Mahou Shoujou

Nach einem kurzen Seitenblick zu Akito sprangen die beiden jungen Männer zur Seite, gerade so dass Alice zwischen ihnen hindurch schoss. Yuudai fragte sich für den Augenblick, ob sie das mit Absicht getan hatte, ob sie einfach nur mit ihnen spielen wollte. Oder versuchte sie sie wirklich zu töten?
„Schließ nicht von dir auf Andere“, antwortete er kalt, mit seiner magischen Teekanne in der Hand.
Er hatte nicht vor gegen Alice zu kämpfen, selbst ihm war klar dass sie nicht siegen konnten. Nicht siegen würden. Wenn sie lange genug durchhielten würde es vielleicht reichen. Für einen kurzen Augenblick dachte er an Sayoko – und verfluchte sich dafür. Sie mussten es irgendwie alleine schaffen, ohne sie hinein zu zerren.
Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, den Blick direkt auf Alice gerichtet, schüttete er den Inhalt seiner Kanne auf den Boden, die sich in dampfenden Schwaden langsam in Alice‘ Richtung bewegte. Die scharfe Säure seines Tees ließ den Boden auflösen, verbrannte das blutige Fleisch und die Innereien, die sich soeben noch in Form von Kuchen auf dem Tisch befanden hatten und verbreiteten einen beißenden, ekelhaften Geruch – ähnlich dem von verbrannten Fleisch. Yuudai fluchte sich dafür, versuchte durch den Mund zu atmen und den Nebel weiter zu verstärken. In der Hoffnung dass es ihnen helfen würde, wenn sie nur schwer zu sehen waren.

Wenn er ehrlich sein sollte, hatte er nicht damit gerechnet das sie die beiden wirklich angreifen würde – doch war sie mittlerweile stärker gewesen und auch weitaus wahnsinniger als es noch vor einem halben Jahr der Fall gewesen war.
„Fuck.“ murmelte Akito noch, bevor die durchaus unangenehm riechenden Dämpfe ihren Weg in seine Atemwege finden konnte.
Er selbst machte von seinen Kräften als Grinsekatze gebrauch indem er für einen Moment verschwand, nur um dann im nächsten Moment hinter Alice’ aufzutauchen – doch noch bevor er seine Krallen auch nur in die Richtung ihres Körpers bringen konnte, hatte sie sich schon umgedreht und seinen Angriff mit ihrer übergroßen Schere abgewehrt.
„Das macht schon mehr Spaß, meinst du nicht auch, Aki-kun~~?“ kicherte sie, mit einem Blick so voller Wahnsinn, das es Akito eiskalt den Rücken runter lief. Wer auch immer das war, der vor ihm stand, der hatte nichts mehr von dem Mädchen über gelassen welches er einst so gut zu kennen glaubte.
„Was schneide ich dir denn zuerst ab? Was hältst du von einem deiner Beine~?“ Das blonde Monster holte aus, öffnete ihre Schere und zielte auf Akitos rechtes Bein, welches er noch gerade rechtzeitig einholen konnte, ohne dabei zu stolpern.

Akitos Angriff hatte dafür gesorgt, dass Alice ihm für den Moment den Rücken zukehrte. Ohne lange darüber nachzudenken stürmte Yuudai vor und holte mit der Teekanne aus, um die ätzende Flüssigkeit direkt auf ihren Rücken laufen zu lassen.

Der Angriff musste Alice überrascht getroffen haben, denn Akito hörte wie sich das manische Lachen schnell zu einem schmerzerfüllten Schrei wandelte.
„Huh, kämpfen kannst du also auch nicht richtig~“ merkte der Kater provokant grinsend an, ehe er den Moment ausnutzte und selbst seine Krallen in ihren Bauch rammte. Er wusste, das er sie niemals hier töten konnte – zudem er nicht wusste wie Sayoko darauf reagieren würde – doch vielleicht würde das reichen um sie zumindest für den Moment zu vertreiben.
„IHR SPIELT EINFACH NICHT FAIR!“ schrie das Mädchen wütend, und Akito konnte beobachten wie sich die vor wenigen Sekunden zugefügte Wunde problemlos schloss. Er spürte, wie die Wut in ihr kochte, sah es in ihren Augen welche mit Wahn, Hass und Zorn gefüllt waren, und für einen kurzen Moment fragte er sich ob sie einen Fehler begangen hatten, ob sie jetzt doch sterben würden.
Doch so schnell wie der Wutanfall gekommen war, so schnell schien er auch zu verschwinden: Das Monster senkte ihren Blick, stand für einige Sekunden reglos da, atmete schwer.
Dann hob sie ihren Kopf, und… lachte?
„Ach, das wird mir noch so viel mehr Spaß machen wenn Sayo dabei ist! Wenn sie erst sieht wie machtlos ihr seid! Wenn ich jedes einzelne eurer Gliedmaßen abschneiden werde und sie es sehen wird! Und dann wird da nichts mehr sein, nur noch endlose Verzweiflung~“
Sie schien regelrecht in eine Hysterie zu verfallen, denn ihr Lachen wurde lauter, schriller.
Dann beruhigte sie sich schlagartig und grinste die beiden amüsiert an.
„Wisst ihr was~? Ich hebe mir das Ganze für Sayo auf. Also am Besten ihr genießt das bisschen Zeit noch was ihr bleibt und grüßt sie lieb von mir, ja?“
Sie kicherte ein letztes Mal, ehe sie fröhlich winkte und das Wunderland so schnell verschwinden ließ wie es gekommen war.

Akito und Yuudai fanden sich wieder in der gewohnten Umgebung – Tisch, Sofa, alles noch so, wie sie es verlassen hatten. Wenn er es nicht besser wüsste könnte man meinen sie hätten beide den gleichen, verrückten Traum geträumt.
„Fuck.“ war das erste, was der Rothaarige Junge rausbringen konnte.

Yuudai atmete erleichtert aus, machte aber im Reflex gleichzeitig eine Geste, als würde er seine – nun nicht mehr vorhandene – Tasse auf den Boden schmettern.
„Für was haben wir diese scheiß Kräfte, wenn wir ohnehin nichts ausrichten können“, zischte er und versuchte gleichzeitig seine Gedanken zu ordnen. Würde sie direkt zu Sayo gehen? Nein, wahrscheinlich nicht. Sonst hätte sie die Jungs direkt mitgenommen.
Er atmete tief ein und wieder aus, versuchte die Wut wieder zu kontrollieren, die ihn einholte. Wut über seine eigene Nutzlosigkeit.
„Wir sollten uns eine Strategie überlegen“, meinte er schließlich und sah Akito ernst an. „Nur für den Fall, dass wir noch einmal in so eine Situation kommen.“

"Das sowieso." erwiderte Akito trocken, sah seinen besten Freund in die Augen, ehe er sich erschöpft aufs Sofa fallen ließ.
"Die Frage ist... erzählen wir Sayo davon?"
Einerseits wäre es vernünfig, das zu tun, doch anderseits hatte sie momentan wieder so viele gute Tage - der Gedanke das sie sich aus Angst wieder zurückziehen, in ihrem Zimmer verkriechen würde, erneut in dieses Loch fallen würde erfüllten ihn gleichzeitig mit Sorge. Doch konnten sie von ihr Offenheit erwarten wenn sie selbst nicht offen waren?

„Das ist… eine gute Frage“, murmelte Yuudai und fuhr sich wieder durch die Haare. Konnte er ein Geheimnis vor Sayo haben, wenn sie sich vor ihnen allen vor kurzem geöffnet hatte?
Andererseits war da die Gefahr, dass es ihr Mental wieder sehr stark zusetzen konnte. Gerade wo sie momentan sehr labil wirkte.
Schließlich schüttelte der den Kopf.
„Ich denke wir sollten ihr davon erzählen… aber nicht jetzt.“ Er sah Akito jetzt direkt an. „Es wäre vielleicht besser, wenn wir abwarten bis sie sich ein wenig beruhigt hat. Vielleicht eine oder zwei Wochen. Jetzt könnte es für ihre Heilung Kontraproduktiv sein.“

„Wahrscheinlich hast du Recht, aber…“ Akito fuhr sich mit der Hand durch’s Haar, kämmte sich einige Strähnen aus dem Gesicht. Brachte es wirklich was zu warten? Sayoko konnte seit 4 Jahren nicht endgültig heilen – jedes Mal, wenn sie auf einem guten Weg war, kam Alice zurück und hat ihr das zunichte gemacht. Solange die Situation war wie sie war, und dieses dumme Kaninchen mitsamt Nana so versessen auf sie waren, würde sie eh nicht ruhen können.
Und trotzdem, wenn er an das Gespräch dachte, an die bitteren Tränen die sie geweint hatte, an die Angst in ihren Augen wenn sie von Alice sprach… Das wollte er nicht nochmal sehen. Zumindest nicht so schnell – dafür hatte ihn ihr vermehrtes Lächeln der letzten Monate so hoffnungsvoll werden lassen.
Schließlich seufzte er entnervt.
„Kannst du mir versprechen das wir sie solange nicht einen Moment aus den Augen lassen?“ fragte er leise, resigniert. „Ich glaube wir beide wollen nicht das Alice selbst ihr das erzählt. Und so viele Schrauben wie sie mittlerweile locker hat… will ich nicht wissen wie sie mit ihr umgehen würde.“
Er hoffte zudem das sie auch Megumi in Ruhe lassen würde – obwohl er sie als sehr positiven Menschen kennenlernen durfte, der Gedanke das ihr was zustoßen konnte, Alice versuchen könnte, sie zu brechen, ließen ihn irgendwie unruhig werden. Am liebsten würde er ihr eine kurze Nachricht schreiben, fragen ob es beiden gut ging, aber wenn er das tun würde wüsste Sayoko sofort das etwas im Argen war.

Er legte eine Hand auf Akitos Schulter und nickte. "Wir werden beide auf sie achten. Vielleicht können wir die anderen noch einweihen und um Hilfe bitten." Mít gesenktem, ernsten Blick fügte er noch hinzu: "Wir werden nicht zulassen, dass Nanashi ihr jemals wieder etwas antun wird."

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Megumi stand in der Küche, bereitete einige Snacks und Getränke vor - zumindest soweit sie diese zur Verfügung hatte. Dank des neuen Jobs ihres Vaters konnte sie das Geld ihres Nebenjobs nun zwar auch besser für ihre eigenen Wünsche nutzen, dennoch versuchte sie möglichst genug Geld zu sparen - für den Fall dass doch etwas schief geht und sie dieses Geld brauchen würde. Ihre Gedanken schweiften für einen Moment wieder an ihre Kartenlegung vor wenigen Wochen, jene Legung die eine Katastrophe vorausgesagt hatte. Zwar hatte sie sich geschworen, nicht auf diese zu hören doch das letzte Gespräch hatte ihre Sorge wieder stärker in den Vordergrund gesetzt. Zusammen mit ihrem schlechten Gewissen Sayo-Chan gegenüber. Sie war sich immer noch unsicher, ob es wirklich die richtige Idee gewesen war, sie eingeladen zu haben. Doch da ihr Vater ohnehin bei seiner Nachtschicht war und sie sich alleine, nur mit Dinah an ihrer Seite, momentan unwohl fühlte hatte sie es für eine gute Idee gehalten.
Sie zuckte zusammen, als es an der Tür klingelte. "Ist es schon soweit?", fragte sie sich und warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. Sie musst wirkllich mal an ihrem Zeitgefühl arbeiten.
Hastig ging sie zur Sprechanlage, öffnete die Haustür und gleichzeitig auch die Wohnungstür und erwartete ihre Freundin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
"Schön, dass es geklappt hat", begrüßte sie Sayoko als diese ihre Etage erreicht hatte.

Nachdem sie die restliche Autofahrt damit verbracht hatte, sich wieder ansehnlich zu machen - Megumi sollte bloß nicht sehen das sie geweint hatte, auch wenn es diesmal eher Freudentränen waren - hatte Arakawa-san sie schließlich vor der Haustür abgesetzt und ist direkt wieder gefahren, damit Sayoko es sich nicht nochmal anders überlegen konnte.
Als sie schließlich vor der Tür stand bemerkte sie erst, wie nervös sie war; sie hatte noch nie die Nacht bei einer Freundin verbracht. Was, wenn sie nichts zu reden hätten oder Megumi merkte wie langweilig Sayoko eigentlich war?
Sie schüttelte den Kopf, versuchte die Gedanken loszuwerden, ehe sie tief einatmete, schließlich die Klingel bediente und in das Gebäude eintrat.
Auf der entsprechenden Etage angekommen wurde sie auch fröhlich ihrer Freundin begrüßt und in die Wohnung gelassen.
Nicht sicher was sie sagen sollte setzte sie ihr bestes Lächeln auf, um die Nervosität zu überspielen.
"Ja, finde ich auch" erwiderte sie und blickte sich um. Die Wohnung schien zwar klein zu sein, aber sie war herzlich und warm eingerichtet, zumindest war das der erste Eindruck den Sayoko durch den kleinen Flur bekam.

Megumi bemerkte die Anspannung und Nervosität und versuchte diese wegzulächeln, während sie Sayoko durch den kleinen Flur in die Wohnung führte. Dabei deutete sie auf die einzelne Tür, die vom Flur aus auf die rechte Seite führte. „Du kannst ruhig schon Mal ins Wohnzimmer gehen, ich hole nur Mal eben die Sachen aus der Küche“, meinte sie mit breitem Lächeln.
Die beiden Türen auf der linken Seite des Flurs führten jeweils zum Badezimmer und zu Megumis Zimmer, wohingegen der Flur geradeaus direkt in die Küche führte. Sie und ihr Vater bemühten sich die Wohnung so gut wie möglich sauber zu halten, auch wenn es manchmal aus Zeitgründen nicht so gut funktionierte, wie Megumi immer wieder feststellte.
Mit wenigen Schritten war sie in der Küche und lagerte Gläser und Snackschüsseln auf einem Tablett, das sie mit größter Vorsicht ins Wohnzimmer brachte.
„Entschuldige bitte die Enge“, lachte sie beschämt, nachdem sie das Tablett auf den kleinen Glastisch gestellt hatte.

"Ach, alles gut." Winkte Sayoko ab. "Bei meinem Vater hatten wir auch nicht viel mehr Platz. Außerdem mag ich das weitaus lieber als diese riesig großen Wohnungen die so leer und kalt wirken. Das hier hat noch was warmes und gemütliches."
Sie lächelte und ließ ihren Blick durch das Wohnzimmer schleifen. Man merkte zwar, das die Möbel teilweise älter waren, aber trotzdem strahlte das ganze irgendwie eine Wärme aus.

Megumi war ein wenig erleichtert darüber. Zwar war Sayoko nicht das erste Mal hier, doch es war das erste Mal, dass sie bei ihr übernachten würde. Vielleicht hatte sich Megumi deshalb ein wenig mehr Sorgen wegen der Größe der Wohnung gemacht. Auch wenn sie nach außen hin kein Problem damit hatte, dass sie eben nicht so viel hatten wie andere, so gab es Situationen in denen sie sich damit doch unsicher fühlte.
Nachdem sie nun auch Getränke bereitgestellt hatte, setzte auch sie sich auf das Sofa.
„Ich glaube das ist das erste Mal, dass nur wir beide zu einem Mädelsabend zusammen sind“, stellte sie fest und kicherte leicht. Mit Riko hatte sie sich schon öfter getroffen, meist ebenfalls in ihrer Wohnung, doch zu Sayoko hatte sie bisher nicht diesen guten Draht gehabt. Sie spürte, dass ihre anfängliche Nervosität allmählich ehrlicher Aufregung wich.
„Was möchtest du tun? Einen Film schauen?“

Sayoko spielte nervös mit ihren Haaren.
"Das könnten wir tun? Ich mein.. ich bin ehrlich, ich hab sowas noch nie mit anderen Mädchen gemacht. Gibt es da nicht gewisse Klischees die wir erfüllen sollten?" Sie grinste, wenngleich das auch nur war um ihre Nervosität zu überspielen.
Klar, Nana hatte früher regelmäßig bei ihr Zeit verbracht, aber noch nie für eine ganze Nacht. Und das sie hier, mit ihren neunzehn Jahren saß und nervöser war als bei ihren erstem Date ließ sie etwas lächerlich fühlen.

„Wirklich?“, Megumi war ehrlich überrascht über Sayokos Aussage, dann dachte sie wieder an ihre Erzählungen. Erinnerte sich daran, dass sie eigentlich die meiste Zeit schon mehr für sich war und immer etwas verhalten reagiert hatte.
Megumi lehnte sich auf der Couch zurück und berührte ihr Kinn, während sie überlegte. „Nun… Ri-Chan und ich haben meistens irgendwelche Games gespielt oder Anime geschaut, wenn wir uns zum Übernachten getroffen hatten. Oder einfach nur über dies und das unterhalten.“
Sie lachte leise. „Meist haben wir uns so sehr in etwas hereingesteigert, dass wir entweder die ganze Nacht durch gemacht haben, wenn Papa uns nicht vorher erwischt und ins Bett geschickt hat. Und selbst da haben wir oft unter der Decke noch leise geredet.“
Ein breites Grinsen huschte über ihr Gesicht, wenn sie an die vielen Nächte dachte.

"Also nicht ganz anders als bei Akito und mir." Sie lächelte bei der Vorstellung wie klein Riko und Megumi wohl sein mussten, und dachte unweigerlich zurück an die alten Tage wo Akito, Yuu und sie nachts viel zu lange wach waren und heimlich Filme schauten für die sie eigentlich viel zu jung gewesen waren, nur um dann am Ende nicht einschlafen zu können.
Dann grinste sie. "Und ich dachte unter Mädchen macht man das ganz klischeehaft mit Kissenschlachten und Fingernägel lackieren und sowas. Da bin ich froh daß mir das doch erspart bleibt."

Als Sayoko Akitos Namen erwähnte, spürte wie Megumi für einen kurzen Moment rot wurde. Dabei erwischte sie sich bei dem Gedanken, wie er wohl als Kind gewesen war, den sie jedoch schnell wieder wegschüttelte. Stattdessen räusperte sie sich.
„Kissenschlachten haben Ri-Chan und ich als Kinder auch gemacht“, antwortete sie schnell, bevor Sayoko etwas bemerkte. Auch wenn es ohnehin schon ein offenes Geheimnis war, dass Megumi Akito sehr gerne hatte.
„Da waren wir aber noch ganz klein und haben uns oft so sehr mit den Kissen verprügelt, dass wir mittendrin eingeschlafen sind“, sie lachte auf. „Das war aber damals im Kindergarten.“

„Oh, dann seid ihr ja wirklich wie Akito und ich.“ Sie lächelte nostalgisch. „Kein Wunder das Ri-chan dir so auf die Pelle rückt.“ Und trotzdem hatte Riko Megumi nie von ihren Problemen Zuhause erzählt – Sayoko selbst wusste ja auch nur dank Alice davon. Dahingehend ähnelte sie ihr auf eine Weise, die sie irgendwie traurig machte.
Es herrschte kurzes Schweigen und sie versuchte, die negativen Gedanken die für einen kurzen Moment hochgekommen waren, beiseite zu schieben. Heute wollte sie sich amüsieren, Spaß mit einer Freundin haben, etwas tun, was gut für sie war.
Schließlich grinste sie. „Wir können auch sonst die anderen Klischees bedienen, Megu-chan. Redet man nicht normalerweise auch über Jungs und Liebe und den ganzen Kram?“
Immerhin hatte sie Akito ja was versprochen, und was wäre sie für eine schlechte Freundin wenn sie das nicht einhalten würde – außerdem war Sayoko aufgefallen wie Megumis Wangen ein kleines bisschen röter wurden als sie seinen Namen erwähnte, und sie fand es niedlich, wie unschuldig sie dabei wirkte. Das komplette Gegenteil von ihr, welche gerade in Liebesdingen durch und durch verdorben war.

Unweigerlich wich Megumi vor ihr zurück, ihr Gesicht wurde wieder eine Nuance röter.
„Ich dachte du magst keine Klischees“, stotterte sie und tastete nach der Fernbedienung, von der sie hoffte, dass sie auf ihrer Seite war.
Klar, sie hatte mit Sayoko schon öfter über Akito geredet und sie wusste mit Sicherheit auch um Megumis Gefühle für ihn. Aber wollte sie den Abend direkt damit beginnen?
„A-außerdem ist es bei dir doch viel interessanter, genau!“ Sie hob belehrend einen Zeigefinger. „Du hast doch schließlich Yuudai-Kun!“

Sayoko lächelte selbstzufrieden - es war wirklich süß wie verknallt Megumi in ihren Besten Freund war, und wie sehr sie Thema peinlich berührte.
"Von mir aus." Sagte sie schließlich nachwievor grinsend und schlug die Beine übereinander. "Was willst du wissen? Denk aber ja nicht das du verschont bleibst, Megu-chan."

Im ersten Augenblick war Megumi total überfordert über diese Reaktion. Klar, dass Sayoko offen darüber sprach war ja ganz normal, schließlich waren sie und Yuudai nicht erst seit gestern ein Paar… trotzdem überforderte es Megumi erst Mal ein wenig, dass sie einfach so locker darauf reagiert hatte. So hatte sie sich den Abend eigentlich nicht vorgestellt!
Still wünschte sie sich, dass Dinah sich aus ihrem Zimmer bewegen würde, was sie sehr wahrscheinlich jedoch nicht tun würde. Nicht nachdem Megumi ihr bereits gesagt hatte, dass Sayoko für die Nacht kommen würde.
Schließlich griff sie nach ihrem Glas, das sie mit beiden Händen festhielt und nahm einen tiefen Schluck, versuchte sich ein wenig zu beruhigen.
„Wie… ist das eigentlich so? Ich meine…“ Sie zögerte ein wenig. „Vielmehr… wie war es bei dir bevor ihr zusammen wart? Also wenn die Frage in Ordnung ist…“ Ihre Stimme zitterte ein wenig, genau wie ihre Finger. War es in Ordnung diese Frage zu stellen? Schließlich schien es Sayoko zu der Zeit psychisch nicht gut zu gehen, zumindest wenn Megumi es jetzt rückwirkend betrachtete.

Wenn Sayoko ihre Freundin so sah, wie sie rot anlief, verunsichert und unbeholfen war, war sie regelrecht entzückt. Dieses Mädchen war so unschuldig, so naiv, das sie ihr am Liebsten auch die schmutzigen Details erzählen würde, nur um sich dann über ihre Reaktion zu amüsieren.
„Na ja… wir kennen uns halt schon ewig, und mindestens genauso lange war ich auch verliebt in ihn. Nur leider war er ein ziemlicher Idiot und hat mich eine ziemlich lange Zeit von sich weggestoßen... Hab zwischenzeitig sogar versucht eine Beziehung mit jemand anderen zu führen, nur allzu lange hat das auch nicht gehalten. Er war halt nicht Yuu.“
Sie lachte leise, und ließ ihren Blick ins Leere schweifen. Sie erinnerte sich noch genau wie Ryota-kun ihr überraschenderweise nach der Schule seine Liebe gestanden hatte, und wie sie dem einfach zugestimmt hatte, in dem Moment aus einer Laune heraus.

Mit ernstem Blick lauschte sie Sayokos Worten. Dass sie Akito und Yuudai schon seit Kindertagen kannte wusste sie ja schon, aber dass ihre Gefühle so weit reichten…
„Also war das bei euch so gesehen schon eine Sandkastenliebe?“, fragte sie und versuchte sich vorzustellen, wie das wohl gewesen war. Eigentlich dachte sie, sowas kommt nur in Geschichten vor. Irgendwie empfand sie es aber gleichzeitig auch irgendwie als unheimlich niedlich, nicht zuletzt auch weil sie Yuudai selbst als eher gruselig empfand – auch jetzt noch.

Sayoko lachte. Wie schaffte es dieses Mädchen diese eher… ungesunde Obsession in etwas so unschuldiges zu verwandeln?
„Quasi. Wobei ich das nicht so nennen würde.“ Sie selbst griff nach ihrem Glas, ließ das Wasser in drinnen hin und her schwappen und beobachtete dies.
„Ich denke das richtige Wort dafür ist Obsession.“ Schließlich nahm sie einen Schluck und stellte es zurück auf den Tisch.
„Wobei ich deine Variante besser finde, nehmen wir lieber die.“

Sie öffnete kurz den Mund um etwas zu sagen schloss ihn jedoch direkt wieder und entschied sich, nicht weiter auf das Thema Obsession einzugehen. Sayoko würde bestimmt nicht gerne darüber reden und Megumi war sich sehr sicher, dass das auch eine sehr private Sache war. Selbst sie wusste, dass es Dinge gab, die man lieber nicht ansprach.
„Hmm“, machte sie schließlich nur und zog ihre Beine näher an sich, nachdem sie ihr Glas abgestellt hatte.
„Woran hast du dann gemerkt, dass du ihn liebst?“, fragte sie schließlich.