Central Hell Goddess 2

Die meiste Zeit funktionierte Arion nur, tat wie ihm geheißen, ignorierte sämtliche Blicke die auf ihm lagen. Sowohl die der wenigen Menschen auf der Straße, der anderen Tavernenbesucher… Selbst die Blicke der anderen Assassinen. Alles was im Rabenhof geschah passierte so schnell und so fand er sich kurze Zeit später an der Bar des Tavernenteils, in Begleitung eines jungen Mannes der wohl auch ein Assassine war. Einem Bierkrug vor der Nase.
Ehe er antwortete gönnte er sich auch ein paar Schlucke, obwohl ihm eigentlich absolut nicht nach Alkohol war. Der Wirt hatte Recht – das brauchte er jetzt für die Nerven.
„Ja“, sagte er knapp. „Zumindest kam die Blutspur direkt aus seinem Zimmer.“ Er versuchte wieder ein wenig Ruhe zu finden, seinen noch immer rasenden Herzschlag zu beruhigen und vor allem seine Gedanken zu Ordnen. „Frag mich nicht, was passiert ist. Ich bin nur dem Blut gefolgt und habe sie in einer Seitengasse gefunden.“ Er hob den Krug noch einmal und leerte den Rest in einem Zug.

"Immerhin hast du sie gefunden." Er lachte leise. "Andernfalls wäre sie wohl verblutet."
Damon nahm selbst einen weiteren Schluck.
"Dann bist du also den Söldner den sie unbefugterweise angeheuert hat, nehme ich an?" Fragte er schließlich, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Erneut zögerte er mit seiner Antwort.
„Der bin ich“, sagte er schließlich. Was brachte es jetzt noch, das zu verheimlichen nachdem er sie so zielsicher hierher gebracht hatte? Da konnte er auch gleich mit offenen Karten spielen. „Sie kann von Glück reden, dass ich noch wach war. Sonst hätte wohl niemand auch nur annähernd etwas mitbekommen.“

"Ich bin dir auf jeden Fall zum ewigen Dank verpflichtet." Er grinste. "Und keine Sorge, ich sorge schon dafür das die Gilde in deinem Fall beide Augen zudrückt. Ich bin übrigens Damon, und wie du gemerkt hast ebenfalls Teil dieses komischen Vereins." Er streckte ihm die Hand entgegen - egal was Ares auch dazu sagen würde, Damon würde dafür sorgen, das dieser Mann ungeschoren davon kommt. Immerhin hatte er Nox Leben gerettet. Und wenn er es nicht schaffte, Ares zu überreden, Shiva davon nichts zu berichten... Es gab eine andere Frau die das definitiv schaffen würde, auch wenn Nox das nicht gefallen wird.

Das erste Mal seit er diesmal in den Rabenhof gekommen war, lächelte nun auch Arion. „Arion“, er erwiderte Damons Händedruck. „Danke für das Angebot. Mir war nur wichtig, dass Nox gerettet wird.“

Damon konnte die Dankbarkeit, die er Arions gegenüber empfand, nicht in Worte fassen. Er hatte schon so viele Leute in seinem Leben verloren - Nox war das einzige an Familie, was irgendwie über geblieben war. Sie so zu sehen hatte ihn einen riesigen Stich im Herzen versetzt; er wollte sich gar nicht erst ausmalen was passiert wäre, wenn Arion sie nicht gefunden hätte.
"Du solltest auf jeden Fall erstmal hierbleiben. Wenn das wirklich dieser Dämon war..." Er schauderte bei dem Gedanken, das Amila noch in seiner Nähe war. Er würde definitiv nach ihr sehen müssen.
"Außerdem glaube ich würde Nox ihren Retter gerne persönlich danken, sobald sie wieder auf den Beinen ist."

Arion sah in seinem verbliebenen Auge, dass Damon sich ernsthaft Sorgen machte. Ihm war jetzt erst aufgefallen, dass er auf dem andere blind zu sein schien. Trotzdem erhob er sich. „Es wäre zu auffällig, wenn ich hier bleibe“, meinte er. „Schließlich wurde ich von einer gewissen Person als Leibwächter angeheuert. Es würde auffallen, wenn ich verschwinde, kurz nachdem Nox ihr Attentat auf Emir versucht hat.“
Außerdem musste er zugeben, machte er sich doch Sorgen um Amila. Nicht, dass er glaubte dass Emir ihr so schnell etwas antun würde, er wollte zumindest sicher gehen, dass Emir in seinem Blutrausch nicht doch auf sie losgegangen ist.
„Und ich denke, es ist ihr vielleicht sogar lieber, wenn ich nicht noch einmal in ihr Leben trete“, sagte er lachend und meinte dabei fast schon mehr sich selbst als sie. Er klopfte Damon zum Abschied auf die Schulter. „Pass bitte gut auf sie auf.“

Damon sah dem Söldner nach. Eigentlich wirklich schade, das Nox so stur war. Er schien zumindest anständig genug um Nox einerseits das Leben zu retten und dann auch noch nach Amila zu sehen.
Trotzdem, gleichzeitig machte sich auch Sorge in ihm breit.
Nox Verletzungen schienen schlimm genug das sie eine Weile nicht mehr arbeiten wird können; und da das aktuell ihr einziger Lebensinhalt war, was würde dann aus ihr werden?
Er leerte seinen Krug. Immerhin war Nox am Leben. Das war aktuell alles was zählte; alles weitere würden sie sehen wenn sie über den Damm war.

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Emir keuchte. Die kleine Schlampe hatte ihn härter erwischt, als ihm lieb war. Nicht nur das seine Schulter am bluten war - sie hatte bei seinem letzten Angriff, ob gewollt oder nicht, knapp seine inneren Organe verfehlt.
Wenn er in der Hölle oder eine Rotmondnacht wäre, würden ihn diese Verletzungen weniger stören - Nuiras Fluch hatte den netten Nebeneffekt der Unsterblichkeit. Doch hier? Es würde zwar immer noch besser und schneller heilen als bei einem normalen Menschen, dennoch änderte es nichts über die Wut und den Schmerz den er gerade verspürte.

Erneut erklang Lärm auf dem Gang, der Amila so ablenkte, dass sie zum erneuten Mal mit dem Pinsel abrutschte. Leise fluchend legte sie das letzte Bauteil und den Pinsel zur Seite. Sie wusste nicht, was passieren würde wenn auch nur eine Rune nicht originalgetreu aufgezeichnet war, ob das Gerät dann überhaupt funktionieren würde… Bei dem Lärm fiel es jedoch selbst ihr unheimlich schwer sich zu konzentrieren. Aus dem vorigen Gerumpel wurde langsam aufgeregtes Getuschel, das genauso schnell wieder verschwunden war, wie es aufgetaucht war. Genervt trat Amila an die Tür ihres Zimmers und öffnete sie.
Der Gang jedoch war leer, wer auch immer eben noch dort gewesen war schien verschwunden zu sein. Doch als sie sich wieder abwandte, bemerkte sie dunkelrote Flecken auf dem Boden. Blut. War das der Grund für die Geräusche? Ihr Herzschlag beschleunigte sich, während sie den Weg der Blutspur betrachtete. In die eine Richtung führte es in Richtung Schankraum, die andere Richtung…
Sie handelte schneller als sie dachte, als sie registrierte, dass die Spur auf der anderen Seite zu Emirs Zimmer führte. Schnellen Schrittes ging sie zu seiner Tür und klopfte.
„Emir, ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie besorgt. Sie konnte nicht vorstellen, dass er ernsthaft verletzt war, war sich aber nicht sicher wie gut sein Körper in seinem Zustand Wunden heilen konnte – ob Dämonen das überhaupt konnten. Dennoch wollte sie sicher gehen, dass er in Ordnung war.

"Ich könnte tatsächlich etwas Hilfe gebrauchen." Antwortete er trocken, während er selbst irgendwie versuchte, die Blutungen zu stoppen.
Wenn er seine komplette Kräfte gehabt hätte hätte er sie fertig gemacht, aber so? Es war eine Schande das sie ihr Gesicht verdeckt hatte - sie war definitiv ein Profi gewesen.

Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete sie die Tür, überrascht darüber dass sie sich so leicht öffnen ließ. Als sie Emir mit blutender Schulter auf dem Boden kauernd sah, erschrak sie zunächst, war aber sofort geistesanwesend, ging zu ihm und riss einen Teil ihres Umhangs ab.
„Was ist passiert?“, fragte sie, während sie die Wunde verband und versuchte, den dünnen Stoff möglichst fest zu ziehen. Es dauerte nicht lange, bis er sich mit Blut gefüllt hatte und sie fluchte leise. Wenn sie doch nur irgendwelche magischen Kräfte hätte und ihn heilen könnte… Sie hasste ihre eigene Unfähigkeit.

"Anscheinend versucht jemand mich loszuwerden, das ist passiert." Erwiderte Emir und konnte den Hass in seiner Stimme nicht ganz unterdrücken, bemerkte aber ihre Sorge.
"Das sollte relativ schnell heilen, sobald wir erstmal die Blutung gestoppt bekommen." In solchen Momenten war er froh, das er keinen gebrechlichen, menschlichen Körper mehr hatte - andernfalls wäre er wohl irgendwann kollabiert.

Die Blutung stoppen… Sie erinnerte sich daran, gelesen zu haben dass man dafür im Zweifelsfall Gürtel verwenden konnte, da sie selbst jedoch keinen hatte… Sie schluckte kurz und löste dann kurzerhand das Band ihres linken Armes, wickelte es unter seiner Achsel und zurrte so fest wie möglich daran, ehe sie es zuband.
„Das reicht hoffentlich“, murmelte sie und seufzte schwer. „Tut mir Leid, dass ich nicht mehr für dich tun kann.“

Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln. "Ach, keine Sorge. Das ist schon besser als mich verbluten lassen."
Schließlich schienen auch die anderen Gäste den Trubel langsam mitbekommen zu haben, denn prompt fand sich der Wirt in Emirs Zimmer wieder, welcher schnell nach einer Heilerin hat rufen lassen, welche die Blutung magisch gestoppt hatte.
Als diese schließlich das Zimmer verlassen hatten und Emir und Amila wieder unter sich waren, sah er sie an.
"Wo ist eigentlich der Söldner abgeblieben?" Fragte er. "Ich kann mir schlecht vorstellen das bei dem Trubel irgendjemand Schlaf abbekommt."

„Gute Frage“, antwortete sie und betrachtete ihr nun blutverschmiertes Band mit einem Hauch von Wehmut, ehe sie dieses in einer ihrer Taschen verschwinden ließ. „Vielleicht ist er in einer anderen Taverne“, vermutete sie, zumindest hatte sie keine Geräusche aus seinem Zimmer gehört. Andererseits hatte sie aber auch nicht wirklich darauf geachtet, schließlich müsste sein Zimmer auf demselben Gang gewesen sein wie ihre.

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Es hatte eine Weile gedauert, bis Arion wieder in die Taverne zurückgekehrt war. Wie lange er im Rabenhof geblieben war wusste er nicht, es hatte sich für ihn zumindest wie eine Ewigkeit angefühlt. Am liebsten wäre er auch dort geblieben und hätte gewartet, bis Nox aufgewacht war. Aber er konnte seinen anderen Auftrag nicht ignorieren. Nox war in Sicherheit. Bei Amila konnte er es nicht wissen.
Als er den Gang zu den Zimmern erreichte, bemerkte er einige Leute, die über die Blutlache diskutierten. Der Wirt selbst schien mit einer Heilerin zu reden, die er wohl extra gerufen hatte, während ein paar Mägde versuchten, das Blut vom Boden zu wischen.
Er drückte sich an den Menschen vorbei, klopfte zunächst an Amilas Zimmertür. Als er keine Antwort erhielt ging er schließlich zum Ursprung der Blutspur, bemerkte, dass die Tür nicht vollständig geschlossen war und blieb davor stehen. Hörte die Stimmen seiner eigentlichen Begleiter, wobei Emirs Stimme ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
Und in dem Moment fragte er sich, ob er nicht doch im Rabenhof hätte bleiben sollen.

Emir zuckte die Schultern, wenngleich er seine eigene Vermutung hatts - doch diese behielt er fürs erste sich. Es war nicht die Zeit, dahingehend Zweifel zu wecken - noch nicht.
"Wie auch immer. Du solltest vielleicht sehen das du noch etwas Schlaf abbekommst, nicht das bald die Sonne aufgeht." Sagte Emir, fast schon tadelnd.

„Du hast vielleicht Recht“, sagte sie und stand auf. Er musste ja nicht wissen, dass sie die letzten Tage häufig bis tief in die Nacht wach war, um am Magiesammler zu arbeiten. Doch nach den Geschehnissen heute wollte sie Emir nicht noch weiter stressen. Allein die Tatsache, dass irgendjemand versucht hatte sie umzubringen beunruhigte sie. Kurz dachte sie an ihre Begegnung mit Damon. Konnte er… Nein, er hatte selbst gesagt er sei ein schlechter Assassine. Und von seinem Benehmen her… Ihr Gefühl sagte ihr, dass er unschuldig war. Nur wer dann? Ob sie ihn danach fragen konnte? Wahrscheinlich nicht.
Dennoch wünschte sie sich in diesem Moment, sie könnte irgendwie Kontakt zu ihm aufnehmen.

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Arion hatte sich vorsorglich in sein Zimmer zurückgezogen, kaum dass er Emirs Worte vernommen hatte. Morgen würde er zum Rabenhof zurückkehren um nach Nox zu schauen… Und vielleicht diesem Damon mitteilen, was er in der Taverne mitbekommen hatte. Ob er sich noch weiter in der Nähe dieses Dämons aufhalten wollte – aufhalten konnte – wusste er selbst nicht. Aber seine Instinkte sagten ihm, dass dieser Auftrag mit einem Mal viel zu gefährlich für seinen Geschmack geworden war.

Ein stumpfer Schmerz fuhr durch Nox Körper, als sie ihre Augen öffnete.
Sie versuchte, sich aufzusetzen, merkte aber wie ihre linke Schulter brannte und sofort nachgab.
"Du solltest liegen bleiben." Sagte eine Stimme zu ihr, welche ihr allzu bekannt war und die sie lange nicht mehr gehört hatte.
Resigniert ließ sie sich zurück ins Bett fallen, der Person, der die Stimme gehörte keines Blickes würdigend.
"Ist das Ares Art und Weise mich zu bestrafen?" Antwortete sie bitter, und merkte wie kratzig ihre eigene Stimme war. Es mussten einige Tage vergangen sein seit... Seit sie versagt hatte, den Dämon zu töten.
"Nein. Aber Ares wollte nicht auch noch von dir gehasst werden." Die Antwort war in einem nicht weniger bitteren Ton, was Nox einen kleinen Stich ins Herz setzte.
"Ich hasse dich nicht, das weißt du."
"Und trotzdem siehst du mich nicht einmal an?"
Darauf wusste Nox keine Antwort. Es war kein Hass gewesen, eher Angst - Angst über den Blick, den sie ihr schenken würde, ob er genauso voller Enttäuschung und Schmerz war wie vor 7 Jahren, als Nox das erste Mal einen Menschen tötete.
Trotzdem wagte sie es und drehte ihren Kopf in ihre Richtung.
Da saß sie, ihre eigene Mutter, auf dem einzigen Stuhl in ihrem Raum, dabei, ihr Schwert zu polieren. Ihre Blicke trafen sich und Nox erkannte tatsächlich sowas wie... Sorge? Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
Die Stimmung war angespannt. Nox wusste, das das Auftauchen ihrer Mutter nichts gutes zu bedeuten hatte - eher im Gegenteil. Sie fürchtete sich regelrecht vor dem, was jetzt wohl folgen sollte.
"Ich nehme Mal an du bist aber nicht hier um mir gute Besserung zu wünschen und ein Strauß Blumen da zulassen, richtig?" Merkte Nox schließlich sarkastisch an, woraufhin Rhea seufzend das Schwert beiseite legte, ihren Blick aber auswich.
"Das nicht. Ich... Ich habe mit Ares gesprochen." Erwiderte sie und Nox Unwohlsein stieg nur noch mehr. "Wir sind beide der Meinung, dass es besser wäre, dich erstmal zu... Beurlauben. Und das über deine Genesung hinaus."
Stille. Nox merkte, wie sich ihr Magen zusammenzog und ihr regelrecht übel wurde. War das ihr Ernst?
"Ich weiß, dass ich eigentlich kein Recht dazu habe, mich dahingehend einzumischen, aber... Auch wenn du mir das nicht glaubst, ich war krank vor Sorge. Dich so zu sehen ... Ich ertrage das nicht noch mal. Und ich habe dich unter einer Bedingung damals in Ares Obhut gegeben - und zwar das er dich um jeden Preis beschützt. Das hier hätte gar nicht erst passieren sollen."
"Heißt das, ich werde jetzt rausgeworfen, nur weil ich ein einziges Mal versagt habe?" Erwiderte Nox schließlich, erstaunlich gefasst. "Weißt du was das eigentlich für mich bedeutet? Ich habe nicht Mal ein Zuhause an das ich zurückkehren könnte!"
"Dein Vater..."
"Mein Vater ist gerade dabei einen Krieg zu verhindern verdammt, das wissen wir beide. Ich kann nicht zurück ins Wasserreich. Ich kann nirgendwo hin."
Sie ließ ihren gesunden Arm auf ihr Gesicht fallen lassen und kämpfte mit den Tränen. Sie hatte sich geschworen, nie wieder zu weinen - diesen Schwur würde sie garantiert nicht vor Rhea brechen.
Sie merkte, wie ihre Mutter mit Worten rang, irgendetwas sagen wollte - doch Nox hatte genug gehört.
"Geh einfach." Sagte sie schließlich.
"Eris..."
"Hörst du schlecht? Ich will dich nicht mehr sehen!"
Sie hörte nur, wie Rhea schwer schluckte, sich dann aber erhob.
"Ich weiß, dass ich eine Rabenmutter bin, das ändert aber nichts daran das ich dich trotzdem beschützen möchte."
Das war das letzte, was Nox hörte, ehe die Tür zu fiel und sie ihren Tränen freien Lauf ließ.

Wie die letzten beiden Tage war Arion auch heute wieder in den Rabenhof gekommen und hatte direkt die Augen nach Damon offen gehalten. Es fühlte sich komisch an, eher nach einem Mann als einer Frau zu sehen, auch wenn der Grund seines Besuches mit einer Frau zusammen hing. So auch heute.
Und wie auch die Tage zuvor sah er den jungen Assassinen an der Bar sitzen. Ohne große Umschweife ging er zu ihm. „Gibt es etwas Neues zu Nox?“, fragte er nach einer kurzen Begrüßung.

Als Damon gesehen hatte, wie Rhea die Taverne verließ, wusste er, das es nichts gutes zu bedeuten hatte.
Er war direkt danach zu Nox geeilt - obwohl sie gefasst wirkte hatte er ihr angesehen, das sie bitterlich geweint haben musste.
Selbst Ares wirkte betroffen, meinte zu Damon das es ihn selbst in der Seele wehtat, aber das nun Mal die Abmachung mit Rhea war, die er vor 7 Jahren getroffen hatte.
Zwar durfte Nox sich noch erholen und sie würde auch eine finanzielle Abfindung erhalten, die ihr einen Neuanfang erleichtern sollte, doch Damon kam nicht darauf klar wie unfair das ganze war. Er hatte sich hilflos gefühlt - als würde er wieder ein Teil seiner Familie verlieren.
Er hatte die letzten Stunden bei ihr gesessen und obwohl sie nicht geredet hatten, wusste er das sie es wertschätze. Das es ihr ein Stück weit geholfen hatte, bis sie irgendwann wieder alleine sein wollte.
Und so saß er, in der Taverne, wie ein Häufchen Elend als ihn plötzlich Arion angesprochen hatte.
"Ziemlich viel sogar." Antwortete er nüchtern und seufzte. "Gute Nachricht: Sie ist wach. Schlechte Nachricht..." Er seufzte und spürte sofort den Klos im Hals, wie ihm wieder selbst zum Weinen zumute war.
"Schätze sie muss die Gilde verlassen. Vorerst. Angeblich."

Arion schwieg eine Weile und bedeutete Nick, ihm etwas zu trinken zu bringen. „Das ist hart“, sagte er knapp. Einerseits war er erleichtert, dass Nox wieder wach war, aber dadurch jetzt für eine Weile ihren Beruf zu verlieren… Das war nichts, was man irgendjemandem zumuten sollte. Zumuten konnte.
Als er sein Bier bekam nahm er einen tiefen Schluck. „Dann haben wir aber wohl etwas gemeinsam“, bemerkte er und senkte den Krug wieder. „Ich werde meinen momentanen Auftrag abbrechen. Es wird mir langsam zu heikel mit Emir, lieber verschwinde ich, bevor er etwas bemerkt.“ Er nahm noch einen Schluck. „Jetzt wo ich weiß, dass Nox wieder wach ist, kann ich die Stadt denke ich verlassen.“ Letzteres sagte er eher leise und nicht annähernd so sicher, wie er sich eigentlich war. Tatsächlich verspürte er den Drang, die Assassine mitzunehmen. Doch wohin? Er war selbst ein Vagabund, jemand der sich von Auftrag zu Auftrag voran hangelte und sein Geld verprasselte, statt es wie geplant zu sparen. Außerdem wusste er, dass eine Frau – selbst wenn es Nox war – ihm nur unnötige Probleme bereiten würde.

"Ist vielleicht besser so." Erwiderte Damon, warf ihn aber einen zweifelnden Blick zu.
"Sicher das du dich einfach vom Acker machen willst ohne sie vorher nochmal zu sehen? Wenn sie dir egal wäre wärst du nicht jeden Tag hier gewesen um nach ihr zu fragen."

Arion senkte den Blick, kratzte sich fast schon verzweifelt am Hinterkopf. „Es ist vielleicht das Beste für uns beide“, erklärte er und nahm noch einen Schluck. „Es ist nicht so, dass sie mir egal ist.“ Er wusste nur selbst nicht, ob er sie in diesem Zustand sehen wollte, schoss ihm durch den Kopf. Im Nachhinein hatte es ihn innerlich zerrissen sie so zu sehen, nicht zu wissen ob sie überleben würde. Und gleichzeitig der Gedanke, dass er vor der Person, die sie so zugerichtet hatte, so zu tun als wäre alles gut. Als wüsste er von nichts. Er hatte sich schon mehrmals selbst bei dem Gedanken erwischt, dass er selbst versuchen wollte Emir umzubringen. Rache für sie zu nehmen. Doch er war nicht so dumm, dass er es versucht hatte. Ihn würde es wahrscheinlich am Ende noch schlimmer erwischen, als sie es hatte.
Nachdem er eine Weile geschwiegen hatte, bemerkte er Damons Blick und seufzte schwer. „Vielleicht sollte ich mich zumindest von ihr verabschieden“, lenkte er schließlich ein.

Damon lächelte.
"Danke. Sie ist zwar aktuell in einem echt erbärmlichen Zustand, aber ich glaube es würde sie aufmuntern, dich zu sehen. Egal was sie sagt."
Er seufzte. Am liebsten würde er Arion fragen, ob er sie nicht einfach mitnehmen könnte, auf sie aufpassen könnte - immerhin kannte er Nox und er wusste, das sie sich niemals irgendwo niederlassen und ein normales Leben beginnen würde. Nicht so, nicht unter diesen Umständen. Aber wahrscheinlich wäre so eine Bitte einfach zu anmaßend gewesen. Er kannte Arion nicht lange, außerdem er sah sich nicht im Recht sich einzumischen. Und trotzdem...
Vielleicht sollte er erstmal abwarten, wie Nox drauf ist, nachdem sie Arion gesehen hat. Immerhin scheinen die zwei einander zu mögen, ansonsten hätte er wohl mit keinem von beiden reden können. Und dann... Wenn es nicht anders ging, würde er selbst die Gilde verlassen, trotz allem was er ihr schuldig war. Aber Helen würde verstehen das er es nicht ertragen würde ein Teil seiner Familie zu verlieren - nicht nochmal.

Arion leerte seinen Krug und bemühte sich seinerseits ebenfalls um ein Lächeln.
„Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl. Würde es dir etwas ausmachen?“ Er legte etwas Geld auf den Tisch und erhob sich zusammen mit Damon.
Bisher hatte Arion nichts weiter über eine mögliche Strafe gehört, weshalb er davon ausging oder vielmehr darauf hoffte, dass man ihn in der Gilde akzeptierte. Dennoch hielt er es für sinnvoller, Damon als Begleiter und Führer dabei zu haben. Schließlich konnte er nicht wissen, wie andere Assassinen die ihn nicht kannten darauf reagieren würden, wenn ein unbekannter durch ihre versteckten Gänge ging. Außerdem war alles in jener Nacht so schnell geschehen, dass er sich nicht mehr sicher war, welchen Weg er zu Nox‘ Zimmer gehen musste.
Es dauerte schließlich nicht lange, bis die beiden Männer vor ihrem Zimmer standen und Arion spürte, dass er tatsächlich irgendwie aufgeregt war. Warum? Schließlich war das nur ein Krankenbesuch. Ein Krankenbesuch, kombiniert mit einem Abschied.