Mahou Shoujou

Es war ein lauwarmer Nachmittag, an dem Sayoko – früher als gewöhnlich, denn sie hatten überraschend eine Stunde früher frei bekommen – das Schulgebäude verließ.
Es war ein schöner Tag; nur vereinzelte Wolken am Himmel, und die Luft war von der Nostalgie des langsam endenden Sommers gefüllt.
Normalerweise würde sie sich mit Yuudai treffen, und mit ihm nach Hause gehen. Seit dem sie ihn ihm offenbarte, wie sehr sie fürchtete, wie schuldig sie sich fühlte – seitdem war er keine Sekunde von ihrer Seite gewichen, was sie zwar sehr schätzte – aber manchmal hatte sie das Gefühl, er würde versuchen, etwas nachzuholen, etwas gutzumachen – so wie eigentlich jeder, der sie in ihrer schwersten Zeit hat fallen lassen und nun wieder in ihr Leben getreten war, wenn auch vielleicht unfreiwillig.
Ein bitteres Lächeln fuhr über ihre Lippen. Ob das auch ohne die ganze Wunderland-Sache so wäre? Oder musste sie doch Nanashi dafür dankbar sein dass sich die Leute, die sie ihre Freunde schimpfte, auf einmal wieder für sie interessierten?
Sie versuchte sich zu ermahnen. Solche Gedanken waren Gift für ihre Seele und nur Nahrung für Nana’s. Wenn sie die Leute, die sie liebte, wirklich beschützen wollte, musste sie stark sein. Egal was war und was werden wird.
Deshalb durfte sie auch jetzt nicht Angst haben, nur weil sie einmal ohne Yuu, welcher noch Unterricht hatte, nach Hause gehen würde. Sie hatte das vorher auch getan. Nur ihn an ihrer Seite zu wissen hatte was beruhigendes, was ihr nun gänzlich fehlte.

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Ichijo hatte sich hinter einem Baum, nahe das Schultors gestellt, und beobachtete das Mädchen, welches alleine, ohne ihre Klassenkameraden, welche einen großen Bogen um sie zu machen schienen, das Gebäude verlassen hatte.
Von ihr ging eine gewisse Aura, eine gewisse Traurigkeit aus – die selbe, die er bei sich selbst, seinem Bruder und auch Nanashi gespürt hatte.
Er musterte sie. Sie hatte Nachtschwarzes Haar und tiefblaue Augen, welche eine gewisse Melancholie auszustrahlen schien, aber gleichzeitig was Warmes und Vertrautes an sich hatten. Fast, als wäre er irgendwie mit ihr verbunden.
Er überlegte. Nanashi – oder Alice, wie sie lieber genannt werden wollte – hatte ihm und seinem Bruder von einem Mädchen erzählt, welches ihr Herz gebrochen und sie betrogen hatte. Ob sie dieses Mädchen war? Und er deshalb eine gewisse Aura an ihr spürte?
Der schwarzhaarige Junge lächelte. Das wäre doch die Gelegenheit, oder? Er spürte ein Maß an Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit an ihr, welches gewiss reichen würden, um Alice’ Domäne zu beschwören. Was würde Alice mehr nähren als die Trauer einer ihr verhassten Person?
Also zückte er seine Karte und setzte die Kraft frei, welche Alice in freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte.

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Bevor sie das Schultor durchschritten hatte, zog ihr ein unangenehmes, allzu bekanntes Gefühl durch den Körper – es wäre als würde jemand in den Tiefsten ihres Herzens graben und ihr etwas entnehmen, etwas, was so erdrückend und voller Last war, doch ihren Körper schwermütig und starr werden ließ.
Angst durchfuhr sie – nein, es war regelrechte Panik. Warum gerade jetzt, wo Yuudai nicht bei ihr war? Hatte Nanashi doch genug Kraft und wartete seitdem nur noch darauf, das sie alleine war?
Sie blieb wie verwurzelt stehen, zitterte. Nein. Sie durfte nicht, konnte nicht. Wenn sie jetzt nichts tat, dann würde sie… würde sie, oder unschuldige Leute endgültig verschwinden. Für immer. Und hatte sie sich nicht geschworen das Nanashi nun keine Macht mehr über sie hatte? Das ihre Trauer niemand anderem gehörte außer ihr selbst? Das ihr Leid etwas war, was sie allein in den Abgrund treiben sollte, und nicht die gesamte Welt?
Also fasste sie ihren Mut zusammen, atmete tief durch – sie schaffte das. Sie hatte das vorher geschafft. Und wenn Nanashi kommen sollte – wenn sie kommen sollte und versuchen wollte, ihre Seele zu vergiften, dann sollte sie. Sayoko konnte hoffen. Wollte hoffen.
Also nahm sie die Gestalt an, die die Hoffnung ihr gegeben hatte und versuchte, die aufkommenden Gegnermassen so gut es ging mit ihren Fähigkeiten zu bekämpfen.

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Ichijo, welcher sich noch immer versteckt hielt, war verwundert. Sie kämpfte? Dabei hatte er gedacht, sie wäre ein einfaches Spiel gewesen. So oder so, ihre Fähigkeiten schienen nicht fürs Kämpfen gemacht zu sein, also sollte er beobachten und warten, wie sie mehr und mehr von der Domäne verschlungen wurde.

Die Luft der Schulbibliothek war stickig, aber glücklicherweise war sie um die Zeit kaum bis gar nicht besucht. Kein Wunder, die meisten Schüler hatten noch Unterricht. Kimiko war jedoch nicht unglücklich, nachdem sie letzte Woche komplett krankheitsbedingt ausgefallen war. So konnte sie heute die ausgeliehenen Bücher zurückgeben und neue mitnehmen. Sie seufzte schwer. Es war eigentlich noch Zeit bis zur Abschlussprüfung und dennoch musste sie schon so hart rein setzen, dass sie kaum eine freie Minute hatte...
Ein kalter Schauer durchfuhr sie, ein Gefühl, dass sie nur allzu gut kannte. "Das ist doch jetzt nicht wahr", murmelte sie, packte schnell die Bücher ein und lief los. Kaum hatte sie das Schulgebäude verlassen, befand sie sich auch schon im Bannkreis des Wunderlandes. Sie hatte bereits gehört, dass während der Zeit ihrer Abwesenheit häufiger das Wunderland erschienen war, hatte aber wie die anderen auch, gehofft dass es sich beruhigt hatte.
So nahm sie schnell ihre alternative Form als Diamond Messenger an und machte sich auf die Suche nach dem Ursprung, dem Zentrum des Geschehens. Nur um im nächsten Augenblick ein ihr bekanntes, blaues Licht nicht weit vom Schultor entfernt zu sehen. Mit ihrem Degen in der Hand stürmte sie los und warf sich direkt in die Massen an Kartensoldaten, die sich gerade am Schild von Spade Summoner zu schaffen machten.
"Alles okay bei dir?", fragte sie, als sie gerade ein wenig Luft hatten.

Erleichtert sah sie zu Diamond, als diese zur ihr aufgeschlossen hatte. "Du kommst gerade richtig." sagte sie, mit einer Stimme, welche zittriger war als sie erwartet hatte. "Alleine.. hätte ich das nicht länger durchgehalten."
Immerhin war Nanashi weit und breit nicht zu sehen - etwas, was sie sehr beruhigt hatte. Aber dennoch, sie spürte die Präsenz von jemand anderen, jemand Fremden - ob er derjenige war, der für das Ganze verantwortlich war?
"Wir sollten auf jeden Fall den Kern suchen... Ich.. bin ein bisschen aus der Übung, fürchte ich." Oder es war doch die massive Angst, die ihr einiges an Kraft gekostet hatte.

"Na ja, die Gegner scheinen aber auch langsam wieder stärker zu werden", meinte Kimiko, als sie sich ein paar Meter bewegten um den Kern zu finden. Ein Glück hatten sie nur wenige Einzelgegner. Das war die einzige Stärke ihres Gegners auf dem Sommerfest gewesen - die Masse an Menschen. Wer auch immer für dieses Phänomen hier verantwortlich war, er hatte es definitiv nicht darauf abgesehen, viele in diese verdrehte Welt zu ziehen.
Sie hatten gerade das Tor erreicht, als sich vor ihnen eine deformierte Gestalt erhob. Es war, als wäre das Schultor zu einem lebendigen Gestrüppe aus Knochen und Hautfetzen geworden, das sie nun attackierte. Kimiko umfasste ihren Degen fester und stürmte auf den Gegner zu, während Sayoko ihr Rückendeckung gab.
Sie wich den Angriffen aus bis sie schließlich eine leuchtende Stelle fand - in Form eines Schlüssellochs. Nach einem an Sayoko gerichteten Hinweis griffen sie diesen Punkt zusammen an - und schafften es das Monster schließlich zu vernichten und somit auch das Wunderland zu vertreiben.

Kaum war sein Werk verschwunden, so auch Ichijo, der die beiden Kriegerinnen beobachtet hatte.
Das wären also diejenigen, sie sich gegen Alice' Ziel ausgesprochen hatten... Er beschloss, erst einmal ein wenig kürzer zu treten. Er würde mit seinem Bruder reden müssen.
Wenn sie nicht die ganze Riege von denen bekämpfen wollten, sollten sie sich entweder ein wenig zurückhalten oder andere Orte suchen, an denen sie das Wunderland ausbreiten ließen. So oder so, Ichijo hatte kein gutes Gefühl bei der Sache - und er hoffte inständig auf das letzte bisschen Vernunft was noch in seinem Bruder steckte.
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Kaum hatten sie den Kern besiegt und das Wunderland beseitigt, stand Sayoko zitternd, wie angewurzelt. "Das... Das war mein Kern." brachte sie nur hervor.
Dieser Kerl hat es ernsthaft gewagt, ihre Negativität zu nehmen, nur um Nanashi wieder damit zu füttern? Obwohl sie beschlossen hatte das ihr Schmerz nur einzig und allein ihr gehören sollte? Das war nicht gut, ganz und gar nicht gut. Nanashi würde das gewiss nutzen können, nur um schneller an sie ranzukommen, da war sie sich sicher. Hasste sie sie so sehr?
Sie schüttelte den Kopf, als würden nur so die klaren Gedanken zurück zu kehren, und schluckte schwer, als würde es all die Angst vernichten.
Schließlich sah sie zu Kimiko, welche sie besorgt ansah. "Keine Sorge, es geht schon. Danke, dass du mich gerettet hast." Meinte sie schließlich und zwang sich zu einem Lächeln.

Gleichermaßen fragend, als auch verwirrt sah Kimiko zu Sayoko. Hatten sie ihren Kern nicht eigentlich besiegt gehabt? Klar, Sayo hatte seitdem immer wieder gezeigt, was für eine Angst sie vor dem Wunderland hatte, war regelrecht traumatisiert... Eine Sache mit der Kimiko immer noch Schwierigkeiten hatte. Sie wusste nicht, wie sie mit Sayo in diesem Moment umgehen sollte.
"Ich war zum Glück noch in der Nähe", sagte sie schließlich. "Da war es selbstverständlich, dass ich eingreife um dir zu helfen." Sie lächelte, war jedoch schon wieder tief in Gedanken und sah mit leerem Blick an Sayo vorbei. Wer auch immer diesen Angriff ausgelöst hatte, war verschwunden. Und anders als sie erwartet hatten, hatte er sein Spielchen wohl nicht beendet. Ihnen blieb also nichts anderes übrig, als ihre Augen weiter nach ihm Ausschau zu halten, wenn sie keine weiteren Zwischenfälle wollten.
Ihr Blick klärte sich wieder und richtete sich nun wirklich auf Sayoko. "Ist alles in Ordnung? Oder soll ich dich nach Hause begleiten?", fragte sie schließlich.

Sayokos Mund öffnete sich, als würde sie nach der richtigen Antwort suchen, schloss sie dann direkt aber.
"Nein, nein, es geht schon. Danke. Du hast heute schon genug für mich getan." antwortete sie schließlich, obwohl sie in ihrem Kopf ganz andere Dinge sagte.
Es gab eine Zeit, in der Kimiko und Sayoko sich ziemlich nahe standen; sie fast sowas wie ihre zweite beste Freundin war. Doch seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie sich distanziert; und als beide auf die gleiche Hochschule gewechselt waren hatte sich Sayoko ebenfalls von ihr allein gelassen gefühlt. Sie fühlte sich seitdem wie eine Fremde behandelt, und es war ihr irgendwie unangenehm gewesen, mit Kimiko alleine zu sein.

Für eine Weile schaute Kimiko sie noch an. Wusste nicht, was sie sagen sollte, obwohl sie gerne noch etwas sagen würde. Nur was konnte sie sagen, nach all der Zeit? Mit den meisten Dingen war sie sich sicher, nur wenn es um Sayoko ging hatte sie zu große Angst, ihre Freundin zu verletzen.
Generell war der Moment irgendwie seltsam, sie waren einst so gute Freundinnen gewesen und nun unterhielten sie sich meistens, wenn die anderen beiden dabei waren. Als wären sie die Kette, die sie noch verband. Schweigsam wandte sich Kimiko um.
"Hättest du... vielleicht Lust demnächst weiß ich... vielleicht zusammen einen Kaffee zu trinken oder zu lernen? Ich meine, du hast wahrscheinlich viel nachzuholen...", sie zögerte mit der Frage. Schon seit längerem hatte sie es im Hinterkopf, während der Schulzeit allerdings nie die Zeit dafür gefunden und sonst gab es keine Gelegenheit. Und es gab viel, sehr viel worüber Kimiko mit ihr eigentlich reden wollte.

Ein bitteres Lächeln für über Sayoko's Lippen. "Auf einmal? Klar, gehen wir gemütlich ein Kaffee trinken und tun so als wäre nie was gewesen, klingt toll." Erwiderte sie, zynischer als sie eigentlich wollte. "Du musst dich nicht zwingen, mit mir Zeit zu verbringen, nur weil wir jetzt beide gegen unsere ehemalige wahnsinnige Freundin kämpfen. Wirklich nicht. Jemand wie du sollte sich eher mit strahlenderen Persönlichkeiten abgeben als mir." Sayoko selbst war erstaunt wie viel Bitterkeit in diesen Worten lag.

"Mit 'strahlenderen Personen'?", Kimiko spieh das Wort regelrecht aus. "Du meinst diese Speichellecker, die eigentlich immer nur das Vorspielen, was für sie gerade nun Mal am Nützlichsten ist? Danke ich verzichten. Davon habe ich in meinem Leben definitiv genug." Sie konnte ihre eigenen Gefühle gerade nicht zuordnen. Auf der einen Seite war sie überrascht, ja fast geschockt über die plötzliche Bitterkeit in Sayokos Stimme. Auf der anderen Seite spürte sie in ihrem Inneren auch einen Hauch von Wut aufkommen.
Sie wandte sich wieder Sayoko zu. "Und gerade WEIL wir uns so lange nicht mehr wirklich unterhalten hatten, dachte ich könnten wir uns vielleicht Mal wieder die Zeit nehmen. Aber Madame zieht es wohl vor, lieber für sich zu sein."

Sayoko hatte es vor Empörung die Luft verschlagen. War das ihr Ernst?! "Ach, jetzt wo Sayo nicht mehr so anstrengend und weinerlich ist kann man wieder Zeit mit ihr verbringen, nachdem man sie fast die ganze Oberschule im Stich gelassen hat? Oder sie nicht mehr ihrer toten Mama hinterweint?"
Sie lachte bitter. "Mal im Ernst Kimiko, vielleicht passt du wirklich zu diesen Speichelleckern. Die sind genauso oberflächlich wie du."
Das war das letzte, was Sayoko gesagt hatte, ehe sie sich umdrehte und ging.

Kimiko blieb erst Mal wie angewurzelt stehen, spürte, wie ihre Wut hoch kochte. Gut, die zweite Aussage war vielleicht wirklich zu viel, aber was war so falsch daran, nach einem Kaffee zu fragen? Ihre Gedanken überschlugen sich, als auch sie sich abwandte. Natürlich war ihr klar, dass Sayo schwre mit allem zu kämpfen hatte. Sie verstand auch, wenn ihr alles zu viel war. Aber ihre plötzliche Wut verstand sie nicht. Waren sie wirklich nur nicht Kampfgefährten? Nicht mehr und nicht weniger?
Sie spürte, dass sie viel zu geladen war, um nach Hause zu gehen. Direkt wieder vor ihren Lehrbüchern zu sitzen und sich darauf zu konzentrieren... Nein, das konnte sie nicht. Stattdessen lief sie wahllos durch die Stadt, bis sie sich schließlich in einer ihr mehr als bekannten Straße landete - und schwer seufzte. "Wieso hat es mich gerade hierher verschlagen?", murmelte sie und ging doch weiter zur Wohnung ihres Verlobten, in der Hoffnung er wäre da. Sie brauchte jemanden zum Reden, am besten jemanden, der nichts von der ganzen Geschichte kannte. Einen Außenstehenden. Sie hatte keine Lust, sich sowohl von Megumi, als auch von Riko weitere Vorwürfe anzuhören. Also klingelte sie und wartete ab, ob Kyo zu Hause war oder nicht.

Kyo saß an seinem Schreibtisch, neben sich ein Stapel Bücher und einige Notizen verteilt, für die er sich nicht länger in der Lage sah. Bald stand eine wichtige Klausur an, und obwohl Kyo sich eigentlich ziemlich sicher war was das Thema anging, so hatte er doch versuchen wollen, sich ein bisschen besser vorzubereiten - doch nach nur einer Stunde mit dieser öden Lektüre hatte ihn schon gereicht und sein Kopf rauchte.
Wieso hatte er nochmal dieses Studium begonnen?
Gerade, als er resigniert die Bücher beiseite geräumt hatte, hörte er seine Klingel und war verwundert. Bestellt hatte er nichts und Besuch erwartete er auch keinen. Hatten seine Eltern wieder mit ihren nervigen Spontan-Besuchen begonnen? Erst wollte er gar nicht aufmachen, und so tun als wäre er nicht da, doch er belehrte er sich eines Besseren.
Als er schließlich die Wohnungstür öffnete, staunte er nicht schlecht, als er seine Verlobte vor sich sah. Sie sah aufgewühlt aus.
"Mit dir habe ich jetzt am wenigsten gerechnet wenn ich ehrlich bin." Sagte er, lächelnd und bat sie rein.

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Sayoko's Wut war so schnell verflogen wie sie gekommen war. Sie bereute keines der Dinge, die sie zu Kimiko gesagt hatte, eher im Gegenteil - diese Gedanken sitzen schon so lange in ihrem Kopf und es war gut, sie irgendwie Mal auszulassen, doch gleichzeitig fühlte sie sich leer. Keine Trauer, keine Wut, gar nichts. Was das wohl über sie aussagte?
Sie lief ziellos durch die Stadt; nach Hause wollte sie noch nicht.
Schließlich kam sie in die Straße, in der das Café lag, in dem Megumi arbeitete. Für einen kurzen Moment blieb sie stehen und betrachtete das zuckersüße Gebäude was eigentlich absolut nicht Sayoko's Ambiente entsprach.
Ob Megumi heute wohl arbeiten würde? Und selbst wenn nicht, ein Cappuccino zu trinken und Menschen zu beobachten klang jetzt nach keiner allzu schlechten Beschäftigung. Also ging sie rein und suchte sich einen freien Platz.

"Entschuldige, es war auch eigentlich nicht so geplant", meinte Kimiko als sie eintrat. Nachdem sie seine Gemälde kurz bewundert hatte fiel ihr Blick auf den Bücherstapel an seinem Schreibtisch. "Ich hoffe ich störe nicht, du scheinst ja mitten in Vorbereitungen zu stecken." Ihr Blick fiel kurz auf die Tasche mit Lehrbüchern, die sie aus der Schule geliehen hatte und musste unweigerlich Schmunzeln. Er war zwar Student, aber sie saßen wohl beide noch im selben Boot.

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Megumi hatte gerade bei einem Tisch abgerechnet, als sie im Augenwinkel eine ihr bekannte Person herein kommen sah. Noch bevor sie an deren Tisch trat, rief sie ihrer Kollegin bereits zu, einen Cappuccino vorzubereiten, ehe sie lächelnd zu Sayoko rüber ging.
"Hey Sayo-Chan", begrüßte sie ihre Freundin, "selten, dass du hier vorbei schaust. Ich hoffe ein Cappuccino ist in Ordnung?"
Die Rosahaarige zwinkerte ihr zu. "Kann ich dir sonst noch etwas bringen?"

Er lächelte. "Ich war gerade eher dabei aufzuhören weil es mich anfing zu frustrieren, also mach dir keine Gedanken. Ich hab nur absolut nicht mit dir gerechnet, wenn ich ehrlich sein soll."

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Sayoko lächelte. Megumis fröhliche Art war genau das, was sie gerade brauchte - obwohl sie teilweise sehr schusselig und naiv war, hatte Sayoko zumindest immer das Gefühl, das sie ehrlich zu ihr war.
"Nein, nein, das reicht mir schon, danke. Ich war nur zufällig hier und habe gehofft, dass du heute arbeitest. Ich brauche ein wenig was von deiner guten Laune."

"Ja, ich bin auch eher spontan hier gelandet", sie lachte kurz, wurde dann aber schlagartig wieder ernst. "Na ja, vielleicht auch nicht ganz. Wäre es okay, wenn wir kurz... reden?" Nachdem er ihr einen Platz auf der Couch angeboten und Getränke gebracht hatte, begann sie von der Situation mit Sayoko zu erzählen.
"... Tja und am Ende sind wir beide wütend auseinander gegangen", sie seufzte schwer.

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Kurz legte Megumi den Kopf schief, dann hob sie einen Zeigefinger. "Einen Moment", sagte sie, verschwand dann kurz und kam keine Minute später mit dem bestellten Cappuccino zurück, den sie Sayoko zusammen mit einem Keks servierte.
Dann stützte sie sich auf dem Tisch ab, zum Glück war gerade relativ wenig Betrieb, sodass sie sich auch die Zeit nehmen konnte. "Was ist passiert? Möchtest du darüber reden?", fragte sie.

Kyo sah sie an. Er hatte ihrer Geschichte gelauscht und zugehört, kein Wort dabei gesagt. Als sie schließlich fertig war, lächelte er sanft. "Und? Ist es denn wahr, was Sayoko-san gesagt hat?"

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Sayoko schüttelte sanft lächelnd den Kopf. "Später vielleicht, Megu-chan. Aber ich will dich nicht von deiner Arbeit abhalten. Solange es dich nicht stört das ich dich vielleicht dabei ein bisschen beobachte." Beim letzten Satz zwinkerte sie ihr zu. Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich mit Megumi drüber reden wollte. Wenn ja, was würde es bringen? Sie würde ihr nur wieder irgendwelche Phrasen sagen die sie aus ihren Karten kannte, aber nicht wirklich aufs wahre Leben anwendbar waren.
Sie aber zu sehen, lächelnd und motiviert, gab ihr etwas, was sie selbst nicht benennen konnte.

Sie stützte ihre Arme mit verschränkten Fingern auf dem Tisch und verbarg ihr Gesicht dahinter. "Es... ist nicht so, dass ich sie bewusst ignoriert hatte oder ihr bewusst aus dem Weg gegangen bin. Ich...", sie rang um die richtigen Worte. "Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Nach dem Tod ihrer Mutter... Ich hatte Angst irgendetwas zu sagen, was sie verletzen konnte." Sie schluckte und spürte, dass sie den Tränen nahe war. Suchte sie gerade nur Entschuldigungen? Oder waren das wirklich ihre Gefühle? Sie wusste es nicht, war noch zu sehr aufgewühlt von dem Streit eben. Sie atmete tief ein und hatte ihre Stimme dann wieder besser im Griff. "Ich bin nun Mal nicht wie Megumi, die alles schlechte einfach weg grinst oder wie Riko, die einfach sagt was sie denkt." Sie seufzte erneut, ihr Gesicht immer noch hinter ihren Händen verborgen.

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"Alles klar", sie lächelte wieder. "Wenn du doch reden möchtest, sag einfach Bescheid. Momentan ist es relativ ruhig, da ist es nicht zu schlimm." Als sie sich gerade abwenden wollte um sich wieder ihrer Arbeit zu widmen, wandte sie sich jedoch noch ein letztes Mal an Sayoko. "Ähm... Aber übertreib es bitte nicht zu sehr mit dem beobachten ja?" Sie lachte beschämt und lief dabei leicht rot an. "Akito-Kun kommt in letzter Zeit auch öfter vorbei und manchmal habe ich das Gefühl dass er mich auch nur beobachtet."

"Manchmal können wir die Last von anderen Leuten nicht so tragen wie sie es vielleicht brauchen oder gar verlangen." antwortete Kyo nachdenklich. "Am Ende haben müssen wir selbst wissen, wie gut uns der Umgang tut - und wie viel wir gewillt sind uns ein Stück auch selbst dafür aufzugeben, denke ich."
Er lehnte sich zurück und sah nach oben.
"Ich kann verstehen wenn man sich dann ein wenig distanziert. Gerade in dem Alter... Man hat Angst, die Wundern tiefer zu graben, möchte aber gleichzeitig für jemanden da sein - doch dieser jemand verlangt zu viel, als was man geben kann, und das ist dann der Punkt ab dem es kompliziert wird. Will ich dieser Person helfen oder achte ich lieber auf mich? Und ich denke, diese Frage muss letzten Endes jeder für sich selbst beantworten. Und am Ende vielleicht auch akzeptieren das eine Freundschaft nicht mehr funktionieren kann."
Er lachte leise. "Sorry, das ist vielleicht nicht unbedingt das Aufbauenste."

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Sayokos Neugierde war geweckt. "Ist das so?" grinste sie, ein wenig verschwörerisch. "Ich glaube, Megu-chan, ich möchte viel lieber dieses Thema vertiefen, wenn du mit deiner Schicht fertig bist."

Zum ersten Mal während dem Gespräch hob Kimiko ihren Blick und sah ihm direkt in die Augen. Dabei war sie sich bewusst, dass sie bestimmt selbst noch leichte Tränen in den Augen haben musste. Dennoch beeindruckten sie seine Worte, änderten ihren Blick auf ihn doch ein wenig. Sie hatte nicht erwartet, dass er so tiefgründig sein würde...
Dann jedoch senkte sie ihren Blick wieder. "Du meinst also, ich sollte mich im Zweifelsfall damit abfinden, dass wir wirklich nichts weiter als Kampfgefährtinnen noch sind?", fragte sie und klang dabei leicht bedrückt, lächelte dann aber dennoch.

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Megumi hielt in der Bewegung inne und wurde noch eine Spur röter. "Fang nicht du auch noch damit an, Sayo-Chan!", beschwerte sie sich, räusperte sich und widmete sich wieder der Arbeit. Und hoffte insgeheim, dass Sayo vielleicht doch vor ihrer Schicht gehen würde, so gerne sie auch mehr Zeit mit ihr verbringen wollte.

"Das musst du entscheiden." er lächelte und erwiderte ihren Blick. "Ich denke mir nur... wir sind jung. Manchmal kann man gewisse Dinge einfach nicht reparieren, egal wie sehr wir das wollen. Wir sollten eher nach vorne gucken und dankbar für das Vergangene sein. Wer weiß was für Leute du noch treffen wirst? Was du von ihnen lernen kannst?" Er machte eine kurze Pause. "Damit will ich aber nicht sagen, dass du Sayoko aufgeben sollst. Die Entscheidung liegt an euch beiden. Wichtig ist nur das man am Ende nicht bereut was man getan oder nicht getan hat, denke ich."

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Sayoko wartete tatsächlich bis Megumis Schicht zuende war und hatte sich derweil den einen oder anderen Cappuchino bestellt. Es tat ihr zwar ein wenig Leid, aber das war genau die Ablenkung die sie gerade brauchte. Es war früher Abend gewesen - es war also noch ein bisschen Zeit.
"Tut mir Leid, Megu-chan, aber ich fürchte du wirst mich doch nicht so schnell los." lachte sie, nachdem ihre Freundin sich umgezogen hatte. "Aber wenn du nicht über Akito reden möchtest ist das auch okay für mich. Mir war einfach nur danach dich zu sehen heute."

"Das... ist mir schon klar", sie berührte mit ihren Fingern ihre Stirn und massierte ihre Schläfe. "Ich... glaube das war heute einfach zu viel Input für mich. Auf der einen Seite der Lernstress, jetzt noch die Sache mit Sayo..." Sie seufzte schwer und lehnte sich auch zurück. "Ich glaube ich muss mir einfach noch mal Gedanken darüber machen. Vielleicht suche ich noch einmal das Gespräch." Erneut seufzte sie. "Auch wenn ich nicht weiß, ob sie überhaupt noch mit mir reden möchte." Nun sah sie wieder zu ihm und dieses Mal war ihr Lächeln aufrichtig. "Ich danke dir, Kyo. Du hast mir wirklich sehr geholfen."

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Megumi hatte ein wenig gemischte Gefühle, was Sayoko angeht, andererseits freute sie sich, dass sie doch noch ein wenig Zeit mit ihr reden konnte. Ihr Vater war ja ohnehin sehr wahrscheinlich nicht zu Hause. Dennoch seufzte sie schwer. "Alles gut", sagte sie, senkte dann aber die Stimme. "Versprich mir nur, dass du Akito-Kun nichts davon erzählst, okay?"
Sie wusste nicht, wie viel sie Sayoko darauf vertrauen konnte, schließlich wusste sie um deren enge Freundschaft. Trotzdem hoffte sie, dass sie ihr das Wort geben würde, nicht zu viel weiter zu erzählen.

Er erwiderte das Lächeln. "Freut mich, dass ich helfen konnte." antwortete er, und er war selbst erstaunt, dass es ihn irgendwie froh machte, sie wieder lächeln zu sehen. Lag es daran das er es eh nicht abkonnte wenn Frauen weinen? Oder fing er doch an sie zu mögen?
"Du bist auf jeden Fall willkommen wenn du was brauchst, unabhängig von unserer Verlobung. Als Freunde." Er grinste. "Und du darfst dich glücklich schätzen, es gibt nur sehr wenige Leute die diesen Titel bekommen."

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"Keine Sorge, genau dieses Versprechen musste ich Akito auch geben, und ich plane mich daran zu halten." Sie zwinkerte. Die beiden liefen an einem nahegelegenden Park, und nachdem Sie sich beide ein Kaltgetränk organisier hatten, hatten sie es sich auf einer Bank bequem gemacht.
"Wir können aber auch über andere Dinge reden wenn dir das unangenehm ist." sagte sie schließlich und sah in den Himmel, der langsam dabei war, eine schöne, orangene Farbe anzunehmen.

Kimiko lachte leise. "Na dann freue ich mich doch darüber, mit jemandem wie dir befreundet zu sein." Sie bedankte sich noch einmal für seine Worte und das Getränk, ehe sie sich verabschiedete. Die Bediensteten würden sich mit Sicherheit schon wundern, wo sie so lange blieb, auch wenn sie sich sicher war, dass sie keine Probleme haben würde, sobald sie sagte bei wem sie war. Dennoch, obwohl sie seine Worte aufgebaut hatten, stimmten sie sie doch nachdenklich. Sie würde sich definitiv noch etwas Zeit lassen, bevor sie noch einmal das Gespräch mit Sayo suchen würde - und ihre eigenen Gedanken noch einmal neu ordnen müssen.

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Sie merkte schon wieder, wie ihr Gesicht heiß wurde, während sie an ihrer Melonen-Limo nippte. "Nein, ist schon gut", sagte sie schließlich. "Vielleicht ist es auch nicht schlecht, schließlich... hast du auf dem Gebiet ja auch schon Erfahrung." Sie lächelte, aber man sah ihr doch an, dass sie sich ein wenig unsicher war. Unsicher, über ihre Gefühle. Unsicher darüber, worüber sie eigentlich genau reden wollte.
Und auch wenn sie es nicht wollte, hatte sie doch immer noch Angst, dass Sayo irgendetwas ausplappern könnte, von dem Megumi selbst nicht wusste, ob es da war oder nicht.

Sayoko schmunzelte. Sie wurde genauso rot wie Akito wenn er über sie sprach. Gott, das war schon fast zu niedlich und unschuldig für ihren Geschmack.
"Anscheinend bin ich jetzt die Beziehungsexpterin." sagte sie verspielt. "Ob du's glaubst oder nicht, Ri-chan hat mir auch schon... nennen wir es, interessante Fragen gestellt."