Mahou Shoujou

Tatsächlich hatte er sich noch keine Gedanken über alles weitere gemacht, entsprechend war er zunächst fast schon überfordert, als sie ihm einfach einen Kuss auf die Lippen drückte. Seine Gedanken überschlugen sich, ohne wirklich klar zu werden. Geschah das gerade wirklich? Oder war das doch nur ein Traum?
Selbst als sie sich plötzlich von ihm löste und ihn nach wie vor frech und irgendwo auch schüchtern mit rotem Kopf angrinste klärte sich sein Kopf langsam wieder. Er räusperte sich. "Das kam... unerwartet", murmelte er mehr zu sich, als zu ihr.

"Tja, du weißt was passiert wenn man mich herausfordert." erwiderte sie nur, immer noch grinsend. "Selbst Schuld wenn du solche Dinge zu mir sagst."
Sie lächelte und anstatt sich wie immer bei ihm einzuhacken, nahm sie seine Hand und verschlung ihre Finger mit seinen. Eine Geste, die ihr ungewohnt ehrlich und intim vorkam.
"Vielleicht sollten wir aber langsam nach Hause, was? Deine Ma fragt sich bestimmt wo wir bleiben."
Sie war sich immer noch nicht sicher ob das alles gerade wirklich passiert war oder ob das irgendwie doch nur ein Traum war. Sie wusste nur, dass sie glücklich war und das ihre Probleme, ihre Ängste, kilometerweit von ihr weg geschoben wurden. Zumindest für heute, für diesen Moment.

"Hum...", machte er nur, immer noch ein wenig benebelt durch den plötzlichen Kuss. "Möglich...", sagte er schließlich, während sie nun Hand-in-Hand zu seinem Haus zurückgingen. "Immerhin brauchen wir vor ihr nichts zu erklären", meinte er, seine Brille zurecht rückend. Es würde ihn nicht einmal wundern, wenn sie das alles absichtlich inszeniert hatte nur um ihnen diese Möglichkeit zu geben.

Es war auch nicht mehr weit, bis sie sein Haus erreichten. Anders als erwartet kam ihnen seine Mutter nicht entgegen, sondern erwartete sie im Wohnzimmer, mit einem sanften, wissenden Lächeln auf den Lippen. "Da seid ihr ja", sagte sie freundlich und stand auf. Takashi war überrascht, dass sie die Tatsache dass sie immer noch Händchen hielten nicht kommentierte. "Riko-Chan, ich möchte gerne kurz mit dir reden, wenn das für dich in Ordnung ist." Ihr Blick ruhte dann kurz auf Takashi. "Du kannst natürlich auch bleiben, da es dich indirekt auch betrifft, Takashi."
Nachdem sich das frische Liebespaar gesetzt hatte, begann seine Mutter zu erzählen. Zu ihrer Überraschung hatte sie ihre Abwesenheit dazu ausgenutzt um das Gespräch mit Rikos Eltern zu suchen. Dabei hatte sie erfahren, dass ihre Eltern sich eigentlich nur Sorgen um Rikos Zukunft gemacht hatten und nicht wollten, dass sie nach der Schule auf der Straße landete. Nach dem Gespräch zwischen den Erwachsenen, hatten sie jedoch ein Abkommen beschlossen. So konnte Riko weiter zu Hause wohnen, sofern sie nicht mehr ihre meiste Zeit auf der Straße verbrachte und die Schule von nun an ernst nehmen sollte. Takashis Mutter hatte dabei auch hervor gehoben wie klug ihr Sohn doch war und dass er Riko dafür Nachhilfe geben konnte. Einen Protest von seiner Seite aus wollte sie an dieser Stelle nicht hören, selbst wenn Takashi das vor gehabt hätte. Jedenfalls würde unter diesen Umständen auch ihr Vater mehr darauf achten was er sagte und wie er Riko behandelte.
Nachdem sie mit ihrer Erklärung beendet hatte, sah sie die beiden noch eine Weile mit einem ernsten Blick an. Dann lächelte sie. "Ich hoffe das war in deinem Sinne, Riko-Chan", sagte sie und erhob sich schließlich. "Ich kümmere mich dann ums Abendessen, dein Vater dürfte auch bald da sein Takashi." Mit diesen Worten verschwand sie schließlich in der Küche.

Riko brauchte einige Sekunden, um das Gesagte zu verarbeiten.
Noch wie angewurzelt saß sie an den Tisch, und blinzelte, ehe sie Takashi wieder mal in die Arme fiel. "Ich hab das richtig gehört, oder?" fragte sie und ignorierte dabei die aufkommenden Freudentränen. Wobei sie sich natürlich nicht sicher war, wie sehr ihr Vater sich auch wirklich an die Abmachung halten würde - aber überhaupt die Möglichkeit, dass ihn mal jemand Vernunft einreden konnte, machte sie glücklich.
"Heißt dann aber wohl leider das ich noch öfter vorbei kommen muss, fürchte ich." sagte sie schließlich zu Takashi, frech grinsend.
Wenn heute ein Traum war - und verdammt, das war viel zu schön, um wahr zu sein - dann war das ein ziemlich guter, bei dem sie nichts gegen hatte, nie wieder aufzuwachen.

Takashi seufzte und rückte erneut seine Brille zurecht. "Sieht wohl so aus. Und ich darf mich gleich noch mehr mit dir herum schlagen", sagte er sarkastisch und versuchte tatsächlich Mal lustig zu sein, wobei er sich nicht sicher war, ob ihm das wirklich gelang.
Auf der einen Seite hasste er seine Mutter wieder für diese Alleingänge, dass sie einfach über seinen Kopf hinweg wieder Dinge entschieden hatte. Dennoch, die Freude in Rikos Augen zu sehen machte ihn erstaunlich glücklich. So sehr, dass er sogar bereit war, ihr wirklich Nachhilfe zu geben. Auch wenn er sehr befürchtete, dass bei ihr einiges verloren war.
"Aber denk dran, dass egal was heute passiert ist", er sah sie streng von der Seite an, "ich ein sehr strenger Lehrer sein werde."

Riko grinste nur und schob die Gedanken beiseite, die ihr gerade in den Kopf gekommen waren, und welche man definitiv nicht aussprechen sollte wenn die Mutter des Freundes in Hörweite war.
Lieber würde sie ihn später ärgern wollen, wenn die beiden unter sich waren.

Als schließlich auch Takashis Vater Heim kam und alle zusammen noch zu Abend gegessen hatten, hatte Riko sich direkt in Takashis Zimmer verkrochen und zückte ihr Smartphone, auf dem sie eine schnelle Nachricht an ihre beste Freundin tippte.
"I did it ( 〃▽〃)"
Megumi würde garantiert verstehen, was damit gemeint war.

Megumi wusste nicht, wie oft sie die letzten Tage schon auf Rikos letzte Nachricht geschaut hatte, vor allem nicht ohne dabei zu Grinsen. Sie freute sich für ihre beste Freundin, dass gerade nachdem sie so viele Zweifel gehabt hatte. Gerade ihr gönnte Megumi dieses Happy End besonders und sie hoffte, dass die Beziehung zwischen Riko und Takashi lange dauern würde.
Schwer seufzend legte sie schließlich ihr Smartphone auf den Schreibtisch und widmete sich wieder ihrem eigenen, persönlichen Problem - der sich in Form ihres Kleiderschranks vor ihr erhob. Sie hatte beide Türen weit offen und starrte gefühlt schon seit Stunden auf die vielen Kleider, Blusen, Röcke und die wenigen Hosen, die sich darin befanden. Ein paar der Kleidungsstücke hatte sie raus gezogen, nur um sie im nächsten Augenblick auf das Bett zu werfen. Die Zeit bis zu ihrem Date mit Akito war wie im Flug vergangen, sodass sie nur noch einen Tag zur Vorbereitung hatte. Mit jedem Tag spürte sie, wie ihr Herzschlag sich deswegen beschleunigte und wie sie immer weniger Schlaf nachts fand. Ihr größtes Problem im Moment war nur... Was zum Teufel sollte sie anziehen?
Sie hatte nicht genug Geld, um sich spontan neue Klamotten zu kaufen und mit Akito shoppen zu gehen, auch wenn sie viele Überstunden gemacht hatte. So stand sie nun hier und grübelte schon die ganze Zeit darüber, was ihr wohl am besten stand und was vor allem Akito auch gefallen würde. Dabei bemerkte sie, dass sie eigentlich überhaupt keine Ahnung hatte, worauf er überhaupt stand... Und ihren Yukata zum shoppen anzuziehen käme zum einen komisch, zum anderen war es mittlerweile auch zu kalt um ihn zu tragen.
Schwer seufzend sackte sie auf die Knie. Sie musste wieder an Riko denken und an ihre vorherigen Zweifel die sie hatte - bis ihr schließlich ein anderer Satz einfiel, den sie an diesem Tag gesagt hatte, den Megumi aber komplett vergessen hatte. Vielleicht war es doch nicht so verkehrt, einfach Sayo und Kimiko um Rat zu fragen? Sayo kannte Akito besser als irgendwer sonst und in Sachen Mode konnte man sich schon immer auf Kimiko verlassen.
Sie griff also wieder nach ihrem Smartphone und schrieb an beide die selbe Nachricht. "Sayo-Chan, Kimi-Chan ich brauche Hilfe! Hab morgen eine Verabredung und keine Ahnung, was ich anziehen soll. Könnt ihr spontan kurz vorbei kommen und mir helfen? Wäre super lieb von euch!" Damit blieb sie sitzen und wartete ungeduldig auf eine Rückmeldung ihrer Freundinnen.

Sayoko hatte wieder angefangen, regelmäßiger auf ihrem Keyboard zu üben, obwohl sie keine Klavierstunden aktuell nahm. Obwohl sie wieder vermehrt schlechte Tage hatte, so versuchte sie, die Dinge die ihr eigentlich Spaß machten, nicht aufzugeben, auf anraten ihres Therapeuten. Sie hatte seitdem öfter wieder gespielt, irgendwelche kleinen Lieder komponiert - teilweise hatte sie sich vollends in der Musik verloren und bekam oft nicht mit, wie sehr die Zeit ihr davon rannte.
Schließlich bekam sie eine Nachricht auf ihr Smartphone, welche sie erst bemerkte, nachdem sie das Stück beendet hatte.
Megu-chan...?
Sie lächelte, und tippte ihre Antwort. Wahrscheinlich ging es um Akito, und was wäre Sayoko für eine Freundin wenn sie da nicht zur Seite stehen würde?

Kimiko gönnte sich gerade eine Lernpause, als die Nachricht von Megumi bei ihr ankam. Ein bittersüßes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, als sie die Bitte ihrer Freundin las. Zwar hatte sie sich mit Kyo mittlerweile näher angefreundet, aber sie wusste, dass sie lange nicht so weit waren. Gleichzeitig empfand sie es als äußerst niedlich, ihre jüngere Freundin so zu sehen. Und es würde mit Sicherheit gut tun, ein wenig von Megumis positiver Energie abzubekommen. Kimiko genoss es immer noch sehr, wenn andere ihre Mode-Fragen an sie richteten. Also schrieb sie ihr eine Antwort, nahm ihre Sachen und begab sich auf den Weg zu ihrer Freundin.
Doch gerade als sie in die Straße einbog, in der sich Megumis Wohnung befand sah sie aus der anderen Richtung eine andere, ihr sehr wohl bekannte Silhouette ebenfalls auf sie zukommen. Sayoko. Sie hätte es sich denken können, dass sie Sayoko auch um Hilfe gebeten hatte. Schließlich war diese besagte Verabredung ganz bestimmt mit Akito... da lag es Nahe. Sie schluckte schwer und ging dann langsam weiter. Hoffte, dass es ihr gelingen würde, den Streit vor ihr zu verbergen.
Dennoch begrüßte sie Sayoko mit einem fast schon verkrampften Lächeln. "Sieht so aus, als hätte sie dich auch gefragt", sagte sie mit zum Gruß erhobener Hand.

Für einen kurzen Moment überlegte Sayoko, einfach umzudrehen und zu gehen. Sie hatte den Streit immernoch nicht vergessen, war sogar teilweise noch wirklich wütend darüber gewesen - doch Megumi würde Fragen stellen, und es gab nichts, was Sayoko mehr hasste als unangenehme Fragen.
Also lächelte sie, nicht weniger verkrampft und fast schon spöttisch.
"Scheint so." erwiderte sie nur, ehe sie schließlich die Klingel bediente. Je weniger sie mit dieser Person alleine sein musste, umso besser.

Kimiko entging die Kälte die von Sayo ausging nicht. War sie schon immer so nachtragend gewesen? Wobei sie sich auch nicht daran erinnerte, überhaupt schon Mal so einen Streit mit ihr gehabt zu haben. Sie seufzte. "Versuchen wir so zu tun, als wäre nichts. Ich kann gut darauf verzichten, dass gerade Megu sich noch einmischt", sagte sie diplomatisch. So gern sie das Mädchen auch hatte, auf Megumis Versuche den Streit zu schlichten konnte sie wirklich gut verzichten.
Nur kurz nachdem Sayoko die Klingel betätigt hatte, wurde die Tür auch schon geöffnet und Megumi strahlte sie aus dem zweiten Stock vom Gelände an und winkte ihnen zu. "Danke dass ihr so spontan gekommen seid", sagte sie, kaum dass die beiden die Treppe hoch gestiegen waren. Megumis Haare wirkten total zerzaust und man sah ihr an, dass sie sich wohl schon seit einer Weile mit ihrer Garderobe auseinander gesetzt hatte.
Sie bat die Mädchen rein und verschwand kurz in die Küche, um Getränke zu holen, die sie auf den Wohnzimmer-Tisch stellte. Kimiko war immer noch erschrocken wie klein und schmal die Wohnung doch war, in der sie lebte, einfach weil sie anderes gewöhnt war.

Solange sie auf Megumi und die Getränke gewartet hatte, hatte Sayoko Kimiko keines Blickes gewürdigt, nicht ein Wort gesprochen.
Was auch? Sie hatte nichts, was sie ihr noch groß zu sagen hatte, und entschuldigen wollte sich Sayoko erst Recht nicht. Immerhin war sie dejenige, die im Stich gelassen wurde und von der erwartet wurde, einfach wieder auf gute Freunde zu machen.
Als Megumi schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit mit den Getränken zurückkam, versuchte Sayoko die bösen Gedanken so gut es ging beiseite zu schieben und lächelte ihre Freundin an.
"Es ist eine Schande das ich zweigleisig fahren muss, weißt du das, Megu-chan?" Sie lachte. "Ich habe euch beiden den gleichen Eid geschworen, und nun sitze ich hier und muss bei euch beiden still sein. Das ist unfair."
Kimiko ignorierte sie nachwievor.

Ein breites Grinsen huschte über Kimikos Lippen, als sie beobachtete, wie Megumis Gesicht leicht rot wurde. Man sah in ihrem Gesicht regelrecht, wie es arbeitete, was trotz der Spannung, die zwischen ihr und Sayo herrschte, die Stimmung ein wenig aufhellte. "Ich kann doch auch nichts dafür, Sayo-Chan", sagte Megumi schließlich nachdem sie ihnen eingegossen hatte. "Ich meine..." Megumi raufte sich die Haare. "Also... ihr versteht schon."
"Ist doch alles gut, Megu", sagte Kimiko schließlich abwinkend. Ihr war nicht entgangen, dass Sayoko sie ignorierte. Dennoch wollte sie sich nicht drauf herablassen, das selbe zu tun, auch wenn sie Sayo nicht direkt ansprechen würde.
Megumi trank einen Schluck aus ihrem Glas, scheinbar um sich zu beruhigen. Sie seufzte. "Ich bin auch so schon total nervös wegen morgen", gestand sie vorsichtig.

"Glaub mir, ich kenne da noch so jemanden." sagte sie lässig und nahm einen Schluck von ihrem Glas. Sie überlegte, ob sie Megumi weiter ärgern sollte, entschied sich aber dagegen.
"Aber mach dir nichts drauß, Megu-chan. Ich bin mir sicher das es morgen gut laufen wird."
'Oder ihr stellt euch beide wie verliebte Vollidioten an und das Date wird eine Totalkatastrophe.' fügte sie noch in Gedanken hinzu.

Megumi seufzte. Sie dachte ohnehin schon seit Tagen an nichts anderes. Es war zwar ohnehin klar, dass gerade Sayoko sie damit löchern würde, aber sie wünschte sich, sie würde sie nur ein bisschen zurückhalten. Einfach nur damit Megumi ihre Nervosität in Schach halten konnte. Vielleicht sollte sie das Thema wechseln? Zumindest kurz.
"Habt ihr eigentlich schon mitbekommen, dass Ri-Chan und Takashi-Kun seit kurzem ein Paar sind?", fragte sie schließlich und hoffte, dass Riko ihr den Kopf dafür nicht abreißen würde.
Kimiko lehnte sich zurück. "Kyo hat mir schon davon erzählt", sagte sie ruhig und lächelte. "War glaube ich auch nur eine Frage der Zeit, bis sie es Mal selbst kapieren."

"Achso?" Sayoko grinste. "Wusste ich's doch das die ganze Fragerei garantiert nicht wegen dir war, Megu-chan. Schade eigentlich das Ri-chan nicht hier ist, das hätte mich jetzt wirklich interessiert wie das zustande kam."
Eigentlich hatte sie nur erwartet, das Megumi und Akito eher zu Potte kommen - wäre wahrscheinlich auch so gewesen, wenn sie das Date nicht bis in den Oktober hinein verschoben hätten.

"Details weiß ich leider auch nicht", gestand Megumi und nahm selbst noch einmal einen Schluck aus ihrem Glas. "Wir haben's bisher nicht noch Mal geschafft uns in aller Ruhe darüber zu unterhalten." Sie lachte leise. Die Tatsache, dass entweder Riko oder sie keine Zeit hatten war gleichermaßen lustig, wie auch irgendwie traurig zugleich. Auch wenn sie es ihrer besten Freundin vom Herzen gönnte, mehr Zeit mit ihrem neuen Freund zu verbringen, schließlich war Megumi vor kurzem auch nicht anders gewesen.
Auch Kimiko schien zu überlegen, sagte dann aber nichts weiter zu der Thematik, was irgendwie seltsam war. Sie hatte irgendwie den Eindruck, dass zwischen ihren beiden Freundinnen eine gewisse Anspannung herrschte. Oder bildete sie sich das nur ein?

"Schade." sagte Sayoko lächelnd. "Vielleicht sollten wir uns alle mal wieder im Café treffen und lächern Ri-chan dann gemeinsam."
Sie lachte, klatschte dann in die Hände. "Aber! Ich hab gehört deshalb sind wir nicht hier, oder? Also Megu-chan, wo ist deine Auswahl?"

Nach einem entschiedenen Nicken stand Megumi auf. "Nicht erschrecken, in meinem Zimmer herrscht totales Chaos", sagte sie entschuldigend und öffnete die Tür zu dem kleinen Raum. Es war vielleicht besser, wenn sie die ausgewählten Sachen nach und nach ins Wohnzimmer brachte, da hatten sie mehr Platz.
Doch bevor Megumi mit dem ersten Teil zurück kommen konnte, war auch Kimiko schon aufgestanden. "Danke für das Getränk", sagte sie höflich, "aber ich denke, Sayo ist in der Hinsicht wahrscheinlich die bessere Ansprechpartnerin. Ich glaube ich würde dir wahrscheinlich zu viel rein reden."
Ein wenig überrascht drehte sich Megumi zu ihr um. "Eh? Ich dachte ihr wollt mir beide helfen."
Kimiko lächelte jedoch nur entschuldigend. "Ich habe noch eine Menge zu lernen, Sorry Megu." Dann berührte sie sie sanft an der Schulter. "Ich bin mir sicher das läuft alles gut morgen, ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen." Sie zwinkerte, winkte dann kurz Sayoko noch einmal zu und verließ die Wohnung wieder.
Megumi sah ihr noch kurz nach, dann wandte sie sich ein wenig besorgt an Sayoko. "Ist irgendwas passiert? Kimi-Chan ist doch sonst nie so", meinte sie, das erste Kleid trotzdem schon in der Hand haltend.

Sayoko zuckte mit der Schulter. "Keine Ahnung, wahrscheinlich Schulstress." antwortete sie, erwischte sich aber bei dem Gedanken, das ihr das ganz gelegen kam. Natürlich, sie könnte Megumi von dem Streit erzählen, doch was würde es ändern? Sie war naiv und immernoch der Meinung, das sich einige Dinge mit einfachen Worten lösen ließen. Ließen sich vielleicht in genau diesem Fall auch. Aber Sayoko war sich nicht sicher, ob sie das noch wollte.
Schließlich suchte sie mit Megumi ihren Kleiderschrank durch und gab ihr eingie Tipps. "Ob du's glaubst oder nicht, ich glaube bei Mädchen mag er eher das Verspielte, niedliche." sagte sie schließlich. "Also dein Kleiderschrank passt schonmal ganz gut ins Schema bisher."

Megumi war sich nicht sicher, ob Sayoko wirklich Recht hatte, entschied sich aber auch nicht weiter zu löchern. Sie wusste schon, dass Kimiko sehr unter dem Druck ihrer Eltern stand und daher sehr viel Zeit mit Lernen verbrachte. Also hatte Sayoko wahrscheinlich wirklich Recht.
Und so war diese Situation schnell wieder vergessen und Megumi wieder voll und ganz bei der Kleidersuche. "Wirklich?", fragte sie erstaunt. "Ich hatte damit irgendwie nicht gerechnet... Hatte schon Angst, dass er auf einen ganz anderen Typ stehen würde." Sie lachte und sah dann genauer bei ihrer Kleidung nach, ehe sie ein ärmelloses, erdfarbenes Kleid herauszog. Es war jetzt weniger verspielt, aber sie liebte es, dieses Kleid mit kleineren Accessoires wie einem Gürtel ein wenig aufzuwerten. Und wäre vielleicht perfekt für einen Herbsttag.
"Wie wäre es damit? Oder ist das zu einfach?", fragte sie unsicher und zeigte Sayoko das Kleid.

Sayoko legte den Kopf schief und versuchte, sich das bildlich vorzustellen.
"Alles an sich ist das ja wirklich süß... Hast du irgendwelche passenden Ohrringe dazu, Megu-chan? Oh, und dein Make Up muss auch passen, definitiv nicht übertrieben..."
Sie hatte sich ein innerliches Bild gemalt, wie Megumi in dem Kleid aussehen könnte, auch mit entsprecheneden Accessoires - schien damit dann zufrieden, und nickte. "Doch, doch ich glaube das könnte aussehen." sagte sie schließlich, ermutigt lächelnd.

"Ohrringe?" Megumi sprang auf und durchwühlte das bisschen Schmuck, das sie besaß - und atmete erleichtert aus. Sie trug nur selten Schmuck, meistens Ketten, aber sie hatte tatsächlich ein paar Ohrringe, die sie dazu tragen konnte. Nachdem sie auch bei den Accessoires Sayokos Okay bekommen hatte, legte sie die zurecht gesuchten Kleidungsstücke sauber zur Seite und ließ sich dann ein wenig erschöpft auf das Bett sinken.
"Vielen Dank, Sayo-Chan. Du warst wirklich eine große Hilfe", sagte sie und lächelte dabei. "Du hast dafür definitiv was gut bei mir."

"Pass nur auf, das ihr beide morgen einen schönen Tag habt." Sie lächelte. "Ich will das sich das Rumgejaule von euch beiden auch lohnt, ja? Außerdem musst du dich ranhalten, wenn selbst Ri-chan in festen Händen ist." Sie zwinkerte ihrer Freundin zu, stand schließlich auf.
"Also, Megu-chan. Ich denke es ist Zeit für mich zu gehen, du musst dich ja schließlich noch mental drauf vorbereiten und es wartet Zuhause jemand der es auch nicht erwarten kann mir die Ohren vollzuweinen."

Megumi wusste nicht ob sie darüber lachen sollte oder nicht, die Situation an sich war eigentlich total seltsam. "Dann mach das Mal. Danke noch Mal, ich... bin mir sicher, dass Akito-Kun dir später berichten wird, wie es gelaufen ist." Sie lachte ein wenig beschämt und begleitete Sayoko noch zur Tür, ehe sie sich zunächst daran machte, das Chaos in ihrem Zimmer zu beseitigen. Kurz überlegte sie, ob sie noch versuchen sollte mit Riko darüber zu reden, entschied sich aber dann doch dagegen. Das war eine Sache, durch die sie alleine kommen musste. Und allein dieser Gedanke machte es fast noch gruseliger.

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Der nächste Tag kam schneller, als Megumi lieb gewesen war und sie sah direkt nach dem aufstehen, dass sie mit ihren Augenringen zu kämpfen haben würde. Wie erwartet hatte sie die Nacht über kaum bis keinen Schlaf gefunden, sie hatte sogar ihren Vater tief in der Nacht begrüßen und am nächsten Morgen verabschieden können, was sonst eher selten der Fall geworden war. Ihr Herz raste so sehr, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Und dann war da noch dieses seltsame Gefühl in der Magengegend... Sie konnte nicht sagen, ob es Aufregung war oder etwas anderes. Auf jeden Fall war dieses Gefühl so stark, dass sie am liebsten alles abgeblasen hätte.
Nachdem sie sich jedoch ein paar Spritzer Wasser ins Gesicht geklatscht hatte, riss sie sich zusammen, warf sich in das ausgewählte Outfit und bemühte sich wirklich so gut sie konnte, um wenigstens heute nicht unpünktlich zu sein. Als sie also angezogen und geschminkt war, schlüpfte sie in ihre Schuhe, schnappte Tasche und Hausschlüssel und machte sich direkt auf zum ausgemachten Treffpunkt. Dabei kam ihr der Gedanke, dass das Make-Up vor allem einen Vorteil hatte... Akito würde nicht sofort sehen, wenn ihr Gesicht wieder rot anlief. Allein der Gedanke beruhigte sie dann doch ein wenig.