Central Hell Goddess 2

"Was ist los?" Fragte Nox schlaftrunken als die Tür wieder zugezogen wurde, und rieb sich die Augen. Der Söldner hatte sie definitiv zu weich gemacht - während Schlaf früher ein Luxus für sie war, den sie sich kaum erlaubt hatte, war sie mittlerweile ein richtiger Morgenmuffel geworden. Wahrscheinlich war das die Art und Weise, wie ihr Körper sich von der ständigen Müdigkeit erholt hatte.

„Cian braucht wohl bei irgendwas unsere Hilfe“, Arion antwortete er und unterdrückte dabei ein Gähnen, während er seine restliche Kleidung zusammen suchte.
„Er wirkte wegen irgendwas besorgt… Ich hoffe es ist nicht wegen seiner Frau. Er möchte uns später im Schankraum treffen.“

"Verstehe..." Murmelte sie nur, machte aber immer noch keine Anstalten, aufzustehen.
Sie ließ sich den gestrigen Abend durch den Kopf gehen - und wie komisch selbstverständlich es irgendwie plötzlich war, im gleichen Bett wie Arion aufzuwachen.
Sie drehte sich auf den Rücken, ließ die Hand auf die Stirn fallen und verweilte einige Sekunden so, ehe sie seufzte.
"Tja, dann wollen wir ihn wohl nicht allzu lange warten lassen..." Sagte sie schließlich, und setzte sich ebenfalls auf, ihre Klamotten zusammensuchend.

Es dauerte nicht lange, bis sich die Beiden im Schankraum eingefunden hatten, in dem Cian sie bereits erwartete. Sein Gesichtsausdruck war ernst, der Blick ins Leere gerichtet – bis er die Beiden bemerkte und ein breites Grinsen Einzug hielt.
„Da seid ihr ja schon“, sagte er und seine Stimme zitterte leicht.
„Was ist passiert?“, fragte Arion ohne Umschweife, als sie die Bar erreicht hatten.
Cian lachte leise. „Es ist nichts schlimmes“, meinte er. „Es ist nur so, meine Frau liegt seit heute in den Wehen und ich habe eine dringende Lieferung und mir ist spontan außer euch niemand eingefallen, den ich darum bitten kann.“

Nox beäugte den Wirt kritisch, lächelte aber.
"Klingt ja erstmal nicht schwer." Meinte sie schließlich. "Um was für eine Lieferung handelt es sich?"

Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu, wobei Arion für einen kurzen Moment einen Hauch von Eifersucht in sich aufkommen spürte. Bestimmt nur Einbildung, redete er sich ein.
„Es ist besser, wenn ihr das nicht wisst“, lachte Cian und zog mit zitternden Händen einen prall gefüllten Sack hervor. Arion fragte sich, ob darin vielleicht Waffen aufbewahrt waren, zumindest wirkte es von der Ausbeulung so.
„Für wen ist die Lieferung?“, fragte er ernst und überlegte für einen Augenblick, ob er ablehnen sollte. Irgendwas war ihm bei der Lieferung nicht geheuer.
„Das ist für meinen guten Freund Norwyn“, antwortete Cian. „Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes. Ich kann nur selbst nicht gehen, aus… Gründen, wie ihr wisst.“ Er lachte leicht verlegen.

Nox verschränkte die Arme und lehnte sich an den Tresen.
"So so, wir sollen also unbekannte Ware beliefern, wo wir weder den Zweck, noch die Gründe kennen." Sagte sie, grinsend. "Ich hoffe dir ist bewusst das das nicht billig wird? Freundschaft hin oder her."

Arion betrachtete den Beutel ebenfalls mit Skepsis, enthielt sich jedoch mit einer Antwort. Persönlich würde er den Auftrag ablehnen, viel zu sehr roch er nach etwas, in das er nicht hinein gezogen werden wollte. Schließlich grinste er jedoch.
„Wie sie sagt“, antwortete er.
Nun wurde auch Cians Blick wieder ernster. „Das ist mir schon klar, der Job ist auch nicht unbedingt ungefährlich“, meinte er. „Deswegen kann ich auch nur euch darum bitten. Ich verspreche euch, dass ihr ausreichend entlohnt werdet, wenn ihr zurückkehrt.“
Als er den Unwillen im Blick von Nox bemerkte, seufzte Cian schwer, ehe er breit grinste.
„Du bist wirklich ‘ne geschickte Geschäftsfrau. Hast dir ein gutes Mädel angelacht, Arion.“ Noch bevor irgendwer protestieren konnte lachte er und legte noch einen Beutel voller Münzen dazu. „Seht das als Anzahlung. Wenn ihr den Auftrag erledigt habt, bekommt ihr so viel wie ihr für richtig haltet.“

Nox warf einen Blick zu Arion, dann wieder zu Cian.
"Ich bin mir sicher du hast nichts dagegen wenn wir uns darüber erstmal austauschen, oder?" Sagte sie, zwinkernd, ehe sie Arion aus der Hörweite zog.
"Was denkst du?" Fragte sie diesen ernst, warf argwöhnisch einen Blick rüber zu Cian, um sicherzugehen das er auch ja nicht lauschte.

„Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache“, meinte er und blickte ebenfalls kurz zu Cian, den Blick auf den Sack geheftet.
„Wenn du mich fragst wirkt das schwer nach Waffen.“

"Scheint mir, als wäre dein Freund in irgendwelchen dreckigen Sachen verwickelt." Sie beäugte den Sack ebenfalls, dann sah sie wieder zu Arion. "Ich bin schmutzige Job's gewöhnt, aber was ist mit dir?"

Er kratzte sich am Hinterkopf.
„Persönlich würde ich den Job eher ablehnen“, gestand er, „aber es scheint ihm sehr wichtig zu sein. Wenn du damit kein Problem hast, können wir’s uns zumindest Mal anschauen.“

Nox grinste.
"Du bist der Chef, also ganz wie du willst~" erwiderte sie in einem verspielten Unterton, linste nochmal zum Sack.
Sollte sich der Auftrag als zu gefährlich herausstellen, könnten sie immer noch abhauen. Wäre zwar vielleicht schade um Arions Erspartes und seine Freundschaft zu Cian, aber sie wusste, das der Söldner sein eigenes Leben genauso schätzte wie sie ihr eigenes.

Arion nickte.
„Klingt nach einem Plan“, er grinste. Vielleicht würde er einen Teil seines Geldes zur Sicherheit mitnehmen, statt es hier zu lagern. Sicher war sicher.
Gemeinsam gingen sie zurück zu Cian, der sie erwartungsvoll ansah.
„Wir nehmen den Auftrag an“, sagte Arion scshließlich.
Erleichterung machte sich im Blick des Wirtes breit. „Danke“, sagte er knapp. „Ihr helft mir echt aus der Patsche.“
Vorsichtig schob er die Waren zu ihnen rüber. Arion griff nach der Ware, während er Nox das Geld überließ. Cian beobachtete sie dabei mit strengem Blick.
„Wenn ihr bei Norwyn seid, fragt ihn bitte nicht nach Details. Liefert alles ab und sagt, dass es von mir kommt. Dann sollte euch nichts passieren.“
Arion seufzte schwer. „In was für krummen Sachen steckst du schon wieder?“
Cian grinste nur.
„Was habe ich eben gesagt?“ Dann wirkte er auf einmal wieder gehetzt.
„Entschuldigt mich, ich würde gerne zu meiner Frau zurück“, meinte er aufgeregt und stürmte ohne ein weiteres Wort los.
„Das erste Kind“, erklärte Arion beiläufig.

Nox sah dem Wirten hinterher.
"Wäre vielleicht für seine Familie besser wenn er sich aus den krummen Dingen heraushalten würde." meinte sie nur, wog dann schließlich das Geld ab. "Immerhin scheint er nicht allzu schlecht zu verdienen... Ich hoffe nur, dass es wirklich so einfach ist wie es klingt." Dann lachte sie leise. "Wobei, das ist es eigentlich nie."

Er lachte ebenfalls. „Da hast du wohl Recht.“
Dann wurde er wieder ernster. „Eigentlich hatte ich gedacht, dass er aus der Sache im Erdreich gelernt hat. Nun… manche lernen nie.“
Er betrachtete den Sack und seufzte dann schwer. „Ich geh noch Mal kurz zu ihm, er hat uns nicht gesagt wo genau wir hin müssen.“ Er klang fast schon amüsiert, als er das sagte. Normalerweise vergaß Cian solche Details nie.
„Warte hier, ich bin gleich wieder da.“
Nachdem er den Sack angelehnt hatte folgte er dem Wirten in die hintere Kammere.

"Hey, warte mal." sagte Nox noch zu Arion, und warf ihm ihren Rucksack zu. "Der kleine Lederbeutel und die Waffen bleiben drin."
Als sie sein verduztes Gesicht sah, grinste sie, und wartete auf seine Rückkehr.

Zunächst war Arion doch ein wenig überrascht, da er eigentlich nicht geplant hatte etwas da zu lassen. Dann nickte er jedoch grinsend und beeilte sich Cian zu folgen, der bereits im Gang verschwunden war. Schnellen Schrittes schloss er zu ihm auf und legte eine Hand auf seine Schulter.
Cian zuckte zusammen und fuhr überrascht zu ihm um. „Was ist los?“, fragte er aufgeregt.
Arion bemühte sich um ein freundliches Lächeln. „Zum einen wäre es nett zu wissen, wo wir überhaupt hin müssen.“ Dann wurde er jedoch wieder ernster. „Außerdem mache ich mir Sorgen. Du wirst Vater verdammt noch Mal, du solltest dich wirklich aus krummen Geschäften raus halten, wenn du deine Familie beschützen willst.“
Cians Blick verhärtete sich, fast schon sah Arion Zorn in seinen Augen aufblitzen. „Ich denke das ist immer noch meine Sache“, antwortete er seufzend. „Entschuldige Arion, ich habe gerade echt keinen Kopf dazu um mit dir zu diskutieren.“
Der Schrei einer Frau ließ beide aufhorchen und sofort wirkte Cian alarmiert.
„Synal“, sagte er noch knapp, dann lief er weiter.
Arion blieb stehen. „Synal also“, murmelte er. Er erinnerte sich an die kleine Grenzstadt, die sich nah bei der Grenze zum Zentrum, sowie zum Wasserreich befand. Ein weiter weg, aus welchem Grund hatte Cian wohl ihn und Nox damit beauftragt, Waffen dorthin zu liefern?
Er schüttelte den Kopf und beeilte sich, das ihm zugewiesene Zimmer aufzusuchen – ignorierte dabei so gut wie möglich die Schreie, die aus dem Hinterzimmer kamen.
Anscheinend war die Geburt in vollem Gange.

Auch Nox hörte die Schreie, und zuckte unwollentlich zusammen. Wahrscheinlich war es für Cian's Kind Zeit, das Licht der Welt zu erblicken...
Obwohl es sie eigentlich nichts anging, merkte sie doch, wie sowas wie Wut in ihr aufstieg. Ein unschuldiges Kind hatte Sicherheit verdient, ein Zuhause, in dem es beschützt aufwachsen konnte, und nicht ein Vater der Waffen lieferte und somit eben die Sicherheit gefährdete.
Sie musste an ihre eigene Kindheit denken - an die Unsicherheit, an das Gefühl, nicht gewollt zu werden; an ihre Mutter die sie oft gar nicht sah, und an das Gefühl heimatlos zu sein.
Nox hoffte, das diesem Kind, welches gerade erst dabei war, seine Präsenz in die Welt zu setzen, würde all dies erspart werden - das sein Vater vernünftig werden würde. Diese Welt war eh schon verdorben genug, und gerade hier im Windreich, wo es relativ sicher war, hätte er sich doch ein anständiges Leben aufbauen können...
Aber das war egal. Sie kannte diesen Mann nicht; er hatte bestimmt seine Gründe. Trotzdem wurde sie die Wut nicht ganz los.

Es dauerte nicht lange, bis Arion die Sachen verstaut hatte und er wieder in den Schankraum zurückkehrte. Die Schreie und beschäftigten Schritte im Gebäude machten ihn nervös. Auch wenn er wusste, dass es einen ganz anderen Hintergrund hatte, spürte er wieder, dass sich sein Körper an ganz andere Dinge erinnern wollte. Dinge, die er tief in sich verborgen hatte.
Schnell beeilte er sich zu Nox zurück zu kehren.
„Meinetwegen können wir los“, meinte er fast schon gehetzt, als er bei ihr war.

"Nichts lieber als das." erwiderte sie, als ein weiterer Schrei die Taverne durchzog und ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
"Also, der Herr, nach Ihnen." sagte sie schließlich neckisch grinsend, ehe sie einen letzten Blick in Richtung des Zimmers warf, aus der die Schreie kamen, nachwievor mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.

Nicht einmal die letzten Sonnenstrahlen des Tages drangen durch die dichte Wolkendecke, die sich über Asteria gesammelt hatte. Ein unheilvoller Wind zog durch die Gassen und die Luft roch nach Regen, perfekt für einen Herbststurm. Und vor allem perfekt für ihr Vorhaben.
Ein letztes Mal prüfte Amila den Sitz ihres Umhangs, nachdem sie ihren neu gekauften beigefarbenen Mantel angezogen hatte. Schon vor geraumer Zeit hatte sie gemerkt, dass ihre eigentliche Kleidung mittlerweile zu kurz war, gerade wenn sie als nächstes ins Wasserreich reisen wollten. Sie wusste nicht einmal ob ihre neue Kluft überhaupt ausreichend vor der dort anhaltenden Kälte schützte. Eigentlich war sie mehr ein Kind des Sommers, doch für ihren Bruder würde sie auch die Kälte überstehen, hatte sie sich geschworen. Ihr Blick fiel auf das neue lilafarbene Band, das sie sich zusammen mit der Kleidung gekauft hatte, das sie sich wieder um ihren linken Arm gewickelt hatte. Dann atmete sie ein letztes Mal ein, ehe sie ihre Sachen und den kleinen Magiesammler nahm, einen letzten Blick in das Zimmer werfend. Einen Monat hatte sie hier gelebt und doch fühlte es sich nur wie eine kurze Zeit an, doch nun war die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Auch wenn sie wusste, dass Rhea sie nicht verraten würde, so wollte sie sich nicht ganz darauf verlassen.
Vor ihrer Tür erwartete Emir sie bereits, er wirkte ebenso ungeduldig und nervös wie sie. Insgeheim hoffte sie, dass alles gut gehen würde. Mit einem zuversichtlichen Lächeln zog sie ihre Kapuze ins Gesicht und begab sich mit ihm zusammen auf den Weg zu dem Ort des magischen Ursprungs.
Die Straßen waren relativ leer, lediglich die magiebetriebenen Laternen leuchteten gefühlt um die Wette.
„Wir sollten uns beeilen“, sagte sie leise zu sich selbst. Der starke Wind bedeutete nichts Gutes und würde im schlimmsten Fall verraten, was sie getan hatten.
Sie führte Emir durch die Seitengassen, die sie sich am Morgen herausgesucht hatte. Verwinkelte, dunkle Gassen in denen ihnen vielleicht Mal eine Katze begegnete, die fauchend vor ihnen flüchtete. Die meisten Häuser die sie passierten waren dunkel und noch weniger Menschen schienen sie überhaupt zu bemerken. Bisher schien alles nach Plan zu verlaufen.
Schließlich erreichten sie den Platz mit den kämpfenden Bären. Amila blieb zunächst stehen, hielt den Blick weit offen nach einer ihr bekannten Gestalt – nur um erleichtert festzustellen, dass Rhea nicht dort war. Mittlerweile benetzten erste Regentropfen die Straße und selbst die Wache am Tor hatte sich so tief zurückgezogen, dass sie nichts bemerkte, als sie das Tor durchschritten. Fast schon hatte sie das Gefühl, alles ginge zu glatt… Da musste doch irgendein Haken sein.
Der Weg zum Ursprung war in tiefstes Schwarz gehüllt, sodass Amila ihre bekannte Leuchtkugel zückte um den Weg zu sehen, bis sie schließlich den Punkt erreicht hatten, der ihr Ziel war.
Unmittelbar vor ihnen erstreckte sich eine tiefe Schlucht, aus der ein sanftes Licht herausstrahlte. Im Zentrum der Schlucht erkannte man eine Windhose, die sich um das Licht herum direkt in den Himmel wandte und dabei selbst wirkte, als würde sie Blitze absondern. Der Wind dort war so stark, dass Amila in die Hocke gehen musste, um nicht von den Füßen gerissen zu werden.
Mit einer Mischung aus Faszination und Ehrfurcht betrachtete sie die Windhose. Obwohl Wentra seine eigene hatte, war es das erste Mal, dass sie einen magischen Ursprung aufsuchte. Als Nicht-Magierin war es ihr eigentlich nicht gestattet, einen solchen Ort aufzusuchen.
„Deine Brosche!“, rief sie Emir gegen den laut tosenden Wind zu, woraufhin er ihr das Schmuckstück reichte. Sie hatte kurz mit ihm darüber gesprochen, dass sie diese verwenden würde. Mit schnellen Strichen zeichnete sie eine Rune auf den Rubin, ehe sie ihren Magiesammler vor sich platzierte. Der Magiesammler war kaum größer als ihre Hand und sah auf den ersten Blick aus wie eine zu groß geratene Armbanduhr – nur mit dem Unterschied dass das Ziffernblatt eine Vertiefung besaß und die metallene Einfassung mit eingeritzten Runen versetzt war. An der Seite hatte sie einen kleinen Kopf angebracht, der die Runen aktivieren sollte.
Sie ignorierte ihren Herzschlag, ihre Nervosität. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt oder nie. Vorsichtig platzierte sie seine Brosche in der Vertiefung und betätigte den Knopf, beeilte sich vom Magiesammler weg zu kommen und zog ihn dabei mit.
Binnen weniger Sekunden wurde die Mechanik aktiviert. Die Runen leuchteten in einem grellen Licht auf und ein Teil des Windes der Windhose schien sich zu lösen, bewegte sich direkt auf das kleine Gerät zu. Wie eine Schlange stieß er auf den Rubin zu, drang in die Rune und schien im nächsten Moment zu verschwinden. Das ganze dauerte nur wenige Augenblicke – dann erstarben sowohl das Licht, als auch die Windschlange, die sich darauf zubewegt hatte. Dann war wieder alles still.

Keiner der beiden wagte es, zu atmen, geschweige denn ein Wort zu sagen. Wie gebannt starrten sie auf die Gerätschaft, welche scheinbar wirklich in der Lage gewesen war, die Unmengen an Magie in sich aufzunehmen.
"Scheint, als wäre es vorbei?" Unterbrach schließlich zuerst Emir die Stille, den Blick auf den rot leuchteten Rubin gerichtet.
Er sah fragend zur Prinzessin, welche mit einem stummen Nicken ihr okay gab und näherte sich den Magiesammler. Vorsicht, fast schon ehrfürchtig, löste er den Edelstein und steckte ihn zurück in seine Brosche - in dem Augenblick spürte er ein übermannendes Gefühl, und er musste sich zusammenreißen, nicht wie der Wahnsinnige der er war laut loszulachen.
Der Rubin verlor sein Leuchten, und der Dämon grinste manisch.
"Es hat fürwahr funktioniert." Sagte er ekstatisch. "Du bist in der Tat ein Genie, Amila."

Sie konnte nicht anders als breit zu Grinsen. Durch den rauschenden Wind hatte sie ihn zwar kaum verstanden, doch sie wusste genau, dass er ihre Arbeit gelobt hatte.
„Danke“, meinte sie knapp, beugte sich vor und nahm das kleine Gerät wieder in die Hand, wickelte es zurück in das Tuch und verstaute es in ihrer Tasche. „Wir sollten verschwinden, bevor irgendjemand etwas bemerkt.“
Er nickte knapp und sie beide begannen ihren Abstieg. Kaum hatten sie sich ausreichend vom Ursprung entfernt, begann der Regen regelrecht auf sie herab zu prasseln. Es war einer der wenigen Momente, in denen sie wirklich froh war, dass sie sich dauerhaft verhüllte, so blieb zumindest ihr Gesicht trocken. Dennoch, es wäre nicht schlecht wenn sie möglichst schnell einen Unterschlupf suchten. Kurz überlegte sie, ob sie es nicht vielleicht versuchen konnten, in die Taverne zurückzukehren, als sich vor ihnen das Licht einer Laterne aus dem Dunkeln schälte.
„Wer ist da?“, rief eine Stimme, laut, streng, fordernd und es dauerte nicht lange, bis Amila den Wachsoldaten bemerkte, der ihnen zuvor beim Stadttor noch keine Beachtung geschenkt hatte.
Sie fluchte innerlich, tastete nach ihrem Schwert. Würde sie kämpfen müssen? Konnte sie gegen ihn kämpfen?
Der Soldat kam ihnen näher, einen Speer in der einen, eine magiebetriebene Fackel die leicht zu flackern schien in der Anderen. „Ihr habt hier nichts verloren“, meinte er, die Waffe noch immer hoch erhoben hielt er ihnen die Fackel entgegen. „Seid Ihr dafür verantwortlich?“
Amila zuckte mit der Schulter, beachtete Emir gar nicht. „Ich weiß nicht, wovon Ihr redet“, antwortete sie unschuldig. „Wir waren nur zu einem Nachtspaziergang hier…“
Der Soldat spuckte aus. „Außer Euch hat niemand das Tor verlassen.“ Nun richtete er doch seinen Speer auf sie. „Ihr werdet mich begleiten und auf der Wache erzählen, was Ihr getan habt.“
„Tut mir Leid, aber dafür haben wir keine Zeit“, schnell sprintete sie vor, zog dabei ihr Schwert und versuchte, mit der flachen Seite die Waffe aus der Hand des Soldaten zu schlagen. Dieser reagierte allerdings sofort, wich ihrem Angriff aus und schlug seinerseits mit dem Speer nach ihr.
Amila taumelte ein paar Schritte nach vorne, fand auf dem schlammigen Boden langsam halt und vollzog eine schnelle Drehung, um den nächsten Angriff abzuwehren. Ihre Hand schmerzte, als sie den starken Angriff des Speeres abwehrte. Sie grinste innerlich. Natürlich, ein erfahrener Soldat würde ihr immer überlegen sein, was machte sie sich also vor? Sie warf Emir einen Blick zu und bedeutete ihm, dass er schon Mal vorlaufen sollte, wartete ab bis er reagierte.
„Du Kleine“, zischte der Wachmann, löste sich und holte erneut mit seiner Waffe aus.
Amila ließ sich zurück sinken, ging im Schlamm auf die Knie und deutete erneut einen Angriff an. „Entschuldige“, meinte sie leise und hielt mit ihrem Schwert auf das Knie des Soldaten zu. Erneut wich dieser problemlos aus, womit Amila gerechnet hatte. Noch nach vorne gebeugt stürmte sie an ihm vorbei, schlitterte auf den steilen Abhang des Berges zu. Sie spürte noch einen Luftzug, als der Speer erneut nach ihr Griff, ehe sie den nassen Boden ausnutzte und mit voran gestreckten Beinen den Abhang herunter schlitterte. Sie wusste nicht, wo Emir lang gelaufen war, doch sie wusste, dass der Soldat ihr nicht folgen würde. Zumindest hoffte sie, dass er mit seiner schweren Rüstung zu wenig Halt finden würde, zu große Probleme haben würde das Gleichgewicht zu halten. Gleichzeitig wagte sie es jedoch auch nicht, sich umzudrehen und nach ihm zu schauen. Wenn sie sich verkalkuliert hatte, würde er sie wahrscheinlich verfolgen und doch einfangen. Im Kampf hätte sie keine Chance. Dennoch lächelte sie. Immerhin dürfte Emir entkommen sein.

Schließlich erreichte sie das Ende des Abhanges inmitten eines Waldes. Gehüllt in tiefstes schwarz taumelte sie ein paar Schritte nach vorne, als sie wieder flachen Boden erreicht hatte, stieß gegen einen Baum und fluchte dabei leise, als ihr ihr Schwert durch den Aufprall aus der Hand rutschte. Noch immer spürte sie den pulsierenden Schmerz durch den Kampf mit dem Soldaten. Vorsichtig ging sie in die Hocke, tastete mit einer Hand nach dem Schwert, während sie mit der anderen nach ihrer Leuchtkugel wühlte, als ein leises Rascheln sie aufhorchen ließ.
„Emir?“, fragte sie leise und zog die Kugel hervor. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Hoffentlich handelte es sich bei dem Besucher um ihren Begleiter und nicht um den Soldaten, sonst…
Im nächsten Augenblick hörte sie ein zufriedenes Knurren. Sämtliche ihrer Nackenhaare richteten sich auf. Eine neue Befürchtung kam in ihr auf – und sollte sich bewahrheiten, kaum dass sie die Leuchtkugel hervor gezogen hatte. Unmittelbar in der Nähe, leicht versteckt von den Bäumen erkannte sie im schwachen Licht ihrer Kugel einen Dämon, der sie mit vor Freude und Hunger verzerrtem Blick anstarrte. Schnell griff sie nach ihrem Schwert und richtete sich langsam auf, den Dämon nicht aus den Augen lassend. Eigentlich hätte sie es wissen müssen, direkt nach einem Blutmond würden diese Monster noch mutig genug sein, sich den Städten zu nähern, durch die Wälder streifen und nach ahnungslosen Wanderern wie ihr suchen. Sie grinste, wissend dass sie mit ihrer Hand keine Chance haben würde.
„Tja, das war’s dann wohl“, murmelte sie leise und bereitete sich auf den Angriff des Dämons vor.

Ein lautes Pfeifen ertönte plötzlich, welches den Dämon sichtlich verwirrt hatte.
Noch bevor er sich weiter an der Prinzessin zu schaffen machen konnte, ertönte ein weiteres Pfeifen.
"Heh, wie wär's wenn du dir jemanden auf Augenhöhe suchst?" Rief eine Stimme und die Aufmerksamkeit des Monsters hatte sich komplett gewechselt, in die Richtung, aus der die Stimme kam.
Zwei blau leuchtende Augen waren das einzige, was man im Schatten der Bäume erkennen konnte, doch der Dämon schien die Witterung aufgenommen zu haben und bewegte sich rasch in deren Richtung.
Noch bevor der Dämon sie erreichen konnte, waren sie auch schon verschwunden - und ein schwarzhaariger Junge tauchte Hinter den Dämonen auf, welcher den Dämonen seinen Dolch in den Rücken gerammt hatte.
"Dieser Trick funktioniert immer wieder aufs neue bei euch." Seufzte er, fast schon enttäuscht, mit einem kampfeslustigen Grinsen auf den Lippen. "Aber was will ich auch von drei Hirnzellen erwarten?"
Rasch zog er den Dolch raus, und der Dämon schrie vor Schmerzen. Dies nutzte Damon, um seine Waffe erneut in das Biest zu rammen - diesmal krümmte sich das Biest regelrecht, und sank zu Boden.
Schließlich drehte sich der Assassine zur Prinzessin, welche das ganze schweigend angesehen hatte.
"Alles in Ordnung bei dir?"