Mahou Shoujou

Akito grinste.
"Wie könnte ich nicht wollen~?" Antwortete er und schloss die Augen, die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht Genießend.
Wenn es eine gute Sache an dem ganzen Wunderland gab, dann war es die Tatsache, dass Akito Megumi kennengelernt hatte. Sie war so naiv, das er es schon wieder niedlich fand - und ihre unglaubliche Loyalität Sayo gegenüber hatten ihn zusätzlich beeindruckt. Zudem sie irgendwas an sich hatte, was ihn hoffnungsvoll werden ließ. Er würde definitiv mehr Zeit mit ihr willkommen heißen.
"Also Megu-chan," sagte er, die Augen nachwievor geschlossen. "Was machst du so? Außer dich beim Kuchen backen zu verbrennen meine ich."
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Riko zuckte mit den Schultern. "Wie du magst. Wie ich Wette ist Megu eh schon lange weggepennt." Sie ließ einen Blick auf die Uhr schweifen, welche an der Wand angebracht war. Zehn Minuten, Ehe der Unterricht wieder beginnen würde...
"Ach weißt du was? Ich zeige dir einfach noch ein bisschen vom Gebäude hier bevor wir zum Unterricht müssen. Auf das du dich nicht jedes Mal verläufst." Mit den Worten hackte sie sich bei ihrer neuen Freundin unter und zog sie übers Schulgelände.

"Von allem erinnerst du dich gerade an das?", fragte sie ein wenig empört, musste dann aber doch über sich selbst und die Situation lachen. "Na ja, um ehrlich zu sein habe ich ein faible für Tarotkarten. Und nebenbei arbeite ich noch ein einem Cafe in der Nähe." Kaum hatte sie die Worte gesagt wurde ihr klar, dass sie ihre Karten schon lange nicht mehr gelegt hatte. Vielleicht würde das helfen, ihren Kopf ein wenig besser zu klären. Noch ehe sie eine Antwort bekam, zog sie ihre Knie an sich und grinste Akito verschwörerisch an. "Und du? Ich meine... außer schlafen natürlich."

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Ayaka war nicht unglücklich über den Vorschlag und empfand es durchaus als interessant, das Gebäude ein wenig genauer betrachten zu können. Am interessantesten empfand sie hierbei die schuleigene Bibliothek, für die sie allerdings zu wenig Zeit hatten, bevor der Unterricht begann. Vielleicht würde sie irgendwann später noch einmal vorbei schauen.

Akito horchte neugierig auf, als Megumi ihre Hobbies erwähnte, wollte aber erst ihre Frage beantwortet, bevor er genauer nachfragte.
"Ich? Tja, wenn ich nicht gerade Babysitter spiele... ich fotografier ganz gerne, und ansonsten den üblichen, langweiligen Quatsch." Er lächelte verlegen. "Videospiele und so'n Zeugs. Bis vor kurzem hab ich noch Gittare in 'ner Band gespielt, aber das hat sich mittlerweile auch in den Sand verlaufen. Wie du siehst also ziemlich langweilig."
Er gähnte kurz, ehe er seinen Blick wieder auf Megumi richtete, mit einem frechen Gesichtsausdruck. "Du musst mir aber unbedingt sagen in welchem Café du arbeitest, Megu-chan~"

"Langweilig?" Megumi saß mit einem Mal kerzengerade und rückte mit ihrem Gesicht näher an seines. "Hast du deine Gitarre noch? Du musst mir unbedingt Mal was vorspielen." Sie grinste. "Dann verrate ich dir auch den Namen des Cafés."

Akito spürte die Röte ins Gesicht schießen als sich das Mädchen urplötzlich näherte. Hoffentlich fiel ihr das nicht auf...
Er fasste sich jedoch schnell wieder und zwinkerte ihr zu.
"Gebongt. Aber sei ja nicht enttäuscht wenn deine Ohren danach bluten~"
Schließlich ertönte die Schulglocke, und der Rothaarige kam nicht darum, ein bisschen enttäuscht über die beendete Pause zu sein.
"Tja, ich schätze das heißt wohl zurück in die bittere Realität." sagte er schließlich und erhob sich. Er bot Megumi die Hand an, um ihr aufzuhelfen. "Du solltest mir auf jeden Fall deine Nummer geben, Megu-chan. Ansonsten muss ich mir die wohl von Sayo klauen, sonst hörst du mich wahrscheinlich nie mehr Gitarre spielen."

Megumi zuckte leicht zusammen, als die Schulglocke läutete. Sie hatte in den letzten Minuten komplett ihr Zeitgefühl verloren. Schnell überlegte sie, wie sie ihm ihre Nummer geben könnte, als ihr dann doch eine Idee kam. Sie packte ihn kurz am Arm, bevor er ins Schulgebäude verschwand und zog ihn leicht zu sich runter. "Komm morgen nach der Schule ins Red Card, dann gebe ich dir meine Nummer", flüsterte sie ihm zu. Darauf löste sie sich von ihm und ging schon Mal in Richtung es Schulgebäudes, ehe sie sich noch einmal zu ihm umdrehte. "Also dann, bis morgen Akito-Kun!", mit diesen Worten wandte sie sich endgültig ab und lief gut gelaunt zum Klassenraum.

Akito merkte, wie die leichte Röte, die zwischenzeitig verschwunden war, schlagartig in doppeltem Ausmaß zurück gekehrt war und sein Herz den ein oder anderen Schlag aussetzte.
War sich das Mädchen benutzt, was sie da mit ihm anstellte?! Sie konnte doch nicht einerseits so offensichtlich mit ihm flirten und andererseits unschuldig dabei sein. Er hoffte inständig, das sie nicht auch zu anderen Männern war... Warte, war das etwa ein eifersüchtiger Gedanke?
Der Rothaarige blieb einige Minuten wortlos stehen und versuchte, sein Herzschlag zu regulieren.
Schließlich grinste er, wahrscheinlich musste er dabei wie ein Idiot ausgesehen haben; zum Glück war eh keiner mehr auf dem Schulhof gewesen, der es hätte sehen können.
Wirklich, er war wirklich dankbar das er Megumi kennen lernen durfte. Und er war dankbar über dieses doofe, komische Gefühl was sich in seinem Bauch breit machte und ihn wie ein Idiot wirken ließ, während er - viel zu spät - zurück zum Unterricht ging.

Erst nachdem Megumi abends von ihrem Vater auf ihre gute Laune angesprochen wurde, wurde ihr klar, was sie eigentlich getan hatte. Zwar erzählte sie ihm nicht alles über ihr Gespräch mit Akito, doch als ihr Vater genauer nachhakte ob er ihr Freund wäre, spürte sie, wie peinlich ihr die ganze Situation eigentlich gewesen war. So sehr, dass sie die ganze Nacht nicht schlafen konnte, in Gedanken ständig bei ihm, weshalb sich ihr Herzschlag nicht beruhigen konnte. Hatte ihr Vater vielleicht doch Recht? Sie hatte schon seit längerem gemerkt, dass sie sich in Akitos Nähe wohl fühlte und er es immer wieder schaffte, ihr Herz stärker schlagen zu lassen. Dabei vergaß sie für einen Augenblick vollkommen, dass sie ihn dazu aufgefordert hatte, am nächsten Tag ins Café zu kommen, wenn ihre nächste Schicht war - und hoffe inständig, dass er auch kommen würde.

Der Schultag verlief ruhig. Zwar hatte Megumi auch dieses Mal keine wirkliche Gelegenheit, um viel Zeit mit Riko zu verbringen, die nach wie vor von Ayaka in Anspruch genommen wurde. Doch dafür hatte Megumi Verständnis, schließlich war das Mädchen neu an der Schule und sie wusste, wie schwierig die Orientierung dort war. Und zum Schulschluss musste sie jedoch Riko vertrösten, da sie schnell zum Café gehen musste, oder war es vielmehr weil sie gehen wollte? Sie verstand ihren Herzschlag nicht, der sich so sehr beschleunigt hatte, dass ein Teil von ihr insgeheim wünschte, Akito würde auf ihre Einladung nicht eingehen.
"Ah Megumi, da bist du ja", wurde sie von ihrer Kollegin begrüßt, die heute Schicht an der Theke hatte. Obwohl es noch früher Nachmittag war, war die Kuchenauslage bereits sehr gut ausgesucht, was Megumi sehr überraschte.
"Heute scheint viel los zu sein", stellte das Mädchen fest und warf einen kurzen Blick in den Gastraum.
Ihre Kollegin Shiori winkte ab. "Heute Mittag war ein kurzer Ansturm. Keine Ahnung, warum heute so viele Kuchen wollten", sie lachte. "Im Moment ist es noch ruhig, der große Nachmittags-Ansturm kommt noch."
"Hm", machte Megumi nur und verschwand schnell in der Umkleide um sich umzuziehen. Als sie zurückkehrte, drückte Shiori ihr ein Poster in die Hand. "Kannst du das für mich an der Tür anbringen?"
"Klar, kein Problem", sagte sie lächelnd und warf einen Blick darauf. Beworben wurde ein Sommerfest, das wohl das nächste Wochenende stattfinden würde.

Der Rest des Tages verging wie im Fluge. Anstatt sich auf den Unterricht zu konzentrieren, konnte Akito nicht anders als ständig an Megumi zu denken, was ihm schon fast vor sich selbst peinlich gewesen war.
So richtig verliebt war er noch nie gewesen - klar, es hatte das ein oder andere Mädchen gegeben was er süß fand, aber das er hier saß und ihm die Schmetterlinge fast die Luft zuschnüren hatte er noch nie.
Und so kam es, das er genauso beflügelt wie eben diese Schmetterlinge auch nach Hause lief, ohne in der Lage einen anderen Gedanken in sein Kopf zu bekommen.

Zuhause angekommen staunte er nicht schlecht, als er Sayoko auf dem Sofa sitzend sah, frisch geduscht in eine Decke gewickelt, mit einer Packung Eis in der Hand. Er hätte nicht damit gerechnet, das sie sich heute noch aus dem Zimmer trauen würde - gerade nicht nach heute morgen, wo sie ihn schon fast angefleht hatte, sie nicht in die Schule zu zwingen.
Sie muss seine gute Laune auch bemerkt haben, den kaum hatte er das Wohnzimmer betreten, sah sie ihn erst erstaunt an, ehe sie zurückgrinste.
"Was ist denn mit dir passiert?" fragte sie neckisch, und schob sich einen weiteren Löffel Eis rein.
"Nichts, wieso?" Antwortete Akito scheinheilig, während er sich neben ihr aufs Sofa warf und sein Hemd aufknöpfte. Er hatte eigentlich gehofft das man es ihm nicht so stark anmerken würde. Aber Sayoko kannte ihn.
"Wegen nichts strahlt man aber nicht als hätte man einen 6er im Lotto gewonnen, mein Lieber." Sie machte eine kurze Pause und starrte ihn argwöhnisch an, ihn von oben bis unten musternd. Dann lächelte sie verschwörerisch.
"Oh, ich weiß. Es ist wegen einem Mädchen." Akito spüre, wie ihn das Blut in den Kopf stieg. Verdammt. Sie hatte ihn erwischt.
"Und ich Wette, ich kenne dieses Mädchen." Fuhr sie fort, wedelte mit dem Löffel vor seinem Gesicht. Fuck, dachte sich Akito. Sein Gesicht müsste mittlerweile der Farbe seiner Haare angenommen haben. Aber er sagte nach wie vor nichts dazu und bemühte sich, Sayoko nicht anzugucken.
"Wieder ein Treffer." Ihr Grinsen wurde breiter. "Lass mich raten: Me-gu-mi." Die Art, wie sie den Namen aussprach klang amüsiert und verschwörerisch zugleich. Akito schluckte schwer, ehe er einen schweren Seufzer rausließ.
"Okay, okay. Du hast gewonnen. Bist du jetzt zufrieden?" gab er schließlich zu, fast ein wenig kleinlaut.
Sayoko lachte. Er war sich nicht sicher ob sie sich über ihn lustig machte.
"Ich wusste es! Hätte ja keiner ahnen können das du dich in Megu-chan verlieben würdest, vorallem nicht nachdem ihr zwei in den Ferien so stark miteinander geflirtet hat." Antwortete sie sarkastisch, noch immer lächelnd.
"Ach, hör doch auf." Akito warf ihr ein Sofa Kissen ins Gesicht. "Du musst gerade reden."
"Was denn? Ich freu mich für dich, ehrlich. Megu-chan ist ein liebes Mädchen." Sie pausierte kurz. "Wenn auch mit einer seeeehr langen Leitung."
Akito seufzte. "Ich würde es eher hoffnungslos naiv nennen."
Sayoko hatte das Eis mittlerweile aufgegessen und stellte den leeren Becher auf dem Sofatisch.
"Ja, so könnte man auch sagen. Also, magst du erzählen?"
Und so erzählte er Sayoko von seiner Begegnung mit ihr, wie er Dinahs Bitte eigentlich komplett ignoriert hatte und das er sie morgen im Café besuchen würde.
Sayoko hatte zugehört und den einen oder anderen zynischen Kommentar hinterlassen, oder ihn aufgezogen. Aber er wusste, dass sie sich aufrichtig für ihn gefreut hatte. Wahrscheinlich war sie selbst froh von sich selbst abgelenkt zu werden.
Und so hatten sich die beiden den restlichen Abend unterhalten, und Akito kam nicht darum, sich zu wundern wo denn Dinah geblieben war. Er hätte eigentlich damit gerechnet das sie ihn für die ignorierte Aufgabe schelten würde.

Der nächste Schultag war noch schlimmer gewesen als der vorherige. Er konnte sich gar nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren; viel zu aufgeregt war er über sein späteres Treffen mit Megumi, so dass er sich selbst immer wieder ermahnen musste. Es war kein Date, er würde die letztlich nur auf der Arbeit besuchen.
Es klappte eher schlecht als Recht; mit jeder Minute die es Richtung Schulschluss ging, umso nervöser wurde er. Bis ihn schließlich die Schulglocke ertönte und das Dilemma noch größer machte.
Akito warf noch einen letzten Blick in den Spiegel der Schultoilette und wusch sich das Gesicht. Anschließend machte er sich seine Piercings rein, welche er während der Schulzeit nicht tragen durfte, ermahnte sich erneut darüber, dass es definitiv kein Date war und ging dann langsam los.
Sein Herz schlug mit jedem Schritt, dem er sich der genannten Adresse näherte, schneller. Verdammt, er hätte nicht gedacht das jemand wie er einmal so nervös sein könnte. Und das wegen eines Mädchens.
Beim Café schließlich angekommen sah er von weiten schon eine ihm bekannte, zierliche Statur, welche dabei war, irgendwelche Plakate aufzuhängen. Er grinste.
"Yo, Megu-chan", sagte er schließlich als er nah genug war, die vorherige Nervosität lässig überspielt. "Sieht aus als könntest du Hilfe gebrauchen?"

Nachdem sie eines der Plakate von innen an der Tür angebracht hatte, hatte Shiori Megumi noch ein paar weitere in die Hand gegeben, die sie vielleicht außerhalb anbringen konnte. Sie selbst wusste auch nicht, warum ihr Chef ausgerechnet so viele an der Front angebracht haben wollte, aber ihnen blieb so wohl nichts anderes übrig. Shiori vermutete sogar, dass das Café wohl auf dem Fest vertreten sein würde, hatte aber noch nichts davon gehört, ob und wer die Schichten dort übernehmen würde. Megumi hoffte insgeheim, dass sie davon verschont bliebe. Seit sie das erste Plakat angebracht hatte, wollte sie gerne mit ihren Freundinnen hin gehen oder vielleicht mit...
Sie stand gerade auf Zehenspitzen und versuchte, eines der Plakate anzubringen, als sie plötzlich Akitos Stimme hörte. Wieder einmal erschrak sie sich so sehr, dass sie kurz das Gleichgewicht verlor. Zwar konnte sie sich an der Wand abstürzen ehe sie hinfiel, dafür löste sich das Plakat komplett ab und fiel ihr direkt auf den Kopf. Sie fluchte leise über sich selbst und darüber wie peinlich diese ganze Situation doch war.
Nachdem sie sich unter dem Plakat befreit hatte lächelte sie ihn leicht beschämt an. "Sieht man das, ja?", fragte sie, während sie das Plakat wieder versuchte glatt zu streichen und an der Wand anlehnte. "Wenn du mir kurz helfen könntest wäre das wirklich super. Shiori-San meinte, sie sollten nicht zu niedrig sein." Megumi versuchte es zu vermeiden auf ihre Körpergröße anzusprechen. Sie hasste es, in so Fällen immer um Hilfe zu bitten. Dass ihr Herzschlag sich gerade beschleunigt hatte, machte das auch nicht wirklich besser, auch wenn sie durchaus dankbar war. Insgeheim hoffte sie nur, dass er es nicht hören würde.

Akito konnte sich das Lachen nur schwer verkneifen. Wie schaffte das Mädchen es nur schaffen, so ungeschickt dabei nur so niedlich zu sein?
"Kein Problem, sag mir einfach wo es am Besten passt." antwortete er, keck grinsend und brachte die restlichen Plakate entsprechend Megumis Anweisungen an.
Erst dann kam er dazu, den Inhalt des Plakates erst genau in Augenschein zu nehmen.
"Ein Sommerfest, huh?" Er überlegte kurz. "Glaub' ich hab die Jungs in meiner Klasse drüber reden hören... Gehst du hin, Megu-chan?"

Sie folgte seinem Blick und betrachtete die Plakate auch genauer. "Ich hatte überlegt Ri-Chan und Kimi-Chan zu fragen..." Für einen Augenblick zögerte sie. "Glaubst du, dass Sayo-Chan auch mitkommen würde?" Ihr Blick fielen auf Shiori, die sie von innen genau zu beobachten schien. Schlagartig erinnerte sie sich daran, dass sie eigentlich zum Arbeiten da war.
"Ähm... möchtest du nicht rein kommen?", sagte sie hastig und zog ihn schon in Richtung der Tür. "Für deine Hilfe gebe ich dir gerne einen Kaffee oder was du gerne trinken möchtest aus." Sie spürte, wie ihr Gesicht rot anlief. Hoffentlich dachte Shiori nicht, dass sie sich vor der Arbeit drücken wollte. Wie konnte das nur passieren?

Akito grinste.
"Das lass ich mir nicht zweimal sagen~" Mit diesen Worten folgte er ihr ins Café und ließ sich einen Kaffee bringen. Das Café war niedlich gewesen - zwar eigentlich nicht sein Geschmack, dafür war es viel zu kitschig, aber es passte zu Megumi. Zudem arbeitete sie hier, was diesen Ort für ihn nur noch sympathischer machte.
Er saß eine Weile und beobachtete sie ein wenig beim arbeiten, wenngleich er versuchte, nicht allzu creepy zu wirken, und seine Beobachtungen eher unauffällig zu halten, während er genüsslich seinen Kaffee schlürfte und dabei über das Sommerfest nachdachte. Eigentlich wäre es eine gute Möglichkeit gewesen, vielleicht wirklich mal alle zusammen zu bringen... Immerhin konnten Sie Nanashi nur zusammen besiegen, und würden sich alle voneinander distanzieren, war genau das gewesen was ihr Plan gewesen war. Und vorallem Sayoko müsste stärker in die Gruppe integriert werden, denn immerhin war sie Nanashis eigentliches Ziel.

"Hey hey, Megumi", Shiori winkte ihr aus dem Hinterzimmer zu. Das Mädchen zuckte leicht zusammen, sie hatte sich zwar bemüht sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, aber anscheinend war ihrer älteren Kollegin doch irgendwas aufgefallen.
"Was ist los?", fragte sie vorsichtig, während diese die Tür bisauf einen Spalt hinter sich zu zog.
"Dieser Junge", begann Shiori vorsichtig. "Ist das dein Freund?"
"Eh?", machte Megumi ein wenig überrascht, woraufhin Shiori lachte.
"Naja, es ist das erste Mal, dass du einen Jungen anschleppst, da war ich ein wenig überrascht." Sie zuckte mit der Schulter. "Ich meine, mir kann es egal sein, aber wenn unser Chef hier auftaucht, solltest du damit lieber vorsichtig sein."
Megumi schüttelte eifrig den Kopf. "Keine Sorge, Akito-Kun ist zwar ein Freund, aber nicht in dem Sinne, wie du meinst", sie spürte, wie ihr Gesicht rot anlief und ihre eigenen Worte ihr einen Stich im Herzen hinterließ. Sie atmete tief durch und ging dann wieder zur Tür. "Trotzdem danke für die Warnung", sagte sie schließlich lächelnd, "Wir sollten die Gäste aber nicht allzu lange alleine lassen."
Sie atmete erleichtert aus und widmete sich dann wieder ihrer Arbeit, ehe sie noch einmal an den Tisch ging, an dem Akito saß. "Danke noch Mal wegen vorhin", sagte sie lächelnd. Das Café war mittlerweile relativ leer, sodass sie sich auch ein wenig Zeit für ihn nehmen konnte. "Ich hoffe der Kaffee ist in Ordnung."

"Man könnte fast sagen, der beste Kaffee den ich seit langem getrunken habe~" antwortete er, und das war nicht mal gelogen. Der Kaffee schmeckte ihn wirklich ausgezeichnet, und vielleicht lag es nur ein bisschen daran, das Megumi ihn serviert hatte.
"Wegen dem Sommerfest... Was hälst'n davon wenn wir vielleicht alle fragen?" Er grinste. "Du weißt schon, vielleicht das nachholen was wir in den Ferien nicht so geschafft haben."

Ein warmes Gefühl von Freude breitete sich in ihr aus. Sie wusste nicht, ob er es nur aus Höflichkeit gesagt hatte oder nicht, dennoch freute sie sich sehr über seine Worte. So sehr, dass sie sich ein breites Grinsen nicht verkneifen konnte, nicht zuletzt auch wegen seines Vorschlages.
"Klingt gut", antwortete sie, "zusammen macht das Fest mit Sicherheit noch mehr Spaß." Auch wenn sie sich insgeheim bei dem Gedanken ertappte, dass sie auch gerne Zeit nur mit ihm verbracht hätte. Was dachte sie da eigentlich? Sie waren nur Freunde. Allein seine Anwesenheit verwirrte ihre Gedanken und machte sie oft noch schusseliger, als sie ohnehin schon war. Vielleicht war es doch besser, mit allen dort hin zu gehen.
"Da fällt mir ein", sie wühlte hastig in ihrer Schürze und zog ihr Handy hervor, wählte mit schnellen Händen die Seite aus, auf der man ihre Nummer sehen konnte. "Das hatte ich dir ja versprochen, wenn du vorbei kommst." Mit den Worten hielt sie ihm ihr Telefon hin und ließ ihren Blick kurz durch das Café schweifen. Neben Akito war nur noch ein Gast da, vermutlich würden sie es bald für heute schließen.

Akito musste aufpassen das sein Grinsen nicht allzu breit wurde, damit es nicht allzu offensichtlich war wie sehr er sich über ihre Nummer freute.
"Alles klar," erwiderte er dann schließlich. "Ich kümmere mich um Sayo und Yuu und du regelst den Rest?" Er wusste, das allein Sayo seine gesamte Überzeugungskraft benötigen würde. Sie machte sich immer noch Vorwürfe wegen der vergangenen Ereignisse und war der Meinung, gerade bei den Jungs einen falschen Eindruck hinterlassen zu haben. Er würde das irgendwie hinkommen - und ansonsten bearbeitete er erst Yuudai, welcher auf seine Freundin eh mehr Einfluss hatte. Aber Akito wusste, wie wichtig es war, das gerade jetzt Sayo merkte das sie auch andere Freunde außer Nanashi hatte, die sie so mochten wie sie ist.

Megumi nickte zustimmend und nahm ihr Handy wieder an sich, nachdem er seine Nummer eingespeichert hatte, begleitet von überschwänglicher Freude. "Klingt nach einem Plan. Ich werde Ri-Chan und Kimi-Chan direkt heute Abend fragen und bitten, die anderen auch mit einzubeziehen."
"Megumi, ich brauch dich hier!", erklang Shioris Stimme aus der Küche.
"Ich komme!", antwortete sie, fast schon ein wenig enttäuscht, dass ihr kurzes Gespräch schon beendet wurde. "Also wir sehen uns dann spätestens zum Fest." Eine leichte Röte umspielte ihr Gesicht, von der sie nicht sagen konnte ob es ihre Vorfreude wegen dem Fest allgemein war oder andere Gründe haben. "Wir kommunizieren wegen der Details!" Mit diesen Worten wandte sie sich schließlich ab und verschwand zu Shiori in die Küche, die gerade damit beschäftigt war, das angefallene Geschirr zu reinigen.

Als sie abends frisch geduscht und erschöpft auf ihr Bett fiel, zum Glück hatte ihr Vater heute das Abendessen übernehmen können, griff sie sofort zu ihrem Handy und schrieb Nachrichten an ihre beiden Freundinnen. "Demnächst findet hier in der Nähe ein Sommerfest statt, wollen wir mit allen zusammen hingehen? Ihr könntet ja Takashi-Kun und Kyo-Kun auch noch fragen. Wäre doch echt lustig, wieder etwas zusammen zu unternehmen!" Wie immer beendete sie ihre Nachricht mit mehreren Katzen-Emojis, ehe sie ihr Handy zur Seite legte und mit einem breiten Grinsen ihre Zimmerdecke anstarrte, noch immer verarbeitend, was eigentlich geschehen war.

Es war eine ruhige, entspannte Woche vergangenen und der Freitag vor dem Sommerfest stand an.
Sayoko war sich immer noch nicht sicher, wieso sie sich hatte bequatschen lassen; an guten Tagen freute sie sich ein wenig darauf, an schlechten Tagen wollte sie am liebsten direkt alles absagen und sich nie wieder bei ihren Freundinnen blicken lassen.
Sie war sich noch nicht sicher, welcher dieser Tage heute für einer war.
Sayoko hatte sich von Akitos Mutter bereden lassen, das man als junge Frau ja nicht ohne einen anständigen Yukata auf so ein Fest gehen konnte, und da ihr alter noch in der Wohnung ihres Vaters lag, hatte sie etwas Geld in die Hand gedrückt bekommen mit dem Auftrag, sich einen zu besorgen. Sayoko war dankbar gewesen - kam aber nicht um das Gefühl herum das Akagawa-san nur aus falschem Pflichtgefühl oder Mitleid so handelte. Trotzdem stand sie hier nun, vor dem Laden, an dem sie sich mit ihren Freundinnen verabredet hatte und wartete.
Sie hätte sich denken können das Megumi die Gelegenheit nutzen würde, alle wieder zusammen zu trommeln, nachdem sie ihr es erzählt hatte. Natürlich hatte sie das. Sayoko war immer noch unwohl bei dem Gedanken, ihre Freunde wieder zu treffen, so als wäre nie etwas gewesen. Es fühlte sich falsch an, und sie war sich ziemlich sicher dass die anderen von ihr dachten sie sei dramatisch, oder gar hysterisch. So dachte sie zumindest manchmal selbst über sich.

Es verging einige Zeit, in der Sayoko stumm auf ihr Handy geschaut und durchs Internet gescrollt hatte, als sie plötzlich eine ihr bekannte Stimme neben sich vernahm.
"Ich bin echt erstaunt wie sehr ein Mensch seine Umwelt ausblenden kann." Sayoko sah auf und sah neben sich ihre Freundin Riko, welche auf einmal neben ihr stand und sie frech angrinste. "Oh, Ri-chan." Antwortete die schwarzhaarige erstaunt und verstaute ihr Handy in die Tasche. "Ich hab gar nicht mitbekommen das du angekommen bist."
"Kein Wunder, so sehr wie du auf dein Handy fokussiert bist. Ich stand hier mindestens 5 Minuten und habe mich gefragt wann du das wohl merkst." Die Braunhaarige lachte. "Ehrlich, wenn ich Mal jemanden entführen möchte wirst du mein erstes Opfer, Sayo." Sayoko erwidere das Lachen, auch wenn es ihr ein wenig befremdlich vorkam. "Oh nein, ich zittere ja schon vor Angst." erwiderte sie in einem sarkastischen Unterton. Wie lange war es her gewesen das sie sich zuletzt mit Riko alleine unterhalten hatte? Ihre Freundin war eigentlich das komplette Gegenteil von ihr gewesen - laut, frech und anders als Sayoko absolut konfliktbereit. Sie war jemand gewesen, den sie einige Zeit irgendwie bewundert hatte - sie ließ sich nichts gefallen und schaffte es, dass viele sie respektierten. Wobei Sayoko mittlerweile auch wusste das einiges davon nur Fassade war und Rikos Art und Weise, ihre Probleme zu verstecken.
"Wir wissen beide das ich dir körperlich um einiges überlegen bin, also fände ich ein wenig Angst schon angemessen, ja." sagte Riko gespielt trotzig. Erneut lachte Sayoko. "Ich überleg's mir nochmal. Mich wundert es sowieso das du so pünktlich bist."
"Na ja, ich war eh in der Nähe. Und ich dachte ich kann zumindest einmal einen guten Eindruck hinterlassen, weißt du."
"Hm, dafür musst du dich schon mehr anstrengen, fürchte ich." Sayoko lächelte. Es tat irgendwie gut und war weniger verklemmt als sie ursprünglich befürchtet hatte.
Riko lächelte zurück, und ließ ihren Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite schweifen.
"Wie geht es dir mittlerweile?" Fragte sie, der Tonfall war ungewöhnlich ernst. Sayoko war sich kurz nicht sicher, ob sie nicht einfach lügen sollte, entschied sich dann aber doch dagegen.
"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, wenn ich ehrlich bin. Ist halt immer noch einiges ziemlich.. beschissen." Es herrschte eine kurze Stille.
"Wieso hast du eigentlich nichts gesagt? Also... Zumindest das mit Nana hättest du uns erzählen können. Ich weiß nicht ob wir wirklich was hätten machen können, aber... Sie hat sich offenbar ja schon ziemlich verändert. Und dich noch weiter runtergezogen."
Sayoko schluckte. Über Nanashi zu reden fiel ihr immer noch so unglaublich schwer, schnürte ihr regelrecht die Luft zu. "Ich weiß.. nur.. sie hat mich drum gebeten es nicht zutun. Und ich habe mich irgendwie für sie verantwortlich gefühlt, weißt du?"
"Verstehe..." Riko wirkte nachdenklich, was Sayoko nur noch mehr verunsicherte. "Ich will nur das du weißt das wir immer noch deine Freunde sind, Sayo. Und du dir wie immer einen viel zu großen Kopf machst. UND ich lasse nicht zu das Nana dich noch weiter runterzieht!" Mit diesen Worten sah Riko sie wieder an, mit einem aufrichtigen Lächeln im Gesicht, welches Sayoko fast zu Tränen rührte.
Sie war sich wirklich nicht sicher wie sie diese Freunde überhaupt verdient hatte.
Sie bedankte sich leise, und das Gespräch war beendet, als die zwei eine ihnen bekannte Sillouhette auf der anderen Straßenseite erkannten

Obwohl sie versucht hatte, sie möglichst unauffällig und normal zu kleiden, hatte Kimiko doch mit jedem Schritt das Gefühl, herauszustechen. Klar kam das auch daher, dass ihre Mutter erst kürzlich sämtliche Kleidung, die kein Designer-Stück war einfach in die Altkleidersammlung gesteckt hatte, wodurch sie in ihrer Freizeit nur noch teure Dinge tragen konnte. Vor allem hatte sie jedoch auch das Gefühl, dass jeder es ihr ansah und sich zu ihr umdrehte. Sie verstand die Logik einfach nicht. Es gab mit Sicherheit genug Leute, die etwas gegen ihren Konzern hatten. Da war es doch um einiges sicherer, möglichst unauffällig aufzutreten? Nicht das Kimiko sich nicht zu wehr wüsste, sie wünschte sich einfach, dass man Mal aufhören würde, ihr alles vorzuschreiben.
Deshalb hatte sie auch geheim gehalten, weshalb sie heute unterwegs war. Sie wollte mit ihren Freundinnen einfach nur normale Yukata shoppen. Keine Designer-Stücke, mit denen sie bei jedem Fest auffiel. Einfach nur ein ganz einfacher, vielleicht günstiger, mit schönem Muster. War das zu viel verlangt?
Ihre Laune stieg rapide, als sie ihre Freundinnen auf der anderen Straßenseite erblickte. Ein breites Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie Ausschau nach möglichen Fahrzeugen hatte, ehe sie über die Straße eilte. "Hey Leute, ist ne Weile her, dass man sich gesehen hat", sagte sie und ließ ihren Blick zwischen Sayoko und Riko hin und her schweifen. "Entschuldigt die Verspätung, ich musste mich erst Mal aus dem Haus schleichen." Letztlich blieb ihr Blick auf Sayoko hängen, der sie sanft die Hand auf die Schulter legte. "Es freut mich, dass du gekommen bist", sagte sie dabei leise. Sie wusste nicht wirklich, wie sie mit ihr umgehen sollte und wollte zunächst ihre Reaktion abwarten, aber sie wollte das sie spürte, dass sie für sie da war.

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"Also, ich gehe dann", Megumi hatte ihren Rucksack geschultert und studierte gerade ihren Geldbeutel um auszumachen, wie teuer ihr Yukata sein dürfte - sie besaß sonst bisher nur einen für Kinder, den ihr Vater nicht hatte wegwerfen wollen. Daher war sie nicht unglücklich, mit ihren Freundinnen nach neuen Ausschau zu halten.
"Warte kurz", die Stimme ihres Vaters erklang aus der Küche. Es war ohnehin ungewöhnlich, dass er an diesem Nachmittag zu Hause war, meist arbeitete er ja fast durchgehend. Und irgendwie hatte Megumi auch ein schlechtes Gewissen, dass sie diese freie Zeit nicht mit ihm verbringen konnte. Erst als er ihr fest versichert hatte, dass er ein wenig Zeit für sich möchte, hatte sie sich von ihm bequatschen lassen.
Nur wenige Augenblicke später kam er zu ihr und drückte ihr, zu ihrer Überraschung, noch ein wenig Geld in die Hand. "Sieh zu, dass du ja einen schönen findest, okay?"
"Bist du dir sicher?", fragte sie zweifelnd und wollte ihm das Geld wieder zurück geben. "Der Monat ist noch lange und..."
"Megumi", ihr Vater legte ihr die Hände auf die Schulter und ging leicht in die Hocke, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein. "Wir haben vielleicht nicht so viel Geld, aber so extrem sparen müssen wir auch nicht." Er lächelte leicht verlegen. "Außerdem... möchtest du doch bestimmt etwas finden, was diesem Jungen gefällt, von dem du mir vor kurzem erzählt hast. Da sollte es nicht am Geld scheitern."
Sie spürte, wie ihr Gesicht schlagartig rot wurde, was sie versuchte mit eifrigem Kopfschütteln zu verbergen. "Akito-Kun ist nur ein Freund, Papa."
Er nickte bedächtig. "Ja, das hatte deine Mutter vorher auch gesagt." Er erhob sich wieder und drückte ihre Hand, in der sie das Geld fest hielt, bedächtig zusammen. "Ich möchte nur, dass du glücklich wirst, verstehst du? Unser Leben ist auch so schon schwer genug. Da möchte ich, dass du dieses Fest auch in vollen Zügen genießen kannst." Er lächelte fast verlegen. "Und wenn du das Geld nicht brauchst, sie das als zusätzliches Taschengeld für's Fest an."
Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. "Danke Papa", sie umarmte ihn zum Abschied, ehe auch sie das Haus verließ. Dabei wurde sie jedoch das Gefühl nicht los, dass er eigentlich noch etwas anderes hatte sagen wollen.


[Die Szene mit Megu und ihrem Papa war mir jetzt iwo wichtig, so als zusätzlicher Einstieg in ihren Arc halt :'). Hoffe das war ok]

(Naaaw don't worry, die Szene war sehr wholesome qwq)

Sayoko lächelte und legte ihre eigene Hand auf Kimikos. "Ich war mir zwar erst selbst nicht sicher, aber ich bin froh daß ich mich doch hab überzeugen lassen." lachte sie leise und ließ ihre Hand sinken.
"Fehlt nur noch Megumi... Ich Frage mich ja ob ich irgendwann nochmal den Tag erlebe an dem sie pünktlich kommt. Aber ich glaube ich sollte dankbar sein das ich das zumindest mit Riko sehen durfte."
"Tja, heute ist der erste und letzte Tag in meinem Leben wo ich ernsthaft Eindruck bei dir schinden konnte, alle Lebensziele erreicht würde ich sagen." antwortete ihre Freundin grinsend.
Ehrlich, wieso hatte Sayoko sich solche Sorgen gemacht? Sie war dankbar. Das war ein Stück Realität gewesen, welches sie nach all der Zeit so dringlichst gebraucht hatte.
Sie wusste zwar, das früher oder später fragen kommen würden - Fragen über Nanashi, Oz, das Wunderland und wieso gerade sie ausgewählt wurden. Sayoko hatte sich auf die Fragen gewappnet, sie wusste, dass sie ihnen Antworten schuldig war - aber umso dankbarer war sie, dass sie ihr ein bisschen Normalität zurück gaben, wo doch ihr Leben aktuell alles andere als normal war. Das war es seit dem Tod ihrer Mutter zwar nicht mehr; sie fehlte ihr nach wie vor und hatte ein riesen Loch in ihr Herz hinterlassen, was niemand mehr stopfen konnte; aber jetzt wo sie von Zuhause weg war, die Wunderland Sache... So viele Dinge die an ihr nagten und noch tiefer in den Abgrund haben schauen lassen als sowieso schon. Sie wusste das heute lediglich ein guter Tag war. Vielleicht würde sie morgen wieder alles hinschmeißen und absagen, vielleicht sogar sterben wollen - aber daran wollte sie nicht denken. Heute wollte sie sorglos sein, und das kleine bisschen Normalität genießen. Und sie liebte ihre Freundinnen für diesen wertvollen Moment, der ihr ein wenig Hoffnung spendete.

Kimiko stimmte in das Lachen ein, für einen Augenblick ihre vorherige Wut vergessen. Das war einer der Gründe, weshalb sie ihre Mädels so sehr schätzte, so sehr ins Herz geschlossen hatte. Sie nahmen sie, wie sie war. Sahen nicht die zukünftige Leiterin des Suzuki-Konzerns oder dergleichen. Wenngleich sie sich trotz Sayokos Rückkehr, ein wenig zur Vorsicht mahnte. Sie wollte ihr vertrauen, wollte glauben, dass es für sie langsam wirklich bergauf ging. Und doch war eine leise Stimme, die sie daran erinnerte, dass sie vielleicht immer noch wieder die Seiten wechseln konnte. Ein Teil von ihr hasste sie dafür und sie versuchte, diese Gedanken so gut es ging zu verdrängen.
Um nicht mehr daran zu denken warf sie einen Blick auf ihre Uhr. "Megu ist für ihre Verhältnisse wirklich spät", stellte sie fest und ließ ihren Blick über die Straße schweifen. "Habt ihr eigentlich eine Vorstellung, wie euer Yukata aussehen soll?" Sie hatte sich selbst keine Gedanken darüber gemacht, wollte aber ein wenig Smalltalk halten, um ihre Gedanken weiter abzulenken, als Megumi schließlich um die Ecke gestürmt kam und schwer atmend vor ihnen stehen blieb.
"Entschuldigt... die... Verspätung", sagte sie vollkommen außer Atem, ehe sie ihre Freundinnen mit einem breiten Grinsen begrüßte. "Ich habe den letzten Bus verpasst."

Riko war dankbar über Megumis Auftauchen, denn ansonsten wäre es wohl sehr unangenehm für sie geworden. Sie hatte eigentlich nicht geplant, sich einen Yukata zuzulegen - sowas war er für Mädchen Mädchen, und nicht für jemanden wie sie, die teilweise schon als Mannsweib betitelt wurde. Ihr würde sowas nicht stehen - sie wusste aber das sie auf sämtliche Protesten stoßen würde, wenn sie das gesagt hätte.
Also dankte sie Megumi innerlich.
"Mach dir keine Sorgen, Megu. Was anderes erwarten wir gar nicht mehr von dir." Sagte sie schließlich grinsend und hörte nur Sayokos Lachen neben ihr.
"Ja, ich glaube anderseits hätte ich das als Omen genommen Lotto zu spielen oder so. Euch beide pünktlich hier zu haben würde glaube ich an ein Wunder Gottes Grenzen." Riko wollte erst spaßeshalber protestieren, doch Sayokos fuhr fort.
"Also, wenn wir alle schonmal hier sind... Wollen wir es hinter uns bringen?"

"Okay, okay schon verstanden. Ihr erwartet von mir schon nichts anderes mehr", Megumi setzte kurz ein schmollendes Gesicht auf, verfiel dann jedoch selbst in Gelächter, ehe sie sich bei Riko und Sayoko einhakte. "Lasst uns Yukata shoppen gehen!", rief sie dann fröhlich.
Kimiko beobachtete ihre Freundinnen und grinste innerlich. Diese Energie hatte sie gebraucht. "Oh je", sagte sie lachend, "da fühle ich mich ja fast als euer Aufpasser, dass ihr nicht allzu viel Chaos anrichtet." Sie zwinkerte den Mädchen zu und folgte ihnen, als sie das erste Geschäft ansteuerten.

Es hatte nicht lange gedauert, bis Sayoko einen passenden Yukata für sich gefunden hatte. Er war einem dunklen Blauton gehalten mit abwechselnd weißen und hellblauen Blüten, der ihr sehr gut gefallen hatte und bei dem die Mädels ihr auch versichert hatten, das er ihr stehen würde.
Auch die anderen beiden schienen relativ schnell was passendes gefunden zu haben - nur Riko hielt sich etwas abseits, beratschlagte die anderen zwar, wirkte aber nicht als hätte sie Interesse für sich selbst zu gucken.
Sayoko war unsicher, ob sie Riko darauf ansprechen sollte - sie kannte ihre Freundin und wusste, dass sie sich bezüglich ihrer Weiblichkeit sehr unsicher war, weswegen sie Hilfesuchende Blicke bezüglich Megumi und Kimiko zuwarf.
Riko selbst schien das nicht mitzubekommen, denn sie stand etwas abseits und war mit ihrem Handy beschäftigt.