Central Hell Goddess 2

„Na ja, passiert ist passiert“, antwortete sie und lehnte sich an die kalte Steinwand, richtete den Blick gegen die Decke.
Ein Hauch von Erleichterung breitete sich in ihr aus. Gut, wäre etwas in der Taverne geschehen, hätten sie es mit Sicherheit vor ihrer Abreise mitbekommen. Es hatte sie ohnehin schon überrascht, dass Arion so spät dazu gestoßen war… Andererseits hatte sie schon gemerkt, dass ihr Söldner-Freund wohl sehr gerne zu tief ins Glas schaute. Dass er dann überhaupt noch klar genug im Kopf gewesen war Emir zu erkennen, überraschte sie dann doch ein wenig. Bei den Festen am Hof hatte sie nur zu oft miterlebt, wie sich gerade die jüngeren Adeligen so zulaufen ließen, dass sie von ihren Bediensteten nach Hause gebracht werden mussten.
„Jedenfalls weiß er jetzt, dass du ein Dämon bist. Das brauchen wir also vor ihm auch nicht mehr zu verheimlichen."

"Ich weiß nicht ob das die Sache vereinfacht oder erschwert." antwortete Emir, seinen Blick ins Leere gerichtet. "Meinesgleichen traut doch eh keiner - und wer kann es ihnen schon verübeln?" Sein Lachen war bitter, aber auch nur, weil er selbst besser wusste als jeder andere das man Emir definitiv nicht vertrauen sollte. Nur leider war er gerissen genug um sich trotzdem Vertrauen zu erschleichen - würde er es darauf anlegen würde er es schaffen das auch der Söldner ihn aus den Händen fraß, doch sah er keinen Nutzen in ihm. Es wäre ihn sogar lieber, er würde ihn loswerden können, ohne das Amila Verdacht schöpfen würde. Doch durfte er das nicht riskieren, weswegen er ihn billigte, und hoffte das er früh genug merkte das er sich in Angelegenheiten einmischte die zu groß für ihn waren.

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Nox hatte bis Mittag am Stadttor gewartet bis die Gruppe sich endlich wieder hatte blicken lassen. Wahrscheinlich war es Arion’s Schuld gewesen das es bis jetzt gedauert hatte – sie war nicht undankbar gewesen, denn obwohl sie sich selbst keinen Schlaf erlauben konnte, aus Angst, die Gruppe zu verpassen – so konnte sie sich dennoch ausruhen und im Dickicht versteckt halten, ohne Magie nutzen zu müssen.
So hatte auch Damon genug Zeit gehabt, wieder zu ihr aufzuschließen; die Zweigstelle der Gilde war nur wenige Kilometer von Kanre entfernt gewesen, und sie hatten vereinbart, sich hier wieder zu treffen, um ein Stück zusammen weiter zu reisen und damit sie ihm die Informationen mitteilen konnte.
„Macht mir eigentlich echt keinen Spaß den Laufburschen zu spielen.“ Das war das Erste, was er zu ihr gesagt hatte, nachdem sie ihm ein magisches Zeichen gesendet und zu ihn ins Dickicht geführt hatte. Nox hatte ein kleines Fernglas in der Hand, mit der sie ununterbrochen das Tor im Auge behielt – sie durfte Amila und den Dämon nicht verpassen, nicht jetzt, nachdem was sie herausgefunden hatte. Egal wie sehr sie der Auftrag ermüdete.
„Normalerweise sind unsere Aufträge auch viel schneller erledigt als das.“ erwiderte sie, ein wenig genervt – sie merkte, dass sie erschöpft war und dringend eine, wenigstens eine, erholsame Nacht brauchte. Doch die war in so weiter Ferne wie der Ende dieses Auftrages gewesen.
„Ich weiß, ich weiß. Hast du wenigstens was Neues in Erfahrung bringen können?“ Der Schwarzhaarige hatte sich gegen einen Baum gelehnt und schien vollkommen entspannt, was Nox noch mehr nervte. Sie wusste, er war selbst die ganze Zeit damit beschäftigt, von einem Ort zum anderen zu laufen – anders als ihr waren ihn aber wenigstens erholsame Nächte gegönnt. Doch wollte sie das nicht an ihm auslassen.
„Und ob. Anscheinend arbeitet unser Prinzesschen an einen Magiesammler und unser Dämonen-Knirps hat während Blutmondnächten wohl den Körper eines Erwachsenen.“
Damon hob eine Augenbraue. „Okay?“
„Ja. Ich weiß selbst noch nicht, wie ich das bewerten soll, aber… Hast du Ares holen lassen?“
„Jop. Den werden wir wohl erst in Asteria zu sehen bekommen, schätze ich. Und anscheinend…“ Damon zögerte kurz. „Anscheinend hat deine Ma auch ein Interesse an der ganzen Sache. Sie war auf jeden Fall gestern noch in der Zweigstelle und hat nachgefragt.“
Entgeistert ließ Nox das Fernglas sinken.
„Rhea? Die interessiert doch sonst auch nicht was in der Gilde abgeht oder nicht.“ Dann fiel es ihr wie die Schuppen von den Augen. „Oh, natürlich. Sie hat davon Wind bekommen das Amila was damit zutun hat. Was hast du ihr erzählt?“ Sie seufzte entnervt und schaute wieder durch das Fernglas.
Damon zuckte mit den Schultern.
„Nichts, aber ich weiß sie muss mit Ares gesprochen haben. Kannst ihn in Asteria ja selbst fragen.“
Nox spürte, wie sie wütend wurde. Sie hatte zwar versucht, die Frau, die sich als ihre Mutter bezeichnete aus ihrem Leben zu streichen – und bisher waren beide auch einig gewesen das es wahrscheinlich das Beste war – aber dennoch, dass sie sich gerade wegen Amila in dieser Sache einmischte störte sie mehr als ihr lieb war.
„Ich hoffe einfach Ares gibt das Okay diesen Knirps einfach zu töten. Wenn er so gefährlich ist verstehe ich eh nicht wieso der Auftrag nicht direkt kam.“
„Liegt nicht an uns, das zu beurteilen, und das weißt du.“ erwiderte Damon und Nox meinte, etwas Bitterkeit in seiner Stimme zu erkennen. Er war Teil dieser Gilde, weil er ernsthaft der Meinung war etwas an der Welt ändern zu können, Einfluss zu haben – das hatte die Gilde früher mal, vor vielen, vielen Jahren, aber die Zeiten waren vorbei. Mittlerweile waren sie nur noch dreckige Halsabschneider, Diebe und Spitzel. Nicht mehr, nicht weniger. Damon schien das auch langsam zu realisieren – und doch war seine Schuld gegenüber der Gilde so groß, dass er ihr nicht so schnell den Rücken kehren konnte, das wusste sie.

Sie warf einen kurzen Seitenblick zu Emir. Da war er wieder, dieser leere Blick, das bittere Lachen… Für einen kurzen Moment beobachtete sie ihn. Konnte das wirklich ein Wesen sein, das Menschen zerfleischte und fraß? Nein, sie konnte es sich nicht vorstellen. Fast fühlte sie schon eine gewisse Verbindung zu ihm. Auch ihn umgab eine Trauer, eine bittere Erinnerung… Vielleicht hatte sein Kraftverlust eine ähnliche Ursache wie ihre schmerzende Narbe?
„Es ist nun Mal so, dass die meisten Dämonen nun einmal vor allem Angst und Schrecken verursachen“, sagte sie und klang dabei ein wenig sanfter.
Dann wandte sie sich um und griff zu ihrem Notizbuch, warf aber noch kurz einen Blick auf den Höhlenausgang. Sie war nicht unglücklich, dass Arion noch nicht zurückgekehrt war, so konnte sie ihre Gedanken wieder ordnen. Sie sollte seine Abwesenheit ausnutzen…
„Etwas anderes“, begann sie und blätterte in ihrem Notizbuch. „Ich habe einen Teil des Bauplanes für Magiesammler entschlüsselt. Anscheinend benötigt man eine Art Katalysator, in dem man die Magie speichern kann.“ Nun öffnete sie die Zeichnung im anderen Buch, das sie gefunden hatte. „Es gibt wohl eine Möglichkeit, die Magie direkt in einen Körper fließen zu lassen, allerdings verstehe ich nicht ganz wie das funktioniert… Und uns fehlen die Möglichkeiten, einen großen Magiesammler zu bauen.“
Nun legte sie die Skizze ihrer Version des Magiesammlers dazu. „Daher habe ich überlegt, ob man nicht eine kleinere Version bauen könnte. Das Abzapfen von Magie steht unter Todesstrafe, daher möchte ich versuchen ihn so zu gestalten, dass er nur so viel Magie wie nötig absorbiert, aber gleichzeitig nur so wenig, dass man es nicht merken würde.“

Emir sah sie entgeistert an.
"Das steht unter Todesstrafe?!" Diese Ungläubigkeit war nicht mal gespielt. War sie etwa wirklich so naiv und dumm das sie sich willentlich in den Suizid getrieben hatte? Ihn zu vertrauen war eine Sache, aber die Todesstrafe zu riskieren war eine andere. Oh, wie gut er das nutzen könnte.
"Und du möchtest das ernsthaft bauen? Ich bin mir sicher wir würden gewiss andere Möglichkeiten finden meine Magie wiederherzustellen, ohne dich in den Tod zu treiben."

Sie seufzte schwer. Warum fingen alle Männer um sie herum gleich damit an? Es war doch ihre Sache, ob sie ihr Leben aufs Spiel setzte, oder etwa nicht?
Dann jedoch hob sie den Blick und sah ihn zuversichtlich an.
„Dafür müssten sie es merken und uns dabei erwischen. Daher die Sicherheitsmaßnahmen“, erklärte sie und klappte ihre Bücher wieder zu. „Außerdem fehlt uns die Zeit, um andere Möglichkeiten zu erforschen. Der Blutmond erscheint schon monatlich, wenn es sich noch weiter häuft…“
Sie verstaute die Bücher und lehnte sich wieder an die Felswand. Natürlich hätten sie genau betrachtet noch mehr Zeit, zumindest er würde es bestimmt haben. Ob sie selbst diese Zeit hatte, wusste sie jedoch nicht.

"Ich kann dir versichern das es noch mehr werden wird." antwortete Emir. "Ich vermag es nur nicht einzuschätzen wie lange."
Er sah zur Decke. "Ich danke dir selbstverständlich für die Hilfe. Und ich bin mir sicher das du dir genau überlegt hast, was du da tust." Soetwas wie ein Lächeln entkam seinen Lippen.

Sie lächelte müde. Dass sich der Blutmond häufen wird hatte sie schon befürchtet. Schließlich war es jetzt nach dem aktuellen Muster bereit so, dass er zwölf Mal mehr am Himmel stand als es eigentlich üblich gewesen war.
„Ich danke dir für dein Vertrauen“, sagte sie schließlich und meinte ihre Worte ehrlich. Es kam nicht oft vor, dass jemand sie nicht als wahnsinnig oder verrückt betitelte. Ob sie das alles überlebte oder nicht, war ihr relativ egal – zumindest redete sie sich das immer wieder ein. Denn in Wahrheit hatte auch sie, genau wie alle anderen, unheimlich große Angst vor dem Tot.
Schritte erklangen nicht weit von der Höhle und kurze Zeit später trat auch Arion wieder ein, der ihnen erklärte, dass er nicht weit entfernt auf ihrer Strecke Lichter gesehen hatte – vermutlich ein weiterer Ort, der noch intakt zu sein schien. Amila sah das als Erklärung dafür, dass er lange fort geblieben war und so entschieden sie, diesen Ort als nächstes anzusteuern.

Manchmal hasste sie es, wie gut Damon sie kannte. Sie war erschöpft gewesen, müde, wütend – aber gleichzeitig auch unglaublich stur, weswegen sie das niemals zugegeben hätte. Die Schattenmagie war praktisch, aber gleichzeitig auch so unglaublich kräftezehrend gewesen, vor allem wenn man sie über mehrere Tage einsetzte, so wie sie es aktuell tun musste. Als sie den Auftrag annahm war ihr bewusst gewesen, wie anstrengend das werden würde; das sie tagelang ohne Pause unterwegs sein würde, dass Schlaf etwas süßes, unerreichbares für sie wäre; Ares musste das genauso gewusst haben, was wohl auch der Grund war, wieso Damon überhaupt erst dabei sein durfte.
Dieser hatte sie, nachdem Nox den ganzen Weg über geschwiegen hatte, in ihren eigenen Gedanken versunken, vor allem wütend – wütend darüber, dass ihre Mutter sich in diesen Auftrag einmischte, wütend über sich selbst, weil es ihr anscheinend nicht egal war – regelrecht dazu gezwungen, eine Pause zu machen. Sie hatte erst Wiederworte geben wollen, doch er hatte Recht, und das wussten beide.
Und so kam es, dass sie sich nun in einem kleinen Dorf wieder fand, welches auf den direkten Reiseweg der Gruppe lag. Damon versicherte ihr, er würde sie rechtzeitig einsammeln, wenn absehbar war, das die Gruppe nicht ebenfalls hier rasten würde. Und ansonsten würden sie sich in Asteria wieder treffen.
Nox hatte wiederwillig angenommen, auch auf die Gefahr hin, dass die Gruppe sie entdecken würde. Aber das war ihr in den Moment egal gewesen, dann war sie für heute halt wieder Eris – das Einzige wonach sie sich nur noch sehnte ist etwas anständiges zu essen und genug Alkohol um die Wut und den Frust irgendwie von der Seele zu trinken.
Es hatte auch nicht lange gedauert, ehe sie dörfliche Taverne gefunden hatte, welche kaum besucht war und sich an deren Tresen wieder fand.

Bereits wenige Stunden nach ihrem Aufbruch konnten sie von einer Erhöhung aus das von Arion erwähnte Dorf sehen. Wie heutzutage üblich war auch dieses von einer Mauer umschlossen, dennoch konnte man vereinzelte Ruinen außerhalb des Ortes entdecken. Eine Sache, die sich heutzutage leider nicht mehr vermeiden ließ, sodass sich für Amila das weitestgehend sicher wirkende Karne fast wie ein Traum anfühlte.
Auch auf den Straßen begegneten sie recht wenigen Dorfbewohnern, die meisten arbeiteten auf den Feldern. Mit gesenktem Kopf bemerkten sie die Reisenden nicht, oder ignorierten sie sie einfach nur? Sie schienen zumindest mehr zu funktionieren, als wirklich anwesend zu sein. Generell spürte sie einen Hauch von Trauer und Verbitterung in der Luft, der wie ein bitteres Tuch auf dem Ort lag. Die wenigen Bewohner denen sie begegneten trugen Trauerkleidung, während sie ihren Arbeiten nachging.
„Der Blutmond scheint hier nicht ohne Verluste vorbei gegangen zu sein“, Arions Stimme war leise, sodass nur sie ihn hören konnten, fast als wollte er die Ruhe des Ortes nicht stören.
Die Taverne lag ziemlich zentral und war wohl der einzige Ort, an dem man die Trauerstimmung nicht wirklich merkte. Oder es lag einfach daran, dass die wenigen Gäste ihren Frust bereits seit dem frühen Morgen in Alkohol ertränkten. Zumindest waren nicht viele Gäste anwesend, dennoch blieb Amilas Blick auf einer schwarzhaarigen Frau hängen und erstarrte. „Eris“, flüsterte sie leise und rückte schlagartig ihre Kapuze tiefer ins Gesicht, ignorierte dabei die verwirrten Blicke ihrer Begleiter.
Das war nicht gut, gar nicht gut. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht unbedingt damit ihre Freundin aus Kindertagen hier zu treffen. Was machte sie überhaupt hier? Wie viel wusste sie über Amilas Verschwinden? Würde sie sie verraten? Auf der einen Seite freute sie sich zwar, sie wieder zu sehen, aber sie wusste, dass ein Kontakt zu ihr mit einem hohen Risiko verbunden war.

Obwohl der Abstecher im Dorf als kleine Pause für Nox dienen sollte, so waren Damon als auch ihr klar gewesen, dass eine direkte Konfrontation mit der Prinzessin nicht vermeidbar waren, und doch sah vor allem Damon kein Problem darin, diese Begegnung zu provozieren.
Natürlich nicht, immerhin hatte Nox ihm noch nicht von Arion erzählt, war es doch ein Regelverstoß jemanden ohne Erlaubnis in einen Auftrag zu involvieren. Das sie riskierte, ihren echten Namen zu offenbaren, machte den Braten nun auch nicht mehr fett. Zur Not würde sie ihn einfach umbringen, sollte er auf dumme Ideen kommen.
Vorallem war sie einfach gespannt auf die Ausreden die ihr die Prinzessin entgegen werfen würde, gerade was diesen Dämon betraf. Die Geschwistersache würde bei ihr nicht funktionieren, so kannten sich Amila und 'Eris' doch seit Kindheitstagen.
Als sich die Tür der Taverne schließlich öffnete, brauchte Nox sich nicht einmal umdrehen um zu wissen um wen es sich handelte.
Sie beschloss, zu warten, bis die Gruppe sich selbst am Tresen vorfand und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Krug.

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Emir war die Reaktion von Amila nicht entgangen. Er schaute sie fragend an, dann warf er einen Blick auf die Schwarzhaarige Frau, die sie anscheinend aus dem Konzept geworfen hatte.
"Eine Bekannte von dir?" Fragte er leise.

„Eine Kindheitsfreundin“, antwortete sie knapp und bemühte sich, Eris nicht zu sehr anzustarren. Sie wusste, dass sie fragen würde. Fragen, warum Amila hier war, warum in Begleitung eines Kindes und eines Söldners. Und vor allem konnte sie ihr unmöglich die Geschichte erzählen, dass Emir ihr Bruder war. Dafür kannte Eris ihre Familie zu gut – schließlich waren ihre Eltern damals Gefährten im Kampf gegen den Papst gewesen. Sie berührte das violette Band, das sie sich um ihren rechten Arm gebunden hatte. Ein Zeichen ihres Respekts gegenüber Eris‘ Mutter, Rhea, und ein Ausdruck ihres persönlichen Wunsches, genauso zu werden wie sie.
Nein, sie musste sich konzentrieren. Eine Ausrede musste her – und das möglichst schnell!

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Auch Arion sah sie leicht verwirrt an. Ihm war nicht entgangen, dass Nox an der Bar saß, doch dass sie und Amila sich wohl aus Kindertagen kannten überraschte ihn dann doch. Und ihr Name war wohl Eris? Gut, dass die Assassinen nicht mit ihren normalen Namen arbeiteten wunderte ihn eher weniger. Dennoch fragte er sich, ob es für sie nicht einfacher gewesen wäre, Amila selbst anzusprechen, statt sie auf umständlichen Wege beschatten zu lassen. Andererseits zeigte ihm Amilas Reaktion, dass ihre Freundschaft wohl nicht so eng zu sein schien, dass sie entdeckt werden wollte. Warum sonst versuchte sie sich noch besser zu verstecken?
„Hier stehen zu bleiben hilft uns auch nicht weiter und macht uns nur verdächtig“, merkte er an, ehe er selbst an die Theke trat und – wie schon beim letzten Mal – den Wirt um drei Zimmer bat. Dabei ignorierte er Nox, damit kein Verdacht aufkam.
Nur zögerlich folgte die Prinzessin und blieb mit gewissem Abstand hinter ihnen stehen.

Nox konnte sich einen kurzen, amüsierten Blick in Arions Richtung nicht verkneifen, vorallem nicht weil seine Verwirrung regelrecht ins Gesicht geschrieben war.
Sie leerte ihren Krug in einem Zug und hatte direkt einen neuen geordert - diese Begegnung würde sie nüchtern wohl nicht ertragen, vorallem nicht, wenn Rhea ihr die ganze Zeit noch im Hinterkopf rumschlich.
Schließlich drehte sie sich um und tat so, als würde sie Amila, welche sich ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, fragend mustern.
Am Besten wäre es wenn sie das hinter sich brachte - danach konnte sie sich immer noch stumpf den Alkohol in die Kehle kippen und vielleicht endlich Mal Schlaf finden.
"Amila?" Fragte sie schließlich vorsichtig und bemühte sich, so erstaunt wie möglich zu klingen.

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"Schätze, du wurdest entdeckt." Flüsterte Emir amüsiert.

„Sei still“, zischte sie Emir zu. Ihr Herz hatte einen erschrockenen Satz gemacht, als Eris sich zu ihr umgedreht und sie angesprochen hatte. Na ja, immerhin war es nun auch egal, zumindest vor ihr brauchte sie sich nicht mehr zu verstecken. Dennoch warf sie kurz einen Blick in den Schankraum, nur um erleichtert festzustellen, dass sonst niemand auf sie aufmerksam geworden war.
„Ist lange her Eris“, sie bemühte sich nicht allzu angespannt zu klingen und trat dann näher an ihre Freundin. „Ich hatte nicht erwartet, dich in einem so abgelegenen Dorf zu treffen.“
Einfach nur Zeit schinden, sagte sie sich, während sie weiter über mögliche Ausreden nachdachte. Es war schon unangenehm genug, jemandem begegnet zu sein den sie kannte. Bei all ihren Planungen und Ideen hatte sie über alles nachgedacht, nur nicht über ihre Möglichkeit.
„Hier“, Arion drückte ihr einen Zimmerschlüssel in die Hand und verbeugte sich dann kurz vor Eris. „Freut mich Eure Bekanntschaft zu machen, ich bin Arion.“ Er reichte Eris kurz die Hand, klopfte Amila auf die Schulter und wandte sich dann von ihr ab. Sie verfluchte ihn innerlich dafür. Konnte er sich nicht lieber etwas einfallen lassen, damit sie verschwinden konnte? Nicht dass sie sich nicht doch irgendwie freute Eris wieder zu sehen, er musste doch selbst wissen wie gefährlich diese Begegnung für ihr Unterfangen war!

[Oder er sieht es schlichtweg als Chance, diesen gefährlichen Job von dir loszuwerden meine liebe Ami x)]

Nox war sich die Skurilität dieser Situation durchaus bewusst, und doch musste sie zugeben das sie irgendwie Spaß daraus gezogen hatte. Es war so wunderbar absurd - allein diesen ihr verhassten Namen zu hören, mit dem sie sich so null identifizieren konnte, ließ sie einen gesunden Abstand dazu entwickeln, den sie auch dringend benötigt hatte. Sie sah Arion kurz hinterher, wandte sich aber dann wieder Amila zu.
"Nette Begleitung." sagte sie neckisch, ehe sie einen Schluck aus dem Krug nahm.
"Ich kam von Asteria und wollte eigentlich einen Abstecher in der Hauptstadt machen." Sie funkelte Amila belustigt an. "Viel interessanter ist es jedoch was gerade du hier machst. Solltest du nicht in Winderia sein?"

Sie hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde. Und genauso war ihr klar, dass sie sich, je länger sie zögerte, umso verdächtigter machte. Anscheinend hatte sie aber wenigstens noch nichts von ihrer Flucht mitbekommen. Möglich, dass sie damit außerhalb von Wentra doch noch Chancen hatte, weitestgehend unerkannt zu bleiben… Doch nicht vor ihr.
„Das ist eine lange Geschichte“, meinte sie ausweichend und setzte sich auf den freien Hocker neben ihr. Die Situation war schon unangenehm genug, da konnte sie sich auch gleich setzen.
„Ein geheimer Botengang nach Asteria, wegen Friedensgesprächen. Du weißt ja, wie angespannt die Situation zwischen Asteria und dem Königshaus ist.“ Sie sprach leise, bemühte sich aber gleichzeitig auch nicht zu verkrampft zu klingen. „Deshalb ist Arion auch bei mir. Es ist besser, wenn ich möglichst unerkannt reise.“
Sie hoffte, dass Eris ihr diese Ausrede abkaufte, hoffte, dass ihre Freundin nicht wusste, dass sie die Stadt eigentlich nicht verlassen durfte. Oder wenigstens glaubte, dass Amila nach ihrem Geburtstag doch etwas mehr Freiheiten erhalten hatte.

Nox musste sich zusammenreißen. Was war das bitte für eine Ausrede? Als ob das Königshaus die zweitgeborene Prinzessin schicken würde, vorallem ohne den König oder die Königin.
Aber 'Eris' war dümmer als Nox, also beschloss sie, diese Ausrede erstmal zu Schlucken.
"Und der Junge? Gehört er etwa auch zu deiner Mission?" Fragte sie und machte eine Kopfbewegung in Richtung des Dämons, welcher unsicher hinter Amila stehen geblieben ist.
Dieser druckste ein wenig verunsichert vor sich rum - wenn sie es nicht besser wissen würde hätte sie ihm die Rolle sogar beinahe abgekauft.
"Ich ... Bin von Zuhause abgehauen." Sagte der Junge kleinlaut. "Herr Arion hat mich vor einem Dämon gerettet, und jetzt bringen sie mich nach Hause."
"Da hast du aber Glück gehabt, Kleiner. Hoffe das das dir das eine Lehre war. Kommst du aus Asteria?"
Er schüttelte beschämt den Kopf. Dieser Dämon war ein verdammt guter Schauspieler gewesen, besser als Nox es jemals wäre.
"Nein, ich komme aus einem Dorf, nicht weit von hier. Meine Eltern betreiben einen Schmuckhandel."
Nicht schlecht. Eine Ausrede für die eher edlen Klamotten hatte der Bub auch parat.
'Eris' grinste.
"Eine echt interessante Reisegruppe hast du dir da zusammen gesammelt, Ami."

Erleichterung breitete sich in Amila aus und sie war wirklich froh darüber, dass Emir so ein guter Schauspieler war. Sie hatte sich zwar auch eine ähnliche Ausrede überlegt, aber er hatte das so glaubhaft herübergebracht, dass sie sich sicher sein konnte, dass Eris ihm glauben würde.
„In einer kleineren Gruppe ist es einfach unauffälliger.“ Sie lächelte. „Und wir konnten ihn nicht einfach zurücklassen, nicht bei der Häufigkeit an Blutmonden mittlerweile.“
Sie beugte sich leicht in Eris‘ Richtung und berührte vorsichtig ihren Arm. „Eris, könntest du mir den Gefallen tun und niemandem von unserer Begegnung erzählen?“ Mit ernstem Blick sah sie ihrer Freundin in die Augen. „Diese Mission ist von größter Wichtigkeit, es wäre schlecht wenn irgendjemand zu einem falschen Zeitpunkt davon erfährt… Man kann nie wissen, wer wo seine Ohren hat.“

Nox grinste.
"Keine Sorge, die politischen Gepflegenheiten interessieren mich eh nicht." Erwiderte sie, und versiegelte mit ihren Fingern symbolisch die Lippen.
"Was macht dein Bruder solange? Ich hätte ehrlich gesagt gedacht das man eher ihn für sowas beauftragen würde, so als Thronfolger."
"Ich würde dann aber auf mein Zimmer gehen, wenn's okay ist.. " warf der kleine Dämon noch ein, perfekt den unschuldigen Jungen imitierend und ließ sich von Amila den Schlüssel geben.

Amila fluchte innerlich, während sie Emir den Schlüssel gab, dann erinnerte sie sich aber wieder daran, dass sie kurz vor ihrer Flucht gehört hatte, er sei nach Artill aufgebrochen. Das war zwar nun auch ein paar Wochen her, sie wusste also nicht, ob er nicht schon wieder zurück war. Wobei es gerade bei politischen Angelegenheiten auch nicht ungewöhnlich war, wenn eine Reise länger dauerte. Dennoch tat sie so, als würde sie überlegen.
„Kurz vor meinem Aufbruch ist er mit Mutter nach Artill gereist“, meinte sie, als man von draußen eine gewaltige Windböe vernahm, begleitet vom sanften Klingen mehrerer Glocken. Amila warf einen Blick durch eines der Fenster. Erst jetzt bemerkte sie, dass sich sämtliche Dorfbewohner wohl auf dem Platz vor der Taverne versammelt hatten.
Sie stand langsam auf. „Entschuldige mich kurz.“
Amila musste nicht fragen was genau los war. Die Stimmung im Dorf war die ganze Zeit schon gedrückt gewesen, als sie aus dem Fenster sah fühlte sie sich auch bestätigt. Alle Dorfbewohner die sich auf dem Platz versammelt hatten trugen Trauerkleidung.
Mit dem Geräusch der Glocken bildeten sie eine Linie und begannen einen Trauermarsch, der wohl in der Nähe des örtlichen Friedhofs enden würde. Amila beobachtete sie eine Weile, bis sie sich schließlich schweigend an den wenigen Schaulustigen der Taverne vorbei drückte und diese verließ. Als Fremde in diesem Ort stand es ihr eigentlich nicht zu, sich dem Trauermarsch anzuschließen. Doch als Prinzessin dieses Reiches sah sie es gleichzeitig als ihre Pflicht… Nein, nicht als Prinzessin. Als eine Person, der das Volk und die Bewohner dieses Landes wichtig waren, die auch den kleinen Mann respektierte. So folgte sie ihnen mit angemessenen Abstand.

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Arion hatte sich an einen Tisch recht abseits gesetzt und die ganze Zeit die Augen auf Nox und Amila gerichtet. Die Glocken hatte er ignoriert, war jedoch überrascht, als die Prinzessin schließlich ohne ein Wort zu sagen die Taverne verlassen hatte. Mit den Gebräuchen des Windvolkes kannte er sich nicht allzu gut aus, vermutete aber, dass ihre Abwesenheit mit der Prozession zu tun hatte. Ihr würde schon nichts passieren und er hatte gerade auch nicht unbedingt Lust, seinem Job als Söldner nachzugehen. So wartete er eine Weile, ehe er sich erhob und an Nox‘ Seite trat.
„Stört es dich, wenn ich mich zu dir setze?“, fragte er mit einem charmanten Lächeln.

Ein erleichtertes Seufzen entwich Nox’ Kehle, als Amila und der Dämon schließlich schlagartig die Taverne verlassen hatten. Lief doch besser als erwartet. Wenngleich sich die Prinzessin definitiv bessere Ausreden überlegen musste, aber dieser Dämon… er beängstigte die Assasine ein wenig. Er hatte die Rolle des kleinen, unschuldigen Jungen fast perfektioniert – nicht einmal seine Augen hatten ihn verraten, so ließen sie doch bei hochrangigen Dämonen normalerweise kein Licht durch.
Sie schrak auf als sie plötzlich Arion’s Stimme neben sich vernahm, erwiderte sein Lächeln aber, nicht weniger charmant.
„Wie könnte ich da nein sagen?“ antwortete sie neckisch.

Er setzte sich direkt neben sie und bestellte seinerseits ebenfalls einen Krug Bier.
„Eris also“, sagte er nebenbei im Plauderton und nahm einen Schluck. „Ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin der Prinzessin bist.“
Ihm war eigentlich nicht danach, über das Berufliche zu reden, hatte gerade aber auch keine bessere Idee, wie er das Gespräch beginnen konnte. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber gerade zog er die Gesellschaft der Assassine, die ihm bei ihrer ersten Begegnung ein Messer an die Kehle gehalten hatte, der Prinzessin und des Dämons vor. Vermutlich, weil er sie doch zumindest etwas besser einschätzen konnte als das Kind.

„Freundin wäre zu viel gesagt.“ erwiderte Nox eher beiläufig. „Außerdem gehört es zum Berufsbild, Sachen zu verschweigen.“ Sie grinste ihn an. „Ich muss dir wohl nicht extra sagen dass das unter uns bleibt? Ich möchte dein hübsches Gesicht wirklich nicht ins Grab schicken.“

Er lachte kurz auf. „Das dachte ich mir schon. Keine Sorge, das bleibt unter uns.“ Für einen kurzen Augenblick schwieg er, dabei aber die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen. „Ich war nur ein wenig überrascht, hatte nicht erwartet dich gerade hier wieder zu treffen. Vor allem dass du dich so einfach zeigen würdest.“

"Ich wurde zu einer Pause gezwungen." gab sie kleinlaut zu. "So ungern ich es zugebe, mein Körper kommt auch an seine Grenzen... Außerdem war ich neugierig welche Ausrede sich die Prinzessin einfallen lässt. Aber anscheinend ist sie eine echt verdammt schlechte Lügnerin oder aber sie hält Eris für ganz schön dämlich." Sie lachte bitter. "Aber der Junge beunruhigt mich. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte hätte ich ihm die Rolle wirklich abgekauft." Sie nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Krug. Sie war verdammt müde gewesen, und die Wut über Rhea war wieder verflogen. Deshalb hasste sie ihren echten Namen - er machte Nox bewusst wie schwach und menschlich sie eigentlich war.

„Ist mir auch schon aufgefallen. Also dass Amila eine schlechte Lügnerin ist.“ Das Mädchen hatte einfach irgendwo ein zu gutes Herz, auch wenn sie immer versuchte ihr hartes Wesen zu zeigen. „Aber genug über die Arbeit.“ Er sah sie mit einem verschmitzten Lächeln an. „Wenn du dir eine Pause gönnst, willst du bestimmt nicht über solche Dinge reden, nicht wahr?“