Mahou Shoujou

"Habe ich auch schon überlegt", meinte Megumi, die ihr Smartphone schon in der Hand hatte. "Aber hatte sie überhaupt auf die Frage reagiert, ob wir uns überhaupt treffen wollen? Ich meine da kam auch nichts."
Sie dachte an ihr letztes Treffen mit Kimiko und war zunehmend besorgter. War sie so sehr mit Lernen beschäftigt, dass sie nicht einmal mehr ihre Nachrichten beachtete? In dem Fall würde ein Anruf auch nicht viel bringen. Schließlich ließ sie ihr Smartphone wieder sinken. Vielleicht würde sie später bei ihr vorbei gehen und sich erkundigen.

"Oh, stimmt, jetzt wo du es sagst..." erwiderte Riko, während sie ihren Chatverlauf überprüfte.
Sayoko seufzte. Wahrscheinlich war es angemessen, ihren beiden Freundinnen von dem Streit zu erzählen. Auch wenn sie es nachwievor lieber für sich behalten wollte... Aber sie war sich sicher, das Kimiko es ihnen erzählen würde, und die Fragen die man ihr danach stellen würde wären für sie noch unangenehmer.
"Wahrscheinlich bin ich daran Schuld." sagte sie schließlich, relativ kühl, während sie die Tasse von ihrem neu bestellten Cappuccino zum Trinken ansetzte. "Kimiko und ich hatten neulich eine... Auseinandersetzung.
Sie nahm einen Schluck.

Megumi warf Riko einen kurzen Blick zu, als wollte sie abwarten, was ihre Freundin dazu sagte. Dann jedoch nahm sie ihren Milkshake in die Hand.
"Möchtest du darüber reden?", fragte sie dann vorsichtig. Das erklärte, warum Kimiko so früh gegangen war beim letzten Mal. Megumi hatte ohnehin den Eindruck gehabt, dass da eine gewisse Spannung in der Luft gelegen hatte, war aber zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt gewesen

Sayoko zögerte, und es war, als hätte Riko ihr das sofort angesehen.
"Ich mein, du musst nicht, wenn du nicht willst." sagte sie. "Megu und mich geht das ja eigentlich nichts an."
Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht was es da groß zu erzählen gibt, ehrlich gesagt. Wir haben beide einfach Dinge zueinander gesagt die keiner von uns gerne hören wollte, das ist alles."
Natürlich, sie könnte den beiden davon erzählen - davon erzählen wie sie sich allein gelassen fühlte, wie sehr das damals an ihr genagt hatte - doch würde es was ändern? Geschweige denn irgendwas bringen?
"Hmm. Ich hoffe, ihr könnt das regeln." meinte Riko schließlich, die sich einen Schluck von Megumis Milchshake klaute. "Vorallem wenn man bedenkt wie dicke ihr mal wart."
"Das ist es ja." erwiderte Sayoko schließlich. "Wart. Ihr habt doch sicher auch mitbekommen das Kimiko seit längerem... ja eigentlich schon seit Mama..." Sie schluckte. Sie hatte immer noch Schwierigkeiten das auszusprechen, nach all den Jahren. "...Seitdem meine Ma tot ist viel distanzierter ist zu mir."

Megumi protestierte kurz und zog ihren Milkshake weg, nachdem Riko sich schon bedient hatte und nippte dann selbst daran, während sie Sayoko zuhörte. Sie schluckte schwer, als sie Sayoko beobachtete. Ihr war es gut in Erinnerung geblieben, wie traurig - und das war noch untertrieben - sie nach dem Tot ihrer Mutter gewesen war. Allerdings musste sie gestehen, dass ihr das mit Kimiko nicht allzu sehr aufgefallen war, eher nebenbei.
"Dafür gibt es bestimmt einen Grund", sagte sie dazu nur, war sich aber unsicher, inwiefern sie das Thema vertiefen wollte. Für sie stand definitiv fest, dass sie später Kimiko besuchen würde, nicht zuletzt auch weil sie ihre Seite der Geschichte wissen wollte. Wenn sie denn mit ihnen redete.

Das war genau das, was sie von Megumi erwartet hatte. Sie war naiv, und hoffnungslos gutgläubig - selbst wenn es einen Grund gab, war er gewiss nicht gut genug gewesen um auf einmal so tun zu wollen als wäre nie was gewesen. Als wäre sie nicht die letzten Jahre im Stich gelassen wurden. Sayoko hatte verstanden, wenn Leute sich von ihr abgewandt haben, weil das Paket, was sie mit sich trug, viel zu groß war, als das andere es mit ihr tragen wollten. Damit kam sie klar. Aber es gab entweder nur Sie im Ganzen, mit diesem riesen, schweren Paket, oder gar nicht. Es gehörte zu ihr. War Teil ihres Lebens, ihrer Geschichte. Natürlich, es würde besser werden, leichter werden - das ist zumindest das was sie hoffen wollte - aber es war dennoch was immer zu ihr gehören würde.
"Was auch immer der Grund ist, mir ist er egal." sagte sie schließlich, überraschend kalt. "Am Besten redet ihr mit Kimiko darüber. Ich habe zu dem Thema nichts zu sagen, ich denke nur es ist einfacher wenn ihr Bescheid wisst."
"Sayo-chan..." sagte Riko. "Du bist sicher das du nicht darüber reden willst?"
Sayoko zuckte die Schultern. "Ich wüsste nicht wie ihr da groß helfen könntet. Und da Kimiko mich seitdem nicht mehr kontakiert hat seitdem denke ich das sich die Sache für sie auch erledigt hat."

Megumi seufzte. "Vielleicht gehe ich später bei ihr vorbei", sagte sie schließlich und warf einen kurzen Blick zu Riko. Sie hoffte irgendwie, dass ihre Freundin sie begleiten würde. Bevor sie eine Seite einnahm - und sie hoffte dass sie das nicht tun musste - wollte sie gerne beide Seiten hören. Und so wie sie Kimiko kannte gab es mit Sicherheit einen Grund dahinter, dass sie sich zurück zog... Oder sie glaubte zumindest zu spüren, wollte daran glauben.
Aber Sayokos Kälte diesbezüglich verunsicherte sie dann doch ein wenig. Klar hatte sich Sayoko seit der Sache verändert, dennoch... Sie empfand das fast schon als gruselig. Diese Auseinandersetzung musste sie mehr mitnehmen, als sie wahrhaben wollte.
Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Milkshake. "Wie auch immer", sagte sie zunächst leise, dann begann sie jedoch zu lächeln. "Wollen wir uns nicht lieber über schönere Dinge unterhalten? Wenn Sayo-Chan nicht reden möchte ist das ja auch vollkommen in Ordnung."

Riko zwinkerte ihrer besten Freundin zu - sie wusste ganz genau was sie meinte, und sie hoffte, dass sie ihr Zeichen ebenso verstehen würde.
"Genau, Ri-chan." sagte schließlich Sayoko mit einem verschwörerischen Grinsen. "Da ist ja anscheinend eine Menge passiert was wir wissen sollten, meinst du nicht auch?"
Riko merkte, wie ihr die Farbe ins Gesicht stieg. Sie lächelte verlegen und kratzte sie am Kopf.
"Weiß nicht, was wollt ihr wissen?" fragte sie ihre beiden Freundinnen.

Megumi bemerkte die Reaktion und war erleichtert darüber. Sie fühlte sich doch immer sicherer, wenn Riko an ihrer Seite war, gerade in so einer Situation.
Doch kaum hatte Sayoko das Thema gewechselt setzte sie auch ein verschwörerisches Grinsen auf. "Genau Ri-Chan", sie rückte näher an ihre beste Freundin. "Sie redet von dir und Takashi-Kun. Selbst mir hast du dazu noch keine Details erzählt."

Riko atmete tief ein, ehe sie ihren beiden Freundinnen von dem Abend erzählte - natürlich ließ sie einige Details aus, wie bspw. den Streit mit ihren Eltern, aber als sie fertig war merkte sie nur Sayokos und Megumis Blicke auf sich.
"Ich hätte nicht gedacht das Takashi so... direkt sein kann, wenn ich ehrlich bin." lachte Sayoko.
"Ich... auch nicht." antwortete Riko und spielte nervös mit den Haaren.

Neugierig hatte Megumi zugehört und sich bei manchen Details dabei erwischt, wie sie sich ähnliche Momente mit Akito vorgestellt hatte. Wobei sie sich immer wieder bemüht hatte, sich vor Augen zu halten, dass das Rikos Geschichte war. Sie wusste schließlich nicht einmal, ob das mit ihr und Akito wirklich was werden würde. Das Date war schließlich letztlich doch mehr eine Verabredung zwischen Freunden und hatte nur wenige romantische Momente... Zumindest glaubte sie das.
Für Riko freute sie sich aber dennoch von ganzem Herzen, auch wenn sie selbst nicht damit gerechnet hatte. Sie stupste Riko in die Seite und rückte noch näher an sie. "Und das wo du dir noch solche Gedanken darüber gemacht hast", meinte sie grinsend und fiel ihr dann um den Hals. "Ich freue mich für dich, Ri-Chan!"

Riko bedankte sich und lachte verlegen, während sie sich erneut am Kopf kratzte.
"Ich freue mich natürlich auch für dich, Ri-chan." sagte Sayoko. "Immerhin hast du dir jemanden angelacht der genau das ausgleicht was dir fehlt." Sie schenkte ihrer Freundin ein verspielt spöttisches Lächeln, welche als Antwort frech grinste.
"Ich tu' einfach mal so als hätte ich das nicht gehört~. Außerdem, Sayo, du hast uns nie erzählt wie genau du jetzt mit diesem Yuu zusammen gekommen bist. Denkst du, du kannst uns ausfragen und musst selbst nicht auspacken?"
"Diese Geschichte ist auch nicht mal annähernd so schön wie deine, fürchte ich." antwortete sie, lächelnd und nahm einen Schluck aus ihrem Cappuccino. "Aber gut, wenn du darauf bestehst."
Und so erzählte sie ihren Freundinnen wie sie sich schon seit ihrer Kindheit kennen und wie sie eigentlich schon seitdem hoffnungslos verliebt in ihn war. Einige Details - wie die Tatsache, dass Yuu sich gerne mit anderen Frauen 'vergnügt' hatte, oder auch, das er der letzte Auslöser für ihren Kern beim Sommerhaus war, ließ sie aus.
Als sie fertig war, war es Riko, die zuerst den Mund öffnete.
"Weiß nicht, ein bisschen romantisch find ich's ja schon. Immerhin hat er am Ende seine Gefühle für dich endlich erkannt, oder nicht?"
"Ja, das stimmt. Trotzdem wäre es anders definitiv einfacher gewesen." antwortete Sayoko und erwischte sich bei dem Gedanken, ob es auch so ausgegangen wäre, wenn das Wunderland nicht gewesen wäre. Wenn sie nicht all ihren Schmerz manifistiert hätte. Ob er sie dann auch einfach weggeworfen hätte, wie alle anderen vor ihr? Schließlich war er wie Kimiko all die Jahre blind für ihr Leid gewesen, und war nicht da, als sie ihn am meisten brauchte.
Eigentlich war sie ein ziemlicher Heuchler. Während sie Kimiko genau dies vorwarf war sie bei Yuudai dankbar, das er jetzt für sie da war, unabhängig von alldem was die Jahre davor passiert war. Wieso konnte sie das bei Kimiko nicht? Ob sie doch zu harsch zu ihr war?
Schließlich stand Sayoko auf.
"Entschuldigt mich, aber ich fürchte ich muss mich für heute verabschieden." sagte sie zu ihren Freundinnen, und Riko sah sie erstaunt an. "Wie? Jetzt schon?" fragte sie.
"Ja, sorry. Ich hab Akito's Ma versprochen noch zu helfen." Sie schob den Stuhl ran und legte etwas Geld auf den Tisch.
"Zahlt einfach für mich mit, ja? Der Rest ist Trinkgeld."
Mit diesen Worten stürmte Sayoko schon fast aus dem Café.
Der Gedanke an Kimiko hatte ihre Stimmung ruiniert. Einerseits war da das Bedürfnis, sich zu vertragen, alles wie früher werden zu lassen - doch Sayoko wusste, es würde nichts mehr wie früher werden. Dafür ist zu viel passiert.
Sie meinte genau das, was sie zu Kimiko sagte. Sie hatte strahlende Persönlichkeiten verdient. Leute, mit denen sie Spaß haben konnte, die einfach ein fröhlicheres Gemüt als Sayoko hatten, Leute wie Riko und Megumi. Nicht jemand bitteres und schwermütiges wie sie es war. Wieso hatte sie das einfach nicht verstehen können?
Plötzlich vibrierte Sayokos Smartphone. Drei verpasste Anrufe... Erneut. Das waren nicht die ersten Versuche in dieser Woche gewesen und würden gewiss auch nicht die letzten sein.
Wieso musste gerade er sich gerade jetzt versuchen, sich wieder in ihr Leben einzumischen, wo sie doch langsam das Gefühl hatte es könnte besser werden?
Ohne zu zögern packte sie die Nummer ihres Vaters auf die Blockierliste. Sakuya war alt genug um sich selbst zu melden sollte er ein Problem haben.

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Ein wenig perplex starrte Riko ihre beste Freundin an.
"Sag mal, hab ich was falsches gesagt?" fragte sie und konnte nicht verstehen wieso Sayoko es plötzlich so eilig hatte.

Megumi sah Sayoko noch kurz nach und überlegte. Machte ihr die Sache mit Kimiko doch mehr zu schaffen, als sie sich anmerken ließ? Oder gab es Probleme in ihrer Beziehung, weshalb sie so schnell weg wollte? Schließlich schüttelte sie den Kopf, ehe sie Riko ansah. "Ich weiß es nicht", gestand sie, "eigentlich kann ich es mir nicht vorstellen. Vielleicht liegt da mehr dahinter... Oder sie hat heute einen schlechten Tag."
Kurz überlegte sie, ob sie vielleicht Akito fragen sollte. Doch so wie Sayoko ihren Fragen diesbezüglich in letzter Zeit ausgewichen war, bezweifelte sie, dass er eine Antwort geben würde. Zwar hatten sie sich zuletzt gut angefreundet, wusste aber dass er nicht einfach die Probleme anderer ausplappern würde.
Schließlich leerte sie ihr Glas und wühlte nach ihrem Geldbeutel. "Wollen wir auch langsam gehen?", fragte sie. "Zu Kimi-Chan, meine ich."

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Gesagt getan und so standen die beiden Mädchen nach wenigen Minuten vor dem Anwesen, in dem Kimikos Familie wohnte. Megumi war immer wieder überrascht, in was für Villen ihre Freunde zu wohnen schienen, zumindest was Kimiko angeht. Sie war es bisher immer gewohnt, nur eine Wohnung mit mehreren Zimmern um sich zu haben. Das große Haus schüchterte sie fast schon ein. Sie tauschte einen kurzen Blick mit Riko, ehe sie die Türklingel des großen Tores betätigte.
Nur wenige Augenblicke später wurde ihnen geöffnet. Das erste was Megumi erkannte, war eine junge, eher kleine rundliche Frau in Dienstmädchenkleidung, die ihnen öffnete. Doch bevor diese Frau etwas sagen konnte, tauchte bereits Kimikos Mutter am anderen Ende des Ganges auf. Im Gegensatz zum Dienstmädchen wirkte sie recht groß, mit langen braunen Haaren, die sie streng zurück gekämmt trug - und einen ersten, grauen Haaransatz zeigten.
Sie kam ans Tor und scheuchte ihre Dienerin weg. "Ihr seid Freunde von Kimiko, richtig?", fragte sie mit strengem Blick und betrachtete die beiden Mädchen eindringlicher, ja fast schon angewidert.
Megumi bemühte sich um ein freundliches Lächeln. "Guten Abend, Suzuki-San. Wir würden gerne mit Kimi-Chan reden."
Die Augen der Frau blitzten kurz auf. "Kimiko hat keine Zeit. Geht nach Hause."

Riko spürte wie die Wut in sie hochkochte. Was für eine arrogante... Sie atmete tief durch, warf Kimikos Mutter aber einen wütenden Blick zu.
"Wir würden das aber gerne von Kimiko selbst hören." Erwiderte sie schließlich und war fast schon stolz, wie ruhig sie dabei geblieben war, obwohl es sie in Wahrheit ziemlich angepisst hatte.

Kimiko lag auf ihrem Bett, ein aufgeschlagenes Buch im Gesicht, während im Hintergrund wieder ihre bevorzugte Musik lief. Eigentlich hatte sie sich voll aufs Lernen konzentrieren wollen, nachdem sie die Nachfrage ihrer Freundinnen ignoriert hatte, die sich heute im Café treffen wollte. Sie wäre gerne hin gegangen, wusste jedoch dass sie nicht in der Lage wäre, sich die ganze Zeit zu verstellen. Wusste nicht, wie sie Sayoko begegnen sollte. Irgendwo ärgerte sie sich bereits darüber, dass sie das letzte Mal so schnell abgehauen war, als Megumi um Hilfe gebeten hatte. Eigentlich wüsste sie auch gerne mehr darüber, wie ihr Date abgelaufen war, oder wie die Geschichte mit Riko und Takashi genau war... Sie wusste nur durch Kyo, dass sie ein Paar waren.
Plötzlich klopfte es an ihre Zimmertür und eines ihrer Dienstmädchen trat ein. "Kimiko-Sama", sagte sie ruhig, "zwei Ihrer Freundinnen sind hier. Eure Mutter versucht sie weg zu schicken."
Mit einem Mal saß Kimiko kerzengerade auf ihrem Bett, das Lehrbuch ignorierend, das ihr in den Schoß fiel. "Danke Yukiko-San", meinte sie nur und Sprang auf. Dass ihre Freundinnen da waren war eine Sache. Aber dass ihre Mutter sie verjagen wollte noch einmal eine ganz andere. Schnellen Schrittes beeilte sie sich zum Tor zu kommen.

"Tut mir Leid, aber sie ist gerade schwer mit Lernen beschäftigt", erwiderte ihre Mutter kalt, "da kann ich sie schlecht..."
"Mutter, was soll das?!", rief Kimiko aufgebracht, als sie sich dem Tor näherte. Verdeckt von ihrer Mutter sah sie bereits Megumi und Riko, in letzterer sah sie einen Haufen unterdrückter Wut.
Dann drehte sich ihre Mutter doch plötzlich zu ihr um. "Ach, Kimiko. Ich dachte du bist in deinem Zimmer."
"Da war ich auch", murmelte sie. "Wie auch immer, ich kümmere mich darum, mach du dein Zeug."
Sie kassierte für diese Aussage einen kalten Blick, als ihre Mutter an ihr vorbei ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Kimiko wusste, dass sie nicht aus Nächstenliebe so gehandelt hatte - sie wollte einfach nur nicht, dass jemand einen Aufstand in ihrem Anwesen machte. Und wusste dabei genau, dass Kimiko im Zweifelsfall sehr laut werden würde. Erst als ihre Mutter außer Hörweite war trat sie ihrerseits seufzend ans Tor.
"Sorry... Deswegen wollte ich nicht, dass ihr hierher kommt", sagte sie entschuldigend, wenngleich nach wie vor gestresst.
Megumi schüttelte - wie immer lächelnd den Kopf. "Alles gut, wir hätten uns ja vorher anmelden können", meinte sie.

"Wir haben uns Sorgen gemacht, Kimi-chan." Sagte auch Riko, die vorherige Wut komplett vergessen. "Sayo-chan hat erzählt dass ihr gestritten habt und da wollten wir gucken wie es dir geht."

"Ja, auch weil du nicht einmal geantwortet hast", ergänzte Megumi. "Möchtest du vielleicht darüber reden?"
Kimiko starrte ihre Freundinnen erst Mal an. Dann hoben sich ihre Mundwinkel zu einem eher traurigen Lächeln. "Hat sie's euch also erzählt", sie seufzte schwer. "Dann brauche ich euch ja auch nichts mehr vorzuspielen."

"Auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ... Ich glaube Sayo scheint das ganze ziemlich zu belasten." Riko sah ihre Freundin an, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. "Ich weiß zwar nicht genau was vorgefallen ist, aber vielleicht solltet ihr doch nochmal drüber reden?"

Mit verschränkten Armen lehnte sich Kimiko an der Wand des Haustores an. Schweigend sah sie zu ihnen. Dann seufzte sie.
"Seid ihr nur gekommen, um mir das zu sagen?, sagte sie schließlich mit leerem Blick. Dann löste sie sich seufzend von der Wand.
"Sorry, aber dafür habe ich gerade keine Zeit." Ohne auf eine weitere Antwort zu warten, schloss sie die Tür. Im Hintergrund hörte sie Megumi noch nach ihr rufen, aber Kimiko war das egal. Sie wusste doch selbst, dass sie mit Sayoko darüber reden sollte. Ihr war nur nicht klar, wie.
Würde sie auf ihre Nachrichten reagieren? Würde sie ihre Anrufe annehmen? Oder würde sie ihr weiterhin die kalte Schulter zeigen?
Noch am Tor sitzend sackte Kimiko auf dem Boden zusammen und versuchte, ihre Gefühle zusammen zu halten. Sie wusste doch selbst nur zu gut, dass sie mit Sayoko reden sollte. Sich entschuldigen sollte. Dafür dass sie eine schlechte Freundin war. Würde Sayoko es verstehen? Wenn sie ihr sagte, dass sie einfach nur nicht wusste? Ihr Kopf war einfach zu voll mit allem, sodass sie erst Mal eine Weile am Tor sitzen blieb.

Ein wenig verloren standen die beiden am Tor und sahen ihrer Freundin nach.
"Ich sollte wohl heute gar nichts mehr sagen, was?" Meinte Riko schließlich, immernoch verwirrt.
Dabei hatte sie es doch nur gut gemeint... Man merkte beiden an, wie sehr es sie belastet hatte, und doch zeigten beide bei dem Thema eine Kälte, die Riko erschrocken zurückließ.

Megumi klopfte Riko auf die Schulter. "Ich glaube nicht, dass es deine Schuld ist", meinte sie, nachdem sie aufgegeben hatte, noch irgendeine Reaktion von Kimiko zu bekommen. Sie warf noch einen kurzen Blick auf das Tor, bevor sie Riko am Arm packte und weg zog. "Vielleicht finden wir ja noch eine Möglichkeit, sie zum Gespräch zu bringen", fügte sie leise hinzu.

"Hofffentlich." erwiderte Riko, und dals die beiden ein Stück gelaufen waren, sprang sie ihrer besten Freundin in die Arme. "Also, Megu-chan~ Das war's dann auch für mich heute." Sie grinste. "Takashi wartet bestimmt schon auf mich~"
Bei dem Gedanken kamen ihr wieder diese ekligen, wunderbaren Schmetterlinge in den Bauch, an die sie sich immer noch nicht gewöhnt hatte.
Schließlich drückte sie Megumi noch einmal fest, ehe sie in die entgegengesetzte Richtung lief, mit einem letzten Gedanken an Sayoko und Kimiko.

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Es war Abenddämmerung, als Ichijo an dem vereinbarten Treffpunkt - ein kleiner Park, fernab der Innenstadt - auf seinen Bruder wartete.
Seitdem sie nun beide in ihrem Tun erwischt wurden, hatte er ihn instädig darum gebeten, kürzer zu treten; auch in Alice' Sinne, da sie ihren Widersachern ein falsches Gefühl der Sicherheit geben wollte.
Seitdem hatte er nur noch selten zugeschlagen, außerhalb der Schule - wenngleich das natürlich die größte Ressource für negative Gefühle war. So aber fiel es weniger auf und er konnte Alice weiterhin die Kraft geben, die Welt zu verändern.
Er sah auf die Uhr. Sein Bruder war spät dran... nicht das er sich wieder irgendwie in Gefahr begeben hatte. Seitdem beide nicht mehr zusammen wohnen durften war es schwieriger geworden, sich auszutauschen. Und für Ichijo war es schwieriger auf seinen Bruder aufzupassen.

"Yo Ichijo", gemütlich kam Jiro den Weg des Parks entgegen, mit einer frisch angezündeten Zigarette im Mund. So wie die ganzen Gangster im Fernseher. Zumindest empfand er es als cool und passend, wenn sie schon sowas wie die "Bad Guys" waren. Irgendwie musste er ja seinem Drang nachgeben, wenn er schon aufpassen musste was er tat. Er hatte seit seinem letzten Treffen mit seinem Bruder vielleicht ein Mal das Wunderland gerufen um Alice Energie zu verschaffen. Es hatte nicht lange gedauert, bis es aufgelöst worden war und er wusste auch nicht wie effektiv es gewesen war, aber hey - er hatte was getan!
An der Seite seines Bruders blieb er grinsend stehen. "Wie ist die Lage?"

Ichijo hob eine Augenbraue und sah seinen jüngeren Bruder zweifelnd an. "Du rauchst immernoch?" Er seufzte. "Ich hab dir doch gesagt was für 'ne beschissene Idee das ist."
Seit die beiden nicht mehr in einem Haushalt wohnten war Jiro noch idiotischer geworden, oder kam ihn das nur so vor?
"Jedenfalls..." Er fuhr sich durch's Haar. "Ich hoffe du hast dich an das gehalten? An das was Alice gesagt hat?"

Jiro setzte sich auf eine Bank, natürlich auf die Lehne sodass seine Füße auf dem eigentlichen Sitzbereich standen. "Klar doch. Hab nur eine Karte verwendet, mehr nicht." Er pustete aus. "Gab leider nicht so viel Energie, irgendwer war ziemlich in der Nähe. Keine Ahnung wer, hatte kein Bock noch Mal mit ner Ladung von denen zu tun zu haben." Ein weiterer Zug seiner Zigarette.
"Und bei dir? Warst du wenigstens erfolgreich?"