ‘Danke für das Gespräch‘, dachte Megumi nur, als sie das Café betrat und die üblichen Verdächtigen an einem Tisch sitzen sah.

Megumi war wieder die Letzte gewesen, welche ins Café eingetroffen war.
Kimiko und Riko versuchten, über alltägliche Dinge zu sprechen - Riko quetschte Kimiko regelrecht darüber aus, wie es nun war, bei Kyo zu wohnen, erzählte ihr aber genauso freudig wie es aktuell mit Takashi lief.
Und doch kam Sayoko nicht darum, zu bemerken, dass sie alle angespannt waren - natürlich waren sie das.
Als schließlich Megumi das Café betrat und sich zu ihnen setzte, wurde sie freudig von Riko begrüßt. Ein Schmunzeln überkam Sayoko's Lippen - es gab wirklich Dinge, die sich nie ändern würden.
"Hi, Megu." sagte schließlich auch sie, lächelnd, und nahm einen Schluck von ihrem Cappuccino. Wahrscheinlich, um Zeit zu schinden, um ihre Worte sortieren zu können.
"Freut mich das ihr so spontan Zeit hattet." fuhr sie schließlich fort. "Ich mein... meine Nachricht habt ihr ja alle gelesen, also..."
Sie wusste nicht Recht was sie sagen sollte.

Die restlichen Mädchen tauschten einen Blick und Megumi bemerkte, wie Dinah sich direkt vor das Fenster legte, das am nächsten bei ihrem Tisch war.
Kimiko verschränkte die Arme vor der Brust. „Also zusammenfassend… Alice ist wieder da und hat außerdem sehr wahrscheinlich Diener, die für sie Energie sammeln.“
„Was sie vermutlich stärker macht, als sie vorher war“, ergänzte Megumi, was sie ohnehin schon alle wussten.
Sie spürte die Anspannung, behielt aber dennoch ihr Lächeln bestmöglich bei. Egal wie ernst die Lage war, sie wollte allen Vermitteln, dass sie in der Lage waren, es zu schaffen. Auch wenn sie merkte, dass ihre Hände leicht schwitzten, bei dem Gedanken möglicherweise gegen Nanashi kämpfen zu müssen.

Sayoko nickte.
"Das ist richtig. Sie... Hat mich auch ausdrücklich davor gewarnt sie zu unterschätzen." Sie biss sich auf die Lippen. "Seit einfach achtsam und es wäre mir lieb, wenn ihr... Wenn ihr einfach nicht alleine bleibt. Alleine fürchte ich hat keiner von uns eine Chance gegen sie."
Riko, welche die ganze Zeit über geschwiegen hatte, gab ein lautes Seufzen von sich.
"Ehrlich, gibt es nichts was wir sonst tun können? Außer rumsitzen und hoffen, dass sie uns nicht abfängt? Wir können doch nicht einfach tatenlos rumsitzen und darauf warten das sie zu uns kommt, wir müssen doch irgendwie zurückschlagen können!"
Sayoko lächelte schwach. "Aktuell wüsste ich nicht wie, ehrlich gesagt."
"Aber irgendwas muss es doch geben! Sie muss doch sich irgendwo aufhalten aktuell. Und wenn wir sie vielleicht überraschen können, dann..."
Sayoko verstehte Rikos Frist, mehr als genug. Sie war es auch Leid, wie ein Spielzeug behandelt zu werden.
"Ich weiß leider nicht wo sie sich aktuell aufhält." Antwortete sie, und erinnerte sich an Kyo. Ob er vielleicht über ihren aktuellen Aufenthalt Bescheid wusste? Sie wusste, dass sie einen Unfall hatte, aber mehr auch nicht.

„Dinah sagt leider auch nicht viel dazu“, sagte Megumi. „Wenn sie uns wenigstens einen Hinweis geben könnte, wie wir am besten gegen sie kämpfen könnten…“
„Ganz ehrlich, dieser Katze vertraue ich nicht“, bemerkte Kimiko. „Wie lange ist sie jetzt hier und wie viel hat sie uns geholfen? Ich erinnere mich an nicht ein einziges Mal.“ Sie schüttelte den Kopf. „Bisher haben wir immer alles auf eigene Faust erledigen müssen.“

Sayoko nickte zustimmend.
"Und dafür, dass sie eigentlich die Seite der Hoffnung präsentieren soll habe ich nicht das Gefühl das sie irgendjemanden von uns Hoffnung gibt." Sie seufzte. "Ich weiß halt auch nicht alles, wenn es doch irgendwas gäbe..."
Riko sah ihre Freundin ernst an. "Meinst du nicht das es sowieso bald Zeit wird uns zu verraten was du überhaupt weißt? Oder zumindest wie das ganze überhaupt angefangen hat? Vielleicht werden wir daraus ja schlauer."
Sayoko schluckte.
"Das werde ich, mit allen. Nur... Wollte ich zuerst mit euch reden." Sie fühlte sich immer noch nicht Wohl bei dem Gedanken, über die Vergangenheit reden zu müssen, wo sie doch wie ein schwarzer Schatten über ihre Seele lag. Anfangs war sie sich nicht Mal sicher ob es überhaupt nötig wäre, aber mittlerweile war sie sich klar, dass sie diese Informationen benötigen würden, um zu verstehen wieso Nana so geworden ist.
Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, es gab immer noch einen Teil in Sayoko der sie vermisste, der sie verstand. Der sie retten wollte. Wenngleich er sehr klein war, und sie wusste das sie ihr nie vergeben könnte.

Megumi berührte Riko sanft an der Schulter. „Sayo-Chan wird es bestimmt tun, wenn sie soweit ist“, meinte sie lächelnd. Natürlich war ihr klar, dass es langsam an der Zeit war, dass sie alles erfuhren… Auch sie wollte es endlich wissen. Aber es brachte nichts, Sayoko unter Druck zu setzen.
„Ich bin da ganz bei Riko“, meinte Kimiko, wenn auch etwas sanfter. „Vielleicht wäre es für den Anfang aber auch nicht schlecht, mehr über Nanas Diener zu erfahren. Wenn wir sie finden, finden wir vielleicht auch etwas mehr über Nanas Aufenthaltsort heraus.“

"Das bereitet mir auch Sorge, wenn ich ehrlich bin." Sayoko seufzte, wie schon so oft. "Wahrscheinlich sind das auch einfach nur Leute die kein Platz im Leben haben und eiskalt ausgenutzt werden, ohne sich bewusst zu sein was sie da überhaupt tun."
So wie sie anfangs. Wenn ihre Freunde wüssten, dass sie indirekt Leute getötet hatte, wie würden sie dann über sie denken? Würden sie sie abstoßend finden? Davor fürchtete sich Sayoko am Meisten.
"Du meinst also Nana hatte sie neu 'angeheuert'?" Fragte Riko, und Sayoko nickte.
"Ja, sie war definitiv alleine als ich noch... Ihr wisst schon."

Kimiko berührte ihr Kinn. „Gibt es vielleicht Personen, die etwa kurz nach den Sommerferien in eurer Nähe aufgetaucht sind?“, fragte sie an die anderen gerichtet.
Megumi hob die Augenbrauen. „Hoshizora-San…“, murmelte sie und sah zu Riko. „Du bist doch gut mit ihr befreundet oder? Ist dir bei ihr etwas aufgefallen?“ Sie hatte bisher selbst nicht allzu viel Kontakt zu ihr gehabt, die meiste Zeit klebte ihre neue Mitschülerin förmlich an Riko. Aber sonst war Megumi soweit nichts weiter aufgefallen.

[Anmerkung: Hoshizora ist Ayakas Nachname. Denke es gibt mehr Sinn, wenn Megu sie nur damit anspricht.]

Riko winkte ab.
"'Befreundet' würde ich das nicht nennen, ich hab ihr halt anfangs ein bisschen geholfen, das ist alles."
"Und die Vorfälle an Takashi's Schule haben sich genauso beruhigt wie die an unserer, nehme ich mal an?" fragte Sayoko.
Riko nickte.
"Jop, natürlich. Wo sie das letzte Mal fast erwischt wurden... Haaach, das ist doch nervig!"

"Also an den Schulen hat es sich beruhigt, dafür Lauern sie uns unter Umständen selbst auf“, bemerkte Kimiko. Sie überlegte angestrengt und fasste sich dann an die Stirn. „Verdammt, wenn ich mich wenigstens an diesen verdammten Dieb erinnern würde. Ich bin mir fast sicher, dass er einer von ihnen ist.“
Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. „Wie auch immer, wichtig ist, dass wir für’s erste besonders darauf achten, wem wir begegnen und was diese Personen machen. Wir können nicht wissen, ob sie nicht einer von ihnen ist.“ Sie hielt kurz inne. „Das einzige, was wir denke ich sicher sagen können, ist dass sie ungefähr in unserem Alter sein dürften. Ich glaube nicht, dass Nana jemanden anheuert, der wesentlich älter ist.“

"Seit auf jeden Fall achtsam." sagte Sayoko, ernst. "Und tut mir den Gefallen und passt auf das ihr nicht alleine seid, irgendwie." Das Detail, dass Nanashi alle zerstören wollte, die ihr lieb war, hatte sie bewusst ausgelassen. Immerhin war Riko die meiste Zeit bei Takashi, und Kimiko war bei Kyo. So wäre keiner von ihnen alleine, was es für Alice nur schwieriger machen sollte, zuzuschlagen.
"Megu... du hast Dinah aktuell bei dir, oder?"

Megumi hatte gerade einen Schluck ihres Milchkaffees genommen und nickte. „Ja. Gestern Abend ist sie auf einmal wieder aufgetaucht.“ Sie deutete leicht zum Fenster, vor dem die weiße Katze noch immer zusammen gerollt, wenn auch wachsam lag. „Sie hat mich sogar hierher begleitet.“
Kimiko gab einen anerkennenden Pfiff von sich. „Wow, dann tut sie ja doch mehr, als ich erwartet hatte.“

"Ich hoffe, dass sie auch erstmal bei dir bleibt." merkte Sayoko ernst an, und wurde das ungute Gefühl nicht los, sich auch noch um Megumi Sorgen zu machen. Natürlich - es ergab Sinn, dass Alice auch an ihr interessiert war. Immerhin war sie immer fröhlich, immer hoffnungsvoll; natürlich würde Nanashi genau dieses Lachen kaputt machen wollen.
"Sei auf jeden Fall auch du vorsichtig, ja?"
"Sayo, ich verstehe zwar, dass du Angst hast, aber... meinst du nicht du bist 'n bisschen paranoid?" fragte Riko schließlich, welche den Kopf auf die Hände gestützt hatte. "Ich mein, klar, wir werden vorsichtig sein und so, aber wir können ja nicht immer jemand mit unseren Kräften bei uns haben."
"Ich weiß." seufzte Sayoko. "Ich weiß. Versprecht mir einfach das ihr auf euch aufpasst, okay? Ich... denke auf jeden Fall sollten wir demnächst alle zusammen rufen, und dann..." Sie schluckte. "Werde ich euch alles erzählen was ich weiß. Vielleicht fällt euch dann etwas ein, was wir tun können."

„Ich habe eine Idee“, meinte Megumi auf einmal. „Erst kürzlich wurde am Stadtrand ein Jahrmarkt aufgebaut. Wie wäre es, wenn wir alle zusammen dorthin gehen? Also ich meine auch die Jungs.“ Als sie die verwirrten und ungläubigen Blicke ihrer Freundinnen bemerkte wurde Megumi leicht rot. „Na ja, ich dachte… vielleicht als Maßnahme um allgemein die Bande zwischen uns zu bessern?“
Kimiko setzte ein schiefes Grinsen auf. „Sicher, dass du nicht einfach nur Spaß haben möchtest?“, fragte sie grinsend, wurde aber schlagartig wieder ernst. „Du erinnerst dich schon noch ans Sommerfest, wo wir auch angegriffen wurden?“

"Prinzipiell keine schlechte Idee, aber..." Sayoko sah zur Seite. "Ich würde das Gespräch gerne unter uns führen, vielleicht kann Kyo seine Wohnung dafür wieder hergeben.
Sie fügte noch leise, fast flüsternd hinzu: "Und dann mal sehen ob ihr mich überhaupt noch mit auf so ein Fest nehmen wollt."
Riko schien das überhört zu haben, denn sie war sofort Feuer und Flamme. "Oh, Jahrmarkt klingt lustig! Ich war ewig nicht mehr auf 'nem Jahrmarkt!"

Megumi entging Sayokos Reaktion nicht und sie fragte sich still, ob sie wirklich schon bereit für das Gespräch wäre. Sie konnte nicht abstreiten, dass sie sich Sorgen um sie machte, gerade jetzt wo Nanashi wieder aufgetaucht war. Auch das war einer der Gründe, weshalb Megumi überhaupt den Jahrmarkt vorgescshlagen hatte. Sie wollte Sayoko auch auf andere Gedanken bringen.
Kimiko seufzte. „Also gut, ich werde mit Kyo darüber reden“, sie sah ebenfalls zu Sayoko. „Ich denke es sollte kein Problem sein, seine Wohnung ist ja glücklicherweise groß genug.“

"Danke." Sie lächelte schwach. "Und danach... kann man den Jahrmarkt ja immernoch angehen, nicht?"
Riko grinste. "So ist es, und mach dir keinen Kopf! Egal was passiert ist, wir sind trotzdem deine Freunde, nicht wahr?"

„Genau“, stimmte Megumi zu und lächelte weiterhin. „Und daran wird sich auch nichts ändern!“
„Richtig“, meinte nun auch Kimiko. Dann begann sie in ihrer Tasche zu wühlen. „Wenn dann alles besprochen ist… Ich habe noch ein bisschen was mit meinen Großeltern zu klären. Ich hoffe, das ist nicht allzu schlimm.“ Sie lächelte entschuldigend.

"Danke euch." Erwiderte Sayoko mit einem Lächeln. Es hatte sie natürlich irgendwie gerührt, aber gleichzeitig war sie auch umso verunsicherter. Wie sollen ihre Freunde etwas verzeihen was sie sich selbst nicht Mal vergeben konnte? Der einzige, der davon wusste war Akito gewesen - und auch nur weil er besonders gut darin ist, hartnäckig zu bleiben, bis es nervt. Nicht Mal bei Yuudai hatte sie es gewagt, zu groß war die Angst vor Ablehnung.
Schließlich erhob sich auch Riko.
"Trifft sich gut, denn ich hab auch noch was vor~" sagte diese, und schob ihren Stuhl ran.
"Also Ladies, sagt einfach Bescheid wenn was ansteht. Bye Bye!" Schließlich lief sie zum Tresen, um zu bezahlen und verließ das Café.

„Damit sind es nur noch wir beide“, Megumi starrte ihren mittlerweile kalt gewordenen Milchkaffee an. Sie hatte ohnehin geplant, ein kurzes Gespräch mit Sayoko führen zu wollen und hatte daher darauf gewartet, dass ihre anderen Freundinnen das Café vorher verließen. Doch nun war sie sich nicht mehr sicher… Was konnte sie Sayoko sagen?
„Sag Mal Sayo-Chan“, begann sie dann vorsichtig. „Bist du eigentlich bereit darüber zu reden? Ich meine, darüber was mit dir im Wunderland war?“ Ihre Finger verkrampften sich leicht, obwohl sie trotzdem noch am Lächeln war. „Ich meine… du musst dich zu nichts zwingen, wenn es gar nicht geht.“

Sayoko wich ihrem Blick aus.
"Ich glaube ich werde niemals wirklich bereit dafür sein." Antwortete sie. "Aber langsam müssen wir irgendwas gegen Alice tun, und wenn meine Erlebnisse irgendwie weiter helfen können... Dann ist es doch das mindeste."

„Hmm“, machte sie nur und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Kalt schmeckte er wirklich ekelhaft, sie hätte sich doch mehr beeilen sollen. „Na ja, du wirst am besten Wissen, was du tun willst“, meinte sie dann und senkte den Blick. „Um ehrlich zu sein ist mir auch ein wenig mulmig bei der Sache. Gerade der Gedanke, dass sie wohl stärker als vorher sein soll.“ Sie schüttelte hastig den Kopf. „Aber ich bin mir sicher, dass wir es schaffen werden, genau!“

Sayoko lachte leise.
"Egal was passiert, Megu-chan, bleib wie du bist, okay?" Sagte sie sanft.

Sie lachte verlegen. „Ich versuch’s“, sagte sie, weniger selbstbewusst als man es von ihr eigentlich kannte.
Nach einem weiteren Schluck des kalten Kaffees war ihre Tasse geleert – zum Glück. „Wollen wir vielleicht noch ein Stück zusammen gehen?“ Sie blinzelte kurz. „Es… gibt etwas, worüber ich gerne mit dir reden möchte, was vielleicht draußen besser wäre.“