Mahou Shoujou

"Damit ist der Sommer wohl bald vorbei", meinte Megumi und rieb sich müde die Augen. Dann blickte auch sie zum Himmel. "Eigentlich schade, dass es so schnell war." Trotz allem was passiert war, gab es doch auch gleichzeitig viele Ereignisse, an die sie gerne zurück dachte. Das Sommerhaus war eines davon, auch wenn ein Schatten darüber lag. Für einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen und ließ alles Revue-passieren.
"Tja, ist dann halt so", murmelte Takashi und warf einen Blick auf seine Uhr. "Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich sollte mich langsam auf den Weg machen."

"Ist ja auch schon spät". erwiderte Kyo und gähnte.
Sayoko sah zu Yuudai und Akito. "Denke, dann machen wir uns auch auf den Weg? Megu, magst du uns ein wenig begleiten?" Bei letzterem machte sie ein schon fast verschmitztes Grinsen und linste zu Akito, welcher ihren Blick auswich.

Nur Riko blieb noch auf der Bank sitzen und wackelte unruhig mit den Füßen. "Manchmal vergeht die Zeit wirklich viel zu schnell wenn man Spaß hat." sagte sie, ein müdes Lächeln auf den Lippen.
Sayoko warf ihr einen besorgten Blick zu. Am Liebsten würde sie ihr was sagen, ihr anbieten, mitzukommen - doch sie hatte Angst vor dem, was passierte, wenn sie offenbarte das sie um ihre Probleme wusste. Also schwieg sie.

"Das wäre super", Megumi lachte verlegen. "Hatte nicht erwartet, dass es so spät wird. Papa würde mir den Kopf abreißen, wenn ich da noch alleine durch die Stadt laufe." Er war eigentlich kein Übervater, im Gegenteil. Doch sie wusste, dass er sich unheimlich große Sorgen machen würde und das wollte sie nach Möglichkeit dann doch vermeiden. Sorgen hatten sie auch so schon genug. Und mit zwei Jungs fühlte auch sie sich sicherer, selbst wenn sie eigentlich nicht so ängstlich war. Dass Akito einer von ihnen war, bedachte sie jedoch zunächst nicht.

Takashi war bereits aufgestanden, drehte sich jedoch noch Mal zu Riko um, als diese alleine auf der Bank sitzen blieb. "Hey", sagte er als die anderen weit genug außer Hörweite waren. "Wenn du keine Lust hast nach Hause zu gehen, Mutter hat bestimmt kein Problem, wenn du die Nacht bei uns pennst." Er wandte sich wieder endgültig ab. "Ist immer noch besser als irgendwo allein auf der Straße. Selbst ein Mädchen wie du sollte das nicht allzu regelmäßig machen." Seine Stimme klang unwirsch, desinteressiert und doch wusste er, dass er diese Worte auch zu einem gewissen Grad aus Sorge um sie gesagt hatte. Tatsächlich hatte er seine Mutter schon vorher danach gefragt ob diese Option möglich wäre, sollte Riko einen schweren Tag haben. Wenn er daran dachte, wie begeistert seine Mutter darüber gewesen war, schauderte es ihn fast ein bisschen.
Er blieb noch einen kurzen Moment stehen und wartete ab, ob sie sich bewegte, ehe er langsam wieder einen Schritt nach vorne trat.

Rikos Augen weiteten sich, und sie merkte, wie ihr Herz plötzlich mehrere Akkorde auf einmal schlug. War das sein Ernst? Sie spürte das Blut in ihre Wangen schießen, und ein warmes, komisches Gefühl breitete sich in ihrer Bauchgegend aus, was sie schon beinahe übel werden lies. War das etwa…? Nein, diesen Gedanken wagte sie nicht zuende zu denken. Dennoch, es war beängstigend, wie glücklich sie sich gerade fühlte.
Schließlich stand sie auf, freudestrahlend und lief Takashi hinterher.
„Du bist der Beste~!“ sagte sie und sprang ihm entgegen, ehe sie sich wieder bei ihm einhakte. „Heh, vielleicht schaffen wir es ja doch noch einen Sieger zu küren.“ Sie grinste, fast schon ein wenig verschmitzt.

Er verlor beinahe das Gleichgewicht, als sich Riko plötzlich bei ihm einhakte - und ertappte sich dabei, dass er sich über ihre Reaktion fast schon... freute? Normalerweise hatte er nie Freunde nach Hause mitgebracht und jetzt direkt ein Mädchen. Bei dem Gedanken schoss ihm dann doch das Blut in den Kopf. Nein, sie kam nur zum übernachten mit. Schließlich waren sie nur Freunde und mehr nicht.
"Heh", machte er dann mit einem hochnäsigen Unterton. "Aber heule ja nicht, wenn ich dich bei einem Game nach dem anderen Abzocke."

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Ayaka stand in ihrem Zimmer, vor ihrem Spiegel und betrachtete die Karte, die Nanashi ihr gegeben hatte. Statt dem Bild von einem schwarzen Joker, war die Karte komplett leer. Ohne Bild. Ohne Schrift. Ohne Energie. Ihr Blick wanderte von der Karte zu ihrem Spiegel. So oder so musste sie Nanashi Bericht erstatten, ob ihre Kraft sich wohl mittlerweile so weit regeneriert hatte, dass Ayaka auch ohne Hilfe zu ihr ins Wunderland konnte? Oder zumindest über den Spiegel zu ihr sprechen konnte? Es gab einfach zu viele Dinge, die sie ihr sagen musste, für die sie ihren Rat brauchte. Und es schadete mit Sicherheit nicht, die Karte wieder aufzuladen. Für Notfälle.
Sie berührte mit einer Hand den kalten Spiegel und rief in Gedanken nach Nanashi - und wartete.

Das Spiegelbild vor Ayaka manifestierte sich, und in ihm sah sie ein blondes Mädchen, mit roten Augen, welches gerade aus einer schön verzierten Tasse trank. Vor ihr, auf dem Tisch, saß ein kleiner Hase, welcher sie ebenfalls neugierig anfunkelte.
Das Mädchen stellte sie Tasse vor sich ab. „Hab ich doch richtig gehört.“ sagte sie, mit einem Lächeln so unschuldig, das es einem fast Angst machte. „Ayaka-chan. Ich hoffe du hast gute Neuigkeiten für mich.“

Sie seufzte schwer. "Ich wünschte es wäre so, Nanashi-San", sagte sie, "leider erweist sich der Auftrag, den du mir erteilt hast, als äußerst schwierig. Es klappt zwar, dass ich Riko und Megumi während der Schulzeit auseinander halten kann, allerdings..." Sie stockte kurz und überlegte, wie sie das Geschehene in Worte fassen konnte. "Wird es vermutlich sehr schwer werden, Megumi in die Verzweiflung zu treiben." Schließlich zeigte sie Nanashi die Karte. "Ich war leider gezwungen, diese Karte heute zu benutzen um zu verhindern, dass sie und die Katze sich näher kommen."

Das Mädchen im Spiegel nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse.
"Ist das so?" fragte sie schließlich, und man konnte in ihren Augen lesen, das sie wütend war; wenngleich ihr Verhalten immernoch sehr ruhig schien.
"Dann beseitge ihn halt. Oder du versuchst weiterhin Energie zu sammeln, damit ich es selbst machen kann." Ein weiterer Schluck, ehe sie die Tasse wieder abstellte. Schließlich verflog der Anschwall von Wut und ein unschuldiges Lächeln zierte wieder das Gesicht des blonden Mädchens.
"Ich bin mir sicher das du das hinbekommst, Ayaka-chan. Leider sind wir aktuell noch zu schwach um dir wirklich helfen zu können, fürchte ich."
Der Hase, der nachwievor schweigsam das Gespräch belauschte, schenkte Ayaka einen Blick, den sie nicht ganz zu deuten vermochte. War es eine Warnung? Oder doch eher Zuversicht?
"Aber ich bin mir sicher das du mit Clover und Heart schonmal einen guten Anfang gemacht hast." fuhr sie fort und kicherte, während ihre roten Augen bedrohlich zu leuchten schienen.

Ein kalter Schauer lief über Ayakas Rücken. Der Hase war ihr von Anfang an unheimlich gewesen. Er sagte nie etwas und schenkte ihr maximal Blicke, die sie nicht einordnen konnte - gleichzeitig spürte sie eine Macht, die ihr unheimlich war. Wie auch immer, sie verbeugte sich leicht.
"Ich werde schauen, was ich machen kann. Allerdings werde ich wohl in meiner zivilen Form kaum Möglichkeiten haben, die Katze zu beseitigen."
Sie zögerte kurz und senkte den Blick weiter. Ein Zeichen der Demut. Ein Zeichen der Angst. Sie konnte es gerade selbst nicht sagen, aber sie war dankbar für die Kraft, die Nanashi ihr gegeben hatte. Die Kraft, mit der sie jene bestrafen konnte, die ihr Leid zugefügt hatten. Bei ihnen würde sie anfangen, sofern sie die Zeit dafür hatte - ihre Priorität galt immer noch Riko und Megumi.
"Wenn ihr mir einen letzten Wunsch erfüllen könntet..." Sie zielt die Karte gegen den Spiegel. "Reicht eure Kraft, um diese Karte noch einmal aufzufüllen? Für den Fall, dass wir das Wunderland benötigen und eure noch nicht ausreicht."

Das blonde Mädchen im Spiegel sah zu dem Plüschhasen, welcher schweigsam vor ihr saß. "Was meinst du, Oz?" Fragte sie ihn, mit einem schon fast kindlichen Unterton. "Ob sie uns wieder enttäuschen wird?"
Das Kaninchen antwortete nicht, doch das Mädchen schien ihn trotzdem zu hören. Sie funkelte Ayaka an. "Oz sagt das du nicht so verschwenderisch mit seinen Kräften umgehen sollst." Beide Augenpaare leuchteten bedrohlich, ihre Stimme war verzerrt und angsteinflößend. "Er sagt auch, dass du dir bessere Ziele als irgendein betrunkenen Idioten such solltest. Kein Wunder daß es nicht funktioniert hat."
Dann klatschte sie in die Hände.
"Aber ich möchte nicht so sein!" Plötzlich leuchtete die Karte in Ayakas Händen auf und sie spürte, wie sich diese wieder mit Energie füllte. Auch Nanashis Stimme war wieder normal.
"Viel Spaß damit, Ayaka-chan~"Das blonde Mädchen im Spiegel winkte, ehe sie langsam verschwand. Ayaka hatte trotzdem das Gefühl, das rote Leuchten ihrer Augen zu sehen.

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"Nein, so nicht..." Murmelte der blonde, junge Mann, und wirbelte den Stift umher den in seiner Hand hielt, ehe er zum nächsten Strich ansetzte. "Vielleicht so...?"
Er hatte eine Idee, ein Konzept, vielleicht auch eher ein Gefühl, was er unbedingt auf die Leinwand bringen wollte. Es war noch ungreifbar für ihn gewesen, obwohl er die Bilder klar vor Augen hatte, wusste, was er malen wollte, auch wenn es dafür keine Worte gab.
Die Eindrücke der letzten Monate hatten auch ihn beeinflusst - und vor allem seine Kunst.
Seine Studentenwohnung - wenn man sie denn so bezeichnen konnte, denn für einen Studenten war sie ungewöhnlich groß gewesen - hatte eher einem Atelier geglichen; überall standen bemalte und unbemalte Leinwände, seine Regale waren voller Bücher über Kunst und ihrer Historik. Nichts davon ließ vermuten dass der Bewohner dieser Wohnung in Wirklichkeit Wirtschaft studierte. Nichts außer ein kleines, schmales Regal welches er fernab neben seinem Schreibtisch in eine Ecke verbannt hatte.
Die Bilder selbst waren... Ungewöhnlich gewesen. Eher dunkel und verzerrt, fast schon surrealistisch, in Farben so trostlos und gleichzeitig so bunt, dass die Bilder in sich ein Widerspruch an sich waren.
Man sagte ja immer, mit jedem Bild, dass ein Künstler zeichnete, offenbarte er auch einen Teil seiner selbst, seiner Seele - gab ein Stück seines Darseins der Leinwand, und dessen Betrachter.
Kyo war sich nicht sicher, ob das auch auf ihn zutraf, wenn ja, schien er eine ziemlich finstere Seele zu haben. Dabei zeichnete er nur das, was ihn in den Sinn kam oder Dinge, die ihn in seinen Träumen heimgesucht hatten.
Der junge Künstler war mit seinem Bild offensichtlich unzufrieden gewesen, denn kaum hatte er einen letzten Strich auf den Block getan, so zerknüllte er es direkt. Nein, das war es immer noch nicht.... Jemand hatte Mal zu Kyo gesagt, Worte waren die größte Form der Kunst - wie also sollte er was zeichnen was er nicht einmal benennen konnte?
Entnervt schlug er die Hände über den Kopf zusammen und seufzte. Wenn dieses scheiß Studium nicht wäre, hätte er seine Kunst definitiv schon lange verwirklichen können.
Plötzlich klingelte das Smartphone, welches neben ihn auf einem kleinen Beistelltisch lag. Am liebsten hätte er es vor Frust direkt gegen die Wand geworfen, doch er gelob sich eines besseren.
"Was gibt's?" Sagte er schließlich und war etwas überrascht, seine Mutter am anderen Ende der Leitung zu hören. Solange er sich um sein Studium bemühte hatten sie ihn eigentlich in Ruhe gelassen.
"Okay.... Nächsten Samstag also? Irgendein gewünschter Dresscode? ... Hm. Ja, okay, verstehe. Ja. Ich werde da sein. ... Ma, nehm es mir nicht böse, aber ich bin gerade ziemlich beschäftigt. Wir reden später weiter, okay? Hab dich lieb."
Kyo seufzte schwer, als er schließlich aufgelegt hatte. Ein gemeinsames Abendessen also... Es machte Sinn, dass die Familien sich kennen lernen wollen, alleine wegen der Geschäftsbeziehung. Aber er wusste, dass weder Kimiko, noch eher da wirklich Lust drauf haben würden.
Ein erneutes, schweres Seufzen entglitt ihm. "Gott, ist das nervig..." Vielleicht sollte er Kimiko schon Mal vorwarnen... Er zückte erneut sein Handy und tippte eine Nachricht an seine Verlobte.

Sie lag auf dem Bett. Leise, entspannende Musik lief im Hintergrund, verbunden mit leisem Blätterrauschen und Vogelgezwitscher. Kimiko mochte diese Playlist, sie half ihr sich beim lernen zu konzentrieren und gleichzeitig nicht durchzudrehen, wenn sie wieder über manche Themen verzweifelte. Um sie herum lagen haufenweise Blätter und Broschüren verstreut, aufgeschlagene Bücher lagen auf ihrem Schreibtisch und in den Regalen. Seit dem Sommerfest hatte sie jeden Tag, ja jede freie Minute mit lernen verbracht. Und wenn sie dann doch nicht gelernt hatte, hatte man ihr nahe gelegt, sich endlich um eine Universität zu kümmern, die zu ihren... pardon, zu den Vorstellungen ihrer Eltern passte. Sie wandte ihren Kopf zur Seite und wühlte unter ihrem Kissen nach der einen Broschüre, die sie geheim gehalten hatte - es war die einer berühmten Universität, die sich vor allem auf Pflanzen und Botanik spezialisierte. Bisher hatte es Kimiko jedoch nicht geschafft, sich dazu durchzuringen, ihren Eltern von diesem Wunsch zu erzählen.
Wahrscheinlich würden sie es ihr ohnehin wieder austreiben. Wie so vieles auch.
Das Geräusch ihres Smartphones ließ sie kurz zusammenzucken, störte es doch die Ruhe und Entspannung, die sie in ihrer Oase aus Büchern, Broschüren und diversen Zimmerpflanzen aufgebaut hatte. Andererseits war es bestimmt auch eine willkommene Ablenkung...
Sie hob eine Augenbraue, als sie den Absender der Nachricht las. "Er schreibt doch sonst nie", murmelte sie und öffnete die Nachricht. Im nächsten Augenblick war ihre Laune wieder dahin. "Ein Familienessen? Das ist doch jetzt nicht deren ernst..." Sie seufzte schwer. Mit Sicherheit würden ihre Eltern ihr erst heute Abend von diesem Plan erzählen und wie sehr sie sich über die Verlobung freuen und vor allem darauf, den Auserwählten kennen zu lernen.
Ihre Gedanken schweiften wieder zum Sommerfest, das nun mehr als eine Woche zurück lag. Dachte an die merkwürdige Stimmung zwischen ihr und Kyo. Und das sollte sie noch einmal einen ganzen Abend, wahrscheinlich noch hinter einem falschen Lächeln verbringen?
Sie schloss Kyos Nachricht und öffnete dafür den Gruppenchat, den sie mit ihren Freundinnen zusammen hatte. "Mädels, habt ihr Zeit? Ich könnte ein bisschen Ablenkung gebrauchen." Noch einmal tief Luft holend schickte sie die Nachricht ab.

Ein nostalgisches Gefühl machte sich in Sayoko breit, als sie, wie früher, in ihrem Lieblingscafé saß, einen Cappuccino trank und auf die anderen Mädchen wartete.
Früher war das ihr regelmäßiger Treffpunkt gewesen - fast jeden Nachmittag hatten sie sich hier versammelt, zum quatschen, Hausaufgaben machen und einfach nur beisammen zu sein.
Wieder hier zu sitzen und - wie fast immer - viel zu früh da zu sein, während sie auf die anderen wartete und die anderen Menschen um sie beobachtete, erfüllte sie mit einem warmen, bittersüßen Gefühl, dass sie irgendwie glücklich und betroffen zugleich machte. Ob es wirklich Dinge auf dieser Welt gab, die sich niemals ändern würden?
Die Tür wurde aufgerissen und sie sah ein ihr nur allzu bekanntes Gesicht ins Café stürmen, welches sich zielsuchend umblickte. Sayoko winkte, und die Braunhaarige setzte sich gegenüber von ihr.
"Sag Mal, wird das langsam zur Gewohnheit von dir, Ri-chan?" Fragte Sayoko grinsend, erstaunt über Rikos erneute Überpünktlichkeit.
"Nenn es eine göttliche Erleuchtung." Antwortete sie stolz, mit einem nicht weniger breitem Grinsen auf den Lippen. "Ich hatte nur eventuell gehofft dich alleine zu erwischen, wenn ich ehrlich bin." Fügte sie hinzu, fast ein wenig kleinlaut.
Sayoko zog eine Augenbraue hoch. Rikos Wangen hatten ein leichten Rosaton angenommen, und sie schaute beschämt zur Seite.
"Achso? Jetzt bin ich neugierig. Es kommt nicht häufig vor das die große Riko meinen bescheidenen Rat braucht." Antwortete sie neckend.
Riko räusperte sich, fast so, als würde sie sich auf die größte Rede ihres Lebens vorbereiten - ihre Augen vermieden es nachwievor, Sayoko direkt anzusehen. Jetzt war Sayoko neugierig. Sie hatte zwar eine Ahnung, um was es eventuell gehen würde, doch Riko so beschämt und fast schon schüchtern zu sehen belustigte sie irgendwie.
"Also..." Ihre Freundin senkte ihre Stimme und beugte sich zu ihr rüber. "...wie ist das so? Das mit dem Verliebtsein meine ich."
Sayoko hatte große Schwierigkeiten damit, ihr Lachen zu verkneifen. Sie spürte Rikos tötliche Blicke auf sich, welche das offensichtlich nicht lustig fand.
"Tut mir Leid, Ri-chan, aber du bist die Letzte von der ich diese Frage jemals erwartet hätte." Antwortete die Schwarzhaarige schließlich und bemühte sich dabei, ernst zu bleiben. In all den Jahren, in der sie Riko kannte, war sie immer ein lautes, wildes Mädchen gewesen, was sich lieber mit Jungs prügelte als sich irgendwie anders für sie zu interessieren. Das ausgerechnet sie jetzt vor ihr saß, beschämt und fast schon schüchtern, war urkomisch und verdammt niedlich zugleich gewesen.
"Beantworte sie mir einfach." Entgegente Riko schließlich entnervt.
"Schon gut, schon gut. Lass mich überlegen..." Sayoko legte die Hand ans Kinn. "Ich würde sagen, deine Visual Novels und Shoujo Manga beschreiben das eigentlich schon Recht passend? Man hat halt Herzrasen, ein komisches, fast schon widerliches Gefühl breitet sich in deiner Magengegend aus... Und du willst so sehr bei der Person sein das es beinahe wehtut. Oh, und berühren ist entweder das schönste auf Erden oder dein innerlicher Tod. Irgendwas dazwischen gibt es nicht."
"Verstehe." Antworte Riko und Sayoko hatte beobachtet wie sich ihre Wangen noch eine Spur roter gefärbt hatten.
"Das ist aber natürlich nur die Anfangsphase. Aber ich persönlich finde das, was danach kommt noch viel schöner." Beim letzten Satz hatten sich Sayokos Lippen zu einem sanften Lächeln geformt. Das Leben war so viel schöner seit sie Yuudai offiziell an ihrer Seite wusste. Keine Ungewissheit mehr, kein Liebeskummer und keine schmerzende, alles verzehrende Sehnsucht.
"Dürfte ich fragen wieso die Frage?" Fuhr Sayoko fort und richtete ihren Blick auf Riko, welche es nachwievor vermied, sie anzusehen.
"Neugier." Murmelte sie. "Ich wollte nur wissen wie Megu sich jetzt fühlt, sie hat ja ganz schön mit diesem Akito geflirtet."
"Das war kaum zu übersehen, was?" Sayoko rührte in ihrem wohl mittlerweile kalten Cappuccino. "Du und dieser Takashi scheint euch aber auch sehr Nahe zu stehen."
Erneut erkannte sie eine Regung in Rikos Gesicht welche ihr definitiv Recht gegeben hatte. Wieso waren alle ihre Freunde nur so einfach zu lesen?
"D-dasistwasanderes. Er ist ein Freund." Die Antwort kam viel zu schnell, als das Sayoko sie ernsthaft glauben konnte.
Schließlich nahm sie einen großen, letzten Schluck aus ihrer Tasse.
Eigentlich müsste sie die Gelegenheit nutzen, das sie mit ihrer Freundin nachwievor alleine, ohne die anderen war. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es waren noch gut 15 Minuten bis zur vereinbarten Uhrzeit gewesen.
"Etwas anderes, Ri-chan, ich..." Sayoko zögerte. Wie fing man sowas am Einfachsten an? "Ich... Möchte es dir nicht länger vorenthalten." Ihre Stimme war weitaus ernster, und diesmal war es Sayoko die Riko nicht direkt ansehen konnte. Wie würde sie reagieren?
"Ich weiß von... Deinen Problemen. Mit deinen Eltern, meine ich." sagte sie schließlich, leise.
Sayoko bemerkte, wie ihre Freundin den Blick senkte. "Von Nana, nehme ich an?" antwortete Riko in einem Ton, den Sayoko nicht ganz beurteilen konnte. War sie wütend? Oder traurig? Oder war es eine Mischung aus beidem gewesen?
Sayoko bejahte die Frage schließlich.
"Weißt du, sie hat sich oft mit dir verglichen... Hat gesagt das ihr beide nirgendwo hingehört. Ich denke aber das stimmt nicht, Ri-chan." Diesmal traute sie sich, ihre Freundin direkt anzusehen, dessen Gesichtsausdruck sie immer noch nicht genau ausmachen konnte. "Anders als sie hast du aber die Stärke dich davon nicht unterkriegen zu lassen. Dafür... Bewundere ich dich. Immer noch."
Endlich hob Riko den Kopf und Sayoko war erleichtert als sie auf ihren Lippen das typische Grinsen erkannte.
"Schätze, ich wurde ertappt, was?" Antwortete sie schließlich und kratzte sich verlegen am Kopf. Dann wurde ihr Blick wieder ernster. "Wirst du... Den anderen davon erzählen?"
Sayoko schüttelte den Kopf. "Ich mache nichts was du nicht möchtest, Ri-chan." Antwortete sie.
"Danke. Weißt du, ihr habt eh schon genug auf dem Schirm... Da will ich euch nicht auch noch meine Probleme ans Bein binden. Wie soll ich da ein Vorbild sein?" Sie lachte.
Dahingehend waren beide gleich gewesen, Riko und Sayoko. Beide waren eher die Art Mensch die Dinge lieber für sich behielten, nur um anderen keine Sorgen zu bereiten - selbst wenn sie es innerlich zerbrechen würde.
"Ich will aber das du weißt das... Falls du einen Ort brauchst, wo du eine Nacht unter kommen musst... Akagawa-san wäre bestimmt glücklich darüber wenn ich Mal eine Freundin zur Übernachtung einlade." Antwortete Sayoko schließlich sanft.
"Danke, ich werde sehen ob ich drauf zurückkommen werde." erwiderte auch Riko, immernoch am Grinsen, wenngleich Sayoko dieses Grinsen unaufrichtig vorkam.
Kaum hatte Riko den letzten Satz ausgesprochen, sprang auch wieder die Tür des Cafés auf.

Wie lange war es her, dass sie in diesem Café waren? Megumi kam es wie eine Ewigkeit vor, auch wenn vielleicht gerade einmal ein paar Monate vergangen waren. In letzter Zeit hatten sie sich auch häufig in dem Café getroffen, in dem sie nebenbei jobbte, einfach weil sie gerade arbeiten musste. Ein Hauch von Nostalgie schwang mit, als sie die Tür öffnete und sich nach ihren Freundinnen umschaute. Tatsächlich hatte sie es heute auch geschafft, pünktlich zu sein... Sogar irgendwo überpünktlich.
So dauerte es auch nicht lange, bis sie Sayoko und Riko an einem Tisch sitzen sag. Mit breitem Grinsen ging sie zu ihren Freundinnen und begrüßte sie. "Ist 'ne Weile her, dass wir hier waren, meint ihr nicht auch?", fragte sie und setzte sich auf einen der freien Stühle.

Sayoko lachte. "Ist vor allem 'ne Weile her euch beide pünktlich hierzu haben. Ich glaube, heute ist mein Glückstag. Vielleicht sollte ich doch anfangen Lotto zu spielen." Die bedrückte Stimmung, die eben noch vorherrschte, war mit einem Mal verfolgen.
"Ich sag ja, Megu-chan und ich sind auf Besten Wege verantwortungsvolle Erwachsene zu werden!" sagte schließlich auch Riko und begrüßte ihre beste Freundin.
"Den Tag möchte ich noch erleben, dass ihr zwei verantwortungsvolle Erwachsene werdet."

Megumi lachte leicht beschämt. "Irgendwas muss sich ja bessern, oder?", meinte sie schließlich und warf einen kurzen Blick in die Karte, obwohl sie ohnehin schon wusste, was sie bestellen würde. "Nur ungewöhnlich, dass wir sogar vor Kimi-Chan da sind." Sie warf einen Blick über die Schulter und sah zur Tür.

Riko hatte sich an Megumi gepresst und schaute ebenfalls über deren Karte, obwohl es noch genug andere Karten gab, die sie sich hätte nehmen können.
Der Anblick lies Sayoko schmunzeln.
"Schon frech, wenn man bedenkt das sie uns hergeordert hat." sagte sie schließlich amüsiert.

Als Kimiko das Café betrat hörte sie bereits das Lachen ihrer Freundinnen. "Es gibt doch noch genug andere Karten, Ri-Chan", hörte sie Megumi sagen, die gerade ihre Karte näher zu Riko schob. Wie früher steckten sie auch dieses Mal die Köpfe zusammen. Kimiko musste schmunzeln. Genau das hatte sie gebraucht. Diese Atmosphäre. Dieses Normale. Ja, diesen Nostalgie-Trip in die Mittelschule, weit weg vom Stress, den sie nun als Oberschülerin hatte.
"Bei euch geht's ja wieder lebhaft zu", scherzte sie und blieb direkt hinter Megumi und Riko stehen.

"Endlich, ein weiterer normaler Mensch." sagte Sayoko mit einem sarkastischen Unterton, und funkelte Kimiko belustigt an. "Meine Hirnzellen waren gerade dabei sich komplett in Luft aufzulösen."
Riko hatte sich anscheinend für ihr Getränk entschieden, denn sie lehnte sich entspannt zurück.
"Das ist nur unser guter Einfluss, Sayo-chan~"

Sie konnte nicht anders als zu grinsen und griff selbst nach einer Karte, als sie sich zu ihren Freundinnen setzte. "Keine Sorge Sayo, deine Hirnzellen sind nun gerettet." Sie zwinkerte ihrer Freundin beiläufig zu und überflog die Getränke.
"So schlimm sind wir jetzt auch wieder nicht", Megumi versuchte ernst zu sein, hatte jedoch eindeutig Probleme damit, ihr breites Grinsen abzulegen.

Als die vier schließlich mit Getränken versorgt waren, war es schließlich Riko, welche zuerst ihre Neugierde nicht im Zaun halten konnte.
"Also Kimi", sagte sie schließlich, und hatte interessiert ihr Gesicht auf ihren Händen abgelegt. "Was hast du zu erzählen?"

"Tja, warum wohl...", murmelte sie und lächelte fast schon wehmütig. Sie hätte gerne diese ausgelassene Stimmung beibehalten, aber klar... wenn sie schon alle zusammen rief, musste es was bedeuten. Also rührte sie nervös in ihrem Latte Macchiato und versuchte, sich nicht wieder zu sehr runter ziehen zu lassen. "Einfach gesagt, Kyo hat mir vorhin gesteckt, dass unsere Eltern wohl für Samstag ein Familienessen organisiert haben."

"Das klingt ja mal richtig ätzend." sagte Riko, und stützte ihr Gesicht in ihren Händen. "Ich nehme an du hast keine andere Wahl außer hin zu gehen? Was sagt Kyo dazu?"
Sie grinste kurz. "Ich kann dich auch gerne wieder begleiten wenn du willst~"
"Wenn du willst das Kimi enterbt wird wäre das eine grandiose Idee, Ri-chan." antwortete Sayoko.

"Das ist lieb gemeint Riko", sie seufzte schwer. "Aber ich glaube weder meine noch Kyos Eltern werden wirklich begeistert davon sein, wenn ich auf einmal eine Freundin anschleppe."
Sie rührte weiter in ihrer Tasse und starrte für eine gefühlte Ewigkeit ins Leere. Dann jedoch zeigte sich doch ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen. "Na ja, das einzige Positive ist, dass er genauso wenig Lust darauf hat."

"Wie denkt Kyo-san eigentlich über die ganze Sache? Also, eure Verlobung und alles." Sayoko nahm auch einen Schluck aus ihrer Tasse. "Es ist schwer für mich zu glauben das ein junger Mann seines Alters fein damit wäre, mit einem fremden Mädchen verlobt zu werden. Gerade als Student."

"Wie nannte er es...", sie nahm einen tiefen Schluck von ihrem Kaffee. "Im Grunde geht es nur darum, Erwartungen zu erfüllen." Sie seufzte schwer. "Er sieht das relativ locker."
Megumi stellte ihre Tasse ab. "Klingt mir aber auch nicht danach, als wäre er total begeistert davon." Sie wirkte erstaunlich ernst für ihre Verhältnisse. War ihr kleines Naivchen etwa doch langsam Erwachsen?
Erneut grinste sie bitter. "Naja, es ist halt eine Zweckehe. Wie damals im Mittelalter eben." Sie stockte kurz. "Ist in unseren Kreisen leider immer noch nicht unüblich."