Mahou Shoujou

Nachdem Sayoko Yuudai verabschiedet hatte, hatte sie sich zurück ins Haus geschlichen. Sie wusste nicht, wie spät es genau war, aber sie hoffte, keinen der anderen Jungs, Riko oder Kimiko zu begegnen. Auch wenn es ihr besser ging, so sollte sie so keiner von Ihnen sehen - kränklich, und wahrscheinlich immer noch ziemlich fertig. Also schlich sie sich in die Küche, und sie war erleichtert, keinen von den Angestellten vorzufinden. Unnötiger Luxus, den sie eigentlich nur als lästig empfunden hatte. Sie näherte sich dem Kühlschrank und machte sich ein Sandwich, welches sie soeben auch verzerrte. Yuu hatte Recht gehabt, sie hatte dringend was anständiges essen müssen. Als sie fertig war, räumte sie rasch auf und nahm sich ein Glas Wasser, ehe sie seufzte und ihren Kopf auf die Hände stützte. Sie hatte zwar vorgehabt, Megumi aufzusuchen, aber irgendwie fehlte ihr erneut der Mut. Immerhin... sie hatte so viel für sie getan, und Sayoko wollte sie umbringen. Das ist nichts, was man einfach so verzeihen sollte.
Dann grinste sie aber müde, und fuhr mit ihren Fingern durch ihr Pony. Es war Megumi gewesen, was machte sie sich eigentlich solche Sorgen? Sie hatte es verdient, das sie mit ihr sprach. Und sie selbst... sie selbst wollte sich ja auch ändern. Wenn sie schon aus der Wunderland-Sache ausgeschlossen wurde, sollte sie zumindest die freie Zeit für sich nutzen. Sie hatte auch schon mit Yuu drüber gesprochen. Wie sie darüber nachdachte, die Schule zu wechseln, und für sich und Sakuya evtl. eine eigene Wohnung zu suchen. Dazu wollte sie nach einem Therapieplatz Ausschau halten, denn sie wusste, die Narben in ihr saßen zu tief, als das sie einfach so verheilen würden. Eine Zeit lang hatte Sayoko schließlich gar nichts gefühlt.
Das Mädchen seufzte. "Also gut." sagte sie zu sich selbst, und stand schließlich auf. Sie würde zu Megumi gehen, sich entschuldigen und bedanken. Und auch ihr von ihren Plänen erzählen, das sie die Dinge ändern wollte. Denn eines wusste Sayoko - zurück in ihr altes Leben konnte und wollte sie einfach nicht.
Also stiefelte sie die Treppen hoch, und blieb vor Megumis Tür stehen. Hoffentlich schlief sie nicht.
Sayoko atmete noch ein letztes Mal tief ein und aus, ehe sie ihren gesamten Mut zusammen nahm und gegen Megumis Tür klopfte. "Megumi?"

Die plötzliche Stimme vor ihrer Tür riss Megumi schlagartig aus ihren Gedanken. Hatte sie sich da eben verhört? Mit großen Augen schaute sie zur Tür. Das war doch Sayoko, oder? Da hatte sie sich jetzt nicht geirrt? Aufgeregt sprang sie auf, stolperte beinah über ihre eigene Füßeund verteilte ihre Karten unnötigerweise noch mehr im Zimmer. Hastig öffnete sie die Tür und erblickte ihre Freundin, voller Freude darüber sie zu sehen. Sie konnte gar nicht beschreiben wie glücklich sie war, obwohl Sayoko so schlecht aussah. Ohne darüber nachzudenken schlang sie die Arme um sie. "Sayo-Chan!" Sie drückte sie ganz fest an sich, fast als wolle sie sie nicht mehr gehen lassen. Unendlich froh darüber, dass sie endlich aus dem Zimmer gekommen war. Akito hatte Recht gehabt! Dieser Yuudai hatte wirklich geholfen!
Sie löste sich schließlich von ihr. "Entschuldige meinen Gefühlsausbruch", sagte sie lachend und bedeutete ihr schließlich rein zu kommen.

Sayoko lächelte etwas verlegen, schob Megumi dann aber von sich. "Ich weiß nicht ob ich dir das verzeihen kann." lachte sie, sarkastisch und bitter, lächelte dann aber.
"Ich... wollte mich bedanken. Für den Kuchen. Der hat mir höchstwahrscheinlich das Leben gerettet." Sie kratzte sich am Kopf, ehe sie ihre Freundin ansah. "Darf.. darf ich reinkommen?"

"Nur zu!" Megumi grinste breit, wurde sich aber kaum dass sie Sayoko rein gelassen hatte, des Chaoses im Zimmer bewusst. Das Bett war nicht gemacht und überall schwirrten ihre Karten umher. Dennoch schob sie Sayoko hinein und schloss schließlich die Tür. "Und keine Ursache für den Kuchen", sagte sie lächelnd.

Sayoko beachtete das Chaos um sich herum gar nicht. Es sah sogar in ihren Augen relativ angenehm aus - von ihrem kleinen Bruder war sie Schlimmeres gewohnt. Als sie an ihn dachte, schmerzte ihre Brust ein wenig. Wie er wohl ihre Entscheidung verkraften würde? Sie würde ihn zu gerne mitnehmen, aber da würde das Amt gewiss etwas gegen haben, wenn sie denn selbst überhaupt einen Auszug durchgesetzt bekommen würde...
"Also..." erneut atmete das Mädchen tief ein. Sie wusste nicht, was sie Megumi alles sagen wollte. Sagen konnte. Sagen sollte. Sie wirkte eher wie ein Mädchen, das die Sorgen anderer Leute gerne zu ihren eigenen macht - und das war etwas, was Sayoko nie im Leben gewollt hatte.
"Danke nicht nur für den Kuchen. Auch für alles. Das du.. mich die ganze Zeit nicht aufgegeben hast, bedeutet mir sehr viel." Die Schwarzhaarige lächelte müde, konnte ihrem Gegenüber jedoch nicht in die Augen gucken.

Ein breites Grinsen huschte über Megumis Gesicht. "Das ist doch Selbstverständlich Sayo-chan. Wir sind schließlich Freunde." Dann kicherte sie ein wenig verlegen. "Auch wenn ich schon ein wenig Angst davor hatte, dass ich es ein wenig übertreibe."

"Megumi, ich.. mein das ernst. Ich weiß das meine Lage nicht einfach ist. Ich weiß, das ich nicht einfach bin. Deshalb ..." Sie sah schließlich auf und sah ihre Freundin direkt an, ihr Blick war ernst. "...mach es nicht zu einer Selbstverständlichkeit. Genau das ist es nämlich nicht."

Das rosahaarige Mädchen war ein wenig überrascht über ihre Aussage. Doch obwohl sie bekannterweise nicht unbedingt die Hellste war und häufig eine lange Leitung hatte, schien sie zu verstehen. Sie senkte den Blick, lächelte aber weiterhin. "Ja, das mag sein", gestand sie schließlich. "Und ich weiß auch nicht, ob ich so durchgehalten hätte, wenn Akito-Kun nicht gewesen wäre. Aber ich wollte dich einfach nicht aufgeben, weißt du Sayo-Chan?" Dann schaute sie ihr wieder mit einem breiten Lächeln ins Gesicht. "Und ich konnte es einfach nicht ertragen, dich so geknickt zu sehen."

"Megumi.." Sayoko nahm ihre Freundin an die Hand und setzte sie aufs Bett, während sie sich daneben saß. "Ich.. denke das ist nicht so einfach." sagte sie schließlich. "Ich wäre froh drum, wenn es wirklich derzeit nur eine schwere Phase wäre, aber... ich hab mich irgendwann einfach nur noch leer gefühlt. Sinnlos. Grau. Als würde nichts mehr in meinem Leben noch wirklich Freude bereiten. Mir war alles viel zu viel geworden, viel mehr als das ich ertragen konnte... Dabei hab ich den Leuten wehgetan, die mir am liebsten sind, aber ich hab's gegen Ende einfach nicht mehr gemerkt, weißt du?" Sie biss sich auf die Lippe. "Ich kann dir nicht mal mehr versprechen ob das in Zukunft wirklich anders wird. Deshalb möchte ich, das du auf dich aufpasst."
Sayoko seufzte schließlich. Ob Megumi es verstehen würde? Sie griff schließlich in die Tasche ihrer Sweatshirt Jacke, die sie sich vorhin rasch überzogen hatte, und zog einen gefalteten Zettel hervor.
"Das ... ist ein Lied, was ich vor kurzem geschrieben habe." erklärte sie ihrer Freundin schließlich, und drückte es ihr in die Hand. "Das war zu der Zeit, wo es am Schlimmsten war. Ich.. will das du das liest." 
Sayoko hatte bisher niemanden eines ihrer selbst geschriebenen und komponierten Lieder gezeigt. Zu viel Angst hatte sie bisher gehabt, ihr Innerstes frei zu geben, Leuten doch zu zeigen wie miserabel es ihr wirklich ging - die einst so stolze Sayoko hatte ihre Schwäche lange Zeit nicht anerkennen wollen. Doch sie wusste, dass Megumi sie verstehen wollte. Was in Sayoko vorging. Was genau ihr Leiden war.
Sie hoffte wirklich, das Megumi damit verstand, wie sehr diese Krankheit an Sayoko gezerrt hat. Zerren wird. Das sie nicht einfach verschwinden würde, indem man gut auf sie zuredete. Das war etwas gewesen, was Sayoko selbst nicht wahr haben wollte - nachdem Akito sie aber zu Anfang zum Schulpsychologen geschliffen hatte, und sie einen Namen für ihr Leiden hatte, war ihr bewusst, das sie Hilfe brauchte. Nur, das Sayoko sie bisher immer abgelehnt hatte, egal in welcher Hinsicht. Doch diesmal, und sie wusste nicht wieso, hatte sie das Gefühl auf eine Perspektive gehabt, eine Art Hoffnung - sie hat realisiert, das sie nicht alleine ist, und das es Menschen gibt, die ihr trotz allem zur Seite stehen wollten. Und denen Sayoko zur Seite stehen wollte.

Megumis Augen weiteten sich zunehmend, während sie den Text las, ehe sich ihre Augen merklich mit Tränen füllten. Sie konnte den Schmerz, der hinter diesen Lyrics lag nur erahnen. Nur erahnen, wie sich Sayoko all die Zeit gefühlt hatte. Und allein der Gedanke, dass sie nichts für sie hätte tun können... Und auch jetzt nicht wusste, was sie tun konnte tat ihr zusätzlich weh. Sie faltete das Papier wieder zusammen und reichte es ihr. Zur Sicherheit. Sie wollte das Blatt nicht mit ihren eigenen Tränen benetzen.
Schließlich schaute sie Sayoko an, immer noch Tränen in den Augen - und nahm sie in den Arm. Drückte sie erneut ganz fest an sich. "Es tut mir Leid... Es tut mir so Leid, Sayo-Chan.", sagte sie schluchzend. "Ich habe gar nicht geahnt, dass es dir so scheiße geht. Es tut mir so Leid!" Sie hatte gemerkt, dass sie sich verändert hatte. Hatte gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Und sie hatte für sie da sein wollen, die ganze Zeit über. Aber sie hatte nicht gemerkt, dass es so schlimm geworden war. Bis gestern. Bis zu dem Tag, als sie gegen sie hatte kämpfen müssen. Gegen ihren Willen. Sie schämte sich dafür, dass sie nichts hatte tun können. Obwohl Sayoko ihr so viel bedeutete, ebenso wie ihre anderen Freunde. Sie wollte sie nicht verlieren. Und der Gedanke, dass sie über Selbstmord nachgedacht hatte zerriss sie förmlich.

Vielleicht hätte sie ihr den Text nicht zeigen sollen. Megumi nahm das mit, viel mehr, als das es eigentlich sollte - dennoch dankbar über die Umarmung und ihre Sorge, drückte sie sie ebenfalls an sich.
"Du kannst da nichts für. Keiner kann das." flüsterte sie, und strich ihr über das Haar. "Weißt du, ich wollte niemanden damit belasten. Ich ... weiß doch ganz genau, wie sehr dich das mitnimmt." Dann sah sie sie an, lächelte. "Aber.. ich hab jetzt irgendwo wieder Hoffnung gefasst. Wenn wir zurück sind, möchte ich definitiv einige Dinge in die Hand nehmen. Ausziehen, die Schule wechseln... und mir Hilfe suchen. Ich denke, zumindest soviel bin ich mir und auch dir schuldig." Auch wenn sie wirklich nicht wusste, ob sie die Kraft dazu hatte, diese Dinge ihren Vater zu sagen. Sie fürchtete sich sogar davor, und auch vor Sakuyas Reaktion, aber Sayoko hatte endlich etwas eingesehen - wenn es ihr besser gehen sollte, dann sollte sie ihre schlechte Seite akzeptieren, hinnehmen - als ein Teil von ihr.

Das Mädchen löste sich wieder von ihr und umklammerte mit beiden Händen Sayokos Arm. "Wenn es etwas gibt was ich für dich tun kann, dann sag es mir einfach, ja?" Sie wirkte entschlossen, wenngleich immer noch Tränen in ihren Augen standen. Wenigstens dieses Mal wollte sie alles richtig machen! Schließlich wischte sie sich die Tränen weg. "Akito-Kun und ich sind immer für dich da. Das weißt du. Und wir werden alles tun, damit es dir wieder gut geht."

Sayoko nickte lächelnd. "Danke. Das weiß ich sehr zu schätzen." sagte sie schließlich, und wuschelte ihr durch den Kopf; eine Geste, die sie sich von Akito abgeguckt hatte. "Und pass mir ja auf Akito auf, hörst du?" 
Dann stand sie auf. "Du solltest aber schlafen gehen. Der Tag war lang." Sie wandte sich zur Tür und wollte gerade gehen, als sie sich ein letztes Mal zu Megumi umdrehte. "Und bitte... gib mir Zeit, ja?" Das war das letzte gewesen, was Sayoko zu ihr gesagt hatte, ehe sie sich selbst zurück in ihr Zimmer begab. Das war.. typisch Megumi. Sie war naiv und gutgläubig, die Art Mädchen, die sich die Probleme Anderer zu ihren eigenen macht. Ein leises Seufzen entfuhr ihre Lippen. Hoffentlich war es aber nicht auch noch diese naive Unschuld gewesen, die sie am Ende selbst zerstören würde.

Der Rest der Woche verlief ohne weitere Vorfälle. Obwohl Sayoko sich noch immer reserviert hielt, so hatte sie sich nicht gänzlich zurückgezogen - sehr zu Freuden von Megumi und Akito, waren die restlichen Tage sogar recht angenehm für alle gewesen, und auch Riko hatte das Gefühl, das sie alle ein Stück weit mehr zusammen gewachsen waren, wenn auch anders als gehofft.
Kaum war Sayoko wieder Zuhause gewesen, hatte sie ihre und Sakuyas Sachen gepackt und ist mit ihm zu Akito gezogen, welcher das Haus seiner Eltern derzeit alleine bewohnt. Deren Vater war alles andere erfreut gewesen, doch dank Akitos und auch Yuus Anwesenheit wurde er zumindest nicht handgreiflich. Auch die beiden Jungs schienen sich ein Stück weit wieder anzunähern, sehr zu Sayokos Erleichtern.
Es warteten jedoch sämtliche Amts- und Arzt-Termine auf das Mädchen, denn hatte sie auch sofort ihren Schulwechsel in den Gang gesetzt, und Akito half ihr, einen geeigneten Psychologen für sie zu finden. Obwohl ihr Vater klagte, das Jugendamt von der Sache zu berichten, so war Sayoko sich sicher, dass dieses in jedem Fall auf ihre Seite war. 
Und wenn sie dann doch mal ihre depressiven Phasen hatte, bemühte sie sich, gerade die Dinge zu tun, die sie nicht wollte - ein Tipp eines Arztes gewesen, der ihr irgendwo geholfen hatte, auch wenn sie sich noch lange nicht wirklich 'gesund' fühlte.

Riko hingegen war erleichtert, das die Ferien noch eine Weile andauern würden, und sie somit für die paar Wochen zumindest bei sich Zuhause wohnen konnte, ohne irgendetwas zu befürchten.
Das Mädchen saß gerade breitbeinig, in Unterwäsche auf den Sofa ihrer Eltern, ein Videospiel zockend. Es war heiß gewesen, unerträglich heiß - eigentlich hatte sie vor gehabt, ihre Freundinnen zum Schwimmen einzuladen, doch nicht mal dazu konnte sich das Mädchen aufraffen.
Sie legte den Controller zur Seite und krallte sich ihr Smartphone, welches neben ihr lag, und schrieb Megumi folgende Nachricht:
'Mir ist sooo heiß und ich sterbe! Hast du nicht zufällig Lust mich aus diesem Leiden zu befreien?
 / (⁎˃ᆺ˂)＼"

Megumi war gerade fertig mit abwaschen, als sie auf ihr Handy aufmerksam wurde. Ihr Vater war heute den ganzen Tag nicht da, da er eine extra Schicht einlegen wollte und sie selbst hatte auch noch ein paar Tage frei, bevor sie wieder arbeiten musste. Es fehlte ihr ja schon irgendwie ein wenig, die Arbeit im Café machte ihr doch sehr viel Spaß. Und sie war froh, so ihren Vater ein wenig unterstützen zu können.
Sie schreckte kurz auf, als ihr Handy sich plötzlich meldete. Eigentlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass sich wer melden würde. Na ja, außer Sayo vielleicht, aber da sie mit ihr bereits verabredet war, glaubte sie kaum, dass diese sich meldete. Umso mehr wunderte es sie, dass es Riko war, die ihr geschrieben hatte. Sie seufzte. "Tut mir Leid Ri-Chan, aber heute geht es nicht", murmelte sie, während sie eine Antwort schrieb. 'Sorry, ich hatte Sayo-Chan versprochen ihr etwas unter die Arme zu greifen. Ein anderes Mal, okay?'

"Eeeh?!" Ein entnervter Seufzer entfuhr Rikos Kehle, als sie sich tiefer in das Sofa und in ihr Leid sinken ließ. War das etwa Megumi's Ernst? Riko wegen Sayoko zu versetzen? Entnervt schnaubte sie. Seid die Gruppe aus dem Urlaub zurück war, war ihre beste Freundin fast nur noch mit ihr beschäftigt gewesen. Klar, selbst Riko konnte verstehen, dass für das Mädchen ein großer neuer Lebensabschnitt ansteht, sie eine Menge zutun hatte und somit auf Hilfe angewiesen war. Dennoch, konnte sie nicht diesen Yuu oder Akito fragen, anstatt ihr Megumi andauernd auszuspannen?
Das braunhaarige Mädchen drehte sich auf den Bauch, und ließ einen Arm hinab baumeln. Dieser Tag war definitiv schrecklich gewesen. Nicht nur, dass es unerträglich heiß war - so heiß, das ihr halbnackter Körper schon an der Couch kleben blieb, nein, jetzt war auch noch Megumi nicht da um ihr Leid zu lindern. Grummelnd legte sie sich von Bauch zurück auf den Rücken, und merkte, wie ihr ganzer Bauch vom Am-Sofa-Kleben wehtat.
Sie musste was tun, oder das würde Riko's Ende werden, definitiv. "Gut, wenn Megu halt nicht will." murmelte sie, und zückte ihr Handy. Würde sie halt die Brillenschlange oder Kimi fragen, am Besten beide.
Also schrieb sie beiden die gleiche Nachricht.
"Du. Ich. Eisdiele am Marktplatz. Jetzt. Und wehe es wird gekniffen. (;｀O´)o"

"Was hat sie jetzt schon wieder?", fragte sich Kimiko seufzend, als sie von der Liege aufstand und sich Kleidung überstülpte. Es war ihr eigentlich schon Recht, wenn sie das Anwesen ihrer Eltern Mal für ein paar Stunden verlassen konnte, aber sie war ein wenig irritiert von der plötzlichen Nachricht Rikos gewesen. Normalerweise fragte sie doch immer zuerst Megumi... Die wohl keine Zeit hatte und deshalb hatte sie sich an Kimiko gewendet? Möglich. Wobei sie sich nicht daran erinnerte, dass die Rosahaarige meinte, sie müsse jetzt schon wieder arbeiten. Nun gut, das war auch egal.
Sie hinterließ eine schnelle Nachricht und machte sich dann auf zum besagten Treffpunkt.

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Leise grummelnd blickte auch Takashi auf sein Handy und war, auch wenn er es sich nicht ganz eingestehen wollte, ganz erleichtert darüber die Nachricht zu lesen. Kaum aus dem Urlaub zurück gekehrt, hatte seine Mutter ihn wieder dazu verdonnert zu lernen und seine ganzen Games irgendwo versteckt, damit er sich ja nicht ablenken ließe. Es war immer das Selbe mit ihr. Entweder sie wollte ihn dazu zwingen, irgendwelche ekelhaften sozialen Kontakte zu pflegen oder dazu nötigen, zu lernen. Obwohl viele der Bücher, die sie ihm kaufte, ohnehin unter seinem Niveau waren. Lediglich wenn Kyo und, ob man es nun als gutes oder schlechtes Zeichen sehen wollte, Riko sich meldeten wirkte sie erstaunlich entspannt und jagte ihn dann auch förmlich raus. Und da die Nachricht ohnehin mehr nach einem Befehl klang...
Er seufzte, klappte das Buch zusammen und stand von seinem Tisch auf. "Ich bin dann weg", murmelte er nur.
Seine Mutter lugte aus der Küche heraus und sah ihn überrascht an. "Oh? Wohin des Wegs junger Mann?"
Seufzend rückte er sich seine Brille zurecht. "Raus. Zu Freunden."
Ihre Augen weiteten sich, ob nun vor Überraschung oder vor Freude konnte er nicht sagen, da er ohne auf eine Antwort zu warten bereits das Haus verlassen hatte.

Riko stand bereits an der Eisdiele. Es war anstrengend gewesen, sich vom Sofa aufzuraffen und sich Kleidung überzuziehen - immer noch ein wenig beleidigt über Megumi, stand sie also da, und wartete, das ihre Freunde ebenfalls eintrafen.
'Wehe sie kommen nicht.' dachte sich Riko still, und ärgerte sich selbst über ihre schlechte Laune. Wieso nervte sie das so? Sie sollte nicht so egoistisch sein und Sayoko die Hilfe gönnen, die Megumi ihr gibt. Dennoch, sie hätte genauso gut Kimiko fragen können. Oder auch Riko selbst. Immerhin waren sie ja auch sowas wie Freunde gewesen, zumindest hatten sie sich gut verstanden... das Sayoko nun ihre beste Freundin so in ihre Aktivitäten einplante, missfiel ihr.
Erneut seufzte Riko, und hoffte, die anderen beiden bald eintrudeln zu sehen. Wenn sie sie auch noch versetzen würden, würde sie sich definitiv irgendwo in die Sonne legen und warten, bis sie schmelzen würde. Oder sich gleich im Meer ertränken. Irgendwie sowas.

Schon von Ferne aus sah Kimiko ihre Freundin an der Eisdiele stehen, eine Zornesfalte über dem Gesicht. Sie musste schmunzeln. Wie erwartet hatte Riko wieder schlechte Laune und deswegen sie gefragt. Mit beschleunigtem Schritt lief sie auf sie zu. "Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte sie mit ernstem Tonfall. Dann blieb sie lächelnd neben ihr stehen und schlang einen Arm um ihre Schulter.

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Takashi kam gerade aus der anderen Richtung, als er die zwei Mädchen sah. Schnell versteckte er sich hinter einer Laterne und fluchte leise. Warum hatte Riko Kimiko auch eingeladen? Natürlich, im Urlaub waren sie auch als Gruppe gewesen. Aber mit den beiden Mädchen alleine unterwegs sein? Nein, das war ihm dann doch zu viel. Eine von ihnen war schon anstrengend genug für ihn. Und an Riko hatte er sich mittlerweile gewöhnt, da sie sich mittlerweile ab und an zum gemeinsamen zocken verabredet hatten. Aber für sowas? Er griff nach seinem Handy und schrieb eine hastige Nachricht an Kyo, in der Hoffnung, dass auch dieser sich dazu gesellen würde. Er seufzte, als er sich dabei ertappte Kimiko in seiner Nachricht als "deine Verlobte" zu betiteln. Auch wenn es nur zum Schein war, so fielen ihm diese Worte doch leichter als ihren Namen zu schreiben.
Kaum dass die Nachricht abgeschickt war, beeilte auch er sich, sich den Mädchen anzuschließen, auch wenn es ihm sichtlich unangenehm war.

"Megumi." antwortete Riko nur knapp, ihr Blick immer noch finster. Kimiko würde schon wissen, was sie damit meinte - das sie sie versetzt hatte, gerade sie, die sie ja als ihre beste Freundin schimpfte. Dann seufzte sie. "Ich mein, ich verstehe ja wirklich das sie Sayo helfen will, aber..." Sie unterbrach ihren Satz, als sie schließlich Takashi sah. 
Grinsend, ihre schlechte Laune wie weggeblasen, lief sie auf ihm zu - und warf sich ihm erst um den Hals, ehe sie ihn lachend in den Schwitzkasten nahm. "Heh, ich hatte schon Angst du kommst nicht." neckte sie den jüngeren, welcher sich aus ihren Griff zu befreien versuchte.

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Kyo saß gelangweilt auf der Terrasse seiner - für seine gewohnten Verhältnissen - kleinen Studentenwohnung, ehe auf einmal eine Nachricht auf seinem Handy einging. Von Takashi. "Mit Riko-chan und Kimiko-san, huh?" murmelte er, ehe er eine Antwort tippte. Dann grinste er. "Wieso auch nicht." sprach er zu sich selbst, ehe er sich schließlich erhob und sich kurz frisch machte, nur um seinen besten Freund aus der Misere zu retten.

"Hör auf damit", beschwerte sich Takashi, während er sich verzweifelt versuchte aus Rikos Griff zu lösen. Als sie ihn endlich freigab seufzte er und rückte sich seine Brille zurecht. Eigentlich sollte er sich langsam daran gewöhnt haben. "Außerdem ist alles besser, als den ganzen Tag vor Büchern zu sitzen. Selbst die Gesellschaft einer groben Persönlichkeit wie dir", sagte er in seinem typischen arroganten Tonfall, wenngleich es nicht ganz so streng und ernst klang wie es sonst für ihn üblich war. Sie würde hoffentlich verstehen, dass es nur ein Scherz war. Solche Dinge fielen ihm immer noch unheimlich schwer, schließlich war sie neben Kyo die einzige Person, die er persönlich mittlerweile als Freundin bezeichnen würde.

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Kimiko beobachtete das Schauspiel mit einem Hauch von Belustigung. Ihr war schon während ihrer Reise aufgefallen, dass Riko und der jüngere Takashi sich häufig zusammen zurück zogen, aber dass sie sich so eng waren. Sie schmunzelte. Auf die Sache mit Megumi würde sie sie besser später ansprechen. Sie konnte ihren Ärger verstehen. Seit der Sache mit Sayoko hatte sich Megumi fast nur noch um sie gekümmert, in jeder freien Minute. Selbst dort war sie Recht reserviert gewesen und hatte ständig nach ihr schauen wollen. Natürlich war das sehr nobel für sie, aber dass sie deshalb gleich ihre beste Freundin versetzen würde... Insgeheim hoffte sie doch, dass sich die Wogen wieder glätten würden. Auch wenn es vielleicht nicht einfach werden würde für die zwei.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und trat ein wenig näher auf die beiden Anderen zu. "Wollt ihr euch noch länger streiten oder nicht lieber rein gehen?", fragte sie leicht vergnügt.

Rikos Grinsen weitete sich, als sie Takashis letzten Satz vernahm. "Ach so?" fragte sie. "Dabei dachte ich das wäre was Ernstes zwischen uns, und so versetzt du mich?" Obwohl sie das in einem gewohnt verspielten Ton sagte, so kam Riko nicht drum rum, als eine gewisse Bitterkeit in diesen Satz zu legen. Obwohl die Brillenschlange sie irgendwie wieder einigermaßen aufgemuntert hatte, so saßen Megumi und Sayoko noch immer in ihrem Hinterkopf, zusammen, und lachten sie aus. Auch wenn das übertrieben war, so wusste sie.
Plötzlich vernahm sie jedoch ein amüsiertes Lachen, welches sich auf sie zu bewegte. "So weit seid ihr schon, und ich werde nicht mal eingeweiht?" grinste plötzlich Kyo vor ihnen, sichtlich amüsiert. Riko war in den ersten Sekunden ein wenig perplex gewesen. Kyo? Sie hatte ihn nicht eingeladen, was zwar hauptsächlich daran lag, dass sie seine Nummer nicht hatte, und trotzdem war er hier. Ihr Blick fiel auf Takashi, welcher noch immer neben ihr stand. Gut, sie konnte es verstehen, wenn er es war, der dafür verantwortlich war.
"Kyo-kun!" rief sie dann schließlich grinsend und ging auf den großen, blonden Jungen zu und stieß ihn freundschaftlich gegen die Schulter. "Gut, dass du auch hier bist! Hab leider deine Nummer nicht, sonst hätte ich dich von Anfang an dabei haben wollen."
"Ach so?" er grinste genauso breit wie sie. "Na ja, Takashi hatte mir nur eine Nachricht geschrieben. Hatte eh Langeweile, von daher passt das ganz gut."
"Heh. Wie wärs sonst damit, wenn du mir deine Nummer einfach gibst? Dann plan ich dich das nächste Mal einfach gleich mit ein!" Er nickte, und rasch tauschten beide Nummern aus, ehe Kyo die anderen Beiden begrüßte.
"Ich bin sogar schon fast dafür, das wir draußen bleiben." sagte er schließlich, während er sich nach einem freien Platz umsah.

"Das klingt nach einer guten Idee!", stimmte Kimiko ein. Sie knuffte Riko kurz in die Seite und zwinkerte ihr zu, ehe sie Kyo folgte. Vielleicht würde es ihrer Freundin gut tun, ein wenig Takashi zu ärgern. Natürlich war ihr aufgefallen, dass sie immer noch enttäuscht von Megumi war, aber vielleicht würde sie das ablenken. Sie hoffte es zumindest. Außerdem fand sie, dass Riko und Takashi ein erstaunlich niedliches Paar abgeben würden. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. Ein wenig amüsierte sie dieser Gedanke ja schon, dass gerade Riko einen jüngeren Freund haben könnte. Und dann gerade die besserwisserische Brillenschlange. Sie war heute wohl wirklich zu Scherzen aufgelegt.

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Takashi zögerte einen Augenblick, bevor er ihnen folgte. Ihm war nicht entgangen, dass etwas an Rikos Reaktion anders war als sonst. Es wirkte ein wenig... falsch. Oder bildete er es sich nur ein? Soziale Kontakte waren schließlich noch nie seine Stärke gewesen. Ehe er sie jedoch darauf ansprechen konnte, hatten sie bereits einen geeigneten Platz gefunden, an den sie sich setzen konnten. Vielleicht sollte er sie später darauf ansprechen, wenn sie nicht selbst zu reden begann. Außer es stellte sich heraus, dass er sich geirrt hatte.

Die kleine Gruppe hatte schließlich einen Platz gefunden, und kurze Zeit später kam auch der Kellner. Nachdem sie alle ihre Bestellung aufgegeben hatten, herrschte erst merkwürdiges Schweigen zwischen Ihnen, und Riko, welche sonst immer die Gespräche aufrecht erhielt oder einfach munter drauf los plapperte (oder anfing zu ärgern), war ungewohnt still.
Die anderen drei tauschten sich besorgte Blicke aus, ehe das Mädchen ein lauten Seufzer erklingen ließ. "Mahaaan!" rief sie schließlich und lehnte sich zurück, die Arme ineinander verschränkt. "Ihr sollt mich ablenken, statt mich so anzusehen als wäre ein Zug über mein Gesicht gefahren!" Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund, und Kyo, welcher ihr schräg gegenüber saß, schmunzelte.
"Wovon denn? Du musst uns schon einweihen, wenn du das von uns verlangst." antwortete er, noch immer mit einem amüsierten Lächeln im Gesicht.
Riko seufzte erneut, und ihr noch immer schmollender Blick suchte den Boden. "Megumi. Sie hat gar keine Zeit mehr für mich und hängt nur noch mit Sayo rum." sagte sie schließlich kleinlaut, und Kyo konnte allein an ihrem Blick erkennen, wie sehr sie das wohl beschäftigte.
Er kannte Megumi nicht sonderlich gut, aber er hatte mitbekommen, das Riko und sie wohl wie Pech und Schwefel waren. Überall, wo sie auftauchten, herrschte Chaos - so hatte es Kimiko zumindest ausgedrückt, und so, wie er die beiden Mädchen kennen lernen durfte, hatte er es als ziemlich passend empfunden.
Und über diese Sayoko wusste er noch weniger. Es schien, als wäre dies ein Mädchen mit ernsthaften Problemen gewesen - nicht unbedingt jemand, mit dem Kyo seine Zeit verbringen wollte. Die restliche Urlaubswoche war sie zwar nett und höflich gewesen und sicherlich kein schlechter Mensch, aber der Student wusste, dass man selbst eine gewisse Stabilität und sehr viel Zeit aufbringen musste, um mit diesen Menschen besser klar zu kommen. Zeit, die er nicht hatte - und da er ihr irgendwie noch immer misstrauisch gegenüber war, und sie nun nicht unbedingt wie die Art Mensch wirkte, die er unter allen Umständen bei sich wissen muss, so hatte er sich nicht weiter für sie interessiert.
"Hast du schon versucht mit ihr drüber zu reden?" fragte Kyo schließlich und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
"Natürlich hab ich das. Aber sie hat ja, wie gesagt, nie Zeit für mich. Wie soll ich dann vernünftig mit ihr reden können?"

"Fang sie doch einfach ab", sagte Takashi, als wäre es das normalste der Welt. Er verstand dieses Problem nicht, sie wusste wo sie wohnte und würde sie bestimmt irgendwann antreffen können. Zugegeben, er hatte die beiden genannten Mädchen selbst kaum gesehen, auch wenn sie ihm von Megumi schon ein wenig erzählt hatte. Für ihn waren sie beide definitiv keine Mädchen, zu denen er allzu viel Kontakt wollte... Riko allein war schon anstrengend, zwei von der Sorte. Nun gut, aber das war auch nicht sein Problem. Es missfiel ihm aber irgendwie, dass es Riko zu schaffen machte.
"Eigentlich keine schlechte Idee", stimmte Kimiko zu, die direkt neben Riko saß. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Riko an. "Du kennst doch ihren Arbeitsplan, warum versuchst du sie nicht dort zu erwischen?" Ihr Blick wanderte in den Himmel, während sie überlegte. "Wir könnten natürlich auch versuchen sie direkt zu konfrontieren, wenn wir wüssten wo sie ist."